Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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Herrin Jeschute.

      »Ueberzeugt auch seid ihr des,

      Frau, daß der stolze Galoes,

      25Fils dü Roi Gandein,

      Im Tod erlag der Tjoste mein.

      Ihr selber hieltet nah dabei,

      Wo mir Plihopliherei

      Entgegen tiostierend ritt

      Und mich im Streite da bestritt.

      [135]Hinters Ross mein Sper ihn zückte,

      Daß kein Sattel mehr ihn drückte.

      So hab ich manchen Preis errungen,

      Viel Ritter hinters Ross geschwungen.

      5Das kam mir nicht zu Gute hier:

      Die höchste Schande wehrt' es mir.

      »Sie haßen mich mit Grunde,

      Die von der Tafelrunde.

      Ihrer achte stach ich nieder da,

      10Wo es manche Jungfrau sah,

      Bei dem Sperber dort zu Kanedig.43

      Ich behielt euch Preis und mir den Sieg,

      Wie ihr bei Artus wohl ersaht,

      Der meine Schwester bei sich hat,

      15Die Süße, Kunnewaren.

      Ihr Mund kann nicht gebahren

      Mit Lachen, eh sie den ersehn,

      Dem den höchsten Preis sie zugestehn.

      Ach käm mir doch derselbe Mann!

      20So würd ein Streiten hier gethan,

      Wie heute Morgen, da ich kämpfte

      Und eines Fürsten Hochmuth dämpfte,

      Der mir sein Tiostieren bot:

      Da gab ihm meine Tjost den Tod.«

      25»Ich will von solchem Zorn nichts sagen,

      Daß mancher hat sein Weib geschlagen

      Um geringere Schuld.

      Sollt ich euch verliebte Huld

      Im Ritterdienst noch bieten,

      So gewännt ihr nur die Nieten.

      [136]Ich will nicht mehr erwarmen

      In euern blanken Armen,

      Wo ich wohl sonst in Minne lag

      Manchen wonniglichen Tag.

      5Ich mach euch bleich den rothen Mund,

      Euern Augen thu ich Röthe kund;

      Eurer Freude will ich wehren,

      Euer Herze Seufzer lehren.«

      Die Fürstin sah den Fürsten an,

      10Ihr Mund da jämmerlich begann:

      »Nun ehrt an mir die Ritter all.

      Weis und getreu seid ihr zumal

      Und wohl auch so gewaltig mein,

      Ihr könnt mir schaffen hohe Pein;

      15Nur geht erst weislich zu Gericht.

      Bei allen Fraun, versäumt es nicht!

      Verdien ichs, trag ich gern die Noth.

      Fänd ich von andrer Hand den Tod,

      Daß es euch nicht Schmach erwürbe,

      20Wie gern ich dann erstürbe!

      Das wär mir eine süße Zeit,

      Da ihr mir doch erzürnet seid.«

      Wieder brach der Zornge los:

      »Frau, euer Hochmuth wird zu groß,

      25Dem sei ein Maß beschieden.

      Gesellschaft wird vermieden

      Mit Trinken und mit Eßen,

      Beilagers gar vergeßen.

      Euch wird kein anderes Gewand

      Als dieß, worin ich heut euch fand.

      [137]Sei euer Zaum ein Seil von Bast,

      Der Hunger lad eur Pferd zu Gast;

      Allen seinen Schmuck verliert

      Euer Sattel wohlgeziert.«

      5Hurtig zerrt' und riß er da

      Den Samt herab. Als das geschah,

      Und der Sattel brach, den sie geritten

      (Ihre keuschen reinen Sitten

      Hatten seinen Haß erfochten):

      10Mit dem Strick, von Bast geflochten,

      Richtet' er ihn wieder zu;

      Sein Haß benahm ihr gar die Ruh.

      Der Herzog sprach nach solchem Thun:

      »Herrin, laßt uns reiten nun.

      15Wie wär ich froh, erreicht ich ihn,

      Der eure Minne nahm dahin.

      Ich bestünd das Abenteuer,

      Gäb auch sein Athem Feuer

      Wie eines wilden Drachen.«

      20Mit Weinen sonder Lachen

      Schied aus dem Zelte trauriglich

      Die edle Frau und härmte sich.

      Sie hing dem eignen Leid nicht nach,

      Nur ihres Mannes Ungemach.

      25Sein Trauern schuf ihr solche Noth,

      Ihr wäre lieber wohl der Tod.

      Nun sollt ihr treulich sie beklagen,

      Sie muß nun hohen Kummer tragen.

      Wär mir aller Frauen Haß bereit,

      Mich härmte doch Jeschutens Leid.

      [138]So ritten sie auf seiner Fährte.

      Der Knapp sein Ross auch Eile lehrte;

      Nur wuste nicht der Unverzagte

      Daß man hinterdrein ihm jagte;

      5Doch wen sein Auge wahr nahm,

      Sobald er ihm so nahe kam,

      Der gute Knappe grüßt' ihn fein

      Und sprach: »So rieth die Mutter mein.«

      Also ritt der täppsche Knab

      10Einen Berghang hinab.

      Als er vor den Felsen kam,

      Eines Weibes Stimm er dort vernahm.

      Vor Jammer schrie sie manchen Schrei;

      Ihr war die Freude gar entzwei.

      15Der Knappe ritt ihr eilends nah:

      Nun hört, was that die Jungfrau da?

      In ihres Herzleides Drang

      Riß die braunen Zöpfe lang

      Sigune jammernd aus der Haut.

      20Als der Knapp sich umgeschaut,

      Schionatulander

      In der Tjost erschlagen fand er

      Liegen in der Jungfrau Schooß,

      Die aller Freuden nun verdroß.

      25»Mag er traurig oder fröhlich sein,

      Ihn grüßen hieß die Mutter mein:

      Gott wahr euch,«