Die Legende der Eiswölfe. Nicole Seidel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nicole Seidel
Издательство: Bookwire
Серия: Eiswolflegende
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738074499
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Publikum vorstellen zu können.

      Trotz all der vorgenommenen Schutzvorkehrungen zeigte sich ihnen kein weißhaariger Dunkelelf mehr. Nuance blieb wie vom Erdboden verschluckt und nach wenigen Wochen stellte sich die Alltagsroutine wieder ein. Die Erinnerung an fast Viertausendjahre alte Elfenzwillinge geriet allmählich ins Vergessen.

      Durch Schlaf, Meditation und Kampfübungen gelangte Lord Nuance Silver bald wieder zu Kräften. Es vergingen jedoch über fünfzehn Tage, bevor er sich in der Lage sah, das komplizierte Ritual des widerkehrenden Lebens an seiner Schwester zu vollziehen.

      Hierzu legte er das Quenya erneut ins Feuer, das diesmal mit seltenen Kräutern und Hölzern einen betäubenden Duft im unterirdischen Versteck verbreitete. Er öffnete das sandfarbene Kleid seiner Schwester und legte ihren Oberkörper frei, denn er musste das Schmuckstück zwischen ihre Brüste nahe ihrem Herzen platzieren, sie selbst lag direkt vor dem Kamin. Nuance kniete sich neben sie, sammelte seine Energie in sich und begann das magische Elfenlied des Lebens zu singen. Bei der Wiederholung kam es ihm bereits viel sicherer über die dunklen Lippen. Der Elf ergriff das diesmal golden glühende Quenya aus dem Feuer und legte es Nuaja dicht ans Herz, dabei behielt er seine eigene Hand auf dem kaltglühenden Metall und sang die Zauberworte ein drittes Mal.

      Mit dem zuletzt gesungenen Wort entzog ihm der keltische Knoten einen enormen Anteil seiner eigenen Lebensenergie. Es floss im Zeitraum eines Lidschlags aus ihm hinaus und er sank bewusstlos über seiner Zwillingsschwester zusammen.

      Nuaja öffnete die hellen Augen und erblickte einen diffusen Höhlenraum. Zaghaft streckte sie ihre Hand nach dem Mann aus, der auf ihrer Brust lag. Sie streichelte sein weißes Gesicht, fuhr die Tattoonarbe an den Wangen ab, die auch sie selbst hatte, und strich sanft über die Konturen seiner hübschen schwarzen Lippen. Ein Lächeln legte sich auf ihren schöngeschwungenen Mund, als er die Augen aufschlug und sie ansah.

      Die Freude über ihr Erwachen schenkte Nuance neue Kraft. Er setzte sich auf, legte das Quenya beiseite und schloss ihr Kleid. Zärtlich hauchte er ihr einen langen Kuss auf die kühle Stirn. Sie schlang ihm ihre Arme um den Nacken und er hob sie auf seine Arme und legte sie zurück auf die Pritsche. Sofort schlief sie ein.

      Jhil steckte sich die Haarsträhne, die ihr immer wieder ins Gesicht fiel, hinters Ohr und blickte sich im überfüllten Museumssaal, in dem die Deponate aus dem Grab des Erstkönigs Elessar de Tanelor ausgestellt standen, um. Doch ihren Bruder Aleann konnte sie nirgends entdecken. Dafür war jede Menge reichgekleidetes Publikum da: Jhil bemerkte den Bürgermeister mit seiner Frau, einige alte Herrschaften vom Stadtrat, die sich den Professor geschnappt hatten, namhafte Schauspieler und Firmenmagnate und eine Handvoll auserwählter Medien- und Presseleute mit Kameras und anderen Aufnahmegeräten. Dazwischen wuselten Kellner mit Tabletts voller Getränke und Häppchen durch die Menge und schwarzgekleidete Securityleute standen - unauffällig tuend - an fast jeder Ecke, Vitrine und den Ausgängen.

      Es war Freitagabend, Premierenabend für die neuen Ausstellungsstücke. Sie hasste solche hochge­stochenen Gesellschaften und wünschte sich das Ende des Abends herbei. Doch bis Mitternacht waren es noch einige Stunden, die interne Eröffnung hatte gerade erst begonnen.

      Sie hielt immer noch Ausschau nach ihrem Bruder, als sich ihr jemand von hinten näherte und sie an den Armen packte."Ungehorsam muss bestraft werden", sang ihr ein Mann auf elfisch leise ins Ohr.

      Jhil erstarrte und eine weiße Strähne seines Haares fiel ihr über die Schulter, so dicht stand er bei ihr. "Prinz Nuance", stammelte sie und ließ ihre Blicke verzweifelt durch den Raum schweifen. Wo war nur Aleann? Wieso reagierten die Wachleute nicht auf den seltsamen weißhaarigen Kerl in ihrem Nacken? Hm, kam es Jhil, sie wussten ja nichts von ihm.

      "Wir gehen von hier fort." Kaum erwähnt zog er die schwarzhaarige Frau aus dem überfüllten Raum, einen Korridor entlang und durch den Ausgang. Niemand hielt sie auf, weil sie keinem auffielen. Draußen umwehte sie ein frischer Herbstwind und es roch nach Regen. Der Elf zog die Frau am Museumsgebäude vorbei in eine schattige Nebenstraße, eine Straßenlaterne flatterte unruhig einige Meter weiter weg in der Nacht und die langen Schatten darum schluckten die beiden Gestalten. Lord Nuance hatte mit der verängstigt-erstarrten Jhil Raven keinerlei Probleme, stumm ließ sie sich von ihm fortzerren. Er öffnete ein magisch blaues Portal und ging mit ihr hindurch. Sie landeten in dem unterirdischen Höhlenversteck.

      Nuance stieß sie durch den Höhlenraum in Richtung des Kamins, in dem ein wärmendes Feuer brannte. Jhil zitterte teilweise aus Angst vor dem Elfenprinzen, teils weil sie in ihrem schwarzen Abendkleid unzulänglich bekleidet war. "Was wollen sie von mir?" fragte sie ihn.

      Er stand dicht vor ihr, in seinem schwarzen Mantel, dem schattigen Gesicht mit der leichenblassen Haut. Ein Kontrast von Finsternis und Mondlicht. Keinerlei Regung konnte sie auf seinem ernsten Gesicht erkennen. "Deinen Ungehorsam bestrafen", antwortete er nur und strich ihr langsam über den unbedeckten Arm nach oben.

      "Ich verstehe nicht?" stammelte sie und zitterte noch heftiger unter seiner Berührung.

      "Du hättest das tun sollen, was ich dir aufgetragen habe, dann wäre ich zufrieden mit dir gewesen. Aber ich habe mein Lanzenschwert zurücklassen müssen. Und dein Bruder hat mich verletzt. Dieser Unge­horsam muss bestraft werden." Seine Hand war am Träger ihres Kleides angekommen. Mit einem Finger hob er den schmalen Träger an und zog ihn langsam über ihre Schulter.

      Aus dem Hintergrund des Raumes drangen Schritte und das Rascheln eines Kleides an ihre Ohren. Sehr schnell trat eine dritte Person in den Lichtkreis des Kaminfeuers. Nuaja Silver 'Elin legte sanft die ihre auf die fordernde Hand ihres Zwillingsbruder. "Sie trägt das Erbe Ban Gynvael in ihrem Blut. Ihr und ihrem Bruder hast du es zu verdanken, dass ich wieder bei dir bin." Sie lächelte ihn an und wandte sich dann der schwarzhaarigen Frau zu. Eingehend betrachtete sie die junge Frau mit dem tief­schwarzen Haar, den leuchtendgrünen Augen und den zitternden Körper in einem tief dekolletierten langen Kleid.

      Jhil war völlig überwältigt, die wunderschöne Elfin - die sie zuletzt in einem Sarkophag hatte liegen sehen - vor sich lebendig und mit ihr sprechend zu sehen.

      "Du bist sehr schön, Jhil Raven. Hab keine Angst vor uns beiden." Nuaja streichelte sanft ihre Wange - eine warme Berührung, die ihr Sicherheit versprach. Dann wandte sie sich erneut an ihren Bruder. "Es ist kein Wunder, dass du sie begehrst. Doch ich sehe keinen Grund für eine Bestrafung, Bruder. Sei ihr ein wahrer Galant." Stumm nickte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Handinnenfläche. Nuaja lachte auf, als sie ihm seine Hand entzog und entfernte sich zurück in die Schatten mit den Worten: "Genieße es Jhil."

      Dicht am Feuer lagen Decken und Kissen für ein bequemes Lager. Der alte Modergeruch der Stoffe war mit Räucherwerk überdeckt worden. Jhil stand davor und sah wie hypnotisiert ins Glutorange der Flammen. Nuance hatte sich den Mantel und Stiefel ausgezogen, hatte den breiten Ledergürtel abgelegt und das rote Hemd vom gestählten Oberkörper gezogen. Er trat hinter die Frau und streifte ihr die Träger des Kleides über die Arme. Zögerlich ließ Jhil es geschehen, dass er ihr das Kleid auszog, sie trat aus dem Stoff, den er dann nur achtlos am Rand der Decken fallen ließ. Darunter trug sie einen schwarzen Spitzen-BH, einen Satinslip und halterlose Strümpfe, aus ihren flachen Ballerinas war sie bereits gestiegen.

      Er umschloss sie mit kräftigen Armen, seine bleiche Haut strahlte eine ungewöhnliche Wärme ab. Nuance berührte ihren Nacken mit seinen Lippen, strich ihr das Haar zurück und küsste ihren Hals. Fordernd drehte er sie zu sich und forderte ihren bebenden Lippen einen Kuss ab. Jhil schwindelte es, ihre Beine wurden ihr weich, doch der Elfenprinz hielt sie fest, legte sie sanft auf die Decken und Kissen. Mit Heißhunger ergründete er ihren Körper mit den Händen und dem Mund. Beim Ausziehen des BHs musste sie ihm helfen, da er den Verschluss nicht kannte. Auch wenn ihr Verstand "Nein" rief, gierte ihr Körper nach dem seinen. Sie hatte ihn nie wirklich als hässlich empfunden, nur als angsteinflößend und unheimlich. Doch diese Andersartigkeit zog sie auch sexuell an.

      Sie war wie in einem Rausch, willenlos und gierig nach mehr verzerrte sie sich nach seinen Küssen, seinen Berührungen und öffnete sich ihm bereitwillig. Lord Nuance Silver 'Elin wurde zu einer Droge, nach der sie süchtig zu werden begann. Jhil vergaß die Zeit und den Raum, sie vergaß dass