Die Mops Monologe 4.0. Gerritje Krieger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerritje Krieger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738050349
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zur Not für ein paar Wochen auszuhalten, finde ich. Aber ohne Joghurt und Quark? Und noch schlimmer: ohne Käse? Das waren ja grausige Aussichten.

      Und dann sah ich es, das Licht am Horizont. Würstchen! Meine geliebten Würstchen! Die waren schließlich aus Fleisch und konnten ja dann kein Problem sein, da war ich sicher.

      Doch dann bemerkte ich den mitleidigen Blick von Frauchen. Würstchen, erklärte sie mir mitfühlend, seien leider aus einem Fleisch, das ich vorläufig auch nicht essen dürfe, und deshalb für die nächsten Wochen ebenfalls vom Speiseplan gestrichen. Genauso wie Wurstsuppe.

      Keine Würstchen und null Wurstsuppe? Für Wochen? Gleich mehrere? Ich sag’s Ihnen: Ich war baff.

      Seither bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Mal ehrlich: Ein Leben ohne Würstchen und Wurstsuppe ist ja kein Zustand, das sehen Sie auch so, oder? Ich meine, wenn man die nicht hat, kann man quasi gleich einpacken, oder?

      Jedenfalls, so also sieht mein Leben im Moment aus – trist, trüb und freudlos. Frauchen hat zwar versprochen, dass wir am Wochenende versuchen, aus diesem Diät-Zeugs eigene Leckerchen zu backen, aber seien wir ehrlich: Welches Leckerchen sollte denn, bitteschön, etwas so Wunderprächtiges wie meine Geflügel-Wiener ersetzen?

      Also, ich werde mich natürlich bemühen, aber: Falls Sie vorläufig nichts mehr von mir hören sollten, wundern Sie sich nicht. Vermutlich wird mich, so ganz ohne Würstchen, häufiger mal ein mopsiger Schwächeanfall ereilen. Gut möglich, dass mir überhaupt jede Kraft fehlen wird, um irgendwas zu tun. Und wenn meine grauen Mops-Zellen nicht mehr mit Würstchen gefüttert werden: Ob ich dann überhaupt noch Mopskolumnen diktieren kann? Ehrlich, ich habe da größte Bedenken…

      Also, falls Sie mir eventuell ein paar Würstchen schicken könnten, da wäre ich Ihnen sehr verbunden. Ich muss dann nur zusehen, dass ich heimlich den Mopsboten abfange – ohne dass Frauchen es merkt.

      Ja, schon klar: Für dieses Ausschluss-Dings ist das dann vermutlich nicht so hilfreich. Aber, seien wir ehrlich: Dass man vom Nicht-Würstchen-Essen gesünder wird, ist ja irgendwie sowieso ein Widerspruch in sich, oder? Wirklich, wenn Sie mich fragen, hat da einer nicht richtig nachgedacht.

      Also, mal sehen, irgendwo kriege ich meine Würstchen schon her – so schwer kann das ja nicht sein. Gleich mal im Internetz bei diesem Landkarten-Dienst nachgucken, wie ich auf dem schnellsten Weg zu nächsten Metzgerei komme. Ich meine: Meine direkten Vorfahren, die Wölfe, beschaffen sich ihr Futter immerhin auch seit Jahrtausenden allein – da werde ich das ja auch hinkriegen. Schließlich: Selbst ist der Mops, oder was meinen Sie? Ich halte Sie auf dem Laufenden.

      Mehr nächste Woche.

      Mit mopsigen Grüßen,

       Ihr Eddie

      4. Ein Mops ist kein Weihnachtsbaum, oder: Warum ich auch künftig lieber im Dunklen tappe

      Tag auch.

      Erinnern Sie sich noch an das Debakel im Sommer mit diesem grausigen Kokos-Zeugs, mit dem mich Frauchen damals einschmierte? Die Geschichte, bei der ich roch wie ein Tropenfrüchtchen und schallendes Gelächter von sämtlichen meiner Hundekumpels im Wald erntete? An die mitleidigen Blicke, die mir tagelang folgten und das ständige Flüstern hinter meinem Rücken? Jedenfalls: Frauchen hat es allen Ernstes geschafft, diese Geschichte noch zu toppen. Und das kam so.

      Wie Sie wissen, machen wir uns abends, sobald Herrchen zu Hause ist, gern zu einer großen gemeinsamen Runde auf. Spitzen-Sache, wie ich finde: Danach kommt man schön ausgepowert nach Hause, kriegt einen leckeren Napf voller Fresschen und haut sich anschließend mit dem gesamten Rudel aufs Sofa – so jedenfalls läuft das bei uns üblicherweise.

      Nun liegt es ja in der Natur der Dinge, dass sich unsere Abendspaziergänge im Frühling und Sommer von denen im Herbst und Winter vor allem in einem maßgeblich unterscheiden: Wenn Herrchen in der kalten Jahreszeit nach Hause kommt, ist es nämlich schon längst dunkel, und ohne entsprechende Beleuchtung sieht man hier bei uns auf dem Land zum Teil die Pfote vor Augen nicht. Alles nicht tragisch, weil: Gibt ja diese praktischen Taschenleuchten, von denen Frauchen und Herrchen dann im Winter welche dabei haben.

      Und damit wäre die Sache eigentlich auch erledigt, sollte man meinen. Aber: Nein. Nicht bei meinen Zweibeinern. Denen fällt bekanntlich immer was Neues ein, um ahnungslosen Möpsen und Bullys das Leben schwerzumachen – so auch diesmal.

      Als wir neulich zum Spaziergang aufbrachen, gab es nämlich eine Neuerung: Normalerweise trage ich ja Geschirr – allerdings legte Frauchen mir diesmal zusätzlich ein Halsband an, was ich irgendwie schon ziemlich seltsam fand. Schließlich: Ist ja doppelt gemoppelt, ne? Auch die Tatsache, dass sie mir so eine Art Weste überzog, obwohl ich ja Klamotten – wenn überhaupt – sonst höchstens bei Tiefschnee und extremen Minusgraden trage, hätte mich stutzig machen sollen. Aber Sie wissen, wie ich bin: Immer bereit, an die gute Absicht im Zweibeiner zu glauben.

      Außerdem fühlte ich mich wegen der doofen Allergie-Diät, die wir seit letzter Woche machen, auch schon ganz abgemagert – auch wenn Frauchen sagt, auf der Waage sei davon nichts zu sehen. Trotzdem: Vielleicht würde ja so eine Weste angesichts meiner schmelzenden (wenn auch ohnehin kaum vorhandenen) Fettschicht doch ganz angenehm wärmen, dachte ich. Und ließ die Anzieherei – wie die Anna auch – brav über mich ergehen, bevor wir Richtung Talsperre düsten.

      Schon unterwegs fiel mir aber auf, dass die Westen es nicht richtig brachten. Irgendwie waren die kein bisschen kuschelig und auch überhaupt nicht warm, und so ein weiches Innenfutter wie mein Mantel hatten die auch nicht. Stattdessen machten sie bei jeder Bewegung seltsame Geräusche, die mir in den Ohren knirschten – wie die Dinger die Anna und mich warmhalten sollten, war mir schleierhaft. Sah mir alles nach einer ganz schönen Fehlkonstruktion aus, aber: Ich ahnte ja nicht, wie sehr ich mich täuschte.

      Kaum waren wir nämlich angekommen und raus aus dem Auto, fing Frauchen an, an unseren neuen Halsbändern und den beiden Westen rumzufriemeln. Sie zupfte hier und drückte da, und dann, mit einem Mal, war irgendwie der halbe Wald erleuchtet wie ein Fußballstadion oder so, und ich wurde komplett geblendet und sah erst mal für eine Weile gar nix.

      Als sich nach gefühlten Minuten die Sternchen vor meinen Pupillen verzogen und ich langsam wieder die Umgebung erahnen konnte, begriff ich, was passiert war: Das gleißende Licht, das mich um ein Haar meiner Sehfähigkeit beraubt hätte, kam nicht etwa von den Landestrahlern eines Ufos oder einer neuen Flutlicht-Anlage entlang der Talsperre. Nein, die Helligkeit ging von Anna und mir aus. Oder vielmehr von den neuen Halsbändern und den Knitter-Westen, die in die Nacht blinkten, als müssten sie einem Flugzeug den Weg über die Landebahn weisen.

      Nun werden Sie verstehen, dass mir angesichts dieses Blödsinns verschiedene Fragen durch den Kopf schossen. Wissen Sie, ich habe ja als Mops mehrere Berufe – ich bin Buchautor und Unterhalter, Würstchen-Aufpasser und Fußball-Profi, Friseurhund und Gartenarbeits-Überwacher und noch einiges mehr. Aber: Eine Lichtorgel bin ich nicht. Und eigentlich hatte ich in meinem Leben auch nicht mehr vor, eine zu werden.

      Frauchen, die ja viel auf ihre angebliche Intelligenz hält und immer meint, alles, was sie tut, würde einer tieferen Logik folgen, fing denn auch gleich mit einer umfassenden Erklärung an. Das diene alles der Sicherheit und so, meinte sie. Weil, in der Dunkelheit könne ja die Anna und mich ohne solche Leuchtwesten kein Mensch sehen, und wenn wir mal an der Straße entlang gingen und ein Auto käme und so weiter… Sie ahnen es: stundenlanges Gefasel.

      Mich plagten derweil andere Sorgen – zum Beispiel, dass mich einer meiner Kumpels so sehen könnte. Sie müssen wissen, nach der Geschichte mit dem Kokoszeug war es mir nur unter größten Anstrengungen gelungen, meinen Ruf als ernstzunehmender Mops-Schriftsteller im Wald wiederherzustellen. Selbst als der Tropenduft runter war, habe ich das Gekicher hinter meinem Rücken noch wochenlang gehört. Das Letzte, was ich nun brauchte, war, dass mich einer meiner vierpfotigen Freunde in diesem peinlichen Leucht-Outfit sah.

      Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als schon mein Kangal-Kumpel Paul mit seinem Herrchen um die Ecke bog. Der