Seither versuche ich zu verdrängen, was da im Bad geschehen ist. Ja, schon klar, Sie denken jetzt vielleicht: „Macht doch nichts, steht die Anna halt auf Wasser, muss ja den Eddie nicht stören.“ Aber haben Sie überhaupt eine Ahnung, was das für Auswirkungen auf mich haben könnte?
Ich meine: Wer weiß denn schon, auf was für Ideen die Anna kommt, wenn’s mal richtig heiß ist? Vielleicht hüpft die dann mal eben in diesen ekligen Gartenteich und spritzt mich von oben bis unten nass, wenn ich nichtsahnend auf meinem Liegestuhl schlafe. Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn sie mich vielleicht nach einem Bad im See stürmisch anspringt, weil sie spielen will. Ich meine: Am Ende bin da vielleicht ich nasser als die Anna!
Nee, ich sag’s Ihnen: Ich fürchte, da kommen noch harte Zeiten auf mich zu.
Vermutlich wäre ich angesichts solcher Aussichten längst verzweifelt, wenn es nicht doch noch einen Lichtblick gegeben hätte. Als ich neulich an einem verregneten Nachmittag auf dem Sofa lag, geschah es: Frauchen machte die Haustür auf, um zum Briefkasten zu gehen – eine Gelegenheit, die Anna grundsätzlich nie verstreichen lässt, ohne ebenfalls einen Kurztrip in den Garten zu unternehmen. Nicht so dieses Mal: Gerade noch fröhlich Richtung Haustür gestürmt, machte sie rund einen Meter vor der Türschwelle plötzlich eine Vollbremsung, hielt die Nase in die Luft, schnüffelte zweimal, stellte fest, dass gerade drei oder vier Regentropfen vom Himmel fielen, und: machte eine Drehung um 180 Grad. Ich war selig.
Seither bin ich immerhin ein bisschen beruhigt. Denn auch wenn die Anna sowohl auf Badewannen als auch auf Talsperren steht, finde ich, dass es immer noch Hoffnung gibt, so lange sie wenigstens einsieht, das Regen komplett für den, ehm, Mops-Hintern ist. Darauf kann man doch aufbauen, oder? Da ist doch noch nicht Hopfen und Malz verloren, oder was meinen Sie?
Jedenfalls: Nächsten Frühling, wenn es langsam warm wird, werde ich sie nochmal in Angriff nehmen, die Wasser-Diskussion mit der Anna. Bis dahin halte ich mich einfach an dem Glauben fest, dass ich sie schon noch zur Vernunft bringen werde, die Anna. Nein, ich bitte Sie: Widersprechen Sie mir jetzt nicht. Behalten Sie Ihre Einwände für sich – die Hoffnung ist alles, was ich habe…
Mehr nächste Woche.
Mit mopsigen Grüßen,
Ihr Eddie
3. Die Würstchen-Krise, Teil 2, oder: Von mopsigen Diät-Plänen und wie man sie durchkreuzt
Tag auch.
Ganz ehrlich, ich bin für dieses Jahr bedient. Im Ernst: Ich muss mich hier mit Sachen rumschlagen, das haut den stärksten Mops aus den nicht vorhandenen Schuhen – eine Zumutung ist das. Und dabei fing alles so schön an! Aber: der Reihe nach.
Wie Sie wissen, bin ich ein großer Fan des Postboten, den ich schon seit Jahren zum Mopsboten umgetauft habe. Völlig logisch, weil: Der bringt schließlich immer die großen Futterpakete für mich, und seit neuestem auch für meine Bully-Mitbewohnerin Anna.
Gestern war es wieder soweit. Schon am frühen Vormittag postierten Anna und ich uns auf der Terrasse, um auf den Mopsboten zu warten – schließlich muss man ja aufpassen, dass er nicht aus Versehen vorbeifährt oder so. Und die Pakete prüfe ich natürlich auch immer ganz genau – nicht, dass da zu wenig geliefert wird oder meine schönen Futterdosen zerbeult sind. Alles schon dagewesen, ne?
Jedenfalls kam er dann gestern auch, schleppte unter Stöhnen und Seufzen zwei riesige Pakete an, die die Anna und ich gleich kontrollierten. Machte alles einen prima Eindruck – sämtliche Dosen in super Zustand und so viele, dass es für ein Weilchen reichen würde. Also, so für drei, vier Tage oder so. Bloß die Etiketten sahen irgendwie anders aus als sonst – was ich aber nicht weiter beachtete. Konnte ja sein, dass die Hundefutter-Leute sich Neue gemalt hatten. Ich war sicher, das hatte bestimmt nichts zu sagen.
Hatte es aber doch. Als es aufs Abendessen zuging, nahm Frauchen mich zur Seite und setzte diesen ernsten Blick auf, den sie sonst nur drauf hat, wenn ich richtig was ausgefressen habe. Also quasi nie, weil, bekanntermaßen bin ich ja ein Vorbild an totaler mopsiger Bravheit und so. Sollten Sie was anderes gehört haben: Das sind Fehlinformationen, ehrlich.
Und dann kam’s: Die Anna und ich, erklärte Frauchen mir, wir müssten jetzt eine Diät machen. Sie sagte noch irgend so ein anderes Wort, das ich nicht verstand und das mich auch nicht weiter interessierte, denn alles, was ich hörte, war: „Diät“. Weil, „Diät“, das weiß ich von meinen Hundekumpels aus dem Wald, hat nie was Gutes zu bedeuten. Wenn mir einer meiner Freunde von „Diät“ erzählt, dann können Sie darauf wetten, dass der guckt, als müsse er den Kummer der ganzen Welt auf seinen Schultern tragen. Was völlig verständlich ist, weil, bei so einer Diät bekommt man als Hund ja quasi nichts mehr zu essen. Das ist sozusagen der Hunde-Supergau, wenn Sie so wollen – schlimmer geht kaum. Und da ich hier ohnehin schon nur drei sparsame Mahlzeiten am Tag kriege, können Sie sich sicher vorstellen, wie ich das so fand.
Ganz abgesehen davon, ist es natürlich auch eine komplette Unverschämtheit, ausgerechnet mich auf Diät setzen zu wollen – weil, Diät unterstellt ja schließlich, dass man irgendwie zu dick sei. Und ich habe ja nun, wie jeder weiß, einen wunderprächtigen, sportiven Mops-Mann-Körper, an dem alles, aber auch wirklich alles sitzt, wo es soll.
Mir blieb also nur eins: Ich bellte Zeter und Mordio und geigte Frauchen gehörig die Meinung – dass das eine Unverfrorenheit sei und ich überhaupt kein Gramm zu viel auf den Rippen hätte, und die Anna schon gar nicht, und dass wir dann in Streik treten würden oder ausziehen oder beides.
Frauchen unterbrach mich aber gleich. Bei der Diät, sagte sie, ginge es gar nicht ums Abnehmen. Viel mehr hätte die Anna außer ihren vielen anderen Problemen mit der Haut vermutlich auch noch eine Allergie gegen das eine oder andere Futter. Und das sollten wir nun rausfinden – über eine sogenannte Ausschluss-Diät.
Ich verstand nur Bahnhof. Außerdem: Was hatte ich denn damit zu tun? Schon klar, tat mir ja voll leid, dass die Anna jetzt so ein Ausschluss-Dings machen sollte. Aber ich? Wieso denn ich?
Erklärte Frauchen mir dann auch: Ich hätte ja schon seit Jahren immer mal wieder Bauchweh. Und auch bei mir hätte die Ärztin den Verdacht geäußert, dass ich vielleicht mein Futter nicht vertrage. Und deshalb würden wir das mit der Anna und mir jetzt in einem Abwasch klären.
Dagegen fiel mir erst mal nichts Einleuchtendes ein. Dass mein Magen immer mal wieder Ärger macht, stimmte ja nun. Allerdings: Was sollte denn daran diese Diät ändern? Vorsichtshalber kläffte ich Frauchen noch ein paarmal vorwurfsvoll an – nur prophylaktisch sozusagen, um schon mal meinen allgemeinen Unmut gegen dieses Diät-Gedöns zu äußern. Und dann wollte ich wissen, was es denn nun genau auf sich hatte mit dem Kram.
Nun ist Frauchen ja nicht doof, das muss man ihr lassen. Die überbrachte mir zuerst die gute Nachricht: Hungern müssten die Anna und ich bei dieser Diät-Geschichte nicht, wir würden normal große Mahlzeiten kriegen, und schmecken würde das auch prima.
Klang alles erst mal nicht schlecht, aber irgendwas sagte mir trotzdem, dass da ein Haken bei der Sache sein musste. Weil: Sonst würde sich das Ganze ja nicht „Diät“ nennen, ne?
Als ich ein bisschen nachbohrte, rückte Frauchen dann schließlich mit der ganzen Wahrheit raus. Um zu klären, gegen was Anna und ich allergisch seien, dürften wir vorläufig nur Kartoffeln und eine einzige Sorte Fleisch essen. Und erst nach ein paar Wochen könnten wir dann anderes ausprobieren.
Ich dachte nach: Fleisch und Kartoffeln hörte sich nicht mal so übel an. Aber was würde denn aus den anderen Sachen?
Die würden erstmal ausfallen, meinte Frauchen.
Ausfallen? Ich war schockiert. – Und Käse?
Fiele auch aus, meinte Frauchen.
Ich war der Ohnmacht nahe. Und Möhrchen und Äpfel und Quark und Joghurt?
Vorläufig auch gestrichen, so Frauchen.