Schuldig!. Jens R. Willmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jens R. Willmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847639886
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Herr Hauptkommissar Hartmann, es muss.«

      »Na, dann einen schönen Tag noch, meine Herren. Übrigens ein sehr fähiger Mann«, Hartmann deutete lächelnd auf den jungen Polizisten, »bisschen zu übereifrig, aber sonst …«. Er winkte zum Abschied und ging zu seinem Wagen zurück. Unterwegs hörte er den jungen Polizisten noch fragen, warum sein Kollege ihm denn nicht gesagt hätte, dass dies Hauptkommissar Hartmann sei. Noch mal huschte ein kurzes, zufriedenes Lächeln über seine Lippen, als er die Fahrertür zu seinem Wagen öffnete. Er stieg ein, schloss die Tür, suchte seine Zigaretten und lehnte sich zurück. Während er sich eine ansteckte, fiel sein Blick in den Rückspiegel. Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Foto aus der Tasche des Toten. Er atmete den Rauch tief ein. In dem Moment fiel es ihm urplötzlich auf, und er verschluckte sich, was sofort einen schlimmen Hustenanfall auslöste. Erst nach einer Minute beruhigte sich sein lärmender Rachenbereich wieder und Hartmann sah erneut in den Rückspiegel. »Der Baum, verdammt noch mal«, schimpfte er und startete den Motor. Mit Vollgas und durchdrehenden Reifen wendete er den Wagen und raste den Weg zurück, den er gerade gekommen war. Eilig griff er zum Handy und rief Nitze an. »Bist du noch am Tatort?«

      »Ja, warum?«

      »Das erklär ich dir gleich, bleib da.«

      Kurz darauf lenkte er seinen Wagen die Stichstraße hinauf zum Parkplatz. Er stieg aus, schnappte sich seine Jacke und lief los. Unterwegs rempelte er einen Mann mittleren Alters in einem dunklen Mantel an, wofür er sich sofort entschuldigte. »Da nicht für, Herr Kommissar.« Hartmann wunderte sich, woher der Unbekannte wissen konnte, dass er der Kommissar war, dachte aber nicht weiter darüber nach, da Nitze bereits auf ihn wartete.

      »Was ist denn los?«

      »Wo ist das Bild?«

      Nitze wusste erst nicht, welches Bild er meinte. »Meinst du das Foto aus der Tasche des Opfers, dieses alte Polaroid-Ding?«

      »Ja, ja, her damit!« Eilig öffnete Nitze seinen Koffer, suchte das Bild heraus und gab es Hartmann, der sich schnell umdrehte: »So, nun mitkommen.« Entschiedenen Schrittes folgten sie dem Weg bis zum Ende der Hecke und liefen dann über die Wiese bis hin zum Baum. Der Kommissar hielt das Foto auf Augenhöhe und suchte nach der richtigen Position.

      »Hier, komm, sieh es dir an«, forderte er seinen Kollegen schließlich auf. »Erkennst du, was ich meine?« Doch dieser schien sich nicht ganz sicher zu sein, wusste auch nicht, worauf der Kommissar hinauswollte.

      »Verdammt, Nitze, sieh genauer hin!« Wie wild fuchtelte er mit der anderen Hand herum. »Da, die Hauswand und das Geländer, nun sieh hier auf dem Foto.«

      Nitze konnte kaum glauben, was er da sah. »Gibt es ja nicht. Der Junge von dem Foto, das wir bei dem Opfer fanden, scheint sich genau hier erhängt zu haben. Derselbe Baum, dieselbe Umgebung.«

      Hartmann atmete tief durch und fühlte sich bestätigt. »Aber was bedeutet das?«, fragte Nitze.

      »Das müssen wir herausfinden. Es wird ja irgendwelche Aufzeichnungen über diese Tragödie geben.« Der Ermittler von der Spurensicherung glaubte auch, dass es noch Unterlagen geben müsse.

      »Am besten treffen wir uns morgen um zehn Uhr in meinem Büro. Vielleicht stellen wir auch noch ein Team zusammen. Krause wird ja dann auch wieder anwesend sein«, sagte Hartmann und sah auf seine Uhr. »Scheiße, so spät schon. Ich muss los, wir sehen uns morgen.« Er gab seinem Kollegen das Bild zurück und eilte davon. Nitze verglich noch einmal die Details und legte schließlich kopfschüttelnd das Bild zurück in seinen Koffer. Warum war ihm das nicht aufgefallen?

      7

      Er hing seinen dunkelfarbigen Wollmantel an den Haken der Garderobe und ging kurz ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Danach führte sein Weg in die Küche, wo er sich einen Kaffee aufsetzte. Während die Kaffeemaschine lief, verschränkte er die Arme und sah nachdenklich aus dem Fenster, das auch mal wieder geputzt werden musste. Sein erstes Opfer in Wuppertal.

      Er hatte diesen Job von seinem Vater übernommen. Er fand zwar, dass man das Opfer unerwartet früh, vielleicht zu früh, entdeckt hatte, dennoch war er sich sicher, genügend Zeit gewonnen zu haben. Er ließ seine Erinnerungen zurückwandern, bis zu dem Punkt, als die Zeit des Wartens begann. Lange hatte es nicht gedauert, bis die Kraft seines Opfers nachließ und dessen Körper sich nach unten bewegte. Seiner Meinung nach ging es etwas zu langsam, da sich die Schlinge nur stückweise zuzog.

      Sollte er beim nächsten Mal denn tatsächlich nachhelfen müssen? Nein, er war überzeugt, dass es beim nächsten Opfer schneller gehen würde, was die Sache allerdings gleichzeitig auch erschwerte. Eine gewisse Zeit würde es auch kosten, das Brenneisen auf Temperatur zu bringen. Aber er konnte ja schlecht eine Feuerstelle errichten.

      Mit krächzenden Geräuschen meldete sich die Kaffeemaschine, und er ging hinüber zum Schrank, um sich einen Becher zu holen. Vorher jedoch zog er sich eine uralte Strickjacke über, die noch von seinem Vater stammte. Ihn fröstelte ein wenig, er schenkte sich schnell Kaffee in den Becher. Und während er langsam seinen Kaffee trank, dachte er darüber nach, wie er doch seinem Vater immer ähnlicher wurde.

      Warum hatte der Kommissar seinen kleinen Tipp nicht beachtet? Oder hatte er es doch? Er war sich nicht sicher. Lange hatte er beobachtet, wie sie auf dem Grundstück nach Hinweisen suchten. Dabei hatte er die meisten beseitigt, gut, die Spuren im Rasen, dagegen konnte er nichts tun. Aber die würden auch nicht zu ihm führen. Merkwürdig fand er das Verhalten des Kommissars, denn so kannte er ihn gar nicht. Auch wie er mit dem Mann von der Presse umsprang, schon sehr seltsam.

      Sein Blick fiel auf einen alten Bilderrahmen, während er sich auf der Küchenbank niederließ. Seine Eltern, von denen er das Haus geerbt hatte, waren auf dem alten Foto zu sehen. Sollte er ihnen dankbar sein?

      Seinen Job konnte er jedenfalls getrost aufgeben. Er hatte bereits einen Teil seiner Erbschaft erhalten, als seine Mutter sich für ein Altenheim entschied. Das würde schon bis zu seinem Ende reichen. Verheiratet war er nie und Kinder hatte er auch keine. Also warum etwas davon aufheben?

      Er nahm einen weiteren Schluck und spürte die innerliche Wärme. Vielleicht hatte er einfach zu wenig geschlafen, die Nacht war ja auch kurz. Gegen zwei Uhr dreißig hatte er ja erst das Grundstück am Bahnhof verlassen, dann seine Utensilien vernichtet, von da an weiter zum Berliner Platz in Oberbarmen, um dort den gestohlenen Wagen loszuwerden. Dann musste er ja zu Fuß weiter, wieder zurück zur B 7, um schließlich mit seinem eigenen Wagen nach Hause zu fahren. Und so wurde es schließlich halb vier, bis er im Bett war. Um sechs Uhr läutete dann schon wieder der Wecker. Von da an saß er am Radio und hörte den Polizeifunk mit. Döste zwar zwischendurch immer wieder ein, aber sein Unterbewusstsein hörte weiter mit. Dann kam die Meldung, auf die er gewartet hatte. Er wunderte sich ein wenig, dass sie so früh kam.

      Sein roter Kater trottete in die Küche und schlich um seine Beine. »Na, Dicker, auch mal aufgestanden?« Er kraulte ihn am Kopf, sofort begann das Tier laut zu schnurren. »Du hast Hunger, hm? Na, dann komm!« Müde erhob er sich und ging zu einem Schrank, aus dem er eine Futterschale herausholte. Aus einem Regal griff er nach der Futterdose, öffnete sie und gab den Inhalt mit einer Gabel in den Napf. »Hier, Alter, lass es dir schmecken!« Er stellte die Schale an die gewohnte Stelle und kehrte zur Küchenbank zurück. Schmatzende Geräusche erfüllten nun den Raum, während er noch einen Schluck vom mittlerweile lauwarmen Kaffee nahm.

      Warum war der Kommissar noch mal zurückgekommen? Hatte er seinen Hinweis entdeckt oder nicht? Diese Frage ließ ihm keine Ruhe. Um sich abzulenken, beschloss er, duschen zu gehen und danach noch ein wenig zu schlafen. Denn heute Nacht musste er noch mal weg.

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