Balkany Knights. Hermann Christen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hermann Christen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752915648
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"Muss trinken auf Wiedersehen", sagte er und zog eine Flasche aus dem Rucksack.

      "Sehe ich Mischka so ähnlich?"

      Vladimir setzte die Flasche ab: "Ja, weil du Bär auch und weil du gelegen am Boden wie Mischka nach verlieren und trosten."

      Er hielt Buddlibär die Flasche hin: "Du wollen?" Buddlibär nickte. Vladimir beugte sich vor und drückte ihm die Flasche in die Pfoten. "Macht Stimmung gut."

      "Das würde ich nicht tun", riet Eichhörnchen mit einem schiefen Grinsen, "das ist kein Wasser."

      Buddlibär schnupperte an der Flasche. "Riecht verdorben – warum hast du das gewusst?"

      "Steht 'Wodka' drauf – das ist Schnaps, kein Wasser."

      Vladimir schnappte sich die Flasche und roch ebenfalls daran. "Ist gut – nicht kaputt!", und nahm einen tüchtigen Schluck. "Nicht kaputt – ist total in Ordnung. Willst du jetzt?"

      "Nee, glaube nicht."

      Vladimir zuckte mit den Schultern, murmelte 'du nicht wissen was verpassen', schüttete Wodka nach und schraubte die Flasche zu. Er glotzte Buddlibär eine Weile an und begann plötzlich zu strahlen.

      "Ich Idee", rief er aufgeregt und sprang auf die Füße, "du kommen mit – machen Maskottchen für Spartak."

      "Geht nicht", wiedersprach Eichhörnchen, "an der Grenze müssen wir raus. Das Ticket gilt nur bis dahin."

      "Null Problem. Ich wissen, wie weiter bis Milano. Fahren."

      "Warum nicht?", meinte Buddlibär, "dann müssen wir weniger weit laufen."

      "Geht nicht. Schon vergessen? Wir haben ein Treffen mit Paul."

      "Kein Problem", mischte sich Vladimir ein, "Paul auch mit. Kein Problem bis Milano nicht weit. Fahren mit Kolleg – hat großes Laster."

      "Du hast selber ein großes Laster", murmelte Eichhörnchen mit einem verärgerten Seitenblick auf Vladimirs Rucksack. Das fehlte gerade noch, von einem alkoholsüchtigen Fußballfan abgeschleppt werden.

      "Ich geh mit Vladimir mit", platzte Buddlibär hervor, "Fußball sehen!"

      "Bist du verrückt? Du interessierst dich nicht für Fußball. Du weißt nicht einmal, was das ist. Das bringt unseren Zeitplan durcheinander und wenn wir Paul einmal verpassen, dann sehen wir ihn auf der ganzen Reise nicht mehr. Du weißt doch…"

      "Wir sehen ihn ja an der Grenze", unterbrach Buddlibär, "und können ihn die kleine Planänderung durchgeben. Er behauptet ja von sich, dass er flexibel sei, solange man ihn früh genug und schriftlich über Änderungen informiert."

      "Du setzt unseren wohl durchdachten Plan aufs Spiel", zeterte Eichhörnchen, "nur, weil ein dahergelaufener Schwarzfahrer dir einen Floh ins Ohr setzt!"

      "Wohldurchdacht? Unser Reiseplan?", spöttelte Buddlibär.

      "Nix schwarzfahren!", mischte sich Vladimir ein, "fahren ganz legal!", er zog seinen Fahrschein aus der Innentasche seiner Jacke und schwenkte ihn triumphierend in der Luft, "ich Ticket – nix schwarzfahren! Aber Personenzug fährt spät. Darum ich hier rein."

      "Dann ist ja alles im Butter", lachte Buddlibär, "Vladimir ist in Ordnung – außer, dass er verdorbenes Wasser trinkt." Er drehte sich Vladimir zu: "Erzähl mir von Spartak. Von Mischka."

      Eichhörnchen seufzte. Es kannte seinen Freund gut genug um zu wissen, dass er sich im Moment nicht umstimmen ließ. Bis zur Grenze hatte es Zeit genug, um zu überlegen, wie es Buddlibär argumentativ das Kreuz brechen konnte.

      Kapitel 2: Milano

      Eichhörnchen war überzeugt, dass seine ausgefeilte, kleine hübsche Rede den Braunen zur Vernunft zwingen würde: von Verantwortungsgefühl, Gemeinsinn und übergeordneten Idealen würde es sprechen und, falls er nicht begriff, ihn einen querschlägerischen Vaganten schimpfen, dem es egal sei, wie es sich fühlte. Es erwog eben, ob es die Botschaft etwas straffen und den ersten Teil streichen sollte, als der Zug quietschend anhielt.

      "Muss der Lokführer schon wieder?", wunderte sich Buddlibär.

      "Chiasso. Wir sind da. Bin ich froh, hier rauszukommen."

      Vladimir nervte seit einer halben Stunde mit weinerlichem Klagen über das unsägliche Ende von Mischka und leerte dabei die Flasche. Eben fesselte er Buddlibär damit, dass Mischka ein virtuoser Kasatschok-Tänzer gewesen sei.

      "Er sich dabei nur selber getoppt mit Interpretation sterbender Schwan."

      "Der sterbende Schwan war wohl eher dem Suff geschuldet", warf Eichhörnchen ein, "jetzt raus hier."

      Buddlibär erhob sich: "Den Rest kannst du mir auf dem Laster deines Freundes erzählen."

      Er stütze seinen Fahrtgenossen, der unsicher auf den Beinen schwankte.

      "Erstaunlich, wie ihn das Andenken an Mischka mitnimmt", murmelte Buddlibär und zog die Schiebetüre auf.

      "Das kommt vom Wodka", verurteilte Eichhörnchen abschätzig, "und ist die Vorstufe zum sterbenden Schwan."

      "Nix Wodka – Beine eingeschlafen."

      Eichhörnchen lachte freudlos auf und schlüpfte nach draußen. Buddlibär hievte Vladimir aus dem Wagen.

      "Da", rief Eichhörnchen und zeigte auf einen kleinen Glockenturm auf dem Bahnhof, "da oben wird Paul landen."

      Es huschte über die Geleise, kletterte einen Baum hoch und sprang von da aufs Dach hinüber. Mit zwei Sätzen erreichte es den Glockenturm. Es brauchte einige Momente für sich allein: Kasatschok, sterbender Schwan, Fußball. Die Reise driftete früher als befürchtet ins Chaos ab. Verstimmt blickte es auf den von Grasbüscheln und kleinen Stauden übersäten Platz, wo Vladimir mit einem leeren Kanister zeigte, wie man Penaltys schoss.

      "Geniefft du die Fonne?"

      Erschrocken fuhr Eichhörnchen herum: "Was schleichst du dich heran wie eine hinterhältige Schleiereule auf Beuteflug!"

      "Waf ift daff für eine Begrüffung", grinste Paul.

      "Gut bist du hier."

      "Du tuft ja, alf ob ef fon Monate her ift, daff wir unf gefehen haben…"

      "Mir kommt es so vor. Schau da unten. Kicken wie Kleinkinder einen Kanister herum."

      "Wer ift der Mann?"

      "Vladimir. Kleines Reiseandenken."

      "Dann ift gut. Pfort ift gefund." Er breitete die Flügel aus und schwebte hinab.

      "Hallo Paul", freute sich Buddlibär, "gute Reise gehabt?"

      Paul schüttelte den Kopf: "Kalt warf. Warum mufften die die Alpen auf fo hoch bauen. Da liegt fon Fnee. Bin faft erfroren. Daf nächfte Mal nehm ich den Tunnel."

      "Was machst du, wenn ein Zug entgegen kommt?"

      "Aufweichen."

      "Kluger Vogel", schmunzelte Eichhörnchen, "was gibt es Neues von zu Hause?"

      "Nichpf! Da ift auch Montag."

      "Weiß Amman schon was Neues? Wie geht es den Waldleuten?"

      "Prima, allef prima bei den Waldleuten", berichtete Paul, "und Amman hat erpfählt, daff Koller fauer ift, weil ihr abgehauen feid. Und Rudolf berichtet, daff Knack und Geifer ebenfallf fauer auf euch find, weil fie auf dem Wald abhauen mufften."

      "Das ist doch nicht meine Schuld", reklamierte Buddlibär, "die haben angefangen…"

      "Find jepft bei Gugger. Und noch einen Gruff von Merlin, der die wiedergewonnene Langeweile im Wald fehr begrüfft."

      "Ist das alles?"

      "Hey, ihr feid nicht mal pfei Tage weg. Da paffiert nicht viel", er blickte Buddlibär an, "vor allem, wenn er nicht da ift. Ef gibt fon Leute im Wald, die dich vermiffen und wieder etwaf mehr Leben in der Bude