Nicht zu vergessen: Trends allzu schnell hinterherzuhecheln, verkürzt automatisch das Nachdenken über diesen Trend. Verkürzt die Beschäftigung mit dem Thema. Verkürzt die Gedankengänge und die Argumentationsketten und resultiert, bei allem Tempo, leicht in einem unausgegorenen Getränk, das niemandem schmeckt und seinem Autor nach der voreiligen Publikation sauer aufstößt.
Dennoch wird es immer wieder Fälle geben, in denen der Autor gründlich genug nachgedacht hat, um einer der Ersten im Trendboot zu sein, und zwar mit einem ausgegorenen Werk und schneller als die Trendjäger aus den Verlagen. Wenn dann der Buzz der Webcommunity laut genug ist, verbreitet sich das Buch schneller als alle anderen. Damit schafft es, was eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen großen Erfolg im Trendgeschäft ist: Sei (einer) der Erste(n)!
Linktipp: Eine neue Entwicklung aus den USA war vorherzusehen: Dort lässt Swoon Reads, ein Young-adult-Imprint von Macmillan, Leser darüber abstimmen, welches Manuskript zum Buch wird. Mehr darüber lesen Sie in diesem Artikel der New York Times mit Verweisen zu weiteren Berichten und Experimenten rund ums Thema Crowdsourcing bei Büchern:
http://j.mp/1otZn09 (Englisch).
Fazit: Themen & Trends
Der Selfpublisher kann fixer am Trend dran sein. In den Verlagen aber ist man oft näher am Markt. Und: Die Verlage werden durch eigene E-Book-Programme und Print-On-Demand schneller.
Verlagsautoren
+ Mögliche Unterstützung und Input beim Finden und Entwickeln von Themen.
+ Agenten und Lektoren sind in vielen Fällen näher an der Branche dran als der Autor und wissen daher tendenziell eher, welche Themen angesagt sind, welche Trends in der Luft liegen und welche lange genug trendy sein werden, dass man dazu noch ein Buch schreiben kann.
+ Die Eingrenzung des Spektrums auf ein bestimmtes Thema, einen bestimmten Trend tut der Kreativität fast immer gut (siehe Ideen).
+ Gemeinsames Suchen nach Themen kann befruchtend wirken: auf das konkrete Projekt, auf das Aufspüren und sogar auf das Setzen von Trends.
+ Große Verlage haben die Macht, Trends – zumindest in Grenzen – selbst anzustoßen.
+ Gerade wenn Agent oder Lektor einen Autor gut kennen, können sie ihm beim Finden seiner Themen helfen. Welche Themen beispielsweise treiben den Autor in seinen bisherigen Werken um? Oft braucht es zu der Erkenntnis einen Dritten.
+ Geringere Gefahr für den Autor, in eine total falsche (d. h. unverkäufliche) Richtung zu schreiben.
– Auch Agenten und Lektoren wissen nicht alles – über die Zukunft schon gar nicht.
– Wer sich zu sehr auf Trendthemen verlässt, läuft womöglich den Trends nur hinterher.
– Wer sich zu sehr auf Trendthemen verlässt, verliert seine Themen, die, die einen tief im Inneren umtreiben, leicht aus den Augen. Die Folge sind blutleere Bücher, ohne Leidenschaft geschrieben.
– Wenn Sie in einem großen Verlag oder einer großen Agentur nur ein Autor unter vielen sind, dürfen Sie nicht erwarten, dass man Ihnen beim Finden von Trends weiterhilft – auch nicht dann, wenn Sie diese Hilfe gut gebrauchen könnten.
– Der Autor wird in eine Richtung manövriert oder sogar gedrängt, die ihm nicht gefällt oder nicht passt.
– Da derselbe Trend oft von vielen erspürt wird, zumal wenn das Thema »in der Luft liegt«, kommt der Autor entweder zu spät oder muss sich den Markt mit zu vielen anderen teilen.
Selfpublisher
+ Schnellstmögliche Reaktion auf aktuelle Trends.
+ Aufgrund der kürzeren Reaktionszeit kann der Autor sogar in gerade angesagte Trends rechtzeitig einsteigen.
+ Beharren auf den Themen, die dem Autor wirklich etwas bedeuten, die ihn umtreiben und antreiben, kann zu besonders leidenschaftlicher Auseinandersetzung mit einem Thema führen.
+ Da im Selfpublishing keine Vorgaben zum Umfang oder zur Reihenaufmachung eines Buchs gelten, kann der Autor mit einem sehr dünnen Werk besonders schnell und kurzfristig auf den Trendzug aufspringen.
+ Möglichkeit, sein bereits erschienenes Werk umgehend Veränderungen im Trend anzupassen.
± Völlige Freiheit beim Finden und Entwickeln von Themen.
– Gefahr des »Schreibens am Markt vorbei«.
– Gefahr, blind und hektisch in Trends einzusteigen, was zu schlechten Büchern und, im Wiederholungsfall, zu einem schlechten Image des Autors führt.
– Gefahr, dass das Thema nicht stark oder interessant genug ist, einen ganzen Roman zu tragen oder ein komplettes Sachbuch.
– Gefahr, dass der Autor sich zu wenige Gedanken über das Thema macht und einfach losschreibt. Das Ergebnis: ein nicht durchdachtes, unausgegorenes Buch.
– Gefahr, dass überhaupt kein Thema gefunden wird – was zu chaotischen Romanen oder unfokussierten Sachbüchern führt.
Diese Fragen sollten Sie sich ehrlich beantworten:
Hilft es mir, meine Arbeit zu fokussieren, wenn man mir sagt, welche Themen oder Trends ich bedienen soll?
Weiß ich überhaupt, welche Themen mich am stärksten beschäftigen und umtreiben? (Tipp: Machen Sie eine Liste!)
Habe ich einen Riecher für verkäufliche Themen, der sich in der Vergangenheit bereits gezeigt hat? Gehe ich das Wagnis ein, daraus auf die Zukunft zu schließen?
Sind solche Themen mehrheitsfähig? Falls nicht, kümmert mich das?
Bin ich in der Lage, ein Thema weiterzuverfolgen, selbst wenn die Mehrheit es für out hält?
Welchen Wert lege ich darauf, dass meine Bücher trendy sind?
Will ich Trends hinterherlaufen oder will ich lieber Trends setzen? (Mit der ehrlichen Erweiterung, dass Letzteres sehr, sehr viel schwieriger und aufwendiger ist, insbesondere für einen Selfpublisher.)
Habe ich einen Riecher für verkäufliche Themen, der sich in der Vergangenheit bereits gezeigt hat?
Bin ich ein Schnellschreiber, ohne dass unter dem Tempo die Qualität deutlich leidet?
Habe ich einen eher durchschnittlichen oder eher außergewöhnlichen Geschmack? Weiß ich, in welchen Bereichen meine Interessen progressiv und wo sie konservativ sind?
Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?
Wie wichtig ist mir das Thema »Trends«?
(1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)
Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Trends« besser zu mir?
(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)
Ihre Entscheidung:
Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Ein Buch konzipieren: Ideen formulieren
Nach dem Finden der Ideen steht die Weiterentwicklung dieser Ideen in ein tragfähiges Konzept