Die Tote im Heidbergbad. Ingo M. Schaefer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ingo M. Schaefer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742774569
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Schuppen zurecht. Mit Hogens Säge versteht sich. Hätte man das Rohr wider Erwarten im Bad gefunden, hätte man Hans Hogen verdächtigen müssen. Das fanden wir geil. Er sollte nach Anjas Mann dran sein.“

      „Das haben Sie mit der Lauckner ordentlich durchgezogen.“ Ich hatte die ersten Ergebnisse, die mich schüttelten.

      „Die machte mich ganz high. Jeden Tag Sex. Dazu die Hogen. Die logen und machten mich wütend auf den Mann. Die haben mich so manipuliert, dass ich ihn, naja, ihre Leute graben ja den Garten um.“

      Torken besaß eine eigene Riesenhäckselmaschine. Als der Bambus im April als Waffe taugte, lockte Anja Lauckner ihren Mann zur Gärtnerei. Der wurde erstochen und mit dem Bambus zusammen zerh… und als Humus entsorgt.

      „Am nächsten Tag war alles anders. Ab da gab es keinen Sex mehr. Die Lauckner war am Ziel und wollte nichts mehr von mir wissen. Ich sollte eine Woche später den Hogen kaltmachen, genauso wie den Lauckner. Die Hogen versuchte das gleiche Spiel, wie die Lauckner. Jeden Tag Sex und Alkohol. Aber nicht mit mir.“

      Zu dem Zeitpunkt hatten die beiden Frauen schon ihre Flucht geplant und Flüge gebucht - ohne Torken. Am Tage des Abfluges sollte Hogen erledigt werden.

      „Ich wollte zuerst Cash sehen. Die Fotzen hätte mich über den Jordan schicken können. Ich hatte gerade das Bambusrohr für ihren Mann abgeschnitten, da rief ich die Hogen vom Bad aus an, sagte ihr, sie solle jetzt das Geld mitbringen, dass beide mir schuldig seien. Sonst würde ich niemanden mehr töten. Die Fotze brauchte ihn später nur anrufen und er würde zur Gärtnerei fahren, wie der Lauckner.“

      „Brachte sie das Geld mit?“ fragte ich.

      „Nur die Hälfte, vierzigtausend Euro. Ich solle froh sein, überhaupt was zu bekommen, blaffte sie. Schließlich hätte ich Blut an den Händen und nicht sie. Der Rest käme nach getaner Arbeit. Die Nacht war warm und sie im Kleid. Ich war scharf auf sie. Sie lachte mich aus, und hätte sich mit mir stets nur geekelt. Sie drehte sich um und wollte gehen. Einfach so. Aber da war ich schon zu wütend und stieß zu, wieder und wieder. Die Tasche mit dem Geld habe ich in einem Bankschließfach. Darauf müssen die Fingerabdrücke dieser Schlampen sein. Die sind schuld.“

      Ich verkniff mir jede Bemerkung, die vor Gericht vielleicht unglücklich ausgelegt werden könnte.

      Verdächtige und Täter. Schein und Sein.

      Wie wahr!

      16

      Weil der Mörder nun gefasst war, durften Marga und Dorothee mehr Leute holen. Als mehrere gefühlte Zeitalter vergangen waren, um die Erde Sandkorn für Sandkorn ab zu tragen, begannen sie die ersten Knochen des groß angekündigten Grafengrabes zu bergen, natürlich mit viel Blitzlichtgewitter und Reportern. Selbstverständlich kam das Skelett zu uns nach Hause. Ein alter Knochen wie ich reicht ihr nicht. Seit die Kinder draußen waren, hatte Professorin Dr. Dr. h.c. Marga Nagel ein Stockwerk beschlagnahmt. Aus aller Welt kamen die Gebeine. Ich lebte sozusagen im Lesumer Beinhaus.

      Zähneknirschend musste die Gottmutter zerbröselnder Becken zugeben, dass die knöchernen Überreste einer Frau gehörten. Das Alter passte zu einer weit bekannten Lesumer Gräfin, der ersten historisch gemeldeten Bremerin, um polizeilich genau zu sein. Dafür hatte ich vor Wochen das Expertengelächter geerntet. Dorothee murmelte verbissen, dass es sich nicht um ein Grab handelte, wie beide zuvor der Presse gemeldet hatten, die ungeprüft der Öffentlichkeit das Grab eines Grafen meldete. Die Frau war heimlich verscharrt worden.

      Ich schwieg darüber, wer die verscharrte Frau war, obwohl sie doch eigentlich einen festen hochherrschaftlichen Liegeplatz im Dom haben sollte, der komischerweise nie gefunden wurde. Ich zerbiss meine Lippen Marga zuliebe. Offiziell sind die Gebeine Gräfin Emmas von Lesum nie gefunden worden.

      Yannick, der Schleimer, suchte freiwillig mit seinen Leuten das Gelände nach den fehlenden Finger- und Handknochen ab. Der Gärtner hatte nicht bemerkt, dass er beim Ausheben des Erdreichs für sein Eisenrohr, eine Skeletthand vom Armknochen getrennt und die Fingerknochen mit jedem Spatenwurf in der Umgebung verteilt hatte.

      Yannick und seine Leute fanden tatsächlich fast alle - bis auf drei Fingerknochen. Dafür wurden sie in jeder Pressemitteilung gebührend und lobend von Dorothee und Marga erwähnt. Ablenkung nenne ich das. Da ich der Ratte nicht in die Kanalisation gefolgt war und mich nicht mit Kloake beschmutzt hatte, wurde mein Zutun geflissentlich verschwiegen.

      Zwei Monate später fraßen sich Bagger mehrere Meter tief in die Erde für ein neues Wohngebiet.

      Ende

      Kein Zurück Ohne Dich

      Ein Australien Roman

      Prolog

       Dezember 2006

       Brisbane, Ostküste Australien

      „Dieser Urlaub darf nie zu Ende gehen!“, rief Emma und breitete die Arme aus. Sie tanzte mit den Wellen des Pazifiks. Die Dreizehnjährige sprach mit fremdländischen Akzent. Der gleichaltrige Louis grinste einfach und hielt mit ihr Schritt. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also schwieg er. Vielleicht gab sie ihm wieder einen Kuss, wie gestern, als er den fetten Kerl zu Boden schubste, der sie an den Haaren ziehen wollte.

      Louis staunte über sich. Mädchen interessierten ihn eigentlich nicht. Die kicherten. Gut, geärgert hatte er sie auch. Bis jetzt. Emma war anders.

      Ihre verwundbaren Augen zogen ihn an. Ihr volles kräftiges dunkelblondes Haar, ihr Lächeln, ihre sanfte Stimme und viele andere Kleinigkeiten machten aus ihm einen anderen. Seit er hier in Brisbane mit seinen Eltern angekommen war und Emma am Strand kennengelernt hatte, war er wie befreit und ihm schien das Mädchen auch.

      Seine Mutter gluckte nicht um ihn herum. So entspannt hatte er sie nie erlebt. Brisbane war toll - mit Emma.

      Schade, dass sie sich nur heimlich treffen konnten. Ihre Eltern wollten ihn nicht.

      Emma durfte die dreitägige Tour ins Outback nicht mitmachen, obwohl er das insgeheim hoffte, seit er Emma kannte. Seine Eltern taten deswegen bereits geheimnisvoll und bedauerten, dass Emma nicht dabei sein durfte.

      Ihre gemeinsame Zeit verbrachten sie bei Sonnenaufgang, wenn alle schliefen. Emmas blöder Vater und die blödere Mutter verboten ihr alles. Nicht mal ein Handy erlaubten die ihr.

      „Typisch Deutsche“, tröstete Olana White ihren Sohn am Tag vor der Abfahrt. „Die kennen nur Verbote und Pflichten.“

      „Die beiden sind eine Ausnahme und unsympathisch, Schatz“, meinte ihr Ehemann Steve. „Wir haben drei Jahre in Berlin gelebt. Verbote bekam ich nicht mit, jedenfalls nicht mehr als in anderen Ländern. Vielleicht darf sie ja mit auf die Probefahrt. Aber seltsam sind die schon.“

      „Dürfte sie denn mit?“, fragte Louis aufgeregt.

      „Von uns aus, ja“, nickte seine Mutter. „Sie ist ein nettes starkes Mädchen und spricht schon sehr gut englisch.“

      „Ich werde sie beschützen und heiraten“, versprach Louis.

      Olana und Steve sahen sich an. Ihr Sohn war ein Dickkopf wie sie. Diesen Ernst allerdings kannten sie bisher nicht.

      „Ein Mann, ein Wort“, meinte Steve und hielt seinem Sohn die Hand hin. Der schlug ein. Olana verdrehte die Augen.

      „Zuerst solltest du sie fragen, ob sie dich will. Du bestimmst da gar nichts.“

      Zu Beginn der Tour in die Wildnis langweilte sich Louis. Er akzeptierte, dass seine Eltern alles versuchten, um seine Laune zu heben. Sie liebten ihn und er sie, aber mit Emma war alles anders, heller, grüner, bunter, aufregender.

      Dann geschah etwas Seltsames. In der Wildnis traf er bemalte Männer, Eingeborene, die seine Eltern umarmten. Louis erfuhr, dass er tiefere Wurzeln zu diesem Land besaß, als er geahnt hatte.

      Emma