Blaues Netz. Jean-Pierre Kermanchec. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jean-Pierre Kermanchec
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847615514
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nicht doch noch einmal gesehen?“

      „Nein, als ich zurückkam von meinem Spaziergang mit dem Hund, da stand das Auto immer noch genau an derselben Stelle. Den Fahrer habe ich aber nicht mehr gesehen. Ich ging davon aus, dass er wohl auch einen längeren Spaziergang am Aven machen würde. Am nächsten Tag war sein Auto fort. Ich nahm an, dass er nach seinem Spaziergang weggefahren war.“

      „Vielen Dank, Monsieur Germay, Sie haben uns sehr geholfen. Wir werden dieser Spur weiter nachgehen.

      Sie haben ein wunderschönes Haus und eine herrliche Bibliothek. Das muss ich Ihnen einfach sagen.“

      „Gefällt sie Ihnen? Ich fühle mich in diesem Raum am wohlsten. Er ist zwar etwas dunkel und ich glaube, er würde mich depressiv machen wenn das ganze Haus so eingerichtet wäre. aus so wäre,

      Aber da habe ich Glück, nach Süden hin ist es sehr hell und ich habe eine wunderbare Sicht auf den Aven und das Meer.“

      Die beiden Polizisten erhoben sich, dankten für die Auskünfte, verabschiedeten sich und gingen zur Tür. Monsieur Germay rief seine Haushälterin und bat sie, die beiden Herren zur Haustüre zu begleiten. Marson wollte schon sagen, dass es nicht nötig sei, verkniff es sich aber im letzten Moment. Er überlegte, dass er auch die Haushälterin nach dem Toten fragen könnte. Als er ihr das Bild zeigte, schüttelte sie nur den Kopf.

      „Nein, den habe ich noch nie gesehen.“ antwortete sie Marson und öffnete ihnen die Haustür.

      Marson und Ylian machten sich wieder auf den Weg. Es gab hier noch etwa zehn weitere Häuser in der näheren Umgebung. Deren Bewohner mussten auch noch alle befragt werden.

      „Könntest du dir vorstellen, in so einem Haus zu wohnen?“ fragte Marson seinen Kollegen.

      „Neee, dafür reicht mein Polizistengehalt nicht.“ Ylian sah Marson grinsend an.

      „Wenn du das Geld hättest, würdest du dann so wohnen wollen?“

      „Das will ich wohl meinen, das Haus ist ja schon beinahe ein Schloss. Wer eine Haushälterin hat, der hat auch einen Gärtner. Dann bliebe für mich ja nichts zu arbeiten übrig. Ich könnte mich den ganzen Tag auf die Terrasse legen und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Vielleicht würde das aber auch langweilig werden mit der Zeit.“

      Die beiden beendeten ihr Gespräch und klingelten an der nächsten Gartenpforte.

      Kapitel 5

      Es war bereits kurz vor 18 Uhr als im Büro von Ewen Kerber das Telefon klingelte und Robert Nourilly, der Officiers de Police Judiciaire, oder wie man kurz zu sagen pflegte der OPJ, am Apparat war.

      „Monsieur Kerber, könnten Sie in mein Büro kommen, ich benötige Ihre Hilfe.“

      „Ich komme sofort!“ antwortete ihm Kerber, legte den Hörer ab und stand auf. Monsieur Nourilly meldete sich äußerst selten bei ihm und um Hilfe hatte er noch nie gebeten. Er erkundigte sich schon einmal nach einem aktuellen Fall, wenn er vor einer Pressekonferenz stand oder zu einer erfolgreichen Verhaftung gratulierte. Ewen ging in die oberste Etage zum Büro von Nourilly. Er musste durch das Vorzimmer gehen, vorbei an der hübschen Sekretärin, Nolwenn Meunier. Als Ewen eintrat lächelte sie ihm zu und zeigte sofort auf die bereits offen stehende Tür zum Büro von Nourilly.

      „Monsieur Kerber, treten Sie ein!“ begrüßte ihn der OPJ. Als Kerber die Tür hinter sich schloss, bemerkte er, dass sie nicht alleine waren. An dem großen Besprechungstisch, rechts neben der Tür, saß ein Mann mit elegantem Anzug, den Kerber noch nie gesehen hatte.

      Nourilly ging auf Kerber zu, gab ihm die Hand und bat ihn an den Besprechungstisch. Ohne Umschweife kam er zur Sache.

      „Monsieur Kerber, ich darf Ihnen zuerst Monsieur Claude Crayont vorstellen. Monsieur Crayont arbeitet für die Regierung und ist extra aus Paris hierhergekommen, weil eine Spur in einem extrem wichtigen Fall nach Concarneau führt. Aber, am besten Sie tragen es selbst vor, Monsieur Crayont.“ Nourilly wandte sich Crayont zu.

      „Guten Tag, Monsieur Kerber, ich habe gehört, dass Sie der beste Commissaire in Quimper sind und wir brauchen für diesen Fall den Besten!“

      Immer wenn ein Gespräch mit einer solchen Schmeichelei begann, war Ewen Kerber auf der Hut. Er gehörte nicht zu den Menschen, die sich damit Ködern ließen und ihre angeborene Skepsis aufgaben.

      „Ich muss etwas weiter ausholen, erlauben Sie mir, dass ich Ihnen kurz einen Überblick über die Anfänge des Falles gebe.

      Vor ungefähr drei Monaten wurde unsere Botschaft in Peking von einem hochrangigen Vertreter der chinesischen Geheimpolizei aufgesucht, der uns über einen Fund in einem Container aus Frankreich informierte. Man hatte bei der Überprüfung eines Containers ein Paket gefunden, das in einer wasserundurchlässigen Verpackung eingewickelt war. Das Paket enthielt Falschgeld im Wert von ungefähr 50.000.000 Euro. Die Scheine, es handelte sich um Geldnoten von 200 und 100 €, waren von einer exzellenten Qualität und nur bei sehr genauer Prüfung als Fälschungen zu erkennen. Sie können sich vorstellen, dass man natürlich alles versuchte um die Quelle zu finden und die Fälscher zu verhaften. Der Fund in dem Container führte die Chinesen auf eine erste Spur nach Frankreich.

      Doch zurück zu dem Paket. Der Inhalt wurde sowohl von der chinesischen als auch von der französischen Polizei sehr sorgfältig untersucht. Es wurden keinerlei Fingerabdrücke gefunden, weder an der Verpackung noch an den Geldscheinen. Das einzige was die Chinesen finden konnten war eine blaue Faser. Genauere Untersuchungen führten dazu, dass man diese Faser als Spezialfaser für Fischernetze identifizieren konnte. Weitere Untersuchungen und Recherchen zeigten dann, dass es von einem Fischernetz aus Concarneau stammen könnte. Diese Tatsache führt uns nun hierher und zu Ihnen.“

      Kerber hatte während des Berichtes von Monsieur Crayont kein Wort gesagt, keine Zwischenfragen gestellt. Ihm war immer noch nicht klar, warum dieser Fall bei ihm landen sollte. Er war doch bei der Mordkommission und nicht bei der Abteilung für Falschgeldangelegenheiten. Er konnte aber in dem ganzen Bericht keine Verknüpfung finden, die zu einer Übertragung an die Mordkommission führte.

      „Monsieur Crayont, wieso soll die Mordkommission den von Ihnen beschriebenen Fall verfolgen? Ich denke, dass die Kollegen, die sich mit Falschgeld beschäftigen mehr Erfahrung und ein größeres Fachwissen für den Fall mitbringen. Für Morde bin ich zuständig aber in diesem Fall scheine ich nicht der Richtige zu sein.“

      Crayont sah Nourilly an und das Grinsen, das Kerber auf dem Gesicht von Crayont bemerkte schien seinem OPJ sagen zu wollen: „Das haben wir doch erwartet, nicht wahr.“ Aber anstatt einer Antwort, sagte Crayont nur, „Monsieur Nourilly, wollen Sie Monsieur Kerber aufklären?“

      OPJ Nourilly nickte und wandte sich an Kerber.

      „Monsieur le Commissaire, es gibt noch zwei Dinge, die Sie wissen müssen und die wir bisher nicht erwähnt haben. Zum einen wurde bei den Nachforschungen unseres Geheimdienstes ein Agent der Direction Générale de la Sécurité Extérieure ermordet und diesen Fall bearbeiten Sie gerade. Darüber hinaus sind Sie doch mit einem ehemaligen Commissaire der police judiciaire von Luxemburg befreundet. Der Mann ist zwar bereits pensioniert, aber er hat sich bereit erklärt für die luxemburgische police judiciaire als verdeckter Ermittler zu arbeiten.“

      Kerber sah Nourilly verdutzt an.

      „Der Mord von heute Morgen hat mit ihrem Falschgeldfall zu tun?“

      „Ja, so ist es, der Tote ist unser Agent hier in Concarneau. Ich war gerade dabei mit Monsieur Nourilly über den Fall zu sprechen, als uns die Nachricht erreichte, dass der Tote, den man am Aven gefunden hatte unser Mitarbeiter war. Wir waren seit gestern Abend beunruhigt gewesen, weil er sich nicht wie verabredet gemeldet hat. Jeden Abend informierte er uns über den aktuellen Stand seiner Nachforschungen. Er hat uns auch nicht gesagt, was oder wen er beobachten, überprüfen oder beschatten wollte. Seit unserem letzten Gespräch, vom Abend davor haben wir keinerlei Informationen über seine nächsten Aktionen mehr erhalten. Sie sollten diese Information aber