Blaues Netz. Jean-Pierre Kermanchec. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jean-Pierre Kermanchec
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847615514
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ihn ins Kommissariat mitnehmen und ihn in den ganzen Fall einweisen. Nur gut, dass wir Luxemburger keinerlei Probleme mit der französischen, englischen oder deutschen Sprache haben, dachte sich Medernach als er sich die kommende Zeit durch den Kopf gehen ließ.

      Es war kurz vor 19 Uhr als der Wagen des Innenministeriums vor der Tür hielt um Henri Medernach zum Bahnhof der Stadt Luxemburg zu bringen. Die Fahrt zum Bahnhof dauerte keine viertel Stunde. Er kaufte noch einige Zeitschriften für die Reise.

      Als der TGV dann kurz nach 20 Uhr den Bahnhof verließ und Medernach es sich in seinem Sitz gemütlich gemacht hatte, schlummerte er ein wenig ein.

      Es begann ein neuer Fall für ihn, dem Pensionär der police judiciaire aus Luxemburg. Die wenigen Informationen die er schon erhalten hatte, deuteten darauf hin, dass es sich um einen ganz besonderen Fall handelte. Medernach war gespannt.

      In Paris musste er übernachten. Sein Anschlusszug verließ Paris erst um halb acht am nächsten Morgen. Um halb zwölf würde er dann in Quimper eintreffen. Man hatte ihn gebeten, bereits am Vorabend nach Paris zu fahren und nicht eine direkte Verbindung nach Quimper zu buchen, aus Sicherheitsgründen. Medernach hatte die Bitte nicht ganz verstanden aber die eine Nacht in Paris störte ihn nicht, zumal die Übernachtung aus der Staatskasse bezahlt wurde.

      Man hatte ihm ein Zimmer im Hotel Mercure, unweit vom Boulevard Haussmann gebucht. Das Zimmer war sauber und ausreichend groß, dennoch konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass es etwas verstaubt war.

      Nachdem er sich an der Rezeption angemeldet hatte und seinen Zimmerschlüssel in Händen hielt, brachte er sein Gepäck nach oben. Anschließend endschied er sich für einen Spaziergang durch Paris und wollte auch noch eine Kleinigkeit essen, in einem der zahlreichen Bistros der Stadt. Von seinem Hotel bis zur Galerie Lafayette waren es nur wenige Minuten zu fuß. Henri überquerte den Boulevard Haussmann und schlenderte in Richtung der Madelaine. Als er durch die Rue du Faubourg Saint-Honoré kam, betrachtete er die Auslagen der Nobelmarken, die alle hier versammelt waren.

      Die Geschäfte waren bereits seit Stunden geschlossen aber das störte ihn nicht weiter. Als er an der Madelaine ankam, betrat er ein Bistro und bestellte sich ein Glas Rotwein und einen Croque Monsieur. Die Speisekarte war nicht gerade sehr üppig. Während er aß betrachtete er die zahlreichen Passanten, die an dem Bistro vorbeigingen. Die Zeiger der Uhr zeigten bereits auf Mitternacht aber das Leben in dieser Stadt schien nicht zur Ruhe zu kommen. Es war schon weit nach Mitternacht als Henri wieder in seinem Hotel ankam. Die Nacht würde kurz werden, dachte er sich, da sein Zug bereits früh Paris verließ. Henri bat an der Rezeption, dass man ihn spätestens um fünf Uhr wecken sollte und ging auf sein Zimmer.

      Kapitel 8

      Robert Nourilly hatte seinen Fahrer für 11 Uhr bestellt. Er sollte ihn zum Bahnhof bringen um den Kontaktmann aus Luxemburg zu treffen. Nourilly war von der Vorstellung, hier einen „Ausländer“ begrüßen zu müssen nicht gerade erbaut gewesen. Es reichte ihm schon, dass man diesen „Pariser“ Crayont hierher beordert hatte, der allem Anschein nach über mehr Kompetenzen verfügte als er selbst. Nourilly war Bretone und wie alle Bretonen zählte für ihn zuerst die Bretagne und dann kam Frankreich. Daher war dieser Crayont schon schlimm genug, aber auch noch einen Luxemburger, das war des Guten eigentlich zu viel. Aber Paris wollte es so.

      Als Nourilly am Bahnhof von Quimper ankam, blieben noch einige Minuten Zeit bis der TGV aus Paris eintraf. Hoffentlich ist der Zug pünktlich, dachte er sich. In den letzten Monaten hatte es immer wieder Verspätungen gegeben, weil Selbstmörder sich vor die Züge warfen. Bei der SNCF war man ratlos. Der Schock der Lokomotivführer führte bei einzelnen zu ernsthaften psychischen Problemen und die entstehenden Verspätungen hatten an manchen Tagen zu viel Unmut unter den Reisenden geführt. Verspätungen von drei oder vier Stunden waren keine Seltenheit bei solchen Vorfällen.

      Heute kam der Zug aber ohne Zwischenfälle in Quimper an. Pünktlich lief er in den Bahnhof ein. Nourilly holte das kleine Bild, das man ihm gefaxt hatte aus der Tasche um Medernach erkennen zu können. Es dauerte auch nicht lange dann entdeckte er den älteren Herrn unter den Passagieren, die dem Ausgang zustrebten.

      „Bonjour Monsieur Medernach!“ begrüßte er Henri Medernach, als der schon beinahe an ihm vorbeigegangen war.

      „Monsieur Nourilly?“ fragte Medernach und reichte ihm die Hand zur Begrüßung.

      „Ja, ich bin Robert Nourilly!“ Er ergriff die ihm entgegengestreckte Hand und begrüßte Monsieur Medernach.

      „Mein Wagen steht vor der Tür, wir fahren zuerst ins Kommissariat. Dort werde ich Sie in den Fall einweisen und Ihnen Commissaire Kerber vorstellen. Aber so viel mir gesagt wurde, kennen Sie beide sich ja bereits von früher?“

      „Oh ja, ich kenne Ewen schon seit mehr als dreißig Jahren. Er müsste doch auch schon langsam auf die Pensionierung zugehen? Er ist allerdings einige Jahre jünger als ich. Ich habe mich erst sehr spät entschieden zur police judiciaire zu gehen und so hatte ich ein höheres Alter bei meinem Eintritt in die ENSP als mein Freund.“

      Nourilly erwiderte darauf nichts.

      „Es ist nicht weit bis zum Kommissariat, Monsieur Medernach.“ sagte er und ging in Richtung des Ausganges. Medernach folgte ihm.

      Henri hatte den Eindruck, dass Monsieur Nourilly nicht gerade sehr gesprächig war. Er schien ihm beinahe etwas abweisend. Henri beließ es bei seinem Eindruck und folgte Nourilly zu dem Fahrzeug.

      Der Fahrer hatte Anweisung, an den Hintereingang des Kommissariats zu fahren. Nourilly wollte vermeiden, dass man Medernach in seiner Begleitung. sehen könnte. Es war zwar eher unwahrscheinlich, dass eine Person aus dem Umfeld der Fälscher von dem Eintreffen des ehemaligen Kommissars aus Luxemburg wissen konnte. Aber Crayont hatte darum gebeten, dass man alles vermeiden sollte, was auffällig hätte sein können.

      „Kommen Sie, Monsieur Medernach, wir gehen in mein Büro. Ich darf vorgehen?“

      „Aber selbstverständlich, ich kenne den Weg nicht.“ sagte Medernach und folgte Nourilly nach oben. Das Büro von Nourilly war sehr geräumig, ein großer Besprechungstisch stand gleich neben der Tür und auch ansonsten war es ansprechend möbliert. Nourilly zeigte auf die kleine Sitzecke und bat Medernach, doch Platz zu nehmen. Dann ging er zu seinem Telefon und sprach mit seiner Sekretärin.

      „Nolwenn, bitten Sie doch Kerber zu mir und bringen Sie uns drei Tassen Kaffee.“

      Dann ging er zu Medernach und setzte sich ihm gegenüber.

      „Monsieur Medernach, inwieweit hat man Sie über diesen Fall unterrichtet?“

      „Nun, mir ist bekannt, dass ich eine Fälscherwerkstatt ausfindig machen soll, in Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Kerber, dass ein Mann inzwischen tot aufgefunden wurde und dass die ganze Angelegenheit bereits zu diplomatischen Verwicklungen mit China geführt hat, beziehungsweise, dass die Chinesen an einer raschen Aufklärung sehr interessiert sind, da sie einen Großteil ihrer Währungsreserven in Euro halten und nicht sehr glücklich darüber wären, wenn es sich bei einigen hundert Millionen davon um Falschgeld handelte. Ansonsten habe ich keine weiteren Informationen.“

      „Wissen Sie, wie man darauf kam, dass die Fälscher sich in unserem Departement befinden sollen?“

      „Ja, darüber wurde ich auch unterrichtet. Es gab da wohl diese Faser, die auf ein Fischernetz aus Concarneau hindeutet.“

      „Richtig, eine blaue Faser, wie sie für die Netze hier benützt wird. Allerdings bedeutet das nicht, dass wir uns auf Concarneau beschränken können bei den Ermittlungen. Die ganze Region benützt diese Netze.“

      „Das war mir schon klar als ich davon erfuhr“ meinte Medernach, „aber der Tod des Agenten in Pont Aven deutet doch wohl an, dass der Mann eine erste Entdeckung dort gemacht haben muss. Ich würde mir daher den Ort gerne genauer ansehen.“

      In diesem Augenblick öffnete Nolwenn Meunier die Tür zum Büro von Nourilly und ließ Ewen Kerber eintreten. Medernach warf einen Blick auf die Sekretärin.