Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750209480
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hätte Joana Redfeather ihr seidig schimmerndes schwarzes Haar in zwei Zöpfen getragen, doch sie war Raumkavalleristin und trug immer wieder den mit Sensoren bestückten Helm ihres Kampfanzuges. Wie die meisten Angehörigen der Sky-Cavalry bevorzugte sie daher einen Haarschnitt, der einer Rasur recht nahe kam. Dank ihrer Kopfform und der ebenmäßigen Gesichtszüge, mit den ausdrucksstarken großen Augen und vollen Lippen, gehörte sie jedoch zu den Menschen, die auch mit dieser speziellen Frisur als attraktiv galten. Joana war eine reinrassige Lakota und gehörte damit zum indianischen Stamm der Sioux. Viele ethnische Gruppen der Menschheit waren, auch wenn sie auf anderen Planeten lebten, stolz auf ihre Abstammung und pflegten deren Traditionen. Jedes Jahr durfte eine kleine Gruppe der verschiedenen Ethnien zur Erde reisen, um spezielle Traditionen am Leben zu erhalten. Normalerweise lebten dort nur einige wissenschaftliche Teams. Als Folge der verheerenden Umweltzerstörungen war die Erde einst evakuiert worden und die Menschheit fand ihre Heimat nun auf dem Mars und anderen Welten. Vor zwei Jahren hatte Joana zu jener ausgewählten Schar gehört und konnte in den alten Jagdgründen ihres Volkes, den Black Hills auf dem nordamerikanischen Kontinent, an der Jagd auf Büffel teilnehmen. Sie war überrascht gewesen, wie ausgezeichnet sich die Erde von der Plage Mensch erholte und war froh darüber, dass keine erneute Besiedlung beabsichtigt war. Der einst so geschundene Planet hatte seinen Teil zur Entwicklung der Menschheit beigetragen, nun stand dieser der Weltraum offen.

      Tamara und Joana trugen beide die schlichten Dienstuniformen der Streitkräfte. Die Einteiler waren als Raumanzug verwendbar und von mittelblauer Farbe. Schulterklappen und Stehkragen, der zur Arretierung des Raumhelms geeignet war, sowie ein schmaler Längsstreifen, der vom rechten Schulteransatz über das rechte Bein bis zum Fuß hinunter verlief, waren in den Farben der Waffengattung gehalten. Ein sehr helles Blau für die Sky-Navy und ein kräftiges Gelb für die Sky-Cavalry. Breite weiße Gürtel, in denen die Notfallsauerstoffversorgung für 15 Minuten enthalten war, vervollständigten die Uniformen. An der linken Brustseite und dem rechten Arm waren die Embleme des Direktorats und der jeweiligen Einheit angebracht. Das Namensschild an der rechten Brustseite beinhaltete einen Chip mit den wesentlichen Informationen über seinen Träger.

      Als Angehörige der Streitkräfte hatten sich beide Frauen das sogenannte Implant an der rechten Schläfe einpflanzen lassen. Es wurde durch einen Fingerdruck aktiviert oder abgeschaltet und ermöglichte die drahtlose Kommunikation mit anderen Implantträgern oder den drahtlosen Informationsaustausch mit verschiedenen Geräten. Die Reichweite dieser Implants betrug jedoch nur wenige Dutzend Meter. Da Besatzungen und Truppen sie gerne nutzten, gab es auf Schiffen und Stationen überall installierte Übertragungsgeräte.

      Joana tippte nun an ihre Schläfe und verzichtete auf den Bordkommunikator. „Basari? Ankunft in einer knappen Stunde.“

      „Verstanden, Ma´am“, kam die Bestätigung von Sergeant-Major Basari. „Ich gebe es an die Offiziere und die Jungs weiter.“

      Mario Basari war groß, muskulös und stolz auf seine italienischen Wurzeln. Der grauhaarige Unteroffizier hatte schon mehrfach das Angebot abgelehnt, zum Offizier befördert zu werden. Er war beliebt und geachtet, denn auch wenn er seinen Troopern viel abverlangte, so blieb er doch bei aller Härte immer fair und war stets an der gefährlichsten Stelle zu finden. Joana hatte durchgesetzt, dass er ihrem Kommandostab zugeordnet wurde, denn ein Einsatz ohne ihn, war für sie kaum noch vorstellbar. Wenn Basari, wie er allgemein schlicht genannt wurde, von seinen „Jungs“ sprach, dann unterschlug er dabei die Tatsache, dass ein Drittel der Kampftruppe zum weiblichen Geschlecht gehörte. Keiner der männlichen oder weiblichen Soldaten nahm ihm das übel.

      Major Joana Redfeather befehligte das erste Batallion der fünften Raumkavallerie, bestehend aus den Troops „A“, „B“ und „C“. Derzeit wurde sie allerdings nur von den siebenundsechzig Kavalleristen von Captain Jerome Kellys „C“-Troop begleitet. Sie konnte sich glücklich schätzen, wenigstens diese Einheit verfügbar zu haben, denn die Regimenter der Raumkavallerie hatten vielfältige Aufgaben. Sie dienten als Garnison auf Stützpunkten, als Bordkommandos auf Schiffen und als schnelle Eingreiftruppe an Krisenherden oder auf gefährlichen Welten. Die derzeitige Aufgabe des „C“-Troops, andere Sky-Troopers beim Training fortzubilden, wurde daher fast als Urlaub betrachtet.

      Die Bugtriebwerke des APS-Kreuzers arbeiteten mit Vollschub, um die lichtschnelle Geschwindigkeit des Schiffes abzubremsen und seine Fahrt der näher kommenden Rigel-Basis anzugleichen. Auf dem holografischen Schirm waren die Symbole anderer Schiffe sichtbar. Viele gehörten nicht zum Militär. Ein großer Raumfrachter korrigierte gerade seinen Kurs, um den Anflugkorridor der D.S. Orion frei zu halten. Die Manöver von Militärschiffen hatten Vorrang. Seit den Überfällen der Piraten und dem drohenden Konflikt mit Norsun oder Negaruyen wurde dies allgemein akzeptiert.

      „Zwei Dickschiffe vor Anker“, meldete Nav, „und acht APS. Zwei weitere APS zeigt der Scanner auf Systempatrouille.“

      Tamara und Joana wussten, welche Schiffe auf der Sky-Base stationiert waren.

      „Das sind die D.C.S. Clavijo und die D.C.S. Lepanto”, meinte Captain Jellenkova. „Eins der Trägerschlachtschiffe wird als Rettungsschiff ausgerüstet sein und jede Menge Einsatzmittel und Hilfsmaterial für Katastrophenfälle an Bord haben. Das andere wird wohl die volle Gefechtsausstattung haben. Zwölf Kreuzer vor Ort… Das bedeutet, acht sind außerhalb des Systems auf Patrouille im Sektor.“

      „Neben diversen Langstrecken-Patrouillenbooten“, ergänzte Joana. „Mein Vater hat mir mitgeteilt, dass hier zwei Regimenter der Sky-Cav in Garnison liegen. Wird eine Menge Arbeit, die alle durch das Zusatztraining zu schleusen.“

      „Upper Area Control Rigel an D.S. Orion: Sie sind im Endanflug auf Pylon Drei“, meldete die obere Raumüberwachung der Basis. „Sieht gut aus“, fügte der Kontrolloffizier weniger formell hinzu. „UAC übergibt an Sky-Command Rigel.“

      „Bestätige Endanflug und Übergabe an Sky-Command“, antwortete Nav.

      Das Schiff war der Basis nun so nahe, dass es nicht mehr in die Zuständigkeit der Raumüberwachung fiel. Nun wurde es vom Sky-Command übernommen, einer taktischen Überwachungszentrale, die es auf jedem Schiff und jeder Station der Streitkräfte gab.

      „Ruder, bringen Sie uns rein“, befahl Jellenkova.

      „Aye, Ma´am.“

      Der Pilot hatte inzwischen die Fahrt des Kreuzers an die Basis angepasst. Durch die Frontscheiben der Brücke war der riesige Andockpylon mit bloßem Auge zu sehen und wurde merklich größer. Bei der Rigel-Basis ragte jeder dieser Ausleger gute eintausend Meter in den Raum hinaus. Ein solcher Pylon war fast zweihundert Meter breit und einhundert hoch. Er beinhaltete alle Einrichtungen, die zur Versorgung eines angedockten Schiffes erforderlich waren. Sein Inneres war mit atembarer Atmosphäre gefüllt. Flexible Faltbälge erfüllten die Funktion einer Luftschleuse und konnten jedem bekannten Schiffstyp angepasst werden.

      Die Orion steuerte den rechten Liegeplatz des dritten Pylons an. An der linken Seite ankerte eines der Trägerschlachtschiffe. Mit seinen fünf Kilometern Länge, einer Breite von anderthalb und einer Höhe von über einem Kilometer, war das Schiff wesentlich größer als der Pylon und hatte mit einer seiner vorderen Schleusen an ihm angelegt. Ein Teil des Rumpfes wurde von zusätzlichen Scheinwerfern angestrahlt. Man konnte mehrere Gruppen von Arbeitern erkennen, die an der Außenhülle arbeiteten.

      Es gab nicht einmal einen leisen Ruck, als die Orion ihren Liegeplatz erreichte und dort festmachte.

      „Fahrt und Positionsveränderung Relativ-Null“, meldete nun der Rudergänger. „Bereit zum Festmachen, Captain.“

      Das Docking an einem anderen Schiff oder einer im Weltraum befindlichen Einrichtung erfolgte immer unter „Relativ-Null“, denn der Stillstand beider Objekte bezog sich nur auf ihre gegenseitige Bewegung. In Wahrheit bewegten sie sich natürlich weiterhin durch den Weltraum oder im Orbit, es sei denn, eine Station hatte einen festen geo-stationären Orbit inne und behielt, in Bezug auf die Planetenoberfläche, ihre Position bei.

      Trotz der ausgezeichneten Isolation war ein metallischer Ton auf der Brücke zu hören.

      „Sky-Command