Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750209480
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werden konnten.

      Über die linsenförmige Basis ragten an den Polen schlanke Nadeln auf, die in Kugeln von rund 200 Metern Durchmesser endeten. In diesen Kugeln befanden sich die Zentralen der Raumüberwachung, die jeweils für den „oberen“ und „unteren“ Bereich des Weltraums zuständig waren sowie die meisten Waffen des Verteidigungssystems. Die schlanken Nadeln an den Polen waren Bestandteil des zentralen Schachtes, der durch die gesamte Achse der Basis lief und in dem sich Liftschächte und Notfalltreppen befanden.

      Derzeit lebten 2.000 Besatzungsmitglieder und Familienangehörige auf Sky-Base Rigel. Hinzu kamen knapp 800 Zivilisten, die für private Firmen tätig waren und überwiegend im Freizeitbereich und der Werft arbeiteten sowie die Mannschaften der hier stationierten Schiffe und Patrouillenboote.

      Admiral Paul Derfflinger war der Kommandeur der Basis. Er hatte lange Jahre als Captain ein Schiff befehligt und näherte sich nun, mit sechsundachtzig Jahren, allmählich dem verdienten Ruhestand. Die Position eines Admirals war der Höhepunkt und Abschluss seiner Karriere in der Sky-Navy und Derfflinger beabsichtigte, sie ohne Fehler und Tadel abzuschließen. Der hoch gewachsene und drahtig wirkende Offizier galt noch immer als harter, aber gerechter Praktiker, dem es ein wenig schwer fiel, sich an die Verwaltungsvorgänge einer so großen Basis zu gewöhnen. Die Navy hatte ihm daher einen Offizier zur Seite gestellt, der aus dem Verwaltungsbereich kam.

      Commander James Elliot war wohl das genaue Gegenteil seines Vorgesetzten. Eher klein und rundlich und wegen seiner Pedanterie verschrien, war er jedoch die ideale Ergänzung, wenn es um die Belange der Basis ging. Beide Männer schätzten einander, auch wenn sie in ihren Meinungen nicht immer konform waren. Gelegentlich spielte der Admiral dann seinen höheren Dienstgrad aus, bei anderen Gelegenheiten trumpfte der Commander seinerseits mit den Vorschriften auf.

      An diesem Morgen trafen sie sich zu ihrer üblichen Besprechung im Dienstraum des Admirals auf Deck 300. Das Büro lag direkt neben dem Kommandozentrum, dem Sky-Command, und den privaten Räumen des Kommandeurs. Die Nüchternheit des Raumes wurde durch die Einrichtung aus echtem Holz, einige Pflanzen und indirekte Beleuchtung gemildert. An den Wänden hingen Hologramme mit Motiven der Sky-Navy. In einer ebenfalls beleuchteten Vitrine standen die Modelle jener fünf Schiffe, auf denen Derfflinger seinen Dienst versehen hatte, vom jungen Ensign bis hin zum Captain. Hinter dem Schreibtisch standen die Flaggen mit den Insignien des Direktorats, der Sky-Navy und der Sky-Cavalry. Das Logo der Sky-Navy war auch in den grauen Teppich eingewebt, der zwischen dem Schreibtisch und einer gemütlichen Sitzgruppe lag.

      Das Büro verfügte über keine Direktsicht in den Weltraum. Ein großer Holoschirm ersetzte die Panoramascheibe. Im Augenblick zeigte das Holo die Sicht von der oberen Raumüberwachung hinunter auf die Basis. Derfflinger schätzte den Gegensatz, zwischen dem Anblick der grünen Wälder und den Pylonen, an denen die Schiffe ankerten.

      Commander James Elliot trug den kleinen Datenkern bei sich, auf dem die Tagesbefehle vorbereitet waren, die noch der Unterschrift des Admirals bedurften. Ferner enthielt der kleine Speicher die Informationen über den aktuellen Zustand der Basis und der hier stationierten Schiffe, den Gesundheitsbericht des medizinischen Dienstes, die eingegangenen Funkmeldungen der vergangenen Nacht sowie eine Verfügung, die gerade erst vom Mars eingetroffen war.

      „Setzen Sie sich, James“, brummte Derfflinger, nahm den Datenkern entgegen und legte ihn in die tetronische Steuerung des Schreibtisches ein. Nach einem kurzen Flimmern baute sich über der Schreibfläche das Holofeld auf. Die fortgeschrittene Technik erlaubte es, dass Texte und Grafiken von vorne und hinten „Seitengerecht“ wiedergegeben wurden. „Was Besonderes?“

      Derfflinger wusste, dass Elliot die Daten immer vor ihm sichtete. Auf diese Weise hielt sein Adjutant ihm manche „überflüssige Schreibarbeit vom Halse“ und wies ihn auf Informationen hin, die eher im Interesse des Admirals lagen.

      „Intern liegt nichts Besonderes an, Sir. Reine Routine“, versicherte Elliot. „Das gilt auch für den Funkverkehr der vergangenen Wache. Eines der Langstrecken-Patrouillenboote hat einen Defekt am Scanner gemeldet. Der Diensthabende hat es zur Instandsetzung zurück beordert. Ersatz ist bereits auf dem Weg. Reine Routine, Sir.“

      Derfflinger stieß ein zustimmendes Brummen aus. „Sonst etwas?“

      Elliot wusste, dass der Blutdruck seines Vorgesetzten sehr bald steigen würde. „Die grün markierte Datei mit der Nummer 57, Sir. Kommt vom hohen Rat des Mars, Sir.“

      „Vom Mars also?“ Derfflinger warf seinem Adjutanten einen finsteren Blick zu. „Von da kommt selten etwas Vernünftiges.“

      „Der hohe Rat des Direktorats ist nun einmal die Vertretung aller besiedelten Welten“, brachte Elliot vorsichtshalber in Erinnerung. „Die Streitkräfte sind an die Weisungen dieses politischen und demokratischen Organs gebunden.“

      „Verdammt, Elliot, das weiß ich selber“, knurrte der Admiral. „Sie kennen also den Inhalt?“

      „Sie sollten ihn unbedingt selber lesen, Sir.“ Elliot wich dem Blick seines Kommandeurs aus und musterte angelegentlich die Modelle in der Vitrine. Sie waren äußerst Detailreich. Die Gitter der Cherkov-Überlichtantriebe flimmerten bläulich, die Positionslichter blinkten, Sichtluken waren erleuchtet und gelegentlich war das Aufblitzen eines Korrekturtriebwerkes zu sehen. Sehr teure Arbeiten und eine Leidenschaft des Admirals. „Es ist immerhin eine Verordnung des Rates.“

      Derfflinger rief die Datei auf und scrollte durch den Text. Einem ersten Seufzer folgte rasch ein Schnauben, dann, in unregelmäßigen Abständen, das Klatschen der flachen Hand auf die Schreibtischplatte.

      James Elliot erhob sich und ging zu dem Getränkespender an der Seite des Büros. Tee, frisch gebrüht, war das Einzige, was den Blutdruck des Admirals in solchen Situationen rasch wieder in erträgliche Höhen absenkte.

      Derfflinger trank ohne hinzusehen, während Elliot sich wieder setzte und an einem heißen Kaffee nippte.

      Schließlich ließ sich auch der Admiral wieder in die Polster seines Sessels sinken. „Verdammt, James, meinen die das ernst?“

      „Die Angehörigen des hohen Rates auf dem Mars belieben für gewöhnlich nicht zu scherzen“, versicherte der Commander und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Bitte beachten Sie, Sir, dass die Verordnung das Siegel des hohen Rates Mbuto Sangales trägt. Er leitet den Ausschuss, der für die Belange der Streitkräfte zuständig ist.“

      „Verdammt, Elliot, das ist mir gleichfalls bekannt.“ Derfflinger nahm einen Schluck und verzog das Gesicht, da er sich beinahe verbrüht hätte. „Verflucht, wir sind im Krieg, Elliot, und der hohe Rat macht sich Gedanken um neue Uniformen? Um verdammte Uniformen, wo wir Schiffe und Besatzungen benötigen?“

      „Möglicherweise geht der hohe Rat davon aus, dass das die Moral heben könnte.“

      „Oh ja, sicher, es hebt ungeheuer die Moral, wenn man eine schicke neue Uniform bekommt und einem dafür die Munition ausgeht, während einem der Feind gegenüber steht“, erwiderte Derfflinger bissig.

      „Sir, ich erlaube mir, auf den dritten Satz im fünften Abschnitt hinzuweisen. Die Uniformen sind nicht für die Navy. Wenigstens nicht direkt.“

      „Nicht für die Navy?“ Der Admiral scrollte zu der entsprechenden Passage. „Verfügung BF-2-01A? Was, zur Hölle, ist BF-2-01A?“

      „Der Link ist unterlegt, Sir.“

      Ein Grummeln folgte, dann erschien auf dem Holoschirm das entsprechende Dokument. Paul Derfflingers Gesichtsausdruck wechselte ebenso, wie seine Farbe. „Verdammt, Elliot, das verfügen die einfach so in einer unscheinbaren Verordnung?“

      „Ein reiner Verwaltungsakt, Sir.“

      „Reden Sie keinen Blödsinn, Elliot. Das ist alles Mögliche, aber kein simpler Verwaltungsakt. Zumindest nicht in seinen Konsequenzen. Der verdammte Rat will eine Flotte in der Flotte erschaffen! Eine von der Navy unabhängige Flotte!“

      „Das ist nicht ganz korrekt, Sir. Die, äh, Kolonialflotte wird dem High-Command der Navy unterstehen und soll die Navy entlasten. Deswegen auch die neuen