Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750209480
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wurde vergrößert. Doch die Unbekannten waren noch zu weit entfernt, um optisch identifiziert werden zu können. „Na schön, RO, spulen Sie den vorbereiteten Spruch ab. Aus in Norsun, Ein in Standard.“

      Seitdem die Remington auf dem Planeten der kleinen Mutter Narret gegen die Nanjing gekämpft hatte, führten alle Suchschiffe einen neuartigen tetronischen Translator mit sich. Die kleine Mutter Narret, Herrin ihrer Welt, hatte eine Botschaft als Datei speichern lassen, um eine friedliche Begegnung zwischen den Schiffen der Menschen und denen der Norsun zu ermöglichen.

      „Vorbereitete Datei wird gesendet, Sir“, kam es von RO. „Ausgehende Sendungen erfolgen automatisch in Norsun, alle eingehenden Sendungen werden in Standardidiom übersetzt.“

      „Sender und Empfänger auf Brücke legen.“

      „Aye, Sir. Lege Sender und Empfänger auf Brückenlautsprecher.“ Der Funker tätigte eine Eingabe an seiner Konsole. „Aktiviert, Sir.“

      „Hier ist das Direktoratsschiff D.S. Gallager unter dem Schutz der kleinen Mutter Narret“, gingen die Impulse hinaus. „Wir sind Hüter des Eis und suchen den Feind, um ihn zu stechen.“

      An der Schadenskontrolle lächelte der weibliche Tech-Master-Chief. Keller bemerkte ihr breites Grinsen. „Was amüsiert Sie, Tech?“

      „Wir legen nun einmal keine Eier, Cap, und schlagen sie für gewöhnlich in die Pfanne.“

      „Lassen Sie das die Norsun nicht hören“, erwiderte Keller und schmunzelte ebenfalls. „Die sind sehr empfindlich, was Eier angeht. Wir können uns glücklich schätzen, dass uns die kleine Mutter Narret in ihrer Botschaft als Hüter des Eis bezeichnet. Damit werden wir für alle Eierlegenden Norsun zu Freunden.“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Wenigstens in der Theorie. Jetzt wird sich zeigen, ob sich das auch in der Praxis bewährt. Ist ja unsere erste Begegnung mit einem Norsun-Geschwader, nach den Vorfällen mit der Nanjing.“

      „Falls es tatsächlich Norsun sind“, schränkte der Waffenoffizier ein.

      „Wir haben Zeit, bis wir auf Gefechtsentfernung heran sind“, brachte Keller in Erinnerung. „Genug Zeit, um zu entscheiden, ob wir uns auf ein Stechen einlassen oder den Rückzug einleiten.“

      „Mit Verlaub, Cap, Sie hören sich schon fast wie ein Norsun an“, spottete der Rudergänger.

      „Wenn wir mit den Insektoiden kommunizieren, dann sollten wir auch ihre traditionellen Redewendungen benutzen“, antwortete Keller. „Gemeinsamkeiten schaffen Verbindungen, Ladies und Gentlemen. Unsere neuen grünhäutigen Freunde haben noch immer einen verkümmerten Stachel am Unterleib und ihre Vorfahren haben nun einmal damit gestochen.“ Er wandte sich wieder dem Funker zu. „Noch immer keine Antwort, RO?“

      „Ney, Sir. Wir senden weiter und sind auf Empfang.“

      Frage und Antwort waren eigentlich überflüssig gewesen, denn jeder konnte über das Lautsprechersystem der Brücke mithören. Es zeigte, dass Keller tatsächlich beunruhigt war. Doch das war ihm kaum zu verdenken. Die Menschheit drohte in den jahrhundertealten Krieg zwischen Norsun und Negaruyen hinein gezogen zu werden. Tatsächlich wäre es den humanoiden Negaruyen beinahe gelungen, dass der drohende Konflikt zwischen dem Direktorat und den Insektoiden offen ausbrach. Gegenüber dem riesigen Reich der Norsun und ihrer gewaltigen Flotte hätten die Menschen jedoch niemals bestehen können. Nun hing sehr viel davon ab, ob die Botschaft der kleinen Mutter Narret tatsächlich dafür sorgte, dass die Waffen schwiegen.

      „Captain, die Objekte zeichnen jetzt deutlich“, kam es von Nav. „Drei Zweikugeln der 1200-Meter-Klasse und vier Zweikugeln der 400-Meter-Klasse. Definitiv Norsun, Sir.“

      Die sieben orangen Symbole wechselten zu Grün. Das entsprach den aktuellen Vorgaben für die automatische Zuordnung der Scanner, doch ob die Norsun tatsächlich „freundlich“ waren, musste sich nun erst zeigen.

      Die Schiffe der Norsun hatten stets die Form von Hanteln, wobei die Kugeln durch tonnenförmige Segmente miteinander verbunden waren. Es gab Hanteln mit zwei oder drei Kugeln. Bislang hatte die Sky-Navy herausgefunden, dass Schiffe mit drei Kugeln als Träger für Truppen oder Beiboote genutzt wurden. Die sogenannten „Zweikugeln“ waren hingegen reine Waffensysteme von gewaltiger Vernichtungskraft.

      „Fette Teile“, murmelte der Rudergänger. „In so einen Zwölfhunderter passt selbst eines unserer Trägerschlachtschiffe wohl drei Mal hinein.“

      „Ein Grund mehr, um vorsichtig zu sein.“ Der Waffenoffizier verschränkte die Arme vor der Brust und der Blick, den er Keller zuwarf, wirkte leicht vorwurfsvoll.

      „Sie lassen die Finger von den Waffen, Arms“, knurrte der Captain. „Wir sind nicht hier, um einen Krieg zu führen. Im Gegenteil, es geht darum, ihn unter allen Umständen zu vermeiden.“

      „Immerhin haben wir den Insektoiden bei Regan III. ordentlich zugesetzt“, brachte der weibliche Tech-Master-Chief in Erinnerung. „Selbst solche 1200-Meter-Riesen haben gegen unsere Nullzeit-Railguns keine Chance.“

      Keller schwenkte seinen Sessel leicht und hob die Stimme an. „Wir haben uns bei Regan gut geschlagen, Leute, aber lassen wir uns dadurch nicht täuschen… Diese Norsun haben wahrscheinlich mehr Schiffe, als wir Munition für die Nullzeit-Rails. Und damit Ende der Diskussion… Wir werden nichts unternehmen, was die Norsun als feindselige Handlung auslegen könnten. Wenn es knallt, dann ganz bestimmt nicht wegen uns.“

      Noch immer lief die Endlosbotschaft der kleinen Mutter Narret. Keller beobachtete die sich verändernden Daten des Scanners. Auf der holografischen Karte wurde die Flugbewegung der Norsun als dünne Linie wiedergegeben.

      Auch die anderen beobachteten das Hologramm. Der Lieutenant an der Waffenkontrolle räusperte sich. „Wir sind bald auf Gefechtsentfernung, Sir.“

      Ein ungewöhnliches Knistern drang aus dem Lautsprecher. Bevor RO seine Meldung machen konnte, änderte die Stimme des Translators ihren Wortlaut. „Hier ist Höchst-Wort Tor-Tarap von Zweikugel Kredahir, führender Stachel der kleinen Mutter Dahira. Wir haben die Worte der kleinen Mutter Narret gehört und grüßen die menschlichen Hüter des Eis. Mögt ihr einen scharfen Stachel und eine gute Jagd haben.“

      Irgendwer auf der Brücke stieß einen erleichterten Seufzer aus, während die Botschaft des Norsun-Kommandeurs wiederholt wurde.

      Frank Keller hob die Hand. „RO, übersetzen Sie meine Worte in Norsun und senden Sie folgende neue Botschaft: Hier ist Captain Keller von der D.S. Gallager. Wir erwidern die Grüße und wünschen ebenfalls einen scharfen Stachel und gute Jagd.“ Er räusperte sich kurz und fuhr dann fort. „Mögen die Feinde des Eis ihr verdientes Ende finden.“

      Keller nickte dem Funker zu, der den Text in den Translator eingab. Dann ging die Übersetzung an das Norsun-Schlachtschiff.

      „Keine Antwort“, stellte RO fest.

      „Norsun ändern Kurs“, meldete Nav nun. „Sie entfernen sich von uns.“

      Frank Keller entspannte sich erleichtert.

      „Mögen die Feinde des Eis ihr verdientes Ende finden…“ Der Tech-Master-Chief schüttelte lächelnd den Kopf. „Meine Güte, Cap, ich habe Sie selten so… blutrünstig… erlebt.“

      Der Captain zuckte mit den Schultern. „Ein fähiger Captain passt sich fremden Kulturen an. Immerhin haben wir gerade etwas Entscheidendes gelernt: Wir mögen keine Freunde sein, aber wenigstens sind wir auch keine Feinde.“

      Kapitel 3 Die Namenlose

       Die verborgene Welt, Kommandostab der Primär-Matriarchin

      Die aus Stein gemeißelte Figur der Frau war fast zweihundert Meter hoch und stand auf einer Felsklippe inmitten einer öden und trostlosen Landschaft. Die Frau war unbekleidet und hatte die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit ausgebreitet. Man nannte sie „die Namenlose“ und sie verkörperte Leid und Geschichte des Volkes der Negaruyen.