Pearls of Bulgarian Folklore. Ivanka Ivanova Pietrek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ivanka Ivanova Pietrek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783844287530
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Peter von Zahn17 erlebt als Kriegsberichterstatter eine dieser Aktionen. Überfallartig durchkämmen die Partisanenjäger einen Ort. Während die ukrainische Miliz nach Gutdünken Verdächtige aussondert, übernimmt die SS das Erschießen. Anschließend werden die Häuser der Opfer niedergebrannt. Von Zahn kommentiert die Aktion Jahrzehnte danach so:

      „Es war reiner Terror auf dem Rücken der Bevölkerung. Ein Krieg, der Sinn und Zweck völlig verloren hatte.“

      In einem anderen Fall kommen SS-Männer, als Partisanen getarnt, der Anführer mit rotem Stern auf der Mütze und russisch parlierend, in ein Dorf. Jene Bewohner, die Sympathie für die vermeintlichen Landsleute bekunden – oft genug aus purer Angst vor den nicht selten auch gegenüber der Zivilbevölkerung brutal vorgehenden Freischärler – werden kurzhand erschossen.

      Kurt L.18, gebürtiger Berliner des Jahrgangs 1908, ist während des Sommers 1942 im rückwärtigen Heeresgebiet zur Partisanenbekämpfung eingesetzt. Der gelernte Bankkaufmann schreibt seiner Mutter am 26. Juni:

      „Neulich wurde eine Panjepferde-Transportstaffel, (Pferde, die laufend aus Polen geholt werden) bestehend aus 200 armseligen unterernährten Gäulen, von denen meist ein Teil auf dem langen Marsch zurückbleibt, und 50 russ. Pferdeknechte und 25 deutschen Soldaten von den Partisanen überfallen. Das kostete 2 Tote u. 5 Verletzte. Als Folge wurden von uns 3 Dörfer, in denen sich die Partisanen aufgehalten haben, vollkommen niedergebrannt, und die männliche Bevölkerung erschossen. Das ist dann die notwendige unerbittliche Vergeltung, bei der natürlich Unschuldige mit den Schuldigen leiden müssen.“

      Nicht minder brutal sind die Aktionen der Partisanen. Wehrmachtsangehörige, die lebend in die Hände der Freischärler fallen, müssen mit einem fürchterlichen Ende rechnen. Herbert Veigel19, Soldat bei der Luftabwehr, erlebt im Sommer 1942 eine Partisanen-Attacke auf einen deutschen LKW. Der Augenzeuge berichtet über die schockierenden Szenen und ihre Folgen:

      „Auf der Ladefläche lagen die Leichen der fünf Männer, nackt, zerstückelt wie geschlachtete Tiere. Den Geruch des frischen Blutes werde ich nie vergessen. Ist es dann nicht verständlich, daß sich nichts mehr in mir rührte, wenn ich auf unserem Weg Partisanen an den Bäumen baumeln sah, Schilder um den Hals, auf denen stand: ,Ich habe als Partisan deutsche Soldaten überfallen‘?“

      Nur vordergründig, denn Vergeltungsaktionen im Krieg sind nur selten gerecht. Und der anfangs schwachen Partisanenbewegung verschafft die Eskalation der Gewalt wachsenden Zulauf. Die Zahl der Freischärler steigt im Laufe des Jahres 1942 von rund 25.000 auf 150.000. Dessen ungeachtet betont der Führer in der ostpreußischen Wolfsschanze am Abend des 10. Mai, dass er die letzte Kuh aus der Ukraine wegschaffen werde, bevor die Heimat hungern müsse.20

      Dazu kommen die 1942 von Hitler persönlich befohlenen Zwangsdeportationen von Arbeitssklaven. Davon sind vor allem Frauen aus der Ukraine im Alter zwischen 18 und 35 Jahren betroffen. Sie werden ins Reich verschleppt, um knochenharte Zwangsarbeit zu leisten. Ihre Zahl geht in die Hunderttausende.

      Und auch die Judenmorde haben im zweiten Kriegsjahr an der Ostfront noch kein Ende gefunden. In einem Feldpostbrief heißt es:

      „Über die Ereignisse im Osten betr. der Juden könnte man ein Buch schreiben. Dafür ist das Papier zu schade. Ihr dürft Euch sicher sein, sie kommen an einen richtigen Ort, da unterdrücken sie keine Völker mehr.“

      Der Memoirenschreiber Manstein findet in seinem Buch „Verlorene Siege“ auch nachträglich noch keine Worte für den Völkermord, die mindestens 33.000 Juden, die im Befehlsbereich der 11. Armee „an einen richtigen Ort“ gekommen sind. Hätte er gar während der Jahre 1941/42 gegen den Holocaust auf der Krim und damit gegen Hitler opponiert, wäre die militärische Karriere beendet gewesen. Die eiskalte Gleichung lautete: Ohne Unterstützung oder zumindest Duldung der Verbrechen keine glänzenden Operationen mehr und kein Marschallstab für die Erstürmung der Seefestung Sewastopol. Ein hoher Preis, den Manstein zu zahlen bereit gewesen ist. Wie die meisten deutschen Offiziere in höchster Verantwortung.

      Dieser Tage werfen die dunklen Schatten der Vergangenheit ein düsteres Licht auch auf vermeintlich couragierte Generale, die bis dato gar dem Widerstand zugeordnet worden sind. Hans Graf von Sponeck, der als Kommandierender General des XXXXII. Armeekorps im Dezember 1941 entgegen Mansteins und Hitlers Haltebefehl die Halbinsel Kertsch auf eigene Faust räumte und damit Tausende seiner Soldaten gerettet haben mag, soll den Holocaust auf der Krim aktiv unterstützt haben.21 Doch nur wer den Geist dieser hohen Offiziere, ihre Herkunft, Sozialisation und Motivation ausblendet, darf ernsthaft überrascht über diese neue Enthüllung sein. Es werden wohl bald wieder einige bundesrepublikanische Straßen- und Kasernenschilder, die den Namen Sponeck tragen, umbenannt werden müssen ...

      Die Kesselschlacht bei Charkow

      Im Frühling 1942 kreisen die Gedanken im Führerhauptquartier vor allem um den sowjetischen Frontvorsprung bei Isjum, südlich Charkow. Ein gefährliches Relikt aus der Winterschlacht, entstanden durch einen russischen Einbruch in die deutschen Linien am Donez. Der weit nach Südwesten ragende Balkon ist 100 Kilometer breit und tief. In den Stäben der Heeresgruppe Süd sieht man klar: Bevor die große Sommeroffensive, der „Fall Blau“, hier den Ausgangspunkt nehmen kann, muss erst einmal diese russische „Beule“ eingedrückt werden. Die Operation erhält den Decknamen „Fridericus“. Sie sieht einen konzentrischen Angriff gegen die sowjetische 6. und 57. Armee vor. Von Norden soll General Paulus 6. Armee, von Süden die Armeegruppe Kleist mit Teilen der 1. Panzer- und 17. Armee antreten. Gelingt die Operation, wäre nicht nur eine gewaltige Kesselschlacht geschlagen, sondern auch eine günstige Basis für den „Fall Blau“ gewonnen. „Fridericus“ soll am 18. Mai starten.

      Aber nicht nur Hitler, Halder und Bock befassen sich mit Angriffsoperationen. Auf der Gegenseite plant Marschall Timoschenko, der Oberbefehlshaber der Südwestfront, eine konzentrische Offensive gegen die wichtige Etappenstadt Charkow, um die 6. Armee einzuschließen. Nach Vernichtung der eingekesselten Verbände soll weiter auf Dnjepropetrowsk vorgestoßen werden. Über diesen Knotenpunkt am Dnjepr rollt ein Großteil des Nachschubs für die deutschen Großverbände im Donezgebiet und auf der Krim. Die Operation geht auf die persönliche Initiative Stalins zurück, und sie ist überaus gewagt! Immerhin richtet sich der Stoß gegen einen kampfkräftigen und erfahrenen Gegner, der selbst zur Großoffensive rüstet. Ein kompetenter Chronist der Frühjahrsschlacht um Charkow, der US-Militärhistoriker und -schriftsteller David M. Glantz, schreibt: „Unlike their Soviet counterparts, in spring 1942 German combat formations were still led and manned by battle-hardened and experienced combat veterans.“22 („Im Gegensatz zu ihren sowjetischen Gegnern, wurden die deutschen Kampfverbände im Frühling 1942 geführt von und besetzt mit schlachtgestählten und erfahrenen Kriegsveteranen.“)

      In der Tat: Unter diesen Umständen droht Timoschenkos kühner Stoß zu einem gefährlichen Stich ins Wespennest zu werden …

      Zwar befürwortet Armeegeneral Schukow ebenfalls Präventivschläge gegen die deutsche Front. Doch fasst der bullige Stratege dafür eher den Mittelabschnitt, deren Westfront er selbst kommandiert, ins Auge. Aber Stalin lässt sich von seinem Präventivschlag in der Ukraine nicht abbringen. Daran können auch die Bedenken seiner wichtigsten militärischen Ratgeber nichts mehr ändern. Die schweren Bedenken von Generalstabschef Schaposchnikow und seines strategisch begabten Zöglings Wassiljewski wischt Stalin beiseite.

      Die Frage ist nur: Wer schlägt als Erster los – die Deutschen oder die Russen? Der 12. Mai liefert die Antwort. Aus der „Pestbeule“, wie Feldmarschall von Bock, der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, den Donez-Brückenkopf bei Woltschansk nennt, tritt die 28. Sowjetarmee mit 16 Schützen- und Kavalleriedivisionen sowie drei Panzer- und zwei mechanisierten Brigaden gegen den Nordflügel der 6. Armee an. Nach einstündiger Artillerie- und bis zu 20-minütiger Luftvorbereitung. Der Stoß richtet sich gegen Seydlitz-Kurzbachs LI. und Hollidts XVII. Armeekorps.

      Wie kritisch sich die Lage vorn bei den betroffenen Einheiten entwickelt, erlebt der Soldat Hans-Jürgen Hartmann23 von der 294. Infanteriedivision. Sein schonungsloser Bericht offenbart Entschlossenheit und Verzweiflung gleichermaßen sowie teils krasse Unterschiede in der Mentalität, Ausstattung