Weil du nur einmal lebst. Marina Selle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marina Selle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783742781345
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sah mich wartend an.

      Ich nickte zurückhaltend und stopfte mir schnell noch einen Löffel Cornflakes in den Mund, damit ich etwas Zeit zum Überlegen hatte, falls er mich weiter ausfragen würde.

      Er zuckte mit den Schultern. Er sah etwas enttäuscht aus.

      „Also gut. Sag mir Bescheid, wenn du mir wirklich etwas über dich erzählen willst.“

      Sprachlos sah ich ihn an. Was sollte das den jetzt heißen? Hatte ich etwa irgendetwas Falsches gesagt? Ich meine, ja, offensichtlich hatte ich das, aber was sollte es denn gewesen sein? Etwas gekränkt legte ich meinen Löffel zurück in die Schüssel.

      Ich erwartete, dass Noah jetzt gehen würde, aber er blieb noch etwas sitzen. „Kann ich dich vielleicht um einen Gefallen bitten?“, fragte er mich und sah mich bittend an.

      „Klar“, sagte ich, auch wenn ich nicht wirklich Lust dazu hatte, ihm zu helfen. Ich wollte lieber einen langen Spaziergang machen und die Gegend erkunden, aber ich wollte mich hier nicht direkt unbeliebt machen, also stimmte ich vorsichtshalber zu. „Würdest du vielleicht für mich in die Stadt fahren und das hier für die Woodsteps besorgen? Ich schaffe es heute nicht mehr, aber es muss unbedingt noch heute dort abgegeben werden. Du kannst den roten Wagen von Maddie nehmen, den brauche ich heute nicht.“ Er gab mir einen Zettel, auf dem ein paar Medikamente aufgelistet waren, und zwanzig Dollar.

      Für einen Jungen hatte Noah eine erstaunlich schöne Handschrift. Sie war wild geschwungen, aber trotzdem ordentlich.

      „Ja natürlich“, sagte ich und steckte den Zettel in meine Hosentasche.

      „Wenn du mir die Adresse von den Woodsteps und die von dem Laden aufschreibst, bei dem ich das alles bekommen kann.“

      „Selbstverständlich“, sagte Noah und lächelte mich dankbar an. Dann schrieb er die Adressen auf die Rückseite der Einkaufsliste und schob sie mir über den Tisch hin. „Du bist meine Rettung, weißt du das eigentlich?“, fragte er mich und ich lächelte ihn erfreut an.

      „Ja, ich weiß“, antwortete ich und stand auf.

      „Wir sehen uns dann ein anderes Mal“, sagte ich und verschwand im Haus. In der Küche stellte ich mein Besteck und die Schüssel in die Spülmaschine und ging anschließend hoch in mein Zimmer um meine Tasche zu holen.

      Ich schrieb Maddie einen Zettel und klebte ihn an die Küchentür und steckte dann die zwanzig Dollar in mein Portmonnaie.

      Ich fragte mich, ob ich noch etwas mehr Geld von mir mitnehmen sollte, um vielleicht ein bisschen in der Stadt zu bummlen, aber dann ließ ich es bleiben. Ich wollte die Sachen lieber so schnell wie möglich abgeben, wenn es doch so dringend war.

      Hinter mir schloss ich die Haustür ab und ging zum Auto.

      Ich schloss den Wagen auf und setzte mich hinter das Steuer.

      Meine Tasche ließ ich auf den Rücksitz fallen und startete dann den Motor. Ich fragte mich, ob Noah immer solche Arbeiten erledigte. Für andere Leute einkaufen und wenn es nötig war, für sie ein paar Leisten an die Wände zu montieren.

      Ich gab die Adresse der Apotheke im Navi ein und fuhr dann die Auffahrt hinunter. Der Kies knirschte leise unter den Reifen des Autos und als ich in den Weg Richtung Stadt bog, fuhr ich in ein riesiges Schlagloch.

      Die Straßen hier sind wohl nicht ganz so gut erhalten wie bei mir zu Hause, dachte ich und folgte den Anweisungen des Navis.

      Nach zehn Minuten hielt ich vor einem alten Backsteingebäude.

      Es war ein kleines Haus mit einem großen Blumenbeet und zwei Bänken davor und die Parkplätze waren rar.

      Zum Glück fand ich noch eine winzig kleine Lücke und quetschte mich hinein.

      Ich schnappte mir meine Tasche, stieg aus und schloss das Auto ab, dann sah ich mich um.

      Vor der Apotheke floss ein breiter Bach entlang, der sich durch die gesamte

      Stadt zu ziehen schien. An dessen Rand wuchsen Gras und ein paar schöne, wilde Blumen. Ich überlegte kurz, mich für einen Moment auf eine der Bänke zu setzten, aber ich entschied mich dagegen. Stattdessen betrat ich die Apotheke und ging zu einer blonden Frau an die Kasse.

      „Hallo. Ich hätte gerne alles von diesem Zettel hier“, sagte ich freundlich und reichte der Frau hinter dem Tresen den Einkaufszettel.

      Sie nickte lächelnd und gab etwas in ihren Computer ein.

      „Einen Moment bitte“, sagte die Frau und verschwand in einem Raum hinter der Kasse.

      Ich nutzte die Zeit und sah mich ein wenig um. Ich entdeckte eine Packung süßer Hustenbonbons und legte sie ebenfalls auf den Tresen.

      Dann kam die Frau wieder. In der Hand hatte sie vier verschiedene Medikamente.

      Sie legte sie vor mich hin und ich holte meinen Zwanzigerschein aus der Tasche.

      „Reicht das?“, fragte ich und hielt ihn ihr hin.

      „Nein, es fehlen noch sechs Dollar achtzig. Soll ich den Rest auf Rechnung setzen?“, fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.

      Ich zögerte ein wenig.

      „Ja, ich denke schon. Ähm, auf Woodstep denke ich mal.“

      Ich dachte nicht, dass die Frau mir glauben würde, vor allem nicht, wenn ich so wenig überzeugt klang, aber stattdessen nickte sie einfach nur wissend und packte mir die Einkäufe in eine kleine Plastiktüte.

      „Na dann wünsche ich gute Besserung“, sagte die Frau und zwang sich zu einem Lächeln, was jedoch ziemlich misslang, da ihr Gesichtsausdruck eher nach Bedrücktheit aussah als nach Freude.

      Etwas verwirrt bedankte ich mich und ging aus dem Laden.

      Mir viel ein, dass ich noch die Bonbons gekauft hatte und sie jetzt mit auf der Rechnung der Woodsteps waren, aber wenn ich schon ihre Einkäufe nach Hause lieferte, würde die Familie sicher nichts dagegen haben, mir die für das kleine Geld zu schenken. Auf dem Weg zurück zu meinem Auto sah ich eine der beiden Eisdielen des Dorfes und überlegte, ob ich noch etwas Geld in meiner Handtasche hatte, um mir ein Eis zu kaufen. Ich ging zum Auto und sah nach, aber meine Handtasche war leer. Doch ich hatte Glück, in dem Handschuhfach des Wagens lag noch etwas Geld. Vermutlich eine Notreserve. Ich nahm das Geld und lief quer über den kleinen Marktplatz, dann betrat ich die Eisdiele.

      Hier drin war die Luft furchtbar kühl und ich fragte mich, wie es die Mitarbeiter hier aushielten, ohne sich zu erkälten.

      Ich bestellte mir eine Kugel Cookies und eine Kugel Banane und bezahlte.

      Dann ging ich zurück zu den Bänken vor der Apotheke und setzte mich darauf.

      Genüsslich schleckte ich mein Eis und lauschte dem Plätschern des Baches.

      Ich sah auf meinem Handy nach, ob meine Mutter mir schon auf meine Nachricht von gestern Abend geantwortet hatte, aber es war noch nichts gekommen.

      Wahrscheinlich stürzte sie sich in ihre Arbeit. Jetzt wo ich nicht mehr da war und sie sich nicht über mich ärgern konnte, hatte sie ja endlich mal genug Zeit für solche Dinge.

      Ich beschloss ihr ein Selfie zu schicken und knipste ein Foto von mir, mit dem Eis in meiner Hand.

      Dazu schrieb ich:

       Hallo Mom, bin gerade in der Stadt, ein paar Besorgungen (sozusagen für Maddie) machen.

       Hier ist schönes Wetter und ich sage dir, die machen hier das beste Eis überhaupt! Ich hoffe dir geht es gut und du arbeitest nicht zu viel! Antworte bitte bald, ich würde mich freuen, was von dir zu hören. Liebste Grüße und 100 Küsse an dich!

      Ich sendete die Nachricht und beeilte mich, mein Eis auf zu essen.

      Wenn ich heute noch einen Erkundungsspaziergang machen wollte, dann sollte ich mich beeilen, die Sachen bei den Woodsteps abzugeben.

      Ich