Weil du nur einmal lebst. Marina Selle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marina Selle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783742781345
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das Haus zum ersten Mal sah, lief mir ein Schauer über den Rücken, so eindrucksvoll wirkte es auch mich.

      Die Pension sah von außen aus, wie eine große, alte Villa.

      Vermutlich war sie auch eine. Ein großes und sehr altes Gebäude, in einem schönen

      Sandton gestrichen und hier und da mit Efeuranken bewachsen. Auf der oberen Etage, direkt über der großen, hölzernen Eingangstür, befand sich ein kleiner Balkon, auf den man durch eine zweiflüglige Tür gelangte, die aus dem gleichen Holz gemacht worden war, wie die Eingangstür, nur dass die Balkontür hauptsächlich aus Glasfenstern bestand. Der halbmondförmige Parkplatz vor der Villa war mit hellem, sandfarbenen Kies aufgeschüttet und links und rechts davon wuchsen hohe, alte Bäume mit wunderschönen dunkelgrünen Baumkronen.

      „Wow“, hauchte ich andächtig und blickte auf das Haus.

      „Es ist echt schön, oder?“, fragte Noah und parkte den Wagen auf dem Parkplatz.

      „Es ist traumhaft. Wie in einem Märchen!“ Als ich begriff, wie bescheuert sich das gerade angehört hatte, wurde ich wieder rot.

      Ich sollte mir wirklich besser zuhören, wenn ich redete.

      Aber Noah schien es nicht gestört zu haben, oder wenn doch, ließ er sich netterweise nichts anmerken.

      „Ich meine, es ist sehr eindrucksvoll“, fügte ich sicherheitshalber hinzu und wartete auf eine Antwort. Doch statt etwas zu erwidern, lächelte Noah mich nur an, mit einem Ausdruck im Gesicht, den ich als Belustigung deutete, und schnallte sich ab.

      „Komm, lass uns aussteigen“, sagte er und öffnete die Autotür.

      Ich ging zum Kofferraum und nahm meine Sporttasche heraus.

      Meinen Koffer wollte Noah unbedingt selbst tragen.

      Wir gingen quer über den kleinen Parkplatz und steuerten auf ein kleines Haus zu, das so versteckt hinter einer Reihe von Bäumen lag, dass ich es bis gerade eben gar nicht bemerkt hatte. Es war deutlich kleiner als die Villa, aber trotzdem wunderschön. Es hatte dieselbe Farbe wie die Pension und war durch einen kleinen, von Wildblumen bewachsenen Vorgarten gesäumt.

      Noah stellte den Koffer neben der Haustür ab und ging dann zu einem der vielen kleineren Bäumen neben dem Haus. Er steuerte auf den vordersten Baum zu, an dem ein kleines, hübsches Vogelhaus hing und griff hinein.

      Triumphierend kam er wieder zurück, einen Schlüssel in der Hand. Anerkennend nickte ich.

      „Kein schlechtes Versteck“, gab ich zu und lachte.

      „Das war meine Idee“, verkündete Noah stolz und grinste verschmitzt.

      Er schloss die Tür auf und zog meinen Koffer aus dem Weg.

      „Bitte nach Ihnen“, sagte er und machte eine übertriebene Verbeugung, bei der er in das Haus wies.

      Lachend schulterte ich meine Tasche und trat ins Haus ein.

      Der erste Eindruck war wirklich einladend. Links neben der Eingangstür, führte eine schmale, alte Holztreppe nach oben in den ersten Stock. Rechts neben der Tür stand ein kleines Tischchen, auf dem eine kleine Lampe und ein Telefon standen.

      Dahinter, ebenfalls auf der rechten Seite, befand sich eine Tür, hinter der sich die Küche befand. Rechts neben der Treppe befand sich ein kleines Badezimmer, mit einer Dusche, einer Toilette und einem Waschbecken, und dann folgte das offene Wohnzimmer. Es war sehr gemütlich eingerichtet, in einem ländlichen Stil mit vielen weißen Möbeln und Blumen. Die Fenster reichten bis zum Boden und sahen genauso aus, wie die Balkontür der Villa.

      Es war traumhaft.

      „Ich sage dann mal Maddie Bescheid, dass du da bist. Sieh dich ruhig ein bisschen um, ich denke nicht, dass sie etwas dagegen haben wird. Wir sehen uns!“, sagte Noah und drehte sich um.

      „Danke fürs Fahren“, rief ich ihm noch schnell hinterher.

      Er drehte sich im Gehen noch einmal um und winkte mir, dann trat er durch die Haustür und ging hinüber zu der Villa.

      Ich beschloss, mir noch die obere Etage anzusehen und dann meine Sachen in das Gästezimmer zu bringen.

      Die Treppe knarrte leise, als ich die Stufen hinaufging, und aus irgendeinem Grund gefiel erinnerte es mich an einen dieser alten Filme, die ich in meiner Kindheit immer an Weihnachten gesehen hatte. Ich schaute hinter jede Tür im Obergeschoss und entdeckte ein zweites Bad mit Wanne, das Schlafzimmer von Tante Maddie und ein weiteres Zimmer. Es war ganz am Ende des kleinen Flures und es war das einzige Zimmer, das noch übrig war, also musste es sich um das Gästezimmer handeln, was für die nächsten Monate mein Zimmer sein würde.

      Aufgeregt drückte ich die Klinke herunter und stieß die Tür auf. Sprachlos blieb ich im

      Türrahmen stehen. Das Zimmer war fast doppelt so groß wie Maddies eigenes Zimmer, hatte einen großen, in die Wand eingelassenen Kleiderschrank und ein wunderschönes, weißes Metallbett. Auf dem Bett waren haufenweise pastellfarbene Kissen gestapelt und davor lag ein wunderschön gemusterter Teppich.

      Die Vorhänge waren ebenfalls weiß und wölbten sich im Wind, der durch die gekippten Fenster in das Zimmer strömte.

      In der Ecke stand ein kleiner, schlichter Schreibtisch mit einer Zeitschrift darauf und auf der Kommode an der Wand lagen Handtücher für mich bereit.

      Aufgeregt, wie ein kleines Kind, rannte ich die Treppe wieder hinunter und holte mein Gepäck. Mühsam versuchte ich es die Treppe hochzutragen, was mir letztendlich auch gelang. Ich zog meinen Koffer hinter mir her und legte ihn dann zusammen mit meiner Tasche vor den Kleiderschrank auf den Boden.

      Ich wollte gerade mit dem Auspacken beginnen, als es an der Tür klopfte.

      Ich drehte mich um und sah Maddie im Türrahmen stehen. Strahlend ging ich auf sie zu und ließ mich von ihr umarmen.

      „Da bist du ja endlich!“, sagte sie auf ihre fröhliche, ausgeglichene Art und musterte mich von oben bis unten.

      „Ich weiß, dass man das nicht sagen sollte, wenn man sich nicht unbeliebt machen möchte, aber du bist wirklich groß geworden, Lory!“ Ich lächelte und sah Tante Maddie an.

      Sie hatte sich nicht wirklich verändert. Lediglich ihre kastanienbraunen Krauselocken waren länger geworden und sie hatte ein paar freundliche Lachfalten um die Augen herum bekommen.

      Sonst sah sie aus wie vor ein paar Jahren auch schon. Sie trug einfache Jeans und ein bunt gemustertes T-Shirt von irgendeinem no name Laden.

      Dazu hatte sie meist Sandalen oder Flip Flops an, zumindest im Sommer.

      Heute waren es die Flip Flops.

      „Wie findest du dein Zimmer?“, fragte sie mich und sah sich im Raum um. „Oh, es ist wundervoll! Wirklich, ich werde mich hier sehr wohl fühlen. Es ist unglaublich, dass es so viel größer ist, als dein eigenes!“ Maddie lächelte mich erfreut an.

      „Du kennst mich doch, ich mag es lieber klein und gemütlich. Aber es freut mich sehr, dass es dir gefällt!“, sagte sie und lächelte noch breiter.

      „Was hälst du davon, wenn ich dir mal die Pension zeige? Du brauchst allerdings ein wenig Fantasie, um dir das Endergebnis vorzustellen, denn sonst wirst du wohl nicht viel mehr als eine staubige Baustelle sehen.“

      „Das kriege ich schon hin“, sagte ich aufgeregt und sah aus dem Fenster zu dem Haus hinüber. Um genau zu sein liebte ich es, mir solche Dinge vorzustellen. Ich stellte mir immer vor, wie ich die Räume einrichten würde und das machte mir unglaublich viel Spaß.

      „Na also, dann lass uns gehen“, sagte Maddie und ging mit mir die Treppe hinunter und dann hinaus.

      Wir liefen hinüber zu der alten Villa und meine Tante stieß die Tür auf. Ich wunderte mich, warum sie nicht abschloss, allerdings, was gab es auf einer Baustelle schon zu holen?

      Im Haus war es angenehm kühl. Wenn man durch die Haustür hereinkam, stand