Des Weiteren sind Menschen mit dieser Krankheit anfälliger für geschwollene Lymphknoten, Milz- und Lebervergrößerungen und manchmal auch Knochenschmerzen.
Teilweise treten auch Gewichtsverlust, Müdigkeit und Appetitlosigkeit auf.
Weiter stand dann da noch, dass die Heilungschancen von Leukämie sehr stark von der Art der Leukämie und vom Alter, Gewicht, etc. des Patienten abhingen. Eine dauerhafte Heilung bei einer Chemotherapie ist allerdings fast unmöglich, da immer ein kleiner Rest der Krebszellen übrig blieb.
Bei 30 bis 40 Prozent der Betroffenen tritt der Krebs nach der Heilung erneut auf. So etwas nennt sich rezidiv. Wenn der Krebs relativ früh erneut auftritt, dann sinken die Heilungschancen des Patienten allerdings stark.
Das waren ziemlich viele unschöne Informationen. Jetzt konnte ich verstehen, warum Rosie nichts mehr unternehmen wollte.
Wenn ich solche Nachrichten bekommen hätte, würde es mir wohl kaum besser gehen.
Ich schaltete mein Handy aus und legte es wieder zurück auf den Nachttisch.
Ich machte das Licht aus und starrte an die Decke.
Das Leben ist unfair, dachte ich. Wieso muss ein junges, fröhliches Mädchen
Krebs bekommen und Angst um ihr Leben haben, während andere Leute, die Kettenraucher oder Alkoholiker sind, und kein Stück auf ihre Gesundheit achteten manchmal über neunzig Jahre alt werden?
Ich beschloss, mir etwas zu überlegen, um Rosie zu helfen.
Ich konnte nicht einfach so zusehen, wie ein Mädchen, im gleichen Alter wie ich, so eine schlimme Zeit durchmachte. Ich wusste nicht, wer dabei alles an ihrer Seite stand, aber selbst wenn es viele Leute waren, es schien ihr nicht besonders gut zu helfen, denn sonst würde sie wohl kaum den ganzen Tag im Bett verbringen.
Aber ich wusste auch nicht, wie ich ihr hätte helfen können.
Vor allem bezweifelte ich, dass sie überhaupt meine Hilfe wollte.
Ich meine, sie kannte mich doch überhaupt nicht.
Und sie wäre mit Sicherheit nicht gerade begeistert davon, wenn sie erfahren würde, dass Maddie und all die anderen Leute alle untereinander über sie redeten und ihre Geschichte verbreiteten.
Ich beschloss, mich morgen um die ganze Sache zu kümmern und jetzt erst einmal zu schlafen.
Ich hatte noch den ganzen Sommer Zeit, mich um diese Angelegenheit zu kümmern. Nur hoffte ich inständig, dass auch Rosie noch den ganzen Sommer hatte.
4. Kapitel
Am nächsten Morgen wachte ich von den Sonnenstrahlen auf, die trotz der dünnen Vorhänge in mein Zimmer kamen und auf mein Gesicht schienen.
Ich schaltete mein Handy an und warf einen Blick auf die Uhr. Halb zehn.
Ich schlug meine Bettdecke zurück und stand auf, wobei mein Blick nach draußen aus dem Fenster fiel. Es war ein wirklich schöner Morgen, die Sonne schien und die Vögel zwitscherten munter. Ich ging zu meinem Koffer und suchte mir eine Jeans, ein luftiges Top und Unterwäsche heraus und ging ins Badezimmer.
Um wach zu werden, sprang ich unter die Dusche und stellte den Strahl auf kaltes Wasser ein. Das kühle Wasser lief mir den Rücken hinunter und über mein Gesicht und allmählich fühlte ich mich wacher.
Ich wusch mich und shampoonierte meine Haare ein, bevor ich alles mit angenehm warmen Wasser wieder ausspülte.
Dann stellte ich das Wasser aus und trocknete mich ab.
Ich zog mich an und öffnete das Badezimmerfenster, woraufhin mir frische Luft entgegenflog, die nach Wald roch.
Ich fragte mich, wann Maddie wieder vom Rathaus zurück sein würde, aber ich vermutete, dass solche Angelegenheiten wohl etwas dauern konnten, also ging ich runter in die Küche, um mir schon mal Frühstück zu machen.
Durch die Fenster der Haustür fiel warmes Licht in den Hausflur und ich konnte es kaum erwarten, bei dem herrlichen Wetter die Gegend zu erkunden. Die Küche war ein kleiner, heller Raum, mit weißen Holzmöbeln und etwas abgenutzten Griffen an den Schranktüren, aber alles in allem sah es wirklich schön aus. In der Ecke stand ein kleiner, runder Esstisch und davor war ein großes Fenster. Es reichte über die halbe Höhe der Wand und man hatte eine gute Sicht auf den Hof, wenn man dort saß.
Ich durchsuchte alle Hochschränke, bis ich schließlich eine Packung Cornflakes fand und holte mir Milch aus dem Kühlschrank und eine Schüssel aus dem Geschirregal. Die Milch war nicht wie bei uns zu Hause in Pakete abgefüllt worden, sondern in etwa gleichgroße Milchkrüge.
Es sah ganz so aus, als würde Maddie sie frisch von einem Milchbauern aus der Umgebung bekommen. Ich fand diese Vorstellung total romantisch.
Ich mixte mir alles zusammen in die Schüssel und beschloss, mein Frühstück auf der Veranda zu essen.
Die Veranda war nicht gerade groß, aber es gab eine Art hängenden Sessel, der so aussah wie eine kleine Einzel-Hollywoodschaukel, die mit Kissen ausgelegt und urgemütlich war. In der anderen Ecke stand ein kleiner, alter Metalltisch mit schöner Verzierung am Rand und zwei Stühlen daneben.
Ich setzte mich an den Tisch, damit ich mit nicht so leicht die Cornflakes über den Schoß schütten konnte, wie in dem Sessel und wollte gerade anfangen zu essen, als ich merkte, dass mir ein Löffel fehlte.
Ich rollte mit den Augen und stand wieder auf. So etwas passierte mir ständig. Ich war glücklicherweise nicht vergesslich, was Geburtstage oder so etwas anging, aber solche Kleinigkeiten vergaß ich andauernd.
Ich ging wieder ins Haus und suchte in den zahlreichen Schubladen nach einem Löffel. Ich fand einen alten und schon ziemlich verbogenen aus Silber und nahm ihn mit. Als ich wieder durch die Haustür nach draußen trat, war mein Platz plötzlich nicht mehr leer. Noah saß auf einem der beiden Stühle und inspizierte meine Schüssel. Als er mich sah, lächelte er mich freundlich an.
„Du solltest dich beeilen, sonst werden sie noch matschig“, sagte er und zeigte auf die Schüssel.
Ich lächelte zurück.
„Ich mag das so“, antwortete ich und ging zu ihm hinüber.
Bei meiner Bemerkung schüttelte er sich angeekelt und lachte dann.
„Du hast einen furchtbaren Geschmack!“, sagte er dann und lachte vergnügt.
Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf den anderen Stuhl.
„Meinetwegen“, antwortete ich und fing an, die Cornflakes zu essen.
Noah beobachtete mich die ganze Zeit dabei, das spürte ich, aber ich zwang mich, einfach nicht hinzusehen.
„Ist was?“, fragte ich dann doch nach einer Weile.
„Du kommst also aus South Carolina?“, fragte er interessiert und überhörte meine Frage einfach.
Ich nickte mit vollem Mund.
„Wieso?“, fragte ich, als ich den Bissen heruntergeschluckt hatte.
„Ach nur so. Ich bin einfach neugierig. Ich weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe, weißt du?“
Ich sah ihm forschend ins Gesicht.
„Aber das erfährst du doch nicht, nur weil du weißt, woher die Leute kommen.“ Noah dachte einen Moment nach.
„Na ja, eigentlich nicht, das stimmt. Aber dann erzähl mir doch etwas anderes über dich, damit ich wirklich weiß, mit wem ich es hier zu tun habe.“
Er grinste mich verschmitzt an und ich konnte nicht anders, als ihn zurück anzugrinsen. Sein Lächeln war ansteckend, da konnte man einfach nichts machen. „Na ja“, sagte ich etwas unschlüssig, was er wohl hören