Ein Lindwurm unter Wölfen. Hugo von Velocia. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hugo von Velocia
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847663751
Скачать книгу
denn dann würde ich dir folgen und glaub mir, ich kann jeder Spur folgen. Also sei schön brav und warte hier auf mich. Ich komme gleich zurück.“ sagte der Lindwurm und begann sich vorsichtig an Velynes Bruder anzuschleichen. Er glaubte nicht, dass er Schwierigkeiten mit dem Wolf bekommen könnte.

      Velyne blieb an Ort und Stelle und legte sich für ein Nickerchen nieder. Immerhin war es bereits mitten in der Nacht. Inzwischen wanderte White Fang nervös hin und her aus lauter Sorge. „Fünfzehn Minuten gebe ich ihm noch dann hole ich ihn zurück“, brummte er und ging weiter nervös hin und her, seine Gedanken auf die Umgebung fokussiert, immer in der Hoffnung, vielleicht seinen Bruder wahrnehmen zu können.

      Es gelang dem Lindwurm, sich unbemerkt bis auf ein paar Meter an den Wolf heranzuschleichen. Dann spannte er die Muskeln an und wartete auf eine passende Gelegenheit. Lange musste er auch gar nicht warten, denn der Wolf kam direkt auf den Lindwurm zu. Jetzt, oder nie, dachte sich der Lindwurm.

      Der Wolf hört ein ganz leises rascheln und hob seine Ohren an. „Velyne, bist du es?“

      White Fang blieb sehr wachsam und vorsichtig. Und so würde es auch bleiben, bis er schlussendlich das glückliche Gesicht seines kleinen Bruders erkennen würde. Vorher wartete er ab bis sich etwas tat.

      „Ich bin hier. Komm hierher“, sagte der Lindwurm und amte dabei perfekt Velynes Stimme nach. Sicher würde er White Fang damit überlisten können, glaubte er und blieb hinter einigen Büschen versteckt, damit der Wolf ihn nicht gleich erkennen konnte.

      „Komm raus. Ich warte ja schon eine halbe Ewigkeit auf dich.“ White Fang wurde etwas misstrauisch. Es ist überhaupt nicht Velynes Art sich nicht zu zeigen und nur nach ihm zu rufen. Nein, normalerweise würde Velyne zu ihm springen und seinen großen Bruder sofort anstupsen.

      Er lässt sich nicht anlocken, dachte sich der Lindwurm. Na gut, dann muss ich ihn eben selbst fangen. „Hier bin ich, kleiner Wolf“, sagte der Lindwurm und schnellte nach vorne. Alles was er tun musste war, den Wolf irgendwie festzuhalten. Dann würde er durch seine überlegene Kraft mit Sicherheit der Sieger sein. Und genau das versuchte der Lindwurm. Er war klar im Vorteil, weil der Wolf sicher nicht damit rechnete, so plötzlich angegriffen zu werden.

      White Fang sah etwas Blaues auf ihn zuschnellen und machte hurtig einen Satz nach hinten. Dabei knurrte er böse. „Wo ist mein Bruder, ich habe ihn gerade gehört. Dich kenn ich doch, du bist doch dieser komische Drache von vorhin. Ich habe dir schon von Anfang an nicht getraut. Also sag mir: WO IST MEIN BRUDER?“

      Der Lindwurm ärgerte sich, weil er den Wolf verfehlt hatte. Doch er würde sicher niemals verraten, wo Velyne steckte. „Dein Bruder? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wo er ist. Ich habe ihn nicht gesehen. Aber dafür sehe ich dich um so deutlicher, kleiner Wolf. Bleib doch mal stehen, damit ich... ähm... dich festhalten kann.“

      „Du verrätst mir sofort wo mein kleiner Bruder ist. Ich bin doch nicht bescheuert. Ich habe ihn gerade gehört.“ White Fang fletscht seine Zähne und knurrt äußerst tief. „Du wolltest uns ja vorhin auch schon angreifen. Ich hab es doch gewusst, dass deine Freundlichkeit nur vorgetäuscht ist.“

      „Ich habe deinen Bruder überhaupt nicht angerührt. Hätte ich ihn gefressen, dann würde man mir das ansehen können. Aber bitte überzeug dich selbst. Ich bin schlank und es ist kein Wolf in mir. Zumindest noch nicht. Aber du wirst mir nicht entkommen“, erwiderte der Lindwurm und knurrte dabei leise.

      „Was willst du halbstarke Eidechse denn von mir?“, erwiderte White Fang. „Ich habe einen Bruder auf den ich aufpassen muss und dann kommt mir so was wie du in die Quere. Wieso rede ich überhaupt mir dir? Das ist doch lächerlich. Wölfe geben sich nicht mit Eidechsen ab“, knurrte der Wolf und fletschte die Zähne“.

      „Halbstarke Eidechse? Du wagst es, mich zu beleidigen? Na warte. Dir werde ich zeigen, wozu diese halbstarke Eidechse fähig ist. Du schwächliches Säugetier hast doch keine Chance gegen mich. Warum gibst du nicht gleich auf? Dann würde es zumindest schmerzlos für dich sein.“ Auch der Lindwurm fletschte seine Zähne und starrte den Wolf dabei gierig an, bereit sofort auf ihn loszuspringen.

      „Pah, von wegen schwächliches Säugetier. Du versucht mich ja nur zum Aufgeben zu verleiten. Das nenne ich schwach. Und nur so nebenbei bemerkt, du machst mir keine Angst. Ich hab schon weit bedrohlicheren Drachen gegenüber gestanden. Und du bist noch nicht mal ein Drache du ...Eidechse. Hahaha“, lachte White Fang laut.

      Der Lindwurm knurrte den Wolf wütend an. Er konnte es gar nicht vertragen, wenn man so mit ihm sprach. Schon gar nicht, wenn sein Futter so mit ihm sprach. „Ich weiß zwar nicht, wie du je einen Drachen, oder gar mich besiegen könntest, aber an deiner Stelle würde ich den Mund nicht so voll nehmen“, knurrte der Lindwurm und kroch langsam auf den Wolf zu.

      White Fang konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen. „Hahaha... b...bitte bleib mal stehen. Das sieht so komisch aus... Eidechse passt schon ganz genau zu dir, du bewegst dich ja auch wie eine“, sagte er mit lachender Stimme. Er beobachtete ihn genau und wich auch immer soviel zurück, dass der Abstand gleich blieb. Aber er musste noch immer zwischendurch lachen. „Haha, sieht das bescheuert aus“, murmelte der Wolf leise und lachte einfach weiter.

      „Dir wird das Lachen gleich vergehen. Und nur zu deiner Information. Wir Lindwürmer sind nicht mit Eidechsen verwandt, sondern nur mit Drachen und mit Schlangen. Und Leute wie dich verputzen wir zum Frühstück. Du wirst gleich sehen, wie leicht das geht.“ Um den Wolf zu überraschen spie ihm der Lindwurm eine Rauchwolke direkt ins Gesicht. Damit hatte er schon viele Säugetiere ausschalten können. Säugetiere waren anfälliger gegen diesen betäubenden Rauch als Drachen.

      Damit hatte White Fang nicht gerechnet. Er hielt sofort den Atem an und flüchtete so schnell es ging nach rechts, bis er wieder aus dem Rauch entkommen war. Der Lindwurm stand noch dort, wo er sich vorher befunden hatte. „Puh, da hat jemand Mundgeruch“, erwiderte der Wolf frech. Der Rauch hatte ihm offenbar nichts ausgemacht. “Worauf wartest du, Eidechse?“ Er bemerkte, dass der Lindwurm schon ziemlich sauer war und das freute ihn auch. Um den Lindwurm noch weiter zu ärgern sagte er: „Sei nicht sauer, Eidechse. Immerhin habe ich meinen Spaß mit dir.“

      „Ich glaube, du verwechselst da was. Ich bin es, der eine Menge Spaß mit dir haben wird. Spätestens dann, wenn ich dich verschlinge. Und das wird sicher bald passieren. Jetzt lachst du vielleicht noch über mich, aber bald werde ich es sein, der über dich lacht“, höhnte der Lindwurm und kroch schnell auf den Wolf zu. Er hoffte ihn durch einen schnellen Angriff überwältigen zu können.

      White Fang sah den Lindwurm kommen. Plötzlich lief er ihm entgegen, sprang auf einen geknickten Baum und parierte so den Angriff mit Leichtigkeit und landete hinter dem Lindwurm und grinste. „Sieht aus als hättest du keinerlei Ehrfahrung im Kampf gegen Wölfe, ich glaube eher, dass du immer die bereits gefangene Beute von Anderen stiehlst“, entgegnete White Fang und konzentrierte sich darauf, weiteren Angriffsversuchen auszuweichen.

      „Wenn du wüsstest, wie viele Wölfe ich schon gefressen habe, würdest du vor Angst zittern und um Gnade winseln.“ Auch wenn der Lindwurm vielleicht nicht ganz so schnell war, wie der Wolf, so war er doch immer noch ein ernstzunehmender Gegner. Natürlich hätte er es leichter gehabt, wenn der Wolf nicht mit einem Angriff gerechnet hätte. Er musste sich jetzt etwas ausdenken, um den Wolf zu überlisten.

      „Ha! Vermutlich kann ich die an einer Pfote abzählen. Am besten du verkriechst dich wieder in das Loch, aus dem du gekommen bist.“ White Fang stand etwas unter Stress, da ihm die Abwesenheit seines Bruders Sorgen machte. Und wenn er unter Stress stand, dann wurde er immer schnell unfreundlich und reizbar. Hatte der Lindwurm Velyne etwas angetan? Er war sich sicher, dass der Lindwurm schuld war, dass Velyne so unerwartet lange aus blieb. Doch gefressen konnte er den Wolf nicht haben. Da war sich White Fang sicher. Denn das hätte man gewiss sehen können und der Lindwurm sah nicht aus, als ob er gerade erst einen Wolf verschlungen hätte.

      „Ach ja? Nun... wenn du dich mir weiterhin widersetzt, dann muss ich wohl deinen Bruder fressen. Er befindet sich in meiner Gewalt. Und wenn du nicht sofort aufgibst, wird es ihm sehr schlecht gehen. Wenn du aber vernünftig bist, dann lasse ich ihn am Leben“, drohte der Lindwurm.