Ein Lindwurm unter Wölfen. Hugo von Velocia. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hugo von Velocia
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847663751
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Dennoch war er mit den drei Jungdrachen vorerst eigentlich ganz zufrieden.

      Slykur lief immer weiter, er konnte sehen, dass der Lindwurm die Verfolgung abgebrochen hatte. Schlussendlich schien es, als ob er entkommen wäre. Als Slykur bei der Schlucht ankam konnte er die drei glücklichen Gesichter der Jungdrachen erkennen. Sie haben sich anscheinend dort getroffen und treu auf ihn gewartet, obwohl Slykur die Hauptschuld hatte, dass die drei anderen gefressen wurden. „Komm du schaffst es!“, konnte er von der anderen Seite hören. Er machte einen Satz und spannte die Flügeln. Obwohl einer davon derzeit kaum zu gebrauchen war, konnte er gerade noch so hinübergleiten. Die Kleinen sprangen ihn voller Freude an. Die vier machten sich auf den Weg um eine neue Heimat zu finden. Doch Slykur drehte sich noch mal um. „Ich werde meine Freunde rächen, das verspreche ich dir!“, knurrte er entschlossen. Er setzte schließlich seinen Weg fort ohne nochmals zurückzuschauen.

      Die Wolfsbrüder

      Seit dieser Jagd sind inzwischen ein paar Wochen ins Land gezogen. Von den drei Jungdrachen war inzwischen längst nichts mehr übrig. Der Lindwurm war, nachdem er sich ein wenig ausgeruht hatte wieder zurück in sein Revier gekrochen. Hier gefiel es ihm am Besten und entgegen Slykurs Behauptungen, gab es auch keinen Mangel an guter Beute. Vielleicht hatte Slykur das auch nur behauptet, um den Lindwurm dazu zu bringen, sein Revier wieder zu verlassen, dachte er sich.

      Nach einer erholsamen Nacht in seinem weichen und bequem ausgepolsterten Nest erwachte der Lindwurm gähnend. Die Sonne schien und es sah nach einem heißen Tag aus. Schnell kroch der Lindwurm zu einem nahe gelegenen See, um schnell noch ein kurzes Bad zu nehmen. Danach wollte er sich nach einem Frühstück umsehen. Er glaubte, dass hier in der Gegend sicher noch so einige ahnungslose Opfer zu finden sein müssten, die noch nie von einem Lindwurm gehört hatten.

      Von Slykur hatte der Lindwurm in der letzten Zeit nichts mehr gehört. Er schien nicht mehr in diese Gegend zurückgekehrt zu sein und auch die verbliebenen Jungdrachen, hatte der Lindwurm seit seiner letzten Begegnung mit ihnen nie wieder gesehen.

      Die Wolfsbrüder White Fang und Velyne waren schon seit einiger Zeit unterwegs. Erst kürzlich mussten sie vor drei kleinen, in etwa zwei Meter großen Drachen, flüchten. Da die beiden Wölfe etwas größer waren als der typische Standardwolf, hätten sie vielleicht sogar eine Chance gehabt sich zu wehren, aber sie wollten so schnell wie möglich diesen Landstrich durchqueren, denn weiter dahinter sollte sich ein Wolfsareal befinden. Und dorthin wollte White Fang seinen Bruder Velyne bringen. Velyne sollte sich dem Rudel dort anschließen. Dadurch sollte eine friedliche Koexistenz zwischen White Fangs Rudel und dem anderen gewährleistet werden. White Fang war älter und deutlich stärker als sein Bruder. Velyne war im Grunde noch fast ein Welpe und ziemlich unerfahren in so ziemlich allen Dingen. White Fang musste seinen Bruder immer wieder zur Eile drängen, da sich Velyne ansonsten Stunden damit beschäftigen konnte, alle möglichen Dinge zu betrachten. Sei es ein Stein von einer besonders schönen Form oder Farbe, ein Schmetterling auf einer Blumenwiese oder die Wolken am Himmel. Alles war für Velyne höchst interessant und immer einen Blick wert. „Das vorhin... das waren doch Drachen, oder?“, stammelte Velyne und beobachtete dabei seinen großen Bruder.

      Der Lindwurm schwamm schon seit einer guten Stunde im See herum. Er war ein hervorragender Schwimmer und liebte es, sich im Wasser aufzuhalten. Das Wasser war schön kalt, was bei einem so heißen Tag sehr angenehm war. Doch nach einiger Zeit wurde es fast schon zu kalt für den Lindwurm. Deshalb kroch er wenig später wieder an Land um sich in der Sonne aufzuwärmen. Dabei hatte er immer ein Auge auf seine Umgebung um sein mögliches Frühstück auch rechtzeitig zu bemerken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich hier irgendein Tier sehen lassen würde. Da war sich der Lindwurm sicher. An so heißen Sommertagen kamen immer wieder Tiere zum Trinken an diesen See.

      „Keine Sorge kleiner Bruder, Das waren nur Jungdrachen. Die werden uns nicht gefährlich. Außerdem sind wir schon viele Stunden Fußmarsch von denen entfernt. Und Jungdrachen verfolgen ihre Beute nicht so weit“, antwortete White Fang. „Okay, wenn du es sagst wird es wohl auch stimmen. Immerhin bist du ja auch mein großer Bruder“, lächelte Velyne. Die beiden Wölfe waren unzertrennbar. Sie hielten schon seit ihrer Kindheit zusammen und waren die besten Freunde.

      Der Lindwurm lag faul in der Sonne und wäre beinahe dabei eingeschlafen. Doch dann weckte ihn ein leises Geräusch. Er hob den Kopf und sah sich um, doch er konnte noch immer kein Tier in seiner Nähe erkennen. Dass er gerade die Wölfe gehört hatte, wusste er noch nicht. Aufmerksam beobachtete er seine Umgebung. „Hm, ich muss mich wohl getäuscht haben. Hier ist ja gar nichts in der Nähe.“

      Die beiden Wölfe gingen nebeneinander her. Die Beiden waren ziemlich verspielt, und stupsten sich andauernd gegenseitig an und hatten Spaß daran. „Was wirst du als erstes machen, wenn wir da sind?“, fragte Velyne neugierig.

      „Anfangs werde ich noch eine Weile bei dir bleiben und mich in das Rudel einordnen. Und dann werde ich nach einigen Tagen in mein eigenes Rudel zurückkehren“, antwortete White Fang

      „Du solltest mit mir trainieren, damit ich auch so stark werde wie du“, sagte Velyne

      „Das mache ich gern“, antwortete White Fang und grinste stolz. Er war ein sehr starker Wolf und genau der Richtige um seinen unerfahrenen, kleinen Bruder ein wenig zu trainieren.

      Jetzt, da der Lindwurm aufmerksam lauschte, konnte er die beiden Wölfe miteinander reden hören. Er lächelte. Die beiden schienen nicht die erfahrendsten Wölfe zu sein und vermutlich hatte keiner von ihnen je einen Lindwurm gesehen. Das könnte leichte Beute für mich bedeuten, dachte er. Jetzt durfte er nur keinen Fehler machen. Vor allem wollte er verhindern, dass er sie gleich so erschreckte, dass sie davonliefen. Denn auf eine längere Verfolgung hatte der Lindwurm bei dieser Hitze keine Lust. Es war heute wohl einer der heißesten Tage des Jahres.

      Die beiden Wölfe waren so miteinander beschäftigt, dass sie kaum auf die Umgebung achteten. Gerade noch soviel, dass sie den richtigen Weg beibehalten konnten.

      „Du wirst sehen, ich bringe dir alles bei, was ich bisher gelernt haben“, sagte White Fang zu Velyne. „Ich bin schon aufgeregt. Aber lass uns immer zusammen jagen, ja? Zumindest so lange du dort noch zusammen mit mir in diesem Rudel bist“, antwortete Velyne

      „Klar doch, uns bringt nichts auseinander.“

      Die Stimmen der Wölfe wurden immer lauter. Sie bewegten sich geradewegs auf den Lindwurm zu. Der Lindwurm überlegte kurz, ob er sich verstecken sollte, um irgendwo den Wölfen aufzulauern. Doch hier konnte er sich nirgends verstecken. Er blieb daher einfach in seinem Nest liegen und wartete, bis die Wölfe näher kamen. Sie schienen kaum darauf zu achten, wo sie hinliefen und schon bald konnte der Lindwurm die beiden näher kommen sehen.

      Velyne sprang begeistert neben seinem Bruder her. „Diese Jungdrachen vorhin waren schon erstaunlich oder? Drachen sieht man selten“, gluckste Velyne fröhlich dahin.

      „Ja, das waren nur junge Drachen, nichts Gefährliches. Aber wenn wir im Rudel sind zeig ich dir einen erwachsenen Drachen, versprochen“, fügte White Fang hinzu.

      „Gibt es dort denn Drachen in der Nähe?“, fragte Velyne überrascht.

      „Keine Ahnung. Aber wir sollten besser hoffen, keinen zu treffen. Besonders keine großen Drachen. Die können auch für ein ganzes Wolfsrudel gefährlich werden“, erklärte White Fang.

      Die beiden Wölfe merkten gar nicht, dass sie plötzlich direkt vor dem Lindwurm standen. Selbst der Lindwurm war ziemlich überrascht dadurch, denn es kam nur selten vor, dass Wölfe so unaufmerksam waren. Doch er wollte sie nicht erschrecken und versuchte erst einen möglichst harmlosen Eindruck zu erwecken. „Hallo. Wer seid ihr denn?“, fragte er mit seiner freundlichsten Stimme.

      „Huch! Was? Ein Drache... ich habe es doch gewusst dass hier noch ein Drache ist“, schrie Velyne hysterisch.

      „Der sieht aber etwas komisch aus für einen Drachen“, antwortete White Fang darauf.

      „Tut mir leid wir sind in Eile", sagte der ältere Wolf zu dem Lindwurm.

      „Wohin