Ein Lindwurm unter Wölfen. Hugo von Velocia. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hugo von Velocia
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847663751
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aber sicher immer ein Stückchen weiter zu schließen. Er nutzte dabei jede noch so kleine Schwäche des Wolfes sofort aus. Natürlich war er körperlich dem Wolf so klar überlegen, dass er den Wolf schon lange und ohne Mühe hätte verschlingen können. Doch insgeheim machte es dem Lindwurm Spaß, etwas mit seiner Beute zu spielen.

      White Fang merkte sofort das der Lindwurm mehr Kraft in den Kiefern hatte als er in den Pfoten. „Du wirst mich nie verschlingen“, trotzte er. Aber dabei dachte er sich: „Verdammt er bekommt sein Maul immer weiter zu. Was mach ich jetzt?“ White Fang wehrte sich mit aller Kraft doch seine Kraft ging ihm langsam aus. Wenn er jetzt so weiter machen würde, wie bisher, würde er verlieren. Er kämpfte sich ganz nach vorne in das Lindwurmmaul und wartete nur auf eine kleine Unachtsamkeit des Lindwurms. Als der Lindwurm sein Maul gerade weit genug öffnete, sprang der Wolf aus dem Maul heraus. Doch er war inzwischen völlig erschöpft und schnaufte mit letzter Kraft tief durch. „Ich kann nicht mehr“, murmelte er leise.

      Doch der Lindwurm war natürlich nicht blöde und er reagierte sehr schnell. Bevor der Wolf auch nur an eine Flucht denken konnte, drehte und wandte sich der Lindwurm und es gelang ihm, seinen Körper um den Wolf zu schlingen. Er umschlang ihn so fest, dass sich der Wolf aus eigener Kraft nicht herauswinden konnte. Lächelnd glaubte er, den Wolf nun ganz sicher zu haben. „Bist du etwa schon müde, kleiner Wolf? Du scheinst etwas außer Atem zu sein. Aber du wirst mir nicht entkommen. Egal was du tust.“

      Der Wolf war nun in der Hand des Lindwurms. Diesmal hatte er ihn etwas fester umschlungen, so dass es White Fang schon bald schwindelig wurde. Er wusste er würde gleich sein Bewusstsein verlieren. Er war dem Lindwurm körperlich komplett unterlegen. „V... Velyne, es tut mir leid... du musst dir wen Anderes suchen der dich beschützt... ich kann es nicht", stammelte er noch mit letzter Kraft. Nun bann schon sein Bild vor den Augen zu verschwimmen und er konnte nur noch das listige Kichern des Lindwurms hören.

      Doch der Lindwurm wollte den Wolf nicht erwürgen und so ließ er ihm immer noch gerade genug Luft zum Atmen. Wieder öffnete der Lindwurm sein Maul und er versuchte, den Wolf diesmal in einer etwas günstigeren Lage da hineinzubekommen. Diesmal wehrte sich der Wolf kaum, was es dem Lindwurm erleichterte „So, Kleiner. Keine Sorge. So schlimm, wie du glaubst, ist das gar nicht. Ich habe sogar schon Wölfe erlebt, denen das gefallen hat. Also bleib ganz ruhig, Kleiner“, sagte der Lindwurm.

      White Fang blieb ruhig. Ihm ging einfach die Kraft aus um sich zu wehren. Es war ihm fast schon egal. „Gefallen? Was könnte mir daran gefallen?“ White Fang stand kurz vor einer Ohnmacht. Dieser Kampf, der Würgegriff und die Angst gefressen zu werden setzte ihn so zu. Er sah nur noch zu, wie er sich langsam dem sabbernden Maul des Lindwurms näherte.

      „Tja, manche mögen das Gefühl, verschlungen zu werden. Erst kürzlich hatte ich mal einen gehabt, der konnte gar nicht genug davon bekommen“, sagte der Lindwurm, ohne Velynes Namen zu nennen. „Und übrigens, du hast gut gekämpft, kleiner Wolf. Selten habe ich so lange gebraucht, um einen Wolf zu besiegen.“ Der Lindwurm zischelte leise, als er den Wolf Kopf voran in sein Maul nahm.

      „Darauf bin ich nicht stolz“, brachte White Fang noch heraus und grinste ein wenig. Er konnte nur noch sehen wie der Lindwurm ihn in sein Maul schob und die neugierige Zunge, die schon längst auf ihn wartete. Dann verschwamm sein Bild komplett und er wurde bewusstlos. Es war einfach zu viel für ihn. Er... White Fang. Der große Kämpfer. Völlig hilflos musste er es hinnehmen.

      „Darauf könntest du aber stolz sein, Kleiner. Du warst wirklich ein großer Kämpfer“, sagte der Lindwurm noch, doch der Wolf schien ihn nicht mehr zu hören. Egal, dachte sich der Lindwurm und begann nun langsam und genüsslich damit, den Wolf zu verschlingen. Er schmeckte fast genauso wie Velyne. Doch im Grunde schmeckten ja alle Wölfe irgendwie ähnlich, dachte sich der Lindwurm dabei.

      White Fang konnte in seinem Unterbewusstsein den ganzen Vorgang fühlen. Doch weder war er fähig zu reden noch sich selbst zu fühlen. Es schien wie ein Traum zu sein. Doch innerlich lächelte er. Er wollte nicht als trauriger und enttäuschter Wolf abtreten. Sein Motto war immer gewesen: Sei stolz bis zum Ende.

      Velyne, der gemütlich zusammengekauert auf dem Boden schlief, hatte von all dem nichts mitbekommen.

      Es dauerte gar nicht lange, bis der Lindwurm den Wolf fast ganz verschlungen hatte. Nur noch seine Hinterläufe ragten dem Lindwurm aus dem Maul, doch auch die waren bald verschwunden. Genießend schnurrend schloss der Lindwurm sein Maul hinter dem Wolf. „So, den hätten wir geschafft. Mach's gut, Kleiner Wolf. Es war mir eine Ehre, dich kennen gelernt zu haben, White Fang“, murmelte der Lindwurm, obwohl er glaubte, dass der Wolf ihn nicht mehr hören konnte.

      Doch der Wolf konnte ihn schon noch wahrnehmen, wenn auch nicht mehr so wirklich bewusst. Er sah nur noch Bilder von Velyne vor sich. „Velyne... es tut mir leid. Ich habe versagt. Ich habe es nicht geschafft, dich zu deinem neuen Rudel zu bringen. Verzeih mir“, murmelte der Wolf mit letzter Kraft.

      Velyne lag dagegen noch immer auf seinem Schlafplatz und schlief. Er war glücklich und strotzte vor Energie und Lebensfreude, was man jetzt von seinem Bruder nicht mehr sagen konnte.

      Der Lindwurm schnurrte leise und spürte, wie White Fang immer tiefer in ihn hineinrutschte. Nun konnte er entspannt zu Velyne zurückkehren, was er auch sogleich tat. Als der Lindwurm dort ankam, merkte er, dass der Wolf tief und fest schlief. Er schien nicht mitbekommen zu haben, was mit White Fang passiert war. Um so besser, dachte sich der Lindwurm und kuschelte sich ein wenig an den Wolf an.

      Velyne konnte spüren dass sich etwas neben ihn gekauert hat. „Bist du es?" fragte er mit leiser und verschlafener Stimme hielt aber die Augen geschlossen.

      Beinahe liebevoll streichelte der Lindwurm über Velynes Fell. „Ganz ruhig, Kleiner“, sagte er ganz leise und schnurrte leise vor sich hin. „Ich bin es. Lass dich nicht stören, kleiner Wolf“, flüsterte der Lindwurm dem Wolf in seine Ohren.

      „Das freut mich, ich habe mich schon gefragt wo du so lange bleibst.“ Der Wolf lächelte freundlich „Und wie ist es gelaufen?“, fragte er dann gleich neugierig.

      Lächelnd deutete der Lindwurm auf die kleine Ausbeulung, die White Fang in ihm verursachte. „Es hätte nicht besser laufen können“, flüsterte er ganz leise und kraulte Velyne über sein Fell und lächelte dabei.

      Velyne war zwar nicht erfreut darüber, hatte sich aber inzwischen damit abgefunden. „Dann ist ja alles in Ordnung“, sagte Velyne und kuschelte sich an den Lindwurm. „Ich hoffe du hast ihn nicht gequält oder?“

      Der Lindwurm schüttelte den Kopf und lächelte. „Nein, Kleiner. Aber sei besser still. Falls er noch lebt, sollte er dich besser nicht hören. Wecke ihn besser nicht auf. So lange er schläft, merkt er nicht, was mit ihm passiert. Dein Bruder hat einen harten Tag gehabt und braucht etwas Ruhe. Aber Ich glaube, er lebt noch“, flüsterte der Lindwurm ganz leise und kraulte Velyne weiter über sein Fell.

      „Ich werde etwas leiser sprechen“, sagte der Wolf und stupste den Lindwurm an, um mit ihm zu spielen, wie er es sonst immer mit seinem Bruder getan hatte. „Hat er auch Spaß daran gehabt?“, fragte Velyne.

      „Ich glaube nicht. Zumindest wollte er nicht zugeben, dass es ihm gefällt. Nicht jeder weiß das Gefühl zu schätzen, wie mir scheint. Aber ich werde ihn, im Gegensatz zu dir, nicht mehr frei lassen. Aber dein Bruder ist ein guter Kämpfer. Hat er dir schon Kämpfen beigebracht? Von ihm hättest du viel lernen können. Aber von mir könntest du das gewiss auch“, sagte der Lindwurm und lächelte Velyne an. Es gefiel ihm, dass der Wolf ihn so verspielt anstupste. Ein Wolf der tatsächlich nett und zärtlich zu ihm war. So etwas kannte der Lindwurm bisher noch gar nicht.

      „Da könntest du eventuell recht haben, sonst würde er ja jetzt nicht in deinem Bauch sein. Außerdem hasse ich kämpfen, ich will lieber spielen und Spaß haben“, kicherte der Wolf und leckte den Lindwurm erfreut ab.

      „Das macht nichts. Nicht jeder mag es zu Kämpfen. Sogar wir Lindwürmer sind nicht immer Kämpfertypen. Ich zum Beispiel bin auch ein sehr verspielter Typ“, erwiderte der Lindwurm und drehte sich auf den Rücken um sich von Velyne ein wenig den Bauch kraulen zu lassen.

      Velyne