Irgendwann sehen wir uns wieder. Kristin Pluskota. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kristin Pluskota
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738046335
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komischen Brei auf dem Tisch. “Was ist denn mit der Gurke passiert? Wenn ich nicht wüsste, dass es eine ist, hätte ich sie nicht mehr erkannt. Was wolltest du denn damit machen?”

      “Ich wollte einen Salat machen und habe doch eine neue Küchenmaschine. Statt Scheiben hat sie aber alles klein gehäckselt.” Maggie schüttelt den Kopf. Ich muss lachen, sie hat es nicht so mit neumodischen Dingen. “Alles wird gut. Denn was soll schon passieren, bekommen wir halt nie wieder Besuch, auch schön.” Maggie guckt mich mit großen Augen an, sie weiß gar nicht, wie sie darauf reagieren soll. Fängt dann aber laut an zu lachen. “Ach Sophie, komm hilf mir.” Maggie beruhigt sich so langsam, und als dann ihre Lieblingssängerin im Radio zu hören ist, dreht sie es lauter. Es gibt kein Halten mehr und wir singen und tanzen zur Musik. John kommt in die Küche und macht gleich mit.Ich liebe die Beiden und ich weiß nicht, wie ich das alles wieder gut machen soll.Diesen einen Tag, der unser Leben veränderte, werde ich nie vergessen.

      2.

      Ich habe schon länger gespürt, dass ich anders als die Anderen in meinem Alter bin. Plötzlich konnte ich Gefühle von meinen Freunden wahrnehmen, mehr als es vorher der Fall war. Es fing an, eine Rolle in meinem Leben zu spielen. Mein Körper signalisierte mir, wer es gut oder wer es böse mit mir meinte. Viele Entscheidungen wurden mir so von meinem Empfinden abgenommen, nicht das reine Bauchgefühl, es war mehr. Ich habe Maggie und John nichts davon erzählt, es hat sich nicht ergeben. Doch ich hätte es erzählen sollen. Es war an einem warmen Sommermorgen, Maggie rief meinen Namen, ich sollte aufstehen und mich für die Schule fertigmachen. Als ich gerade meine Sachen anziehen wollte, bekam ich schreckliche Kopfschmerzen. So schlimm, dass ich mich nicht mehr auf meinen Beinen halten konnte. Ich setzte mich auf mein Bett, doch es wurde nicht besser, sondern eher immer schlimmer. Mir wurde fürchterlich schlecht und der Raum fing an, sich zu drehen. Ich rief nach Maggie, dann wurde auch schon alles schwarz vor meinen Augen und ich stürzte zu Boden. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem kleinen Raum. Die Wände waren weiß gestrichen, ich konnte noch die frische Farbe riechen. Ich kannte diesen Ort nicht. Angst stieg in mir auf und ich blickte mich ohne große Bewegungen vorsichtig um. Ich war auf einer Liege mitten im Raum festgebunden. Ein Stuhl stand in der einen Ecke, sonst war der Raum leer. Wenn ich mich heute zurückbesinne, läuft mir noch immer ein Schauer über den Rücken. Ich weiß noch, wie unwohl ich mich fühlte. Damals konnte ich meine Gefühle nicht kontrollieren, ich fing an zu schreien, Tränen liefen mir die Wange herunter. Was war nur passiert? Ich hörte John mit Maggie sprechen, doch konnte nicht verstehen, was sie sagten, bis endlich die Tür aufging. Maggie erschien neben der Liege und nahm meine Hand. Sie sah ängstlich aus, aber ihre Berührung war warm und beruhigend, sie ließ mich für einen kurzen Moment meine Angst vergessen. Maggie blickte mir tief in die Augen. So etwas habe ich noch nie gesehen, ihre Augen fingen an zu strahlen, es breitete sich auf ihrem ganzen Körper aus. Rote, gelbe und grüne Felder, wie Sonnenstrahlen, leuchteten in sämtliche Richtungen. Ganz unscharf und verschwommen bewegten sich diese Farben an ihrem Körper entlang. Es ist ihre Aura, diese Strahlen berührten meine Haut. Meine Hände fingen an zu kribbeln und wurden ganz warm, Maggie hielt mich noch immer fest. Dann konnte ich ihre Stimme hören tief in meinem Körper, ich starrte ihr auf den Mund, doch der bewegte sich nicht. Maggie sagte, ich sollte mich beruhigen, ihr vertrauen. Mein Körper fing an zu glühen. Ihre Wärme verteilte sich in mir. Sie sagte immer wieder, dass ich mich konzentrieren soll. Dass meine Gefühle und Empfindungen sehr stark sind, ich sie aber bald kontrollieren könnte. Damals habe ich nicht verstanden, was sie damit meinte. Doch heute weiß ich, dass Maggie sich in große Gefahr begeben hat, als sie mir ihre Hand gab. Ich spürte Maggies Herz, es schlug schnell, wurde aber immer langsamer. Mein Herzschlag passte sich ihrem an. Für diesen kurzen Augenblick blieb die Welt stehen. Als die Tür aufging, wurde ich schnell in die Realität zurückgeholt. John kam herein und Maggie löste ihre Berührung. Auch John umgaben diese Farben und Strahlen, doch bei ihm waren sie eher kühler. Blau, grün, rot, dafür leuchteten sie aber stärker, nicht so verschwommen wie bei Maggie. Auch er nahm meine Hand und mein Körper fing wieder an, zu glühen. Es war ein gutes Gefühl. Bei Maggie war es die Herzlichkeit, bei John war es die Stärke, die mir ein Gefühl von Geborgenheit gab. Er strahlte so viel Sicherheit aus, an seiner Seite konnte mir nichts passieren. Johns Stimme drang in meine Gedanken, aber auch sein Mund bewegte sich nicht. Er sprach mit so einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, das kannte ich nicht von ihm. Er versuchte mich zu beruhigen. Immer wieder sagte er, ich sollte aufhören zu weinen. Da fiel es mir auch erst auf, dass mir noch immer Tränen über die Wange liefen. Warum war ich hier? Maggie kam näher und nahm meine andere Hand, obwohl John damit nicht einverstanden war. Doch sie hielt mich fest und ich war froh, dass sie da war. John erzählte mir, dass wir uns in einer Art von Bunker befanden, sie mussten mich hier herbringen, weil ich meine Gefühle und meine Aura noch nicht kontrollieren konnte. Durch diese Wände konnten keine Energien nach draußen dringen. John erklärte mir, dass sie mich festbinden mussten. Weil mein Körper sich so verkrampfte, sie hatten Angst, ich würde mich oder andere verletzen. Doch jetzt löste Maggie die Fesseln und ich konnte mich hinsetzen. Das Gefühl der Kälte und die Angst kamen nicht mehr zurück. Ich weiß noch, dass ich mich geborgen fühlte. Doch was war passiert? Ich konnte mich an die schlimmen Kopfschmerzen erinnern. War ich krank? Es kam alles anders, als ich dachte, dieser eine Satz veränderte mein Leben. Stellte alles auf den Kopf, an das was ich glaubte und mir immer erzählt wurde. Maggie wollte wieder nach meiner Hand greifen, doch John hinderte sie daran. Er schickte sie aus dem Zimmer, aber Maggie blieb an der Tür stehen. John forderte mich auf, ich sollte mich voll und ganz auf ihn konzentrieren. Sein Körper fing an zu glühen, die Farben wurden kräftiger, er gewann an Stärke. Er berührte mich an meiner Schulter und auch ich fing an zu glühen. Mein Körper saugte seine ganze Energie auf. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr kontrollieren, bis John mein Kopf blockierte. Mein Herzschlag verlangsamte sich, mein Körper war leicht und ich fühlte mich geborgen. John sagte mir, dass sich mein Leben jetzt ändern würde. Dass wir umziehen müssen, damit er in meiner Nähe sein kann. Er würde mich beschützen. Ich müsste mir keine Sorgen machen. Zu dem Zeitpunkt konnte ich das auch gar nicht. Denn John blockierte jegliche Gefühle und Emotionen. Was er mir dann erzählte, konnte ich nicht glauben. Doch irgendwie spürte ich, dass er die Wahrheit sagte. Er kontrollierte meinen Körper, sah mir tief in die Augen, seine Stimme drang wieder in meinen Kopf. Es gibt Engel, die den Menschen auf der Erde den richtigen Weg weisen müssen, weil sie ihn nicht finden können oder ihn verlassen haben. So ein Schutzengel bist du.Wärme stieg in mir auf, ich musste mich hinstellen. John trat zurück, aber er war bereit mich anzugreifen. Es dauerte einige Zeit, bis ich verstehen konnte, was er da sagte. In meinem Kopf wurde es immer klarer, es gab gar keine andere Lösung. Ich setzte mich wieder auf die Liege und deutete John, er sollte sich neben mich setzen und weiter erzählen. Ich spürte, dass sich Maggie und John beruhigten und die Anspannung von ihnen ablas. John löste immer mehr die Blockade in meinem Kopf, er war aber auf einen schnellen Angriff vorbereitet. Maggie trat näher und grinste mich an. Sie hatten Angst, ich würde die Kontrolle über meinen Körper verlieren, denn meine Fähigkeiten kamen mit aller Kraft wieder, auch meine Aura leuchtete stark. Das sind auch Gründe, warum wir in diesem Raum waren. Doch jetzt sind die Beiden überglücklich, dass ich es so gut verkraftet habe. Später hat mir John mal erzählt, er hätte mich töten müssen, wenn ich mich nicht hätte kontrollieren können. Zu gefährlich wäre es für die Menschen oder die Engel gewesen. Maggie fängt heute noch an zu weinen, wenn wir darüber sprechen. Sie hatte so viel Angst mich zu verlieren, das hätte sie nicht verkraftet. Aber, ich war nicht nur ein Schutzengel, ich war etwas Besonderes. Sie erzählten mir von meiner wahren Herkunft.

      3.

      Maggie und John nahmen mich bei sich, damit ich in Sicherheit bin. Meine richtige Mutter hieß Ariel und war wie ich, ein Schutzengel. Diese Engel helfen den Menschen in schweren Lebenslagen, sie werden ihnen zugeteilt. Schutzengel begleiten ihre Schutzbefohlenen so lange, bis sie ihre Hilfe nicht mehr benötigt. Damit diese Engel ungehindert helfen können, verfügen sie über gewisse Fähigkeiten. Schutzengel können sich unsichtbar machen, kein Mensch darf ihre Anwesenheit bemerken. Doch