So sieht sie nach dem Hosenknopfe.
Gotthold Ephraim Lessing
Die schlafende Laura
Nachlässig hingestreckt,
Die Brust mit Flor bedeckt,
Der jedem Lüftchen wich,
Das säuselnd ihn durchstrich,
Ließ unter jenen Linden
Mein Glück mich Lauren finden.
Sie schlief, und weit und breit
Schlug jede Blum’ ihr Haupt zur Erden,
Aus missvergnügter Traurigkeit,
Von Lauren nicht gesehn zu werden.
Sie schlief, und weit und breit
Erschallten keine Nachtigallen,
Aus weiser Furchtsamkeit,
Ihr minder zu gefallen,
Als ihr der Schlaf gefiel,
Als ihr der Traum gefiel,
Den sie vielleicht jetzt träumte,
Von dem, ich hoff’ es, träumte,
Der staunend bei ihr stand,
Und viel zu viel empfand,
Um deutlich zu empfinden,
Um noch es zu empfinden,
Wie viel er da empfand.
Ich ließ mich sanfte nieder,
Ich segnete, ich küsste sie,
Ich segnete, und küsste wieder:
Und schnell erwachte sie.
Schnell taten sich die Augen auf.
Die Augen? – nein, der Himmel tat sich auf.
Gotthold Ephraim Lessing
An Belindens Bett
Du kleines Lager, wo vergnügt
Die Schönheit mit der Unschuld liegt!
Beglücktes Heiligtum der Liebe,
Bei dem, gewöhnt an frechen Raub,
Ein roher Satyr schüchtern bliebe!
Dir will ich noch das letzte Laub
Der längst gestorbnen Rose streuen;
Dich soll ein Dichter nicht entweihen,
Der gerne mit dem Amor spielt,
Und doch den Wert der Weisheit fühlt.
Geheimer Schauder! Stille Lust!
Bemächtigt euch des Jünglings Brust.
Du Schlummerstätte meiner Schönen!
O zeige mir Belindens Bild;
Hier siehst du jeden Reiz enthüllt;
Hier sagt sie dir mit halben Tönen
Vielleicht, was ihren Wünschen fehlt,
Was sie noch selber sich verhehlt.
Dein Vorhang rauscht, und Träume schlüpfen
Durch ihn: ein allerliebstes Heer!
Schön, wie der Venus Kinder, hüpfen
Sie um das fromme Mädchen her.
Belinde zürnt: auf ihren Wangen
Ist Keuschheit, Jugend, und Verlangen.
Wenn sie nun zärtlicher erwacht;
Wenn sie, nach ungenoss’nen Freuden,
Der Morgensonn’ entgegen lacht,
Und in verräterische Tracht
Behende Grazien sie kleiden:
Dann, o dann muss ich dich beneiden!
Doch ungestüme Wünsche nicht
Soll dieser kleine Tempel hören;
Nur Seufzer darf ich mir gewähren,
Bescheiden, wie ein Amor spricht
In einem Wäldchen mit Cytheren.
Ihr, die, von wilder Glut entbrannt,
Der Gott der Liebe nie gekannt,
Zerreißet mit verwegner Hand
Der Schönheit heiliges Gewand,
Das Huldgöttinnen ihr gewebet,
Indes ein sanfter Hirt erbebet,
Wenn er Belindens Lager sieht,
Voll Ehrfurcht ihre Zelle flieht;
Und auf verschwiegnen grünen Heiden,
Wo Götter mit dem Mädchen weiden,
Auf Blumen es verfolgt und küsst,
Und ohne Reu beglückter ist,
Als ihr im Taumel eurer Freuden.
Johann Georg Jacobi
Ein Traum
O Traum, der mich entzücket!
Was hab ich nicht erblicket!
Ich warf die müden Glieder
In einem Tale nieder,
Wo einen Teich, der silbern floss,
Ein schattigtes Gebüsch umschloss.
Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bei dem Teiche.
Das hatte sich, zum Baden,
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Lüftchen widerstand.
Der freie Busen lachte,
Den Jugend reizend machte.
Mein Blick blieb sehnend stehen
Bei diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies
Und sich die Wollust greifen ließ.
Sie fing nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden;
Doch, ach! indem’s geschiehet,
Erwach ich und sie fliehet.
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser sein.
Johann Peter Uz
Die Badende
Wie Venus aus des Meeres Wogen
Entstieg dem Bade Dorilis,
Gewandlos, wie im Paradies
Einst Eva stand, noch unbetrogen
Durch den verbot’nen Apfelbiss.
Ein Tuch zum Trocknen in der Rechten
Saß sie auf einem Kanapee,
Ihr braunes Haar, gewirkt zu Flechten,
Floss auf des zarten Busens Schnee,
Sanft wallend stieg er in die Höh’,
Als