Den Bund der Jugend und der Lust.
Dann soll ein Bad in sichern Flüssen,
Auf dieses Bad ein frisches Küssen,
Auf frische Küsse frischer Wein,
Auf Wein ein Tanz, bei Spiel und Liedern
Mit regen Schwestern, muntern Brüdern:
Das alles soll mich heut erfreun.
So fröhlich soll der Tag verstreichen!
Ihm soll kein Tag an Freude gleichen.
Nichts übertreff’ ihn als die Nacht!
Die Zeit erwünschter Finsternisse,
Die wacher Schöner stille Küsse
Den Müttern unerforschlich macht.
Friedrich von Hagedorn
An das Frauenzimmer
Sagt mir doch, geliebte Schönen,
Ist euch Amor denn nicht sichtbar?
Oder sagt ihrs niemand wieder,
Weil er allzu oft erscheinet?
O! ihr dürft es nicht verbergen,
Wenn er euch gleich oft erscheinet.
Kann ein Gott euch Schande bringen?
Wenn er euch des Nachts belauschet,
Wenn er euch des Tages locket:
O! so sagt es, euch zur Ehre,
Freunden oder Gönnern wieder.
Dann wird euch in jeder loben.
Oder wollt ihr ‘s mir entdecken:
So will ich, ihr sollt es sehen,
Euch einmal den Amor fangen.
Dann könnt ihr mit goldnen Stricken
Ihn an euer Bette binden,
Dass er Wunsch und Klagen höre.
Dann könnt ihr ihm alles klagen
Und ihn eher nicht befreien,
Bis er sich mit euch versöhnet,
Bis er alle Kammersorgen
Mit der Kammerlust verwechselt;
Bis er sich in allen Stücken
Gütig, wie ein Gott, erwiesen.
O! wie werdet ihr die Güte
Des gefangenen Gottes preisen.
Ruft mich nur, wenn er erscheinet,
Denn ich weiß ihn gut zu fangen.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Die Geburt der Venus
Die Zephyr wiegten sich auf sanft geschwollnen Wellen,
Und Frühling war ums stille Meer:
Der leichten Scherze flüchtigs Heer,
Die jungen Freuden, ihre Gesellen,
Und Grazien mit sanftumschlungner Hand
Umringten den beblümten Strand:
Da sah die Fabel Cytheren
Vom Schaume des Meeres gebären.
Doch Damon störet kühn den alten Aberglauben;
Bei einem Glase blanken Wein
Sah er das Ding weit besser ein:
Die frohen Winzer kelterten Trauben;
Es schäumete der Most mit Ungestüm,
Und Chloe zeigt es lächelnd ihm:
Da sah er ganz deutlich Cytheren
Vom Schaume des Weines gebären.
Christian Felix Weiße
Die Eigenschaften einer Geliebten
Nach Marots Vorschrift
Die ich mir zum Mädchen wähle,
Soll von aufgeweckter Seele,
Soll von schlanker Länge sein.
Holde Sanftmut, Witz im Scherze,
Rührt mein Herze,
Nicht ein glatt Gesicht allein.
All zu jung taugt nur zum Spielen.
Fleischig sei sie anzufühlen,
Und gewölbt die weiße Brust.
Die Brunette soll vor allen
Mir gefallen:
Sie ist dauerhaft zur Lust.
Setzt noch unter diese Dinge,
Dass sie artig tanz’ und singe:
Was ist solchem Mädchen gleich?
Sagt, ihr Mädchenkenner! saget:
Wer ‘s erjaget,
Hat der nicht ein Königreich?
Johann Peter Uz
Einladung zur Liebe
Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?
Seht, hier lieg ich in dem Schatten!
Seht mich nur, ihr müsst mich lieben!
Rosen blühen auf den Wangen,
In den Adern glühet Feuer,
In den Mienen lacht Vergnügen,
In den Augen locket Liebe,
Und bewegen sich die Lippen,
So bewegt sie Scherz und Freude.
Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?
Seht, hier lieg ich in den Schatten,
Mädchen seht, wie schön ich liege!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Die Schamhaftigkeit
Wie schamhaft, wie bescheiden ist
Mein Mädchen, die sanfte Blondine!
Als ich sie öffentlich geküsst,
Sprach sie mit zorniger Miene:
»Wie? Unverschämter, geh! Was denkt die Welt von mir?
Heut Abends fordr’ ich selbst noch Rechenschaft von dir.«
Wie schamhaft sittsam ist sie nicht
Mein Mädchen, die keusche Blondine!
Ich kam zu ihr: Schon brannte Licht,
Ich wagt ‘s – – mit drohender Miene
Rief sie: »O schäm dich! Sieh! Der Nachbar guckt heraus«:
Sie zog den Vorhang vor, und blies die Lichter aus.
Christian Felix Weisse
Auf die Thestylis
Die schiele Thestylis hat Augen in dem Kopfe,
So hat ein Luchs