Eine sachliche Analyse des Bösen, das auf unserer Welt passiert!. Kathrin-Silvia Kunze. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kathrin-Silvia Kunze
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783847648116
Скачать книгу
auf offener Straße kommt.

      Unter dem Druck der verdrängten Angst entsteht also ein Hass auf die menschliche Schwäche, der zum Hass auf die eigene Schwäche und deshalb auch zum Hass auf die Schwäche anderer führt. Angst verdrängende Menschen haben demnach Angst, sich mit den Schwachen zu identifizieren. Das ist die Ursache dafür, wenn Menschen sich an Schwächeren vergreifen. Sie haben Angst vor deren Schwäche, weil sie Angst vor ihrer eigenen Schwäche haben. Und nun versuchen sie, ihre Schwäche in den Schwachen zu bekämpfen und zu vernichten. Denn sie haben die irrationale Angst, wenn sie einmal schwach sind, würden sie immer schwach sein. Um also letztendlich die Angst weiter verdrängt zu halten, versuchen sie ihre Schwäche nicht nur in sich selbst, sondern stellvertretend auch in anderen zu vernichten. Diesbezüglich sprach schon der Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung davon, dass ein unakzeptierter und unverarbeiteter negativer Aspekt des Unterbewusstseins oftmals auf andere projiziert wird (C. G. Jung Seelenprobleme der Gegenwart). Dadurch haben Menschen, die Schwachen Böses tun, also immer zuvor schon sich selbst verlassen, bevor sie sich in anderen bekämpfen. Denn wer schwächeren Böses tun kann, muss sich zuvor von Ihnen distanziert haben. Und dies geschieht aus der Angst vor ihrer Schwäche und dokumentiert damit die Abkehr und Verleugnung der eigenen Ängste und Schwächen.

      Ein Held dagegen ist jemand, der genug Selbstvergebung hat, um keine Angst vor der eigenen Schwäche zu haben. Er akzeptiert sich damit vollständig und damit auch sein einfach Mensch sein. Ein Held ist dadurch stark genug, sich auch mit den Schwachen zu identifizieren, wodurch sein Mitempfinden, das man auch als Mitgefühl bezeichnet, in Kraft tritt. Dadurch ist er nicht gezwungen, sich von den Schwachen bzw. der Schwäche anderer abzuwenden und kann ihnen damit womöglich sogar beistehen.

      Wie man also mit anderen umgeht, ist untrennbar damit verbunden, wie man sich selbst behandelt. Man liebt sozusagen seinen Nächsten wie sich selbst

      Zusammenfassend kann man sagen, dass Menschen, die ihr einfach Mensch sein nicht akzeptieren können, nicht nur ihre Angst sondern auch ihre Schwäche verdrängen, indem sie sich in eine Form von Übermenschlichkeit flüchten wollen. Darum empfinden sie dann die Schwäche anderer als Bedrohung, da sie so mit ihrer eigenen Schwäche konfrontiert werden und sich mit ihr auseinander setzen müssen, was sie jedoch zu vermeiden suchen. Dies erzeugt einen starken emotionalen Konflikt in ihnen, den sie in ihrer Ohnmacht den eigenen Gefühlen gegenüber, in einen Hass auf Schwache konvertieren. Darum versuchen sie, Schwäche, stellvertretend für sich selbst, in anderen zu bekämpfen. Darum kommt es bei ihnen letztendlich zu Übergriffen auf Schwache.

      Demnach erhöht die Verdrängung von Angst bei einem Menschen auch die Wahrscheinlichkeit von Übergriffen auf schwächere, und damit auch wieder die Disposition Böses zu tun.

       1.6 Angstverstärker

      Viele Menschen sind mit ihren Gefühlen, ihrem Leben, den Gefühlen anderer Menschen, den gesellschaftlichen Anforderungen und dem natürlichen Übel wie Krankheiten etc. oftmals auch einfach vollkommen überfordert. Überforderung, genau wie Schmerz, seelisch oder körperlich, führt zur Herabsetzung der Angstschwelle und erhöht bei nicht ausreichendem Maß an Selbstvergebung die Disposition für böse Taten.

      Herabgesetzt werden kann die Angstschwelle eigentlich durch alles, was Stress erzeugt, wie z. B. Schmerzen, Krankheit, Neuorientierung in der Pubertät oder in der „Midlife crisis“, Geldprobleme, Wirtschaftskrise etc. Sogar einfache biologische oder physikalische Situationen können einen Menschen unter Druck setzten, wie etwa Hunger, Durst, Schlafdefizit, Kälte, Hitze etc. und verschärfen damit bei ihm die Disposition Böses zu tun.

      Wie oft wurde nicht z. B. schon nach einem Gewaltverbrechen in einer Kleinstadt etc. von Nachbarn, Bekannten und auch Freunden berichtet: „Eigentlich war er/sie doch immer so ein netter und zurückhaltender Mensch.“ Hier kann davon ausgegangen werden, dass bei solchen Personen der aus ihrer Angstverdrängung erwachsene innere Druck einfach zu groß geworden ist. Wenn dann noch Stress, Probleme und Sorgen hinzukommen, ist für manche die Belastungsgrenze erreicht und es kommt zur so genannten Straftat im Affekt.

      Denn Überforderung wird in unserer Gesellschaft der Übermenschlichkeiten nämlich nicht toleriert und deshalb von einer Vielzahl der Betroffenen schamhaft verschwiegen. Funktionieren ist das Schlagwort. Schwäche darf man nicht zeigen und darüber reden schon gar nicht. Es gibt auch kaum Anlaufstellen an die sich die überforderten Menschen wenden könnten. Wenn sie denn überhaupt die Selbstvergebung dafür in sich finden würden. Und wenn man dann abends total erschöpft nach Hause kommt, erwarten einen im Fernsehprogramm nur die Filme über Superactionhelden, denen einfach alles leicht fällt, oder aber über Gewalt und Totschlag. Und in der Werbung, die sowieso total überladen ist und die Nerven unnötig strapaziert, werden dem Zuschauer nur perfekte Menschen in perfekten Welten präsentiert, die durch die neusten Konsumgüter noch perfekter werden. Nirgendwo ein Stückchen Selbstvergebung, Ruhe, Frieden und Menschlichkeit in Sicht!

      Dies ist aber gefährlich, denn wenn zu dem Druck, der aus Angstverdrängung erwächst, noch Angstverstärker wie Stress etc. hinzukommen, und das ohne Aussicht auf Vergebung und Hilfe, kann es aus Hilflosigkeit der Gesamtsituation gegenüber durchaus zur Flucht in Gewalthandlungen kommen. Wenn man sich seine Angst nicht vergeben kann, muss man ihr sozusagen entfliehen und in irgendeiner Form aktiv werden, um sich seine Hilflosigkeit nicht eingestehen zu müssen. Die Aktionen dienen dann dem Zweck, Macht zu empfinden und sind dadurch meistens gegen schwächere gerichtet.

      Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich die mit all dem inneren und zusätzlich auch äußeren Druck überlastete Person sowieso schon in einer Verteidigungs- und Angriffshaltung befindet und sich darum von allem und jedem unverhältnismäßig schnell bedroht fühlt. Das liegt daran, dass ein Übermaß an nicht akzeptierter verdrängter Angst auch wie eine Art Denkblockade oder Gehirnwäsche wirkt. Denn nur wenn man seine Angst akzeptiert, entfallen der zur Verdrängung nötige Druck und damit auch das innere Missempfinden. Dadurch ist der Geist klar und frei, um alle Dinge und Sachverhalte relativ nüchtern zu betrachten und logisch zu durchdenken. Und darüber hinaus kann dann das akzeptierte Angstempfinden zur Sachlage in alle Überlegungen mit einbezogen werden. Ein Mensch, der seine Angst dagegen verdrängt hat, ist unter diesem Druck nicht in der Lage, wirklich sachlich und nüchtern zu denken. Und natürlich kann er dann auch sein Angstempfinden zur Sachlage nicht in seine Überlegungen mit einbeziehen. Dadurch muss er an seinem wahren Empfinden vorbei entscheiden und handeln. Und unter all diesem inneren Druck kommt es dann tatsächlich dazu, dass sich solch ein Mensch permanent bedroht fühlt und sich dadurch in Verteidigungs- oder Angriffshaltung befindet. Er reagiert dann nicht auf die reale Umweltsituation, sondern empfindet alles negativ verklärt. Das führt dann natürlich auch zu Missverständnissen mit seinem sozialen Umfeld. Es kann dann so weit kommen, dass der Druck von innen die Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation unrealistisch negativ färbt. Addiert sich jetzt hierzu auch nur der geringste Anspruch und Druck von außen, fühlt sich die betreffende Person förmlich sofort und mit allem überfordert und mit dem Rücken zur Wand und in die Enge getrieben. Hinzu kommt, dass sie sich selbst keine Vergebung ihrer Angst und Schwäche zugesteht, also bereits von sich selbst im Stich gelassen worden ist. Die betreffende Person empfindet sich deshalb wie gesagt permanent bedroht und unrealistisch in der Opferhaltung, weshalb sie ihrer Umwelt gegenüber eine Art latente Kampfhaltung einnimmt

      Darüber hinaus neigen Menschen, die ihre Angst und Schwäche nicht akzeptieren können dazu, die sich daraus entwickelnde Wut auf die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung abzuleiten. Denn wenn jemandem, der nicht genug Selbstvergebung besitzt, ein Missgeschick passiert oder ihm etwas nicht gut oder schnell genug gelingt, gerät er darüber in Wut auf sich selbst. Normal wäre es jetzt das Versagen als natürliche Situation anzunehmen und ruhig zu bleiben. Da solche Menschen sich aber keine Schwäche erlauben wollen, da sie sonst mit ihrer verdrängten Angst konfrontiert werden, geraten sie in eine Art Notsituation. Der dadurch gesteigerte Druck führt zu einer Leerlaufreaktion demonstrierter Hilflosigkeit, nämlich zu Wut. Da Menschen, die ihre Angst verdrängen, aber auch nur gestörten Kontakt zu ihren übrigen Empfindungen haben, sind sie nicht in der Lage, ihre Wut zu ertragen oder gar als überzogen zu analysieren. Als eine Art Überlastungsschutz kommt es nun zu einer Übersprungshandlung, bei der die Wutempfindung nun