16 Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. 17 Und Jesus sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! 18 Und sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
19 Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten. 20 Und sogleich rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und gingen fort, ihm nach.
Mk 1,16–20 Die Berufung der ersten Jünger (Mt 4,18–22; Lk 5,1–11; Joh 1,35–42) 1,17 Menschenfischer, das Bild vom Fischfang erscheint in biblischen Texten als positive wie negative Metapher (Jer 16,16; Am 4,2); rabbinische Texte reden teilweise metaphorisch von neuen Jüngern als von Fischen (ARN A 40). In griechischen und römischen Philosophenkreisen sowie im rabbinischen Judentum wird eher beschrieben, dass Schüler sich Lehrer suchen, als dass sie von ihnen berufen werden (wie in Joh 1,35–40; vgl. bEr 30a; bKet 61b). Die jesuanische Methode der Berufung fußt vermutlich auf der Berufung des Elisa durch Elia (1Kön 19,19–21). Sowohl Jesus als auch Elia berufen ihre Nachfolger; die Jünger und Elisa reagieren prompt und verlassen – wie ausdrücklich festgehalten wird – ihre Eltern, um nachzufolgen.
21 Und sie gingen hinein nach Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. 22 Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.
23 Und alsbald war in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unreinen Geist; der schrie: 24 Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! 25 Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! 26 Und der unreine Geist riss ihn hin und her und schrie laut und fuhr aus von ihm. 27 Und sie entsetzten sich alle, sodass sie sich untereinander befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm! 28 Und die Kunde von ihm erscholl alsbald überall in das ganze Land um Galiläa.
Mk 1,21–28 Exorzismen und Lehre in Vollmacht (Mt 7,28–29; Lk 4,31–37) 1,21 Synagoge, vgl. „Die Synagoge“. Dass sich Menschen am Sabbat in der Synagoge versammelt hatten, verweist auf eine Art Gottesdienst (vgl. Mk 6,2). 1,22–24 Lehre, die Lehre Jesu meint nicht nur seine Worte, sondern auch seine Vollmacht, unreine Geist[er] auszutreiben. Markus verwendet den Begriff unreiner Geist häufiger als die üblichere Bezeichnung „Dämon“. Der Heilige Gottes, Bezeichnung für Elisa (2Kön 4,9); als Gegenpart zum unreinen Geist würde ein solcher Prophet die Grenze zwischen dem dämonischen Reich und der von Gott geschaffenen Welt des Lebens wiederherstellen. 1,25 Bedrohte, ein üblicher Begriff in jüdischen Exorzismen (gr. epitimaō, hebr. ga‘ar; 1QGenAp 20,28–29; vgl. Ps 106,9). Vgl. auch 1QM 14,9–11 mit einem Verweis auf Gott, der Gegner im Kampf besiegt oder Satan überwindet, sowie spätere rabbinische Quellen (BemR 19,8; PesR 36,1). Verstumme, wörtl. „dir sei der Mund geknebelt“, verweist auch auf die Kontrolle über unreine Geister. 1,27 Vollmacht, gr. exousia, die Freiheit, seine eigene Macht auszuüben, indem man lehrt, ohne sich auf andere Lehrer oder Schriftgelehrte zu beziehen, während man gleichzeitig über unreine Geister herrscht.
29 Und alsbald gingen sie aus der Synagoge und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes. 30 Die Schwiegermutter Simons aber lag darnieder und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr. 31 Und er trat zu ihr, ergriff sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.
32 Am Abend aber, da die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen.