Frankie - Unvergesslich. Felice Stevens. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Felice Stevens
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894995
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hochzuziehen, bevor er antwortete. „Mein, äh, also, drinnen … Du weißt schon. Shit happens.“

      Ich schluckte Schmerz und Ärger und nickte. „Ja. Sicher. Ich weiß. Kein Problem.“ Ich holte zitternd Luft und lächelte gezwungen. Bis ich sicher war, dass Aaron sich verändert hatte und ich darauf vertrauen konnte, dass er mich nicht mehr verletzen würde, sollten wir es ruhig angehen. Ich konnte ihm nicht vorwerfen, dass er im Knast Sex hatte, während ich anderen einen runterholte und mich für Geld von Kerlen berühren ließ. Wir beide waren getestet worden, als wir begonnen hatten, uns wieder zu treffen, um sicherzustellen, dass wir einen sauberen Neuanfang hatten. Keine Geheimnisse mehr und keine Lügen. „Vielleicht sollten wir ein paar Regeln aufstellen? Wenn wir einen Neuanfang wagen wollen?“

      Die Falte zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich. „Regeln? Wie zum Beispiel? Wir haben noch nie irgendwelche Regeln für irgendetwas gebraucht.“

      „Tja“, sagte ich trocken. „Und schau, wie gut das für uns gelaufen ist.“

      Er warf seine Hände in die Luft und ballte sie zu Fäusten. Ich hasste es, zugeben zu müssen, dass die Geste mein Herz schneller schlagen ließ. Würde dies der Tag sein, an dem er ausrastete und wir wieder beim Schreien und den Vorwürfen landen würden?

      „Über die Scheiße kann ich jetzt nicht nachdenken. Ich geh duschen und mache mich bereit, mir diesen Job zu angeln.“

      Ohne auf eine Antwort oder Meinung von mir zu warten, ging er ins Schlafzimmer und nach wenigen Minuten hörte ich die Dusche anspringen. Wütend überlegte ich, ihm zu folgen. Dann beruhigte ich mich und beschloss, ihm Freiraum zu geben und ihn nicht kurz vor seinem Bewerbungsgespräch unter Druck zu setzen. Sobald er sich eingewöhnt hatte und begann, Geld zu verdienen, würde er sich besser fühlen. Ich holte mir einen Schluck Wasser und ein paar der Chocolate Chip Cookies, die uns meine Mutter vom Sonntagsessen mitgegeben hatte, aus der Küche.

      „Frankie?“, hörte ich Aaron aus dem Schlafzimmer nach mir rufen. Mit einem Seufzen ging ich zu ihm, den Cookie noch immer in meiner Hand. Nackt stand er vor dem Bett.

      „Sollte ich ein T-Shirt oder ein Hemd anziehen?“

      Auf dem Cookie kauend deutete ich auf das T-Shirt. „Schlicht, schwarzes T-Shirt und Jeans. Ist ja kein Bürojob. Sie erwarten nicht, dass du dich herausputzt.“

      „Ja, da hast du recht. Ich benehme mich blöd und bin nervös wegen diesem Scheiß.“ Er stieg in seine Boxershorts und zog die Jeans an. Bevor er das T-Shirt aufhob, nahm er meine Hand. „Tut mir leid. Ich hätte dich vorhin nicht anblaffen sollen. Ich hatte unrecht. Ich will nicht darüber streiten. Ich will über gar nichts streiten.“

      „Mir tut es auch leid. Ich denke, wir werden von vorne anfangen müssen. Als wäre das eine ganz neue Beziehung.“

      Er nickte düster. „Ich glaube, das ist eine gute Möglichkeit, das anzugehen. Wie einen Neustart?“

      „Ja, so ähnlich.“

      Seine Augen verdunkelten sich und er zog die Brauen zusammen. „Ich sage nicht, dass wir vergessen sollten, was ich getan habe und wie ich mich benommen habe. Das weiß ich. Ich habe noch hart an mir zu arbeiten. Aber ich will mir diesen Job angeln, okay? Wenn ich den habe, kann ich mich darauf konzentrieren, an unserer Beziehung zu arbeiten. Kann ich mir dein Auto leihen?“

      Fragen, statt fordern, das war eine neue Art des Umgangs für Aaron. Eine, die mir Hoffnung gab, dass er sich würde ändern können. „Ja, na klar kannst du. Und du wirst sie umhauen. Jetzt zieh dich an und wenn du zurückkommst, werde ich das Essen fertig haben, bevor ich in den Club gehe.“

      Er küsste mich. „Wie ein richtiges Pärchen.“

      Ich beobachtete das Spiel seiner starken Rückenmuskeln, als er sein T-Shirt über den Kopf zog. Niemand verstand, warum wir zusammen waren – nicht meine Eltern und ganz sicher nicht Austin, von dem ich wusste, dass er, obwohl wir uns vertragen hatten, Aaron noch immer nicht vertraute. Wie sollten Menschen eine zweite Chance bekommen, wenn niemand zuerst an sie glaubte?

      „Ja. Wie ein richtiges Pärchen. Dann werde ich dir mal nicht weiter im Weg rumstehen. Ich muss noch an den Schnitten für den Unterricht arbeiten.“

      Ich ließ ihn zurück und ging ins Wohnzimmer, wo ich meine Materialien auf dem kleinen Klapptisch ausgebreitet hatte, der mir sowohl als Esstisch als auch als Arbeitstisch diente. Meine Nähmaschine stand daneben und ich hatte die Teile eines glänzenden schwarzen Vinyltrenchcoats auf dem Tisch ausgebreitet. Ich musste bis Montag fertig werden, also hatte ich den heutigen Tag, bevor ich im Man Up tanzen würde, und morgen, bis zum Abendessen mit meinen Eltern.

      Zehn Minuten später kam Aaron aus dem Schlafzimmer. Er sah umwerfend aus in seinem schwarzen T-Shirt und den dunklen Jeans. Er trug seine schwarzen Doc Martens, und seine verspiegelte Sonnenbrille war in sein kurzes, dickes, lockiges Haar hochgeschoben.

      „Verdammt. Du siehst total heiß aus.“

      Er ließ ein halbes Lächeln aufblitzen. „Ich habe keine Ahnung, warum ich so nervös bin. Ich mein, ich weiß alles über Pflanzen und den ganzen Scheiß.“

      Ich steckte meine Hand aus. „Komm her, dann gebe ich dir einen Kuss als Glücksbringer.“

      „Danke, Babe. Ich werde dich anrufen und dich wissen lassen, wie es gelaufen ist.“

      „Du schaffst das.“

      Sein Kuss war sanft und süß. Dann war er fort und nur der holzige Duft seines Aftershaves leistete mir für den Rest des Nachmittags Gesellschaft. Er musste diesen Job bekommen. Er musste.

      Kapitel 2

      AARON

      Ich umklammerte das Lenkrad, während ich den Belt Parkway entlang fuhr, vorsichtig darauf bedacht, mich an das Tempolimit zu halten. Das Letzte, was ich brauchte, war, von den Bullen angehalten zu werden, besonders mit meinen Vorstrafen. Ich blinkte, verließ die Stadtautobahn und entspannte mich.

      Das geöffnete Fenster ließ die Geräusche und Gerüche der Stadt zu mir herein, doch nachdem ich für fast ein Jahr eingesperrt gewesen war, roch es wie das verdammte Paradies. Drinnen hatte es nur den Gestank nach Pisse, Desinfektionsmittel und Angst gegeben. Ich holte tief Luft, drehte das Radio lauter und grinste, als ich den energetischen Chart Hit hörte. Frankie liebte diesen Scheiß. Ich erinnerte mich, wie ich nach Hause gekommen war und er nur für sich zu Britney oder Beyoncé tanzte und dabei wundervoll und sexy aussah.

      Frankie … Ich stand vor der grünen Ampel, in Gedanken nicht da, wo ich sein sollte − dabei mich auf diesen Job vorzubereiten − sondern dachte stattdessen an seine großen braunen Augen und sein weiches, volles Haar. Gott, sein Mund fühlte sich so gut an. Selbst jetzt konnte ich ihn noch schmecken, und mein Schwanz schmerzte von dem schnellen Blowjob. Ich hatte so viel wiedergutzumachen, doch ich war mir unsicher, ob er mir noch vertraute oder daran glaubte, dass ich mich verändert hatte. Das Beängstigende war, dass ich mir selbst nicht sicher war.

      Jemand hupte hinter mir und riss mich aus meinen Gedanken. „Schon gut. Immer mit der Ruhe, Mann“, murmelte ich, während ich Gas gab. Das Auto hinter mir beschleunigte und überholte mich.

      „Pass doch auf, du Arschloch“, brüllte der Idiot und schoss mit quietschenden Reifen davon. Ich zeigte ihm den Mittelfinger. Mein Griff um das Lenkrad wurde noch fester.

      Oh Mann, was zur Hölle treibe ich hier nur?

      Noch vor einem Jahr wäre ich ihm nachgejagt, zum Verkehrsrowdy geworden. Ich schüttelte meinen Kopf. Scheiß drauf. Ich würde nicht alles für so einen Loser riskieren. Ich war vernünftig und ich hatte eine Mission. Erst den Job, dann Frankies Vertrauen.

      Ich fuhr über den Rockaway Parkway zur Forster Avenue und sah den Brooklyn Terminal Markt vor mir aufragen, geschäftig und voller Trucks, die Obst, Gemüse und Pflanzen auf und ab luden. Ein großes Schild mit der Aufschrift ESPOSITO UND SÖHNE begrüßte mich, als ich um die Ecke kam und mir einen Parkplatz suchte. Ich stellte den Motor ab, stieg aus dem Auto und schmiss die Tür hinter