Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: Tübinger Beiträge zur Linguistik (TBL)
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823301011
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und mit einer Suchfunktion versehen wurde das nun schon betagte, aber nichtsdestoweniger immer noch dienliche Wörterbuch zum Altfranzösischen von Godefroy (1881–1902), das von Classiques Garnier in Paris gehosted wird, sowie das an der Universität in Stuttgart angesiedelte von Tobler/Lommatsch (1925–2002), beide nach wie vor unverzichtbare Referenzen. Zwar nicht grundsätzlich historisch ausgerichtet aber mit knapper und valider etymologischer Referenz versehen ist die Online-Version des TLF, die in Form des TLFi in Nancy (ATILF/CNRS/Université de Lorraine) verortet ist. Dort ist zudem das elektronische Wörterbuch DMF zum Mittelfranzösischen angesiedelt sowie das Dictionnaire Électronique de Chrétien de Troyes (DÉCT), welches sich aus den Dichtungen Érec, Cligès, Lancelot, Yvain und Perceval speist, sowie das gesamtromanische etymologische Wörterbuch DÉRom unter der Leitung von Wolfgang Schweickard (Saarbrücken) und Éva Buchi (CNRS/ATILF). Ein spezifisches Wörterbuch ist das Anglo-Norman-Dictionary (AND), das 2005 neu aufgelegt wurde und zusätzlich nun an den Universitäten von Aberystwyth und Swansea nach und nach digitalisiert wird (Anglo-Norman Online-Hub). Ebenfalls historisch spezifisch sind die in Bamberg angesiedelten etymologischen Wörterbuchprojekte zum französischen Kreol von Annegret Bollée (als Ergänzung des FEW gedacht), das DECOI (1993–2007) und das DECA (2017–2018). Nicht diatopisch, sondern fachsprachlich orientiert sind die Wörterbuchprojekte DFSM (Paris) zur mittelalterlichen Wissenschaftssprache des Französischen und DiTMAO (Göttingen) zum medizinisch-botanischen Fachwortschatz des Okzitanischen. Einem grammatischen Phänomen widmet sich das Grazer Projekt des Dictionnaire historique de l’adjectif-adverbe (DHAA).

      Ein digital aufbereitetes Korpus zum Alt- und Mittelfranzösischen (9.–15. Jh.) steht mit der von Christiane Marchello-Nizia begründeten Base de Français Médiéval (BMF) zur Verfügung, die am ENS in Lyon gehosted wird. Das aktuell von Achim Stein und Pierre Kunstmann an der Universität Stuttgart betriebene Nouveau Corpus d’Amsterdam (NCA) stellt im XML-Format aufbereitete Texte des Altfranzösischen vom Anfang des 11. bis Ende des 14. Jh. zur Verfügung.6 Bei beiden Datenbanken bedarf es zur Nutzung einer Registrierung. Eine Recherche zur älteren Sprachstufe des Französischen bzw. seiner Entwicklung ist auch über die Datenbank von FRANTEXT (ATILF/ CNRS/Université de Lorraine) möglich, die prinzipiell Schriftzeugnisse vom 10.–21. Jh. enthält und verschiedene ergänzende Teildatenbanken umfasst (Frantext Moyen Français, Frantext AFNOR, Frantext CTLF). Während die allgemeine Version (Frantext intégral) 79 Texte zum Altfranzösischen und 279 zum Mittelfranzösischen enthält, beinhaltet die Spezialdatenbank des Frantext MF allein 219 Texte zum Mittelfranzösischen (1330–1550).

      Noch im Entstehen ist das deutsch-französische Projekt einer Datenbank zu lateinischen und frühen französischen Texten (PaLaFra), geleitet u.a. von Maria Selig in Regensburg. An der LMU München wird von Thomas Krefeld und Stephan Lücke das alternative geolinguistische Projekt VerbaAlpina betrieben, welches jenseits von Nationalgrenzen operierend auch die Varietäten des französisch- und okzitanischsprachigen Alpenraumes abdeckt.

      An elektronischen Editionen der ältesten französischen Texte arbeitet Martin Gleßgen in seinen Projekten an der Universität Zürich (z.B. DocLing, Gleßgen 2015), während Maria Lieber italienische und französische Manuskripte der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden (SLUB) zu erschließen sucht.

      Korpora zur jüngeren Sprachgeschichte des Französischen wären beispielsweise das in vorliegendem Sammelband präsentierte Korpus CHSF zum Substandard zwischen 1789 und 1918 von Harald Thun (Kiel) oder das zur Grammaire Générale (CGEC) von Jürgen Trabant an der FU Berlin.

      Eine ganze Reihe von Korpora mit sprachhistorischem Bezug werden bei Classiques Garnier gehosted, von denen beispielhaft nur auf das Corpus des remarques sur la langue française (XVIIe siècle) unter der Leitung von Wendy Ayres-Bennett, das Grand Corpus des grammaires françaises, des remarques et des traités sur la langue (XIVe-XVIIe siècles) von Bernard Colombat, Jean-Marie Fournier und Wendy Ayres-Bennett sowie das Corpus de la littérature médiévale des origines au 15e siècle von Claude Blum, Dominique Boutet, Elisabeth Gaucher und Elisabeth Lalou hingewiesen werden soll. Eine andere Übersicht zu Korpora-Projekten findet sich auch auf der Homepage der FU Berlin unter der Rubrik Französische Korpora und Textdatenbanken.

      Als übergreifendes Forschungsprojekt zur Diachronie des Französischen sei auf das 2014 gegründete internationale Réseau Corpus Français Préclassique et Classique (RCFC) an der FU Berlin verwiesen, unter dessen Dach verschiedene Einzelprojekte und deren Korpora angesiedelt sind, die sich mit Variation, Sprachwandel und Grammatikalisierung beschäftigen. Des Weiteren sei auf das Laboratoire de Français Ancien (LFA) an der Universität Ottawa unter der Leitung von Pierre Kunstmann aufmerksam gemacht, welches mit dem ATILF und der Universität von Kopenhagen in Kooperation steht und sich der Digitalisierung mittelalterlicher Texte widmet sowie sprach- und literaturwissenschaftliche Studien fördert, die mit diesen Korpora arbeiten.

      Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass natürlich auch zahlreiche Artikel zur französischen Sprachgeschichte jenseits der hier erwähnten Sammelbände erschienen sind, sowohl in einschlägigen Fachzeitschriften als auch in Sammelbänden zu allgemein romanistischen Themen oder in Festschriften, die hier nicht alle berücksichtigt werden können. Deswegen der womöglich redundante, aber vielleicht dennoch hilfreiche Verweis – jenseits von bekannten Bibliographien – sowohl auf Kommunikationsorgane wie romanistik.de, die Homepages der jeweiligen Organisationen und Projekte (v. supra) sowie der einschlägigen Lehrstühle und ihrer Mitarbeiter.

      Literatur

      AND = Rothwell, William/Gregory, Stewart (Hrsg.) (2005): Anglo-Norman Dictionary. Revised and enlarged edition. 2 Bände. Leeds: Maney (= Publications of the Modern Humanities Research Association, 17) [11977–1993] [online: http://www.anglo-norman.net; letzter Zugriff am 25.12. 2017].

      Arteaga, Deborah L. (Hrsg.) (2013): Research on Old French: The State of the Art. Dordrecht: Springer (= Studies in Natural Language and Linguistic Theory, 88).

      Ayres-Bennett, Wendy (2004): Sociolinguistic Variation in Seventeenth-Century France. Cambridge: Cambridge University Press.

      Ayres-Bennett, Wendy/Carlier, Anne/Glikman, Julie/Rainsford, Thomas Michael/Siouffi, Gilles/Skupien-Dekens, Carine (Hrsg.) (im Druck 2018): Nouvelles voies d’accès au changement linguistique. Paris: Classiques Garnier (= Histoire et évolution du français).

      Ayres-Bennett, Wendy/Rainsford, Thomas M. (Hrsg.) (2014): L’histoire du français. État des lieux et perspectives. Paris: Classiques Garnier (= Histoire et évolution du français, 2).

      Beck-Busse, Gabriele (2014): Grammaire des Dames/Grammatica per le Dame. Grammatik im Spannungsfeld von Sprache, Kultur und Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Lang (= Sprache – Gesellschaft – Geschichte, 1).

      Bellon, Roger (Hrsg.) (2015): Etudes de linguistique médiévale. Hommage à Ambroise Jean-Marc Queffélec. Vol. I. Frankfurt a.M.: Lang.

      Bernsen, Michael/Eggert, Elmar/Schrott, Angela (Hrsg.) (2015): Historische Sprachwissenschaft als philologische Kulturwissenschaft in der Romanistik. Festschrift für Franz Lebsanft zum 60. Geburtstag. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht/Bonn: Bonn University Press.

      Berschin, Helmut/Felixberger, Josef/Goebl, Hans (22008): Französische Sprachgeschichte: Lateinische Basis, Interne und externe Geschichte, Sprachliche Gliederung Frankreichs. Mit einer Einführung in die historische Sprachwissenschaft. Überarbeitete und ergänzte Auflage. Hildesheim/Zürich/New York: Olms [11978].

      Bertrand, Olivier/Prévost, Sophie/Charolles, Michel/François, Jacques/Schnedecker, Catherine (Hrsg.) (2008): Discours, diachronie, stylistique du français. Études en hommage à Bernard Combettes. Bern: Lang (= Sciences pour la communication, 84).

      BMF = Base de Français Médiéval. Lyon: ENS de Lyon. Laboratoire IHRIM, 2016 [online: http://www.txm.bfm-corpus.org; letzter Zugriff am 25.12.2017].

      Brunot,