Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: Tübinger Beiträge zur Linguistik (TBL)
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823301011
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de particules modales dans la langue française ainsi que dans toutes les langues romanes fait l’objet de controverses parmi les chercheurs. Le but de cette contribution est de montrer qu’il n’existe pas de paradigme de particules modales comme en allemand mais qu’il existe certains lexèmes comme quand même, bien et donc qui ont connu un processus de grammaticalisation au cours des 19e et 20e siècles et qui sont clairement devenus des particules modales du point de vue fonctionnel/pragmatique et sémantique. Cette grammaticalisation s’est accompagnée de changements formels au niveau morphosyntaxique et phonologique.

      1 Gibt es Modalpartikeln im Französischen? – Stand der Forschung

      Modalpartikeln, häufig auch als Abtönungspartikel bezeichnet, sind ein nähesprachliches Phänomen (cf. Koch/Oesterreicher 1985). Umstritten aber ist, ob Modalpartikeln auch außerhalb der germanischen Sprachen beziehungsweise des Deutschen existieren. Insbesondere für die romanischen Sprachen verneinen dies diverse Autoren (cf. u.a. Waltereit 2006:2). Als Argumente werden dabei in der Regel syntaktische Unterschiede, wie das (durchaus diskussionswürdige) Fehlen eines Mittelfelds/Mittelfeldäquivalents, also des prototypischen Orts der Okkurrenz deutscher Modalpartikeln (cf. Abraham 1988; Coniglio 2011; Thurmair 1989; Waltereit 2006), herangezogen. Dennoch kennt z.B. das Französische einige Lexeme, bei denen auch Kritiker Parallelen zu den deutschen Modalpartikeln nicht von der Hand weisen können: So stellt Waltereit (2006:76–78) trotz seiner Positionierung pragmatische Ähnlichkeiten einiger französischer Lexeme mit deutschen Modalpartikeln fest und auch bei Weydt (1969) finden sich bereits ähnliche Aussagen. Aber erst neuere Arbeiten erkennen vollumfänglich an, dass es auch im Französischen Elemente gibt, die als Modalpartikelnangesehen werden müssen. Einer jener Befürworter der jüngsten Zeit ist Schoonjans (2013; 2014; 2015), der im Rahmen seiner Forschung zu französischen Modalpartikeln mehrere potenzielle Kandidaten durch korpusbasierte Übersetzungen ausmachen konnte. Zwar basiert seine Argumentation in erster Linie auf der pragmatisch-funktionalen Äquivalenz der in den Übersetzungen verwendeten Lexeme, doch postuliert er in Schoonjans (2015) zudem die Existenz eines Mittelfelds auch im Französischen. Nichtsdestotrotz sind Schlussfolgerungen, die weitgehend auf Basis von Übersetzbarkeit entstehen, problematisch. Aufbauend auf Meisnitzer (2012) warben wir deshalb an anderer Stelle (cf. Gerards/Meisnitzer 2017) dafür, romanische Lexeme nach einem festen Kriterienkatalog dahingehend zu bewerten, ob sie als Modalpartikeln zu klassifizieren sind oder nicht. Jener Kriterienkatalog ist kontrastiv und wurde in Anlehnung an die formalen und funktionalen Definitionskriterien von deutschen Modalpartikeln entwickelt. Das Deutsche ist und bleibt die prototypische Modalpartikelsprache, da es – im Gegensatz zu den romanischen Sprachen – ein Modalpartikelparadigma besitzt.

      Um die Grammatikalisierung von Modalpartikeln im Französischen nachzuzeichnen, werden wir zunächst in Kapitel 2 die definitorischen Kriterien für Modalpartikeln auf den unterschiedlichen sprachlichen Ebenen darstellen, um dann in Kapitel 3 die Herausbildung der französischen Modalpartikeln quand même, donc und bien korpusbasiert zu beschreiben. Darauf folgen Ausführungen zu den Fragen, ob es sich bei der Entstehung um einen Grammatikalisierungs- oder einen Pragmatikalisierungsprozess handelt (Kapitel 4) und ob die semantische Relation zwischen dem Quelllexem und der Modalpartikel Homonymie oder Polysemie ist (Kapitel 5). Abschließend werden wir in einem Ausblick auf die Notwendigkeit der Berücksichtigung von Modalpartikeln in einer deskriptiven Grammatik des Französischen eingehen.

      2 Kriterien zur Definition von Modalpartikeln

      Um Grammatikalisierungsprozesse von Modalpartikeln betrachten zu können, muss vorab definiert werden, durch welche Eigenschaften sich Modalpartikeln von anderen Wortarten unterscheiden. Auch muss geklärt werden, ob und welche Modalpartikeln im Französischen überhaupt existieren, da hinsichtlich dieser Thematik in der Fachliteratur keine Einigkeit herrscht. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich noch vor einer diachronen Betrachtung den neueren Erkenntnissen der (gallo-)romanistischen Modalpartikelforschung zuzuwenden. Schoonjans (u.a. 2014; 2015) nennt eine verhältnismäßig große Zahl an französischen Lexemen, welche er als Modalpartikeln klassifiziert. Es handelt sich dabei um bonnement, donc, encore, quand même, seulement, simplement, tout de même und un peu. Schoonjans (2014; 2015) begründet sein Postulat hauptsächlich mit der Existenz eines Mittelfelds im Französischen sowie der Übersetzbarkeit der deutschen Modalpartikeln mit den jeweiligen Lexemen. Insbesondere für quand même konstatierte auch bereits Waltereit (2004; 2006) eine Eigenschaft, die sich von der des Ursprungslexems, dem konzessiven Adverb, unterscheidet: Das Adverb quand même dient dazu, eine konzessive Kookkurrenz zu markieren (cf. Waltereit 2006:76). Im Gegensatz dazu existieren Fälle, bei denen ein Widerspruch, wie dies eine solche Kookkurrenz darstellen würde, nicht möglich ist. Waltereit (2006) distanziert sich jedoch von der Aussage, dass es sich um Modalpartikeln handele. Seine Ansicht begründet er damit, dass es im Französischen kein Mittelfeld gebe, welches aber die notwendige syntaktische Position für diese Wortart sei.

      Im Gegensatz zu seinen Vorgängern untersucht Meisnitzer (2012) einige Lexeme, die als Modalpartikeln bezeichnet werden könnten, unter Berücksichtigung der funktional-kognitiven Komponente der deutschen Modalpartikeln. In Anlehnung an Leiss (2009) übernimmt er dabei das Konzept des Fremdbewusstseinsabgleichs, im Sinne einer Assertion über die Annahme des Adressaten bezüglich des Inhalts der Proposition. Dies ähnelt in gewissem Maße der Annahme Coniglios (2006:57–58), der die kognitive Funktion der Modalpartikeln in einer Kodierung der Meinung des Sprechers gegenüber dem Gesagten ausmacht. Jedoch trifft dies auch für Modaladverbien und epistemische Modalverben zu.

       (1) Hans: Max ist wahrscheinlich / vermutlich Mod. Adv. krank gewesen.[+ Sprechereinschätzung von p]

       (2) Hans: Max soll / dürfte EMV krank gewesen sein.[+ Sprechereinschätzung von p; + Quelle der Information]

      Wie die Beispiele (1) und (2) verdeutlichen, können nicht nur Modalpartikeln die Sprechereinschätzung/-meinung beziehungsweise Haltung des Sprechers gegenüber dem Gesagten kodieren. Deshalb ermöglicht eine Unterscheidung anhand dieser von Coniglio (2006) beschriebenen pragmatischen Funktion nur bedingt eine Abgrenzung von Modalpartikeln.1 Vergleicht man (1) und (2), fällt als Unterscheidungskriterium zwischen Modaladverbien und Modalverben die Berücksichtigung der Quelle der Information der Proposition auf, die bei Modaladverbien im Gegensatz zu Modalverben nicht berücksichtigt wird. In (2) gibt es Indizien, Evidenzen oder Aussagen, die dafür sprechen, dass Max krank war. In (1) hingegen liegt lediglich eine Einschätzung beziehungsweise Vermutung des Sprechers vor. Eine Abgrenzung der Modalpartikeln gegenüber Modaladverbien und Modalverben ist ebenfalls unter Berücksichtigung der sprachlichen Handlung, die dem Sprechakt zugrunde liegt, und dessen, was im Sprecher beim Formulieren seiner Proposition auf kognitiver Ebene geschieht, möglich.

       (3) Hans: Max ist doch / ja Modalpartikel krank gewesen.[+ Sprechereinschätzung von p; + Quelle der Information; + Fremdbewusstseinsabgleich]

      Zwar wird durch die Modalpartikel weiterhin sowohl die Meinung des Sprechers als auch die Quelle der Information kodiert, jedoch tätigt der Sprecher zusätzlich eine Einschätzung über den Kenntnisstand des Adressaten. Gleichzeitig wird es dem Gesprächspartner implizit ermöglicht, ja er wird geradezu dazu aufgefordert, auf die vom Sprecher getätigte Einschätzung Bezug zu nehmen (cf. Abraham 2011:14). Dies bezeichnet Abraham (2009) als Fremdbewusstseinsabgleich: Der Hörer kann die Einschätzung des Sprechers über den Kenntnisstand des Adressaten ohne einen Gesichtsverlust (face keeping strategy) bestätigen oder korrigieren. In (3) gibt Hans dem Hörer zu verstehen, dass diesem der Inhalt der Proposition bekannt sein müsste, sei es, weil er ihm die Information bereits mitgeteilt hat oder sei es durch eine andere Quelle. Eine Auslassung der Modalpartikel würde zwar keine Veränderung der Proposition und deren Wahrheitswerts bewirken, jedoch hätte dies Auswirkungen auf illokutionärer Ebene. Eine Verneinung der Kenntnis des Inhalts der Proposition durch den Adressaten wäre nicht ohne einen Gesichtsverlust möglich.

      Ungeachtet der jeweils betrachteten Sprache reichen pragmatisch-kognitive Kriterien allein jedoch nicht aus, um Modalpartikeln