Love me louder. Christina Lee. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Lee
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958239043
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sind die besten Teigtaschen, die ich je in der ganzen Stadt gegessen habe.«

      »Hab's dir ja gesagt«, sagte Will und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Danke fürs Mitkommen.«

      »Gern geschehen«, gab Noah zurück und lächelte schüchtern, während er sich weitere Sesamsoße nahm.

      Sobald sie satt waren, stand Noah auf, um die leeren Verpackungen wegzuwerfen. Wills Handy kündigte eine Nachricht seiner Mutter an. Ich bin zu Hause, Schatz.

      Das war sein Signal zum Aufbruch. Er schrieb zurück: Bin bald da.

      »Tja, ich gehe besser«, sagte Will im Aufstehen und reckte sich. Er war überraschend enttäuscht. Mit Noah abzuhängen, war eine nette Abwechslung von seiner üblichen Routine gewesen.

      »Ja, ich auch«, sagte Noah, als sie zur nächsten U–Bahn–Station liefen. »Schreib mir, falls dir vor dem Wochenende noch irgendetwas einfällt.«

      ***

      Ein paar Abende später verließ Will halbwegs früh das Home and Hearth und nahm auf dem Heimweg Essen aus dem Lieblings–Thairestaurant seiner Mom im East Village mit.

      »Hey, Ma«, sagte er, als er durch die Tür kam, und hielt die Tasche hoch. Sie saß auf der Couch und sah sich eine ihrer bevorzugten Reality Shows an, die Hausfrauen verschiedener Städte vorstellte. Sie wirkte ruhig und zufrieden, auch wenn sie noch ihren Morgenmantel trug.

      Nachdem sie Will geholfen hatte, die Behälter aus der Tasche zu nehmen, und er Gabeln und Teller aus der Küche geholt, klopfte sie neben sich aufs Polster. »Komm, setz dich zu mir. Zwischen den beiden fängt gleich die Schlammschlacht an.«

      Will starrte auf den Bildschirm, der zwei Frauen zeigte, die sich anzuschreien begannen. »Ich weiß nicht, wie du die Streitereien ertragen kannst.«

      Seine Mom kicherte. »Manchmal hilft es mir, mich daran zu erinnern, dass mein Leben dagegen ziemlich ruhig ist.«

      »Ich verstehe, was du meinst«, antwortete Will und küsste sie auf die Wange. Sein Herz schlug schneller, als ihm aufging, dass dank der letzten Anpassung der Medikamente durch den Psychiater wirklich ein paar ruhigere Monate hinter ihnen lagen. Es hatte ein paar dubiose Abende gegeben, an denen sie nicht ganz sie selbst zu sein schien, aber dann hatte sie sich immer wieder gefangen.

      »Denk daran, dieses Wochenende bin ich nicht da.«

      Sie schielte ihn von der Seite an. »Sagst du mir noch mal, wo du hinwillst?«

      »Zu einer Party auf Fire Island«, antwortete er. »Mit meinem Freund Noah. Er ist ein Kollege von mir.«

      »Noah? Warum habe ich nie zuvor von ihm gehört?«

      Will versteifte sich bei dieser Frage. »Er ist eine neuere Bekanntschaft.«

      »Oh, das ist schön, Schatz. Du arbeitest sowieso zu viel. Eine Auszeit wird dir guttun«, sagte sie, bevor sie über etwas im Fernsehen lachte.

      »Jedenfalls fahre ich morgens los«, erinnerte er sie erneut. Dann stand er auf, um ihre Teller abzuräumen.

      »Klingt lustig. Und auch so, als könnte es ein bisschen schicker werden. Hast du etwas Nettes anzuziehen?«

      »Ja, ich glaube, ich bin versorgt«, erwiderte er, während er gedankenverloren die Teller abwusch. Danach setzte er sich wieder zu ihr, um ihr während der Show ein bisschen Gesellschaft zu leisten.

      Er konnte sich nicht erinnern, was er vor der Schlafenszeit sonst noch tat, so sehr war er gedanklich bei den Plänen fürs Wochenende.

      Als es Morgen wurde, fühlte sich Will, als hätte er sich die ganze Nacht lang von einer Seite auf die andere gewälzt und die Nervosität war wieder da. In erster Linie, weil er seine Mom allein lassen musste. Er hätte Oren aufsuchen und sich einen Tee holen sollen, aber er hatte zu viel Sorge gehabt, dass er ihm das Herz ausschütten und sich die Sache vielleicht sogar ausreden lassen könnte.

      »Denk daran«, sagte er, als seine Mom im Morgenmantel an der Arbeitsplatte stand und sich eine Tasse Kaffee einschenkte. »Du kannst mir immer schreiben oder mich anrufen.«

      »Du machst dir zu viele Sorgen«, sagte sie gähnend. Dann tätschelte sie ihm die Wange. »Du bist ein guter Sohn, William. Ich wünschte, du würdest jemand Netten finden, der dich glücklich macht.«

      Sein Herz schlug hart in seiner Brust. Manchmal wurde er wütend auf sie, besonders, wenn sie zu sorglos mit ihren Medikamenten umging. Aber verdammt, das Schicksal hatte ihr wirklich miese Karten zugespielt. Sie war ihm immer eine gute Mutter gewesen und selbst wenn sie an Wahnvorstellungen gelitten hatte, hatte sie immer nur sich selbst geschadet. Wenn sie auf der Straße herumlief oder sich in vermeintlichen Bunkern versteckte, weil die Regierung hinter ihr her sei, brachte sie sich selbst in Gefahr. Will hatte dann ständig Angst, dass sie vor ein Auto lief oder jemand wütend genug auf sie werden könnte, um sie zusammenzuschlagen und halb tot liegen zu lassen.

      »Du machst mich glücklich. Das ist für den Moment alles, was ich brauche.«

      Will verließ die Wohnung und ging ins Erdgeschoss, um an die Tür des Hausmeisters zu klopfen. Das Gebäude gehörte einem älteren Paar, das sich seiner Mom gegenüber sehr anständig verhalten hatte – und solange er ihnen einen kleinen Bonus auf die Miete zahlte, war alles gut. »Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass ich das ganze Wochenende weg sein werde.«

      Mr. Wilkens lächelte. »Genießen Sie es. Es wird ihr gut gehen. Meine Frau wird ein paarmal nach ihr sehen.«

      Will nickte. »Sie haben immer noch meine Nummer…?«

      »Ja, natürlich. Abgespeichert in meinem Telefon«, sagte er etwas strenger. »Gehen Sie jetzt. Sie verdienen es, ein wenig Spaß zu haben.«

      Um sicherzugehen, reichte Will ihm zusätzlich einen 20er.

      Mr. Wilkens stopfte ihn schnell in die Tasche, bevor er sich nach rechts und links umsah und die Tür zuschob. »Geh schon, Junge.«

      Junge. Gott, er war fast 29.

      Will rannte in dem Gefühl zur Bahn, dass vielleicht alles gut laufen würde. Er hatte bisher nur einmal mit einem Kunden die Stadt verlassen und war damals so nervös gewesen, dass er seitdem sämtliche Angebote außerhalb der Stadt ausgeschlagen hatte. Aber dieses Mal würde er immer noch in der Nähe sein – na ja, zumindest nur ein paar Stunden Zugfahrt entfernt statt einen ganzen Flug –, sodass es sich machbar anfühlte.

      Er traf sich mit Noah an der Penn Station, sodass sie zusammen nach Sayville fahren und von dort die Fähre nach Fire Island nehmen konnten. Noahs Lächeln wirkte etwas hölzern und er wischte sich immer wieder die Hände an den Oberschenkeln an. Insofern wusste Will, dass Noah ebenfalls nervös war.

      Er war heute lässiger gekleidet als üblich und trug abgeschnittene Jeans mit ausgefransten Säumen zu einem oft gewaschenen T–Shirt, das seine Augenfarbe betonte. Will war froh zu sehen, dass Noah ein bisschen lockerer auftrat, wenn er mit seinen Freunden zusammen war.

      Statt Will ein Ohr abzukauen, wie er es auf der Arbeit mit Kunden getan hätte, war Noah auch im Zug ungewöhnlich still. Aber nun war Max im Dienst und er hatte eine Rolle auszufüllen. Er hatte viel Erfahrung darin, dafür zu sorgen, dass seine Kunden sich wohlfühlten, und würde hoffentlich auch bei Noah in der Lage sein, seine Magie zu wirken.

      Kapitel Sieben

      Noah

      Das einzige Wort, das Noah auf der Fahrt nach Fire Island durch den Kopf ging, war: peinlich. Worauf zum Teufel hatte er sich eingelassen? Hatte er vollkommen den Verstand verloren, dass er nicht nur einen Escort angeheuerte hatte, sondern auch noch dachte, dass er so eine Nummer vor seinen engsten Freunden durchziehen konnte?

      Auf einmal war ihm so übel, dass er glaubte, sich übergeben zu müssen. Daher sprang er von der Bank auf und stürzte zur Reling der Fähre. Sie sollten in rund zwanzig Minuten auf Fire Island anlegen. Es wäre ein typischer Streich des Schicksals, wenn er sich vor Will die Seele