Der Andere - Auto-Bio-Grafie eines bisher noch Unbekannten. Dietmar Halbhuber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dietmar Halbhuber
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783969405512
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Na, wer hat denn in wenigen Tagen Geburtstag???

      - Geburtstag?

      - Hundertsten!!!

      Hans Huber denkt nach, fragt dann aber da gleich erst mal das:

      - Kannst Du später noch mal anrufen? Ich hab’ hier gerade voll zu tun!

      Er legt, als der Mann am anderen Ende bejaht hat, den Hörer auf und tut wieder das:

       Tippen!

       Tippen!!

       Tippen!!!

       (Die vielen Namen und Titel kopieren und sie später dann per Maus-Klick einfach einfügen in den Text, das geht ja da lange noch nicht …).

      Tippt er also gleich erst mal noch den anderen Erich auf sein Papier rauf:

       Erich Mielke

       Komma

       Mitglied des Politbüros des ZK der SED

       und Minister für Staats …

       Komma …

      Und immer wieder so weiter und so fort …

      Was ja alles, wie unser Hans weiß, nachher gleich noch mal wieder abzutippen sein wird! Hatten die beiden Erichs und all ihre Genossen heute doch noch einen zweiten Termin gehabt. Und auch da hatten sie natürlich wieder all ihre Titel mit hin geschleppt. Wird also – direkt neben dem Artikel, den er gerade tippt – noch ein zweiter auf Seite 1 stehen. Und auch da werden dann wieder all ihre Titel mit den Hohen Genossen herum stehen und haben also auch da wieder korrekt der Aufzählung zugeführt zu werden.

      Lesen wird das morgen zwar sowieso wieder keiner, das weiß unser Hans gut – außer den Kontroll-Genossen im ZK drüben und dem Diensthabenden Chef hier im Haus natürlich:

       Die lesen das!

       Aber wie!!!!

      Und wehe, da sind nicht alle Titel exakt mit aufgestellt! Singen könnte der Hans sie weit später in seinem Leben noch, so auswendig kennt er all diese Titel.

      Das Telefon klingelt.

      Der Hans nimmt den Hörer ab.

      - Und? Weißt Du es inzwischen?

      - Na klar!

      War ihm beim Titel-Tippen doch eben eingefallen, wer das nur sein konnte, der da 100 wird:

       Wilhelm Pieck

       Komma

       Präsident a. D.

       der Deutschen Demokratischen …

      - Also bist du das wirklich???

      - Was bin ich?

      - Na, der Kleine auf dem Foto von damals …

      - Ach so …“

      Und da nun ahnt unser Hans auch gleich, was der Mann am anderen Ende der Leitung wohl meint.

      - Das haben wir im Archiv gefunden und dann in die Zeitung gesetzt. Mit der Frage dazu: ‚Wer ist dieser kleine Junge?’

      Woraufhin unser Hans, mit Schmunzeln im Blick, das erwidert:

      - Eine Art Steckbrief sozusagen!

      Am anderen Ende der Leitung lacht es kurz.

      - Ja, das war ich …

      Das spricht unser Hans dann und spürt nun doch eine Art von Stolz in sich aufsteigen. Sagt aber gleich erst mal wieder das:

      - Bitte später noch mal … Ich muss noch … Ist doch gleich Abgabe-Termin …

      Der Hans legt wieder den Hörer auf, tippt fleißig weiter und fragt sich dabei bissel belustigt das:

      - Woher weiß das mein Telefon?

      Klingt ja inzwischen wie Alarm-Leuten, dieses Klingeln immer wieder! War ihm da nämlich eben das durch den Kopf geschossen: Wie da gestern einer der Genossen auf der Redaktions-Konferenz wieder mal so bissel rum gemeckert und also vorgeschlagen hatte, doch endlich mal darüber zu reden, wie das gehen könne: Die Zeitung so zu machen, dass sie dann auch wirklich gelesen wird. Und wie da dann die Stellvertretende Chefredakteurin aber gleich dazwischen gefunkt und bissel genervt das gesprochen hatte:

      - Rollt der schon wieder diese Bombe über den Tisch!

      Um dann kurz nur anzufügen:

      - Schluss mit der Debatte!

      Wussten doch alle hier am Tisch, dass da Vieles viel besser und ganz anders gemacht werden müsste, wenn die Zeitung wirklich gelesen werden sollte. Was aber auch alle am Tisch wussten: Dass das nie nicht ausgesprochen werden durfte! Jedenfalls in Sitzungen nicht.

       Um Gottes, respektive Erichs Willen!10

      Das Telefon klingelt.

      Der Hans nimmt wieder ab.

      - Hättest du denn am Wochenende mal Zeit?

      - Zeit? Wofür?

      - Na, mal wieder her zu kommen nach Frankenberg …

      - Und: Warum?

      - Feierstunde für den Genossen Pieck!

      - Ach so …

      - Wenn wir Dich doch jetzt gefunden haben – war ganz schön schwer …

      - Und wie: Gefunden?

      - Deine Tante hat Dich auf dem Foto erkannt …

      - Aha. Na da … Muss ich wohl kommen!

      - Na dann: Bis dann!

       Berichten wir also nun, liebe Leserin, lieber Leser, wie da was abgegangen war, als unser Hans in seine frühe Kindheit zurück reiste … Siehe nächste Geschichte!

       Auf den Arm genommen

      - Wann kommd der denne endlisch, der Ongel Bieg?!? 11

      Das fragt der Seppel in der Sprache seiner Heimat wieder und wieder seine Gute Mutt’l, die da blau beblust vor ihm steht. (während wir das, was da auf Sächsisch gesprochen wird, für die Nicht-Sachsen unter den Lesern gleich mal ins Hohe Deutsche übersetzen – Original-Sprache: siehe unten!)

      - Bald, Seppel, bald!

      So tröstet die Mutt’l ihren Sepp’l, der mit ihr seit Stunden schon auf der „Jahn-Kampf-Bahn“ in seiner kleinen Heimatstadt Frankenberg/Sachsen rum steht und da nichts Anderes zu tun hat, als das:

       Warten!

       Warten!!

       Warten!!!

      Auf den Größten Onkel des ganzen Landes, der heute, am 1. Mai (da noch „Kampftag der Arbeiterklasse“) von der (da noch)