Lopez lief zur Tür.
Eine Kugel erwischte ihn am Arm. Er schrie auf, schoss erneut, stürzte ins Freie und taumelte die wenigen Stufen an der Eingangstür hinunter.
Passanten stoben schreiend auseinander.
Als Lopez einem Mann auf der anderen Straßenseite eine verdächtige Bewegung machen sah, feuerte er erneut.
Ein paar Schritte nur lagen zwischen dem Flüchtenden und dem gelben Taxi, mit dem er gekommen war.
Der Fahrer machte gerade seine Essenspause, aß ein Sandwich und hörte sich dabei die Staumeldungen aus der City an.
Lopez riss die Tür auf, warf sich auf den Beifahrersitz und richtete den 22er auf den Fahrer.
Der starrte den Amokläufer entgeistert an, blickte dann kurz auf die blutende Wunde an Lopez' Arm.
"Losfahren!", knurrte Lopez zwischen den Zähnen hindurch.
Der Fahrer reagierte nicht gleich.
Der letzte Bissen seines Sandwichs blieb ihm buchstäblich im Hals stecken.
"Na los, bist du taub?"
Er setzte dem Mann den brandheißen Lauf des 22ers an die Schläfe.
Der Fahrer schwitzte.
Lopez ließ den Blick schweifen.
Er sah, dass binnen weniger Augenblicke sämtliche Passanten die Umgebung geräumt hatten. Bewaffnete gingen in Stellung.
G-men!, schoss es Lopez grimmig durch den Kopf.
"Fahren Sie endlich!", zischte Lopez. "Solange Sie tun, was ich Ihnen sage, sind sie nicht in Lebensgefahr. Weder durch mich, noch durch die da draußen..."
Der Fahrer ließ den Motor an.
Seine Hände zitterten, als er das Lenkrad herumdrehte, um aus der engen Parklücke auszuscheren.
Lopez schwenkte ruckartig die Hand mit dem 22er.
Er richtete die Waffe auf die Funkanlage.
Einen Sekundenbruchteil später feuerte er.
Der Fahrer zuckte mit einem Schrei zusammen.
"Sorry, aber so habe ich ein besseres Gefühl", meinte Lopez und bleckte dabei die Zähne wie ein Raubtier.
23
"Agent Curruthers hat es erwischt!", rief Fred LaRocca mir entgegen, als sich die Fahrstuhltür vor mir öffnete.
Curruthers' Augen blickten starr ins Nichts.
Der rote Punkt zwischen den Augen sagte alles.
"Er ist tot", sagte LaRocca.
"Verdammt!", presste ich hervor.
"Der Kerl ist hinausgerannt... Außerdem hat er selbst eine Kugel abbekommen. Eigentlich müsste er unseren Leuten in die Arme laufen."
Mit wenigen Sätzen war ich bei der Tür und ließ sie zur Seite fliegen.
Milo war mir dicht auf den Fersen.
Orry und Clive waren oben in Lopez' Wohnung geblieben, um die Durchsuchung zu beenden. Außerdem mussten Miss Clansys Personalien noch aufgenommen werden.
Wir stürzten auf die Straße, die Pistolen im beidhändigen Anschlag.
Ein halbes Dutzend unserer Kollegen waren in Stellung gegangen.
Ein Taxi raste die Straße entlang.
Ein Lieferwagen kam ihm entgegen, hupte, wich dann aus. Er krachte in eine Reihe parkender Pkw hinein. Blech und Plastik wurden knackend zerdrückt. Das Taxi schnellte voran. Ein Schuss peitschte aus dem Wagen heraus. Die hintere Scheibe zersprang. Scherben regneten auf die Straße.
"Er hat eine Geisel!", rief uns jemand zu.
"Hinterher!", zischte ich Milo zu.
Wir rannten über die Straße zum Wagen.
Zwei unserer Agenten brausten bereits mit ihrem Ford hinter dem entführten Taxi hier. Sie hatten das Blaulicht auf das Dach gesetzt.
In der Ferne war eine Polizeisirene zu hören.
"Lopez darf uns nicht entkommen", knurrte Milo, als er die Fahrertür des Chevys öffnete.
Wir stiegen ein.
Milo startete.
"Willst du nicht drehen?", fragte ich, während ich das Blaulicht hervorholte.
"Nein", meinte Milo. "Versuchen wir, ihm den Weg abzuschneiden..."
"Ich hoffe nur, dass du dich hier gut genug auskennst..."
"Für wen hältst du mich?"
Der Chevy-Motor heulte auf, als Milo über die 123. Straße jagte.
Im Rückspiegel sah ich, dass sich ein weiterer unserer Dienstwagen auf den Weg machte, um sich an die Fersen des Entführers zu heften.
"Lopez steht das Wasser bis zum Hals", meinte ich. "Der wird alles auf eine Karte setzen!"
"Das letzte Ass, das er im Ärmel hat.."
"Und was sollte das für ein Ass sein? Der Kerl ist verletzt..."
"Als wir unten bei den Mole People mit diesen Killern gekämpft haben, hat es auch einen von ihnen erwischt. Aber bislang sind alle Anfragen bei Krankenhäusern und Ärzten ohne Ergebnis geblieben..."
Mir kam ein Gedanke.
Ich griff zum Handy und wählte Clive Caravaggios Nummer.
Der flachsblonde Italo-Amerikaner meldete sich.
"Hallo, Jesse, was gibt's?"
"Ich nehme an, ihr seid noch in Lopez' Penthouse..."
"Sicher.
"Schaut doch mal in seinem Telefonregister nach, ob ihr die Nummer eines Arztes findet..."
"Kann 'ne Weile dauern, Jesse. Die Namen sind hier nur abgekürzt... Ich melde mich."
"Danke, Clive."
Milo ließ den Chevy eine Seitenstraße entlangbrausen, bog dann scharf ab und beschleunigte noch einmal.
Über Funk bekamen wir von den Kollegen, die sich an das Taxi drangehängt hatten, die ungefähre Position durchgegeben.
Ein Hubschrauber war angefordert worden. Die Kollegen der City Police sorgten dafür, dass im weiten Umkreis nach dem Taxi gefahndet wurde.
"Ich wette, er will zum Franklin D. Roosevelt-Drive", war ich überzeugt.
Milo erwiderte: "Ich hoffe nur, dass er dort erwartet wird..."
Dann kam über Funk die Meldung, die wir gefürchtet hatten.
"Wir haben ihn verloren!"
"Wo?", fragte ich.
"Ecke 117. Straße Ost/ Second Avenue. Vielleicht