Wir stellten den Wagen am Straßenrand ab.
Agent Fred LaRocca war mit und Milo und mir gefahren. Orry und Clive stellten ihren Ford fünfzig Meter weiter ab.
Fred nahm sein Funkgerät heraus, um mit den Agenten zu sprechen, die sich auf der anderen Seite des Wohnblocks postieren wollten.
Insgesamt waren etwa ein Dutzend G-men im Einsatz.
Wenn Lopez der Mann war, den wir suchten, dann war er äußerst gefährlich.
"Lopez wohnt im Penthouse", meinte Milo, während ein weiterer Wagen mit unseren Agenten nach einem Parkplatz suchte. Drei G-men stiegen wenig später aus einem gelben Mazda. Sie blickten kurz zu uns hinüber.
"Okay, dann los!", meinte LaRocca und überprüfte den Sitz seiner Dienstwaffe.
Der Wohnblock, in dem Lopez das Penthouse gemietet hatte, war ein Apartmenthaus der gehobenen Klasse. Ein luxusmodernisierter Altbau mit klassischer Brownstone-Fassade. Die Zeiten, in denen es in East Harlem nur Arme und Gescheiterte gab, waren längst vorbei.
Wir erreichten den Eingang, traten in das Foyer, das von Kameras überwacht wurde. Bewaffnete Security-Männer patrouillierten hin und her.
In einem Kasten aus Panzerglas befand sich eine Telefonzentrale, bei der sich Gäste anmelden konnten.
Wenn der betreffende Bewohner des Apartment-Hauses den Besuch nicht empfangen wollte, wurde dieser von den Security-Männern freundlich aber bestimmt hinausbugsiert.
Wir hatten allerdings keineswegs vor, uns anzumelden.
"Que desea, Senores?", fragte ein finster dreinblickender Security-Mann.
Ich hielt ihm den Ausweis unter die Nase, während sich Fred LaRocca um die dunkelhaarige Schönheit kümmerte, die in dem Panzerglas-Büro saß.
Auf keinen Fall durfte Lopez gewarnt werden...
"Zu wem wollen Sie?", fragte der Security-Mann dann, während er sich noch meinen FBI-Dienstausweis eingehend ansah. Ich nahm ihn wieder an mich.
"Zu Mister Lopez."
"Soweit ich weiß, ist der nicht zuhause..."
"Davon möchten wir uns gerne selbst überzeugen!"
"Aber..."
"Wir haben einen Durchsuchungs- und einen Haftbefehl, Sir. Und jetzt machen Sie uns bitte Platz!"
Einige unserer Leute postierten sich an strategisch günstigen Stellen im Foyer.
Die Eingänge und die Aufzüge mussten bewacht werden.
Zusammen mit Orry und Clive fuhren Milo und ich hinauf zum Penthouse. Während der Aufzug uns hinauftrug, zogen wir die Dienstwaffen und überprüften die Ladung.
Dann traten wir in den Flur hinaus.
Einige Augenblicke später standen wir vor Lopez' Wohnungstür.
Ein automatisches Kamera-Auge war auf uns gerichtet.
"Mister Lopez scheint ein ängstlicher Mann zu sein, wenn er so wohnt", kommentierte Clive Caravaggio.
Und Orry setzte hinzu: "Kein Wunder, bei seiner Vergangenheit. Ich schätze, da gibt es noch einige, die mit ihm eine Rechnung offen haben."
Ich betätigte die Klingel.
Nichts rührte sich.
Kein Laut drang aus der Gegensprechanlage.
Nur die Kamera bewegte sich surrend.
Milo holte seinen Ausweis hervor und hielt ihn vor die Linse.
"Machen Sie die Tür auf, Mister Lopez! Hier ist das FBI!"
Keine Reaktion.
"Vielleicht ist er ja wirklich nicht zu Hause", meinte Orry.
Ich zuckte mit den Schultern. "An Lopez' Stelle würde ich dem Wachmann hundert Dollar geben, damit er diese Antwort jedem gibt, der nach ihm fragt."
Wir machten einen letzten Versuch.
Keine Reaktion.
Orry zog sein edles Schurwolljackett aus und warf es hinauf zur Kamera. Der feine Stoff hing jetzt über der Linse.
Milo nahm zwei Schritte Anlauf.
Sein gewaltiger Tritt ließ die Tür aufspringen und zur Seite fliegen.
Mit der P226 in der Faust stürmte er in das Penthouse.
Ich folgte ihm.
Unsere Blicke suchten den Empfangsraum ab.
Nichts deutete darauf hin, dass Lopez in der Wohnung war.
Die Tür ins Wohnzimmer stand halb offen.
Milo und ich pirschten uns heran.
Orry nahm sich indessen die Küche vor.
Ich trat ins Wohnzimmer, die Pistole in beiden Händen.
Auch hier war niemand.
Das Fenster stand auf. Ein kühler Luftzug wehte herein. Die Gardinen wehten als lange, weiße Fahne in den Raum hinein.
Von dem Penthouse aus hatte man Zugang zu einem Dachgarten.
Milo deutete auf die Tür zu einem weiteren Raum.
Ich schlich mich heran, Milo sicherte von hinten. Meine Schritte verursachten auf dem weichen Teppichboden so gut wie keinen Laut.
Die Tür zu dem Nachbarraum war angelehnt. Ich öffnete sie mit einem kräftigen Schub. Meine Waffe schnellte hoch.
Ich blickte auf ein breites Wasserbett.
Eine rothaarige Schönheit stand daneben.
Ihre Haare waren nass. Und sie war vollkommen nackt. Ihr Körper bildete eine schwindelerregende Silhouette.
Mit ihren grazilen Händen umfasste sie den gewaltigen Griff eines Magnum Colts, Kaliber 45, dessen Mündung direkt auf mich zeigte.
21
Einen Augenblick lang geschah nichts. Die Schöne wirkte sehr nervös. Der Druck ihres Zeigefingers auf den Abzug verstärkte sich, die Fingerknöchel traten weiß hervor.
"Die Waffe runter! FBI!", rief ich.
"Das kann jeder sagen!", rief sie.
Ihre Stimme vibrierte.
Mein Instinkt sagte mir, dass sie nicht schießen würde.
"Hier ist mein Ausweis", sagte ich und griff danach.
"Schön langsam!", zischte sie.
Ich zog den Dienstausweis aus der Jackentasche und hob ihn hoch.
Sie atmete tief durch.
Ihre Brüste hoben und senkten sich dabei.
Sie ließ den Magnum sinken.
"Ich hatte gedacht..."
Milo trat auf sie zu und nahm ihr die Waffe ab. Sie ließ es widerstandslos geschehen.
"Was