»Ja.« Sie sieht mich an. »das hatte ich seit Jahren nicht mehr, aber es schmeckt noch so gut wie in meiner Erinnerung. Vielleicht sogar besser.«
»Das freut mich.« Wir lächeln einander einen Moment an, bevor ich mich wieder dem Herd zuwende.
»Du hast nicht gelogen«, bemerkt Courtney, nachdem wir uns mit unseren Tellern an die Kücheninsel gesetzt haben, um uns über unser Essen herzumachen.
Mit meinem halb aufgegessenen Sandwich in der Hand schaue ich zu ihr.
»Das beste Grillkäse-Sandwich, was ich je gegessen habe.«
»In diesem Fall solltest du mal meine Cheeseburger-Makkaroni probieren. Die werden dein Leben verändern.« Sie lacht und greift nach ihrem halbvollen Glas. »Kannst du kochen?«
»Ja. Na ja ... so in etwa.«
»So in etwa?« Fragend ziehe ich eine Braue nach oben.
»Ich kann ein Rezept befolgen.«
»Meine Mom hat meinen Brüdern und mir das Kochen beigebracht. Sie meinte, ihre Jungs müssten sich in der Küche auskennen, damit sie ihren künftigen Ehefrauen nicht die ganze Arbeit überlassen.«
»Kluge Frau.«
»Die klügste.«
»Wie viele Brüder hast du?«
»Drei. Zwei leben mit ihren Frauen und Kindern in Connecticut. Mein Bruder Levi und seine Frau Fawn wohnen auf der anderen Seite des Flurs. «
»Und deine Eltern?«
»Sie leben in Connecticut; noch in demselben Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Was ist mit deiner Familie?«
Sie wendet den Blick ab. Ich erwarte schon keine Antwort mehr, als sie doch reagiert, und mir der Ton in ihrer Stimme fast das Herz zerreißt. »Ich bin in einem Pflegeheim groß geworden. Ich weiß nicht, wer meine Eltern sind, und ich habe keine Geschwister – oder zumindest habe ich keine Ahnung, ob ich welche habe.«
»Das tut mir leid, Baby.« Ich berühre ihr Knie, und sie nickt, ohne mich anzusehen. Ich versuche, mir Courtney als ein kleines Mädchen vorzustellen, das ohne die Unterstützung aufwächst, die einem nur die eigene Familie geben kann. Der Gedanke tut mir weh. Ich will mir nicht ausmalen, wie das für ein Kind gewesen sein muss.
»Ist schon in Ordnung. Es gehört zu meinem Leben und ist ein Teil meiner Geschichte.«
»Stimmt, trotzdem tut es mir leid.«
»Danke.« Wir schauen einander an.
»Daddy!«
Maddi steht vor ihrer Zimmertür und reibt sich über die Augen. Ich gehe zu ihr und hebe sie hoch. »Ist alles okay mit dir, Schatz?«
»Wer ist das?«, erkundigt sie sich leise und zeigt auf Courtney.
»Meine Freundin Courtney. Sie hat mir geholfen, dich nach Hause zu bringen.« Ich küsse Maddi auf ihre Stirn und bemerke, dass sie sich inzwischen wieder kühl anfühlt.
»Sie ist hübsch«, flüstert sie.
Ich grinse mein Mädchen an. »Stimmt«, bestätige ich und gehe mit ihr auf dem Arm in Richtung Küche. »Courtney, ich möchte, dass du Madeline kennenlernst. Madeline, das ist Courtney.«
Courtney kommt zu uns herüber. »Es ist so schön, dich zu treffen, Madeline.«
»Gleichfalls«, erwidert Maddi halblaut und drückt ihrem kleinen Körper enger an mich.
»Geht es dir besser?«, erkundigt sich Courtney, und Maddi streckt ihre Hand aus, um sie zu berühren, zieht sie dann aber schüchtern zurück. »Hast du Hunger?«
»Nicht wirklich ...«
»Hast du noch Bauchschmerzen?«
Maddi sieht mich an, ehe ihr Blick wieder zu Courtney huscht und sie den Kopf schüttelt.
»Ich habe dir Eis am Stiel mitgebracht.«
»Eis am Stiel?«
»Ja, und zwar ein besonderes.«
Ich erinnere mich, dass ich vorhin eine Schachtel Pedialyte Pops in den Gefrierschrank geschoben habe.
»Okay«, stimmt Maddi zu, dann dreht sie sich zu mir um. »Ich darf trotzdem zur Übernachtungsparty, oder, Daddy?«
»Ich weiß nicht, Schatz. Wir müssen abwarten, wie du dich in den nächsten Tagen fühlst.«
»Oh Mann.« Theatralisch hebt sie ihren Kopf, ehe sie mich wieder ansieht. »Ich verspreche dir, dass ich mich schon besser fühle.«
»Da bin ich mir sicher, Schatz. Trotzdem müssen wir abwarten, wie es dir in ein paar Tagen geht.«
Sie seufzt, als wäre sie sechzehn statt sechs, dann werden ihre Augen mit einem Mal kugelrund. Obwohl ich ahne, was gleich passieren wird, kann ich nicht mehr schnell genug reagieren.
Maddi beugt sich vor und erbricht sich über Courtneys Kleid.
»Oh Süße«, flüstert Courtney besorgt. Sie streicht Maddi die Haare aus dem Gesicht, während diese weiter würgt. Betroffen sieht Courtney mich an. »Vielleicht solltest du sie unter die Dusche stellen, während ich das hier wegwische.«
Ich trage meine Kleine in das Badezimmer. Dort helfe ich ihr aus dem Nachthemd und reiche ihr eine Zahnbürste, während wir warten, bis das Wasser der Dusche warm ist. Mit einer Hand auf ihrer Stirn vergewissere ich mich, dass ihr Fieber nicht zurück ist, und ermutige sie, sich unter den warmen Wasserstrahl zu begeben.
»Es tut mir leid, Daddy«, wimmert sie.
Vor Sorge schnürt sich mir der Magen zusammen. »Ist schon gut, Liebes.« Ich wasche ihr die Haare, anschließend wickle ich sie in ein Handtuch und trage sie in ihr Zimmer. »Na komm, ziehen wir dir was Frisches an und dann ab ins Bett mit dir.«
Ihr Nicken wirkt schläfrig.
Sobald ich sie zugedeckt habe, setze ich mich auf die Bettkante und streichle ihr über die Wange, dann über den Kopf. Nichts ist schlimmer, als dein Kind leiden zu sehen, du der Krankheit aber erlauben musst, ihren Lauf zu nehmen.
»Ist mit ihr alles in Ordnung?« Bei Courtneys leiser Frage sehe ich zu ihr.
»Ja.«
»Schläft sie jetzt?«
»Ja.« Ich reibe mir mit den Händen über das Gesicht und stehe auf.
»Vielleicht solltest du mit ihr zu einem Arzt fahren«, meint sie, als ich Maddis Zimmer verlasse.
»Ich habe ihre Ärztin angerufen, als du einkaufen warst. Sie hat mir dasselbe gesagt wie du vorhin. Es geht ein Magen-Darm-Infekt rum, und sie kann nichts weiter für Maddi tun, es sei denn, sie würde dehydrieren. Maddi soll sich einfach ausruhen. Und wir müssen dafür sorgen, dass sie viel trinkt.«
»Armes Mädchen.« Courtney blickt über ihre Schulter hinüber zu Maddis Bett. Als ich ihr in Mitleidenschaft geratenes Kleid in Augenschein nehme, runzle ich die Stirn.
»Lass mich dir etwas anderes zum Anziehen holen.«
»Das ist nicht nötig. Ich fahre nach Hause und wechsle es dort.«
»Courtney, sie hat dich vollgespuckt. So lasse ich dich nicht gehen.« Ich nehme ihre Hand und führe sie zu meinem Schlafzimmer. Erst, als ich die oberste Schublade meiner Kommode öffne, gebe ich ihre Finger frei. Ich reiche ihr eines meiner T-Shirts, dann hole ich auch noch eine meiner Schlafhosen für sie hervor. »Du kannst gern die Dusche benutzen.« Ich nicke zur Badezimmertür. »Saubere Handtücher sind in einem Regal hinter der Tür. Benutze alles, was du willst.«
Bevor sie Einwände erheben kann, verlasse ich mein Schlafzimmer. Ich gebe mir Mühe, sie mir nicht nackt vorzustellen, habe aber trotzdem dieses Bild ihrer feuchten Haut vor Augen, sobald das Wasser angeht. Um meinen Fantasien