In ihm, Großvater, habe ich schon als kleiner Junge meinen privaten Religionslehrer erster Güte. Und diese Güte ist es auch, mit der er mir von Anfang an zur Seite steht, als sich mein Weg zu manifestieren beginnt. Auch heute noch schwingen die spirituellen Reden meines Großvaters über den Islam in mir fort. Als ich eines Tages, selbst längst Imam, offenbare, mit einem Rabbiner nach Jerusalem reisen zu wollen im Sinne einer interkonfessionellen Verständigung, raten Teile der Familie mir ab, allen voran mein Vater aus Angst, mir könnte im Nahen Osten etwas zustoßen. Abermals ist es Großvater, der mich bestärkt. Er hat mein Bild von Religion, von Zusammengehörigkeit aller Menschen früh geformt. Wie auch jenes eines barmherzigen, ganz und gar nicht »Nur-Strafenden« Gottes. Und auch, dass Allah all jenen vergibt, die aufrichtige Reue zeigen. Was immer sie getan haben.
Wenn du Reue zeigst, wird dir Allah vergeben.
Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob Musa diese Schwelle zur Reue, zur uneingeschränkten Einsicht überwunden hat oder nicht. Das Gericht hat ihn zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, als einen, der sich in Österreich nach § 278b des Strafgesetzbuches zu verantworten haben, dem so genannten Terrorparagraphen, der Schlagworte wie Hochverrat, Verhetzung, Terrorismus führt. Tage nach dem Richterspruch wird Musa in ein anderes Gefängnis verlegt, in Gemäuer außerhalb Wiens. Ich habe ihn bis zum heutigen Tage nicht wiedergesehen – und doch wird er noch einmal in mein Leben treten. Auf eine hochdramatische, mein Dasein als Gefängnisseelsorger massiv beeinflussende Art und Weise.
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