Oder kurz: NSDAP.
Ihr kennt sie unter dem Namen ‚Nazis‘.“
Ben macht eine kurze Pause.
Im Film sieht man Häftlinge die toten Körper
ihrer Mitgefangenen übereinanderstapeln.
SS-Männer beaufsichtigen sie dabei.
„Die meisten Gefangenen auf diesen Bildern sind Juden“, sagt Ben.
„Für Hitler waren die Juden Feinde des deutschen
Volkes. Er machte sie für alles Schlechte
verantwortlich. Er ließ riesige Lager bauen,
in denen man die Juden einsperrte.
Auch Hitlers politische Gegner kamen in die Lager.
Und noch viel mehr Menschen.
Zum Beispiel Sinti und Roma. Homosexuelle.
Menschen mit Behinderung.
In den Lagern mussten sie alle sehr hart arbeiten.
Es gab wenig zu essen, Schläge und auch Folter.
Wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde getötet.“
Auf der Leinwand sind jetzt die Gebäude mit den Verbrennungs-Öfen zu sehen.
„Seht ihr die Gebäude im Hintergrund?“,
fragt Ben. „Dort waren die Gas-Kammern.
Dort töteten die Nazis die Menschen mit Gas.
Die toten Körper wurden verbrannt.
Viele überlebten im Lager nicht einmal eine Woche.“
Der junge Lehrer kämpft gegen Übelkeit.
Wie war es nur möglich, dass Menschen so etwas taten? Es war einfach unvorstellbar.
„Hitler wollte ursprünglich Kunstmaler werden“, erklärt er den Jugendlichen.
„Nach dem Ersten Welt-Krieg ging er in die Politik.
Es war eine schwierige Zeit für Deutschland.
Die Deutschen hatten den Krieg verloren.
Die Sieger-Mächte verlangten von Deutschland hohe Zahlungen.
Der deutsche Kaiser war zurückgetreten.
Die neue Demokratie war noch schwach.
Ständig gab es neue Wahlen.
Viele Menschen hungerten, es gab keine Arbeit.
Hitler versprach ihnen ein besseres Leben und hatte damit Erfolg.
1933 kam seine Partei an die Macht.
Unter Hitler begann für die Juden in Deutschland
und Europa eine schreckliche Zeit.
Über zehn Millionen Männer, Frauen und Kinder
starben in den Konzentrations-Lagern.“
Wenige Minuten noch, dann ist der Film zu Ende.
Ben atmet auf. Er ist froh, diese schrecklichen Bilder nicht länger sehen zu müssen. Er schaltet das Licht ein und schaut sich in der Klasse um.
Ernste, bedrückte Gesichter.
Amy Smith und Laurie Sanders haben Tränen in den Augen.
Nur Robert Billings hat den Kopf auf die Arme gelegt und schläft.
Warum
Nach einer kurzen Pause wendet sich Ben an die Jugendlichen.
„Es wundert mich nicht, dass der Film euch schockiert hat“, sagt er.
„Habt ihr Fragen zu dem, was ich euch erzählt habe?“
Amy Smith meldet sich sofort.
„Waren alle Deutschen Nazis?“, fragt sie.
Ben schüttelt den Kopf. „Das wohl nicht.
Viele Menschen fanden Hitler gut.
Bei den letzten Wahlen zum Parlament bekam die NSDAP immerhin 44 Prozent der Stimmen.
Doch die Mehrheit hat Hitler damals eben nicht gewählt.“
„Warum hat dann niemand die Nazis aufgehalten?“
„Gute Frage“, sagt Ben.
„Ich denke, viele Leute hatten Angst.
Die Nazis waren sehr gut organisiert.
Sie waren bewaffnet und rücksichtslos.
Und sie gingen mit Gewalt gegen ihre Gegner vor.
Zu Anfang traten sie als Schläger-Trupps auf.
Als die Partei an der Macht war, wurden viele
Menschen verhaftet.
Dafür musste man nichts Schlimmes angestellt
haben. Es genügte, eine andere Meinung zu haben
und diese offen auszusprechen.
Deutschland erlebte damals eine schwierige Zeit.
Die Leute waren ängstlich und verunsichert.
Viele hofften, dass es mit Hitler wieder aufwärts gehen würde.
Hitler führte Arbeits-Dienste ein.
Dadurch hatten die Menschen wieder Geld und litten weniger Not.
Es gab Freizeit-Organisationen,
Wohnbau-Programme und mehr.
Immer mehr wurde vom Staat und von Hitlers Partei geregelt. Die Menschen mussten sich um nichts kümmern.
Wer sich an die neuen Regeln hielt, dem ging es gut.
Für Kinder und Jugendliche gab es eigene Organisationen wie die Hitler-Jugend.
So wuchsen die Kinder und Jugendlichen von klein auf mit den Ideen von Hitler und der Partei auf.
Nach dem Ende von der Nazi-Herrschaft haben viele Deutschen gesagt:
Von den Verbrechen der Nazis haben wir nichts gewusst.“
Das können die Schüler nicht glauben.
Millionen von Menschen sterben in Lagern.
Und dann will niemand davon gewusst haben?
„Ach, so ein Quatsch!“, ruft Eric wütend.
„Das ist doch gelogen!“
„Haben die Leute das wirklich behauptet?“
Laurie schüttelt ungläubig den Kopf.
„Sie müssen doch gemerkt haben, was für schreckliche Dinge in ihrem Land geschehen.
Wie können sie sagen, dass sie nichts wussten!“
Ben nickt. „Ja, das kann man sich wirklich kaum vorstellen“, sagt er.
„Nach dem Krieg haben auch viele Nazis gesagt: Wir haben nur Befehle ausgeführt.
Wenn wir nicht mitgemacht hätten,
hätte man uns selber eingesperrt und getötet.“
„Aber das sind doch Ausreden!“,
ruft Brad ärgerlich dazwischen.
„Ich verstehe nicht, dass die Leute sich nicht gewehrt haben.
Man hätte die Nazis doch aufhalten können.
Ich hätte da nicht mitgemacht!“
„Bei uns in Amerika wäre so etwas nicht passiert“, sagt Brian überzeugt. „Ganz bestimmt nicht.“
Immer