Wer bin ich?. Keith Hamaimbo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Keith Hamaimbo
Издательство: Bookwire
Серия: Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429062040
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damit die Nützlichkeit der enneagrammatischen Arbeit für die Praxis analysiert werden kann, so wie bisher die Arbeit Riemanns auch in kirchlichen Rahmen Anwendung gefunden hat.

      Im Folgenden wird ein Grundthema gewählt – in diesem Fall die Angst –, das alle Typen durchzieht, jedoch bei jedem Typ auf unterschiedliche Weise. Es wird verglichen, wie Maitri und Riso/Hudson die Typen in Bezug auf ihre Grundangst beschreiben. Hier ist zu bemerken, dass bei Enneagramm-Autoren nicht nur die Angst, sondern auch unterschiedliche Qualitäten für eine Differenzierung der Typen unter sich verwendet werden. So kann es sein, dass das Ideal-Ich (Selbstidealisierung), wie man sich gern sähe oder gesehen werden möchte, für alle Typen gemeinsam ist, jedoch hat jeder Typ ein bestimmtes eigenes Bild von sich.419

      Typ 1

      „Wenn wir Angst haben, dass irgendetwas grundlegend falsch an uns ist oder dass wir so, wie wir sind, nicht gut genug sind, sind wir wahrscheinlich eine Eins.“420

      „Angst, unvollkommen, unehrlich, schlecht oder böse zu sein.“421

      Typ 2

      „Wenn wir Angst vor Zurückweisung haben, Angst davor, bedürftig zu sein und nicht geliebt zu werden, sind wir wahrscheinlich eine Zwei.“422

      „Angst, keine Liebe zu verdienen.“423

      Typ 3

      „Wenn wir Angst vor Misserfolg haben, sind wir wahrscheinlich eine Drei.“424

      „Angst, nutzlos oder ohne innere Werte zu sein.“425

      Typ 4

      „Wenn wir Angst haben, verlassen zu werden, Angst vor unserer Traurigkeit und dem Gefühl von Verlorenheit, sind wir wahrscheinlich eine Vier.“426

      „Angst, unbedeutend oder ohne Identität zu sein.“427

      Typ 5

      „Wenn wir Angst vor Verstrickungen haben und Angst davor, das, was wir haben, zu verlieren, sind wir wahrscheinlich eine Fünf.“428

      „Angst, inkompetent, unfähig oder nutzlos zu sein“429

      Typ 6

      „Wenn wir andererseits bis zu einem gewissen Grad vor allem und jedem Angst haben, wenn die Angst selbst auf eine namen- und gesichtslose Art und Weise die treibende Kraft in unserer Psyche ist, dann sind wir wahrscheinlich eine Sechs.“430

      „Angst, ohne Anleitung oder Unterstützung zu sein.“431

      Typ 7

      „Wenn wir Angst vor Langeweile und vor anstrengender Arbeit haben, und Angst davor, als Scharlatan bloßgestellt zu werden, sind wir wahrscheinlich eine Sieben.“432

      „Angst, ausgeschlossen zu sein oder im Schmerz zu versinken.“433

      Typ 8

      „Wenn wir Angst davor haben, schwach zu sein, nicht die Führung zu haben oder nicht an der Spitze zu stehen, sind wir wahrscheinlich eine Acht.“434

      „Angst, von anderen verletzt oder beherrscht zu werden.“435

      Typ 9

      „Wenn wir Angst davor haben, einen Konflikt heraufzubeschwören, indem wir uns oder unsere Bedürfnisse zu sehr in den Mittelpunkt rücken (zu sichtbar machen), sind wir höchstwahrscheinlich eine Neun.“436

      „Angst vor Trennung, vor Aufsplitterung“437

      Durch diese Reihe an Vergleichen kann beobachtet werden, dass – obwohl es kaum gemeinsame, beschreibende Wörter für den jeweiligen Typ gibt – der Sinn im Allgemeinen bei den zwei Autoren gleich ist. Beispielsweise werden bei Typ ACHT bei Maitri Begriffe wie Schwäche und Führung (Spitze) verwendet. Bei Riso/Hudson würde das bedeuten, dass jemand, der schwach und nicht an der Spitze oder in Führung ist, Angst davor haben kann, dass die Position des Schwachen und Unterlegenen angreifbar und leichter zu beherrschen ist. Die Vergleiche zeigen auch, dass – obwohl die Beschreibungen den gleichen Typ in seiner unterschiedlichen Ausrichtungen darstellen, es keine feste Eigenart eines Typs gibt, sondern es lediglich von den einzelnen Autoren abhängt, wie sie die Typen beschreiben.438 Diese Tatsache führt zu einem weiteren Problem, nämlich, dass es bei den Enneagramm-Autoren große Unterschiede gibt, wie sie einen Enneagramm-Typ insgesamt betrachten. Dies spiegelt sich darin wider, wie der Typ bei unterschiedlichen Autoren genannt wird. Susan Rhodes macht auf dieses Problem aufmerksam. Sie hat unter anderem eine vergleichende Tabelle angefertigt, bei der sie versucht, die Unterschiede bei den Autoren hervorzuheben.439 Rhodes analysiert nicht nur die angewandte Sprache, sondern die beizumessende Bedeutung der unterschiedlichen Deskriptoren. So bemerkt sie unter anderem unter den Autoren Abweichungen, welche Beschreibungen der Typen das Gesamtbild des Typs vorgibt. Einige Autoren geben positive Eigenschaften an, während andere negative Eigenschaften des Typs nennen. So hat Typ SECHS nach der Tabelle sieben unterschiedliche Beschreibungen, bei denen jeder ein anderes Bild von Typ SECHS vermittelt.440 Die dritten Kategorien sind diejenigen Autoren, die beide Eigenschaften hervorheben. Zusätzlich ist in der Tabelle zu sehen, dass sich bei denselben Autoren die Beschreibung im Laufe der Zeit verändert. Beispielsweise nennt Riso (1989) die Nummer VIER „Künstler“ und später in seinem Werk mit Hudson (2000) die Nummer VIER „Individualist“.

      Das Problem liegt nicht nur darin, dass dadurch die Typen unterschiedlich genannt werden, sondern dass sie überhaupt genannt werden. Durch eine Festlegung auf einen Begriff werden die Typen zwangsläufig als enge Einheiten betrachtet. Es ist eine Form von Stereotypen. Wenn ein Typ anhand eines stereotypischen Wortes beschrieben wird, kann es zu Vorurteilen in der Arbeit mit dem Enneagramm kommen, nicht nur wie Menschen sich betrachten, sondern wie man mit ihnen umgeht. Dadurch, dass die Bezeichnungen das Gesamtbild enger machen, kann es für die Arbeit mit der Typisierung, schwierig sein. Denn dadurch, dass Menschen viel mehr Eigenschaften aufzeigen können als das, was im Enneagramm beschrieben wird, kann es viel schwieriger sein, wenn die Hauptbezeichnung nicht unter den charakteristischen Merkmalen eines zu Typisierenden zu finden ist.441 Die Bezeichnung könnte auch davon ablenken, auf die jeweiligen Motive hinter dem Verhalten zu schauen. Denn jeder Typ kann perfekt sein, loyal sein, usw., aber aus ganz verschiedenen Gründen.

      Dazu sagt Claudio Naranjo, dass die Bezeichnungen einiger Typen irreführend sein können. Das „moderne“ Enneagramm hat sich durch Naranjos Arbeit entwickelt, weshalb einige Bezeichnungen auf seine Darstellungen der Typen zurückzuführen sind. Im Interview gibt er zu bedenken, dass ihm Fehler bei seiner Arbeit unterlaufen seien. Beispielsweise sagt er, dass die Nummer ZWEI als „Helfer“ bezeichnet werde wegen seiner Interpretation von Ichazos Arbeit, was im eigentlichen Sinne nicht für die ZWEI geeignet sei. Als Helfer wäre nach Naranjo Typ NEUN geeigneter, was bedeutet, dass das Wort Mediator für die NEUN unpassend ist.442

      Aufgrund dessen kann gesagt werden, dass die Benennung der Typen für den praktischen Einsatz des Enneagramms nicht hilfreich ist, sondern dazu verleiten kann, das menschliche Verhalten in seiner Vielfalt enger zu betrachten und somit die Gefahr des Schubladendenkens noch zu verstärken. Ein Beispiel für einen besseren Umgang mit den Nummern ist hier das bisher meistverkaufte Enneagramm-Werk von Rohr und Ebert. So schreiben Rohr/Ebert, dass sie in ihrem Buch die Typen nur durch Zahlen benennen, und verzichten darauf, Namen zu verwenden, die eine festgelegte Eigenschaft mit sich tragen. Dies bewirkt auch, dass es von vornherein keine Wertung der Typen gibt443 und soalle Charaktereigenschaften eines Typs berücksichtigt werden, z.B. indem er lediglich als Enneagramm-Typ EINS oder ZWEI usw. benannt wird.444

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