67 Ebd., S. 79.
68 Ebd., S. 23.
69 Ebd., S. 59.
70 Ebd., S. 66.
71 Ebd., S. 69.
72 Ebd., S. 68.
73 J. B. Lüft, Über das wahre Wesen der beabsichtigten neuen Glaubensspaltung und die Art und Weise, wie man ihr Eingang zu verschaffen sucht. In: Predigt-Magazin 14 (1846) Anreden, Betrachtungen, Homilien, Predigten, Predigtentwürfe und Reden, S. 170–176, hier S. 171–174.
74 Ebd., S. 175f.
75 Lüft an Linde, Darmstadt, 23. Juli 1848; BAF FN 10/32.
76 J. B. Lüft, Betrachtungen über den christlichen Glauben und das christliche Leben. Eine Auswahl von Predigten, gehalten in der katholischen Kirche zu Darmstadt. Mainz 1852, S. 54.
77 Ebd., S. 56.
78 Lüft an Ludwig I., Darmstadt, 2. Februar 1863; BayStB München, Ludwig I., Archiv, fol. 77f.
79 Ketteler an Moufang, Mainz, 12. Januar 1869; Ketteler, Sämtliche Werke, I/3, S. 32–36, hier S. 35.
80 Darmstadt, 23. April, in: Darmstädter Zeitung Nr. 112 vom 24. April 1870.
81 Ketteler an Heinrich, Rom, 11. Mai 1870; Ketteler, Sämtliche Werke, I/3, S. 303–306, hier S. 304.
82 Lüft wird als Verfasser genannt bei [J. B. Rady], Chronica Parochiae Catholicae Giessen 1880, S. 224; PfAGi und in einer handschriftlichen Ergänzung auf dem Titelblatt des Exemplars der Staatlichen Provinzialbibliothek Amberg (Sign. H. eccl. 283a).
Adam Franz Lennig (1803–1866)
Ein moderner Organisator einer konservativ ausgerichteten Kirche
Thomas Berger
Wenngleich in dem für die Zeit üblichen Pathos gehalten, so erfasst die Beschreibung Adam Franz Lennigs, die sich im November 1866 auf seinem Totenzettel fand, seine Person doch recht genau: Ein Mann voll Charakter und ein Priester voll Frömmigkeit und Begeisterung für seinen heiligen Beruf, war der Verstorbene allen ein Vorbild, Vielen eine Stütze und in den Zeiten des Verfalls und des Kampfes ein treuer und umsichtiger Vertreter des Rechts und der Freiheit der Kirche. … Gegen niemanden hart und feindselig war er stets fest und unerschütterlich in den Grundsätzen; deßhalb von denen, die ihm näher standen, geliebt und verehrt, und selbst von den Gegnern geachtet.1
Die angemessene Einordnung einer so markanten Persönlichkeit verlangt allerdings eine differenziertere Betrachtung: Unbestreitbar war Lennig erfüllt von einer starken inneren Begeisterung für die Kirche und den priesterlichen Dienst, so wie er sie schon seit seinen frühen Kindertagen kennengelernt hat. Ohne das Wissen um diese früh einsetzende und tiefgreifende Prägung sind seine Motivation und sein persönlicher Kampf für die Freiheit der Kirche nicht zu verstehen. Aus gegenwärtiger Perspektive erscheinen sie teilweise als überzogen und fremd. Schon vielen seiner Zeitgenossen, gegen die er Position bezogen hatte, musste er wegen seines beharrlichen Festhaltens an den Grundsätzen, die er in Bezug auf Christentum und Kirche vertrat, als schroff und kompromisslos erscheinen. Daher rührt auch seine Charakterisierung, er vertrete eine streng römische Richtung und sei ein Eiferer gegen Andersdenkende, die ihm das kirchenfeindlich-liberale Frankfurter Journal 1849 zugedachte.2 Dabei vermied er jedoch offen ausgetragene persönliche Feindschaften. Vielmehr erachtete er es als seine Pflicht, sich für die Verwirklichung eines Modells von Kirche, wie es ihm durch seine familiäre und gesellschaftliche Umgebung vermittelt worden war, mit vollem Engagement einzusetzen. So trat er als dezidierter Gegner des damaligen Staatskirchentums hervor, wobei er sich als typischer Repräsentant des Ultramontanismus streng am römischen Papsttum und der kirchlichen Tradition orientierte. Zugleich verstand er es, die aufkommenden modernen Organisationsformen und Informationsmittel etwa durch die Gründung des Pius-Vereins und des „Mainzer Journals“ geschickt für sein Anliegen zu nutzen. Daher verlangte die Person Lennigs – sei es in Bezug auf Religion und Kirche, sei es in der Politik – auch ihren Gegnern, wenn nicht Anerkennung so doch Respekt ab. Alle, die wie er in der Kirche aufgrund ihrer göttlichen Stiftung jene überzeitliche Kraft sahen, deren Lehren und Normen zum Wohl der menschlichen Gesellschaft Geltung zu verschaffen ist, war er eine wichtige Leitfigur.
Adam Franz Lennig 1842, Gemälde von Eduard Heuss
Herkunft – Familie – Studium
Um Adam Franz Lennig, sein Denken und Handeln als Priester zu verstehen, ist gerade in seinem Fall ein genauer Blick auf die ersten Jahre seines Lebens zu lenken. In dieser Zeit vollzog sich auf der Bühne des kirchlichen wie des politischen Lebens eine Art Zeitenwende, die alle weiteren Entwicklungen und Abläufe beeinflusste. Sein Elternhaus, heute Markt 9, lag im Zentrum von Mainz, direkt gegenüber dem Dom. Hier wurde er am 3. Dezember 1803 geboren. Sein Großvater, Kilian Lennig, stammte aus der lutherischen Gemeinde Uettingen bei Würzburg. Aus persönlicher Überzeugung hatte er die Konfession gewechselt. Als Verwaltungsbeamter des Mainzer Domdekans und Generalvikars Georg Adam von Fechenbach kam er nach Mainz, wo er 1748 eine Bürgerstochter heiratete und eine Tuchhandlung gründete. Sein Sohn Nikolaus hatte seine Schulausbildung bei Jesuiten erhalten und das väterliche Geschäft übernommen. 1782 heiratete er Elisabeth Mentzler, die Tochter eines Mainzer Arztes. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. 1796 wurde Friedrich Lennig geboren. Seinem älteren Bruder fühlte sich Adam Franz Zeit Lebens eng verbunden. Friedrich wurde ein bekannter Mainzer Dialektdichter und gehörte 1838 zu jenem Kreis angesehener Bürger, die den Mainzer Carnevalverein gründeten.
Die gut situierte Familie führte ein gastfreundliches Haus, in dem hochrangige Persönlichkeiten aus Kirche und städtischer Gesellschaft in gleicher Weise wie Bürger und Landbevölkerung aufgenommen wurden. Das Familienleben war geprägt von einer betonten Kirchlichkeit, die aus einer starken Gläubigkeit erwuchs. Davon waren der gesellschaftliche Umgang, den man pflegte, und besonders auch die Erziehung der Kinder bestimmt. Nach dem Tod des Vaters Nikolaus Lennig im Jahre 1815 führte der älteste Sohn Christoph das Geschäft zusammen mit seinem Schwager Wilhelm Moufang weiter, der eine der Schwestern der Lennigbrüder, Katharina Wilhelmine, geheiratet hatte. Moufang fügte sich in seiner Wesensart und Lebenseinstellung ausgesprochen gut in die Familie ein. Als engagiertes Mitglied der Dompfarrei gehörte er zum Vorstand der Pfarrschule und wirkte als Rechner der Kirchenfabrik und Armenpfleger. Zusammen mit seinem Schwager Christoph nahm er sich der Erziehung und Ausbildung seiner Neffen Friedrich und Adam Franz an.
Schon als Kind wurde Adam Franz Zeuge von Ereignissen und Entwicklungen die ihn tief geprägt haben müssen: Nachdem der Untergang von Erzdiözese und Kurstaat besiegelt waren, suchte die Familie Lennig in den neuen Verhältnissen unter französischer Regie ihren Platz zu finden. Als Kontinuitätsträger blieb nur die Kirche bestehen, die sich allerdings durch die tiefgreifenden politischen Veränderungen nach dem Ausscheiden des Adels in ihrer Führungsstruktur ganz anders darstellte. Der wichtigste Repräsentant des neuen französischen Bistums Mayence war der bürgerliche Bischof Joseph Ludwig Colmar, der auf die Unterstützung der Mainzer Bevölkerung angewiesen war, die sich allerdings erst an die so völlig veränderten Verhältnisse gewöhnen musste. Daher war für ihn der enge Kontakt zu führenden Familien wie etwa den Lennigs sehr wichtig, weshalb er oft in deren Haus zu Gast war. Es war Colmars großes Verdienst, dass er die Mainzer Kirche von Grund auf reorganisierte und das kirchliche Leben wieder erstehen ließ, das in Folge der politischen Umwälzungen und kriegerischen Ereignisse vom Mainzer Kurstaat über die Mainzer Republik hin zum französischen Kaiserreich schwer beeinträchtigt worden war. Neben Colmar weilte insbesondere dessen engster Mitarbeiter, Bruno Franz Leopold Liebermann, der gleichfalls aus dem Elsass stammende Leiter des Priesterseminars, häufig im Hause Lennig.
Beide waren typische Repräsentanten der Erneuerung des kirchlichen Lebens in Frankreich, die im Anschluss an die revolutionären Umwälzungen mit der Schreckensherrschaft