Ablenkungsmanöver im Umgang mit der Machtfrage
Weniger Klerikalismus, mehr Macht für Lai*innen!?
3.Frauen in Diensten und Ämtern
Frauen in kirchlichen Leitungspositionen
Kirchenrechtlich ist einiges möglich
„Die Erika hat das Zeug für einen Pfarrer!“
Berufungen und Autorität von Frauen ernst nehmen
Nagelprobe Kirche: Frauen als Notnägel reichen nicht!
Machterhalt oder Wahrheitssuche?
4.Positionierungen der Oberzeller Franziskanerinnen
Den Inkarnationsgedanken ernst nehmen
Strategisch vorgehen und Verbündete suchen
Geschlechtergerecht Kirche sein
5.Auch Ordensleute leben und lieben anders!
Andere Lesart der Schöpfungserzählung
Als Minderheit solidarisch mit anderen Minderheiten
Verantwortliche Gestaltung der eigenen Sexualität
Den Weg der Wahrheit und Wahrhaftigkeit gehen
Selbstwirksamkeit und Partizipation
Vorwort
„Frauen stören“. Unter diesen (provokanten) Titel habe ich dieses Buch gestellt. Beim Stichwort „stören“ denkt man zuerst an Lästigsein oder Auf-die-Nerven-Gehen. Im Zusammenhang mit „Frauen“ kommen möglicherweise Bewegungen in den Sinn, in denen sich Frauen vernetzen und für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der (römisch-katholischen) Kirche einsetzen.
2019 hat sich in Stuttgart der sog. „Catholic Women’s Council“ (CWC) gegründet. Unter diesem Dach vernetzen sich weltweit römisch-katholische Mitgliedsorganisationen, die sich für die volle Anerkennung der Würde und Gleichberechtigung in der Kirche einsetzen.1 Ziel der Plattform ist nach eigenen Aussagen, Menschen zusammenzubringen, die bereit sind, sich einem informierten, ehrlichen und integrativen Dialog zu stellen, und gemeinsam erkennen wollen, wozu Gottes Geistkraft sie beruft. Ausgehend von einem Treffen deutschsprachiger katholischer Frauenverbände, Initiativen, Ordensfrauen und kirchlicher Gremien, die an einer gemeinsamen Positionierung zur Stellung von Frauen in der Kirche arbeiteten, hat sich das Netzwerk bereits 2020 global ausgebreitet. Die Liste der Mitgliedsorganisationen wächst permanent.2
#Overcoming silence heißt eine weitere, ebenfalls von der liechtensteinischen Fidel-Götz-Stiftung3 ins Leben gerufene Plattform, die Menschen guten Willens vernetzt mit dem Ziel, die Ausgrenzung von Frauen in der katholischen Kirche zu beenden: „Mehr als die Hälfte aller Katholiken sind Frauen. Hingegen werden Entscheidungen, die alle Katholiken treffen, nur von Männern getroffen. Treffen wir aber weiter einseitige Entscheidungen, gefährden wir die Relevanz und Langlebigkeit der katholischen Kirche. Wir brauchen mehr Stimmen, die für unseren Glauben sprechen. Beginnen wir mit denjenigen Stimmen, die bereits die Hälfte der katholischen Kirche repräsentieren.“4 Erklärte Ziele sind, Stimmrecht für (Ordens-)Frauen bei Bischofssynoden zu erreichen, mehr Frauen in Führungspositionen des Vatikan und auf allen Ebenen der katholischen Kirche zu bringen, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden.
Auch die deutschsprachigen Generaloberinnen hatten sich bei ihrer Mitgliederversammlung in Innsbruck im Oktober 2018 gegen die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen gewandt, da unabhängig von der sakramentalen Weihe Ordensmänner ihre Gemeinschaften mit Stimmrecht bei Bischofssynoden vertreten, während Ordensfrauen lediglich an den Versammlungen als Beobachterinnen teilnehmen dürfen. Die Generaloberinnen setzen sich deshalb für ein Ende dieser geschlechterspezifischen Benachteiligung in ihrer Kirche und für ein aktives Stimmrecht bei Synoden ein.5 Darüber hinaus stellten sich die Ordensfrauen hinter die sog. „Osnabrücker Thesen“, wonach nicht die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern begründungspflichtig ist, sondern deren Ausschluss.6
In der Schweiz hat sich die sog. „Junia-Initiative“ gebildet, bei der Menschen aus dem Volk Gottes Personen vorschlagen können, die sie für eine sakramentale Sendung für geeignet halten.7 Dabei sollen Berufungen von Christ*innen anerkannt und sichtbar gemacht werden. Unabhängig von ihrem Geschlecht sollen Getaufte, die sich als Seelsorger*innen bewährt haben, vorgeschlagen werden, eine offizielle Sendung und Beauftragung durch den Bischof für ihren Dienst zu bekommen.
In Deutschland sorgte Maria 2.0 für Schlagzeilen. Die Anfang 2019 von fünf Frauen einer Pfarrei in Münster gestartete lose Bewegung glaubt, „dass die Struktur, die Missbrauch begünstigt und vertuscht, auch die ist, die Frauen von Amt und Weihe und damit von grundsätzlichen Entscheidungen und Kontrollmöglichkeiten in der Kirche ausschließt“8.
Der Katholische-Deutsche-Frauenbund (KDFB) sowie die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) fordern inzwischen die Zulassung von Frauen zum Diakonat bzw. zu allen Weiheämtern der katholischen Kirche.9
Verbunden mit diesen vielfältigen Aufbrüchen in unserer Kirche und insbesondere mit allen, die sich im Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland engagieren und an die lebendigmachende Geistkraft Gottes glauben, schreibe ich dieses Buch. Allen, die diese Zeilen lesen, wünsche ich eine anregende Lektüre. Heribert Handwerk hatte bereits die Veröffentlichung meiner Dissertation als Lektor im Echter Verlag begleitet. Deshalb fiel es leicht, an der erprobten Zusammenarbeit anzuknüpfen. Meinen Mitschwestern und besonders dem Generalrat danke ich für ihr Verständnis, ihre Ermutigung und Unterstützung, dass ich nach der Arbeit an meiner Dissertation, die die Hälfte meiner ersten Amtszeit begleitet hat, erneut einen Teil meiner Zeit mit dem Schreiben verbringe.
Dr.in Katrin Brockmöller, Dr.in Martina Kreidler-Kos und Dr.in Andrea Qualbrink danke ich