4.1.1 Von den anderen zur eigenen Geschichte gehört werden – eine Befreiungserfahrung der Frauen
4.1.2 Erfahrungen des „hearing to speech“ in den Interviews
4.2 Eine unerhörte Heterotopie – die Pastoralmacht bei Michel Foucault
4.2.1 Heterotopien – Konfrontationen mit dem Ausgeschlossenen
4.2.2 Pastoralmacht – ein Diskurs über Macht und Ohnmacht
4.2.3 Elemente von Pastoralmacht und Heterotopien in den Interviews
4.3.1 Die Ritualtheorie: Liminalität und Communitas
4.3.2 Struktur und Anti-Struktur
4.3.3 Liminalität, Communitas und die Interviews
4.4.1 Die Ausgangslage – die prekäre Situation der Kirche im Heute
4.4.2 Lumen gentium und Gaudium et spes – die zweiheitliche Basis einer balancierten Ekklesiologie
4.4.3 Religions- und Pastoralgemeinschaft und die Interviews
4.5 Der Ort der Frauen in einer balancierten Pastoral der Kirche – eine zweiheitliche Perspektive
5. Die Zweiheit balancierter Ekklesiologie – pastorale Heterotopien im Volk Gottes
5.2 Sakramente – ausbalancierte Zeichen der Präsenz Gottes im Leben von Menschen
5.3 Angefragte, gescheiterte und wegweisende Orte balancierter Pastoral
5.3.1 Der Weltjugendtag und das Problem der Pluralität
5.3.2 Die Befreiungstheologie und die Gefahr religionsgemeinschaftlicher Ausdünnung
5.3.3 Die Jugendkirchen und der Charme eines neuen pastoralen Konzeptes
5.4 Katholizität – eine unaufgebbare Balance
Vorwort und Dank
An unterschiedlichen Orten in Deutschland und in Brasilien bin ich immer wieder religiösen und spirituell suchenden Frauen begegnet. Sie alle schienen mir auf der Suche nach religiösen Ausdrucksformen für ihr Dasein und Erleben in der Welt. Einigen von ihnen war es nicht genug, was ihnen im Rahmen von Gemeinden und Verbänden an Möglichkeiten und Formen zur Verfügung gestellt wurde. Jene Frauen gründeten Frauenliturgiekreise, um ihrem eignen spirituellen Begehren Ausdruck zu verleihen. Manchen verhalf dies, sich bewusster in der Kirche zu verorten, andere führte es aus der Kirche hinaus. Gleichzeitig stellte ich aber auch fest, dass Frauenliturgien von einigen in den Gemeinden und Verbänden sehr skeptisch beäugt und zum Teil diskreditiert wurden. Ihnen war es anscheinend nicht möglich, darin auch eine Ressource für die Kirche zu erkennen. Und immer deutlicher wurde mir, wie groß die Gefahr bei Skeptiker/-innen und Befürworter/-innen, in Frauenliturgiekreisen und Gemeinden/Verbänden ist, den jeweils anderen Pol und die damit verbundenen Perspektiven zu verdrängen und auszuschließen. Ich habe mich gefragt, warum das so ist und wie es möglich sein kann, Ausschließungen in Balancen zu überführen. Die vorliegende Arbeit ist der Versuch einer Antwort. Sie wurde im Jahr 2006 als Habilitationsschrift an der Karl-Franzens-Universität Graz eingereicht. Seither ist Zeit vergangen und der Text wurde an einigen Stellen überarbeitet und aktualisiert.
Ich danke den Frauen, die sich für die Interviews zur Verfügung gestellt haben. Ohne sie wäre diese Arbeit nie möglich gewesen. Dank gilt auch und in besonderer Weise Rainer Bucher, der die Entstehung des Textes anregend, fachlich kompetent und aufmerksam begleitet hat. Auch den Teilnehmer/-innen am Privatissimum in Graz möchte ich für die Auseinandersetzungen, die Hinweise und die Kommentare danken.
Natürlich gilt mein Dank auch meinen Freundinnen und Freunden, die mir im Entstehungsprozess immer wieder und in vielfältiger Weise Unterstützung zuteilwerden ließen. Schließlich danke ich dem Bischöflichen Fonds zur Förderung der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz und der Laubach-Stiftung, Mainz, ausdrücklich für die finanzielle Unterstützung. Mein herzlicher Dank gilt auch den Herausgebern der Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge, die meine Arbeit in ihre Reihe aufgenommen haben, Prof. Dr. Konrad Baumgartner und Prof. Dr. Erich Garhammer, sowie den weiteren Herausgebern Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke und Prof. Dr. Franz Weber.
Linz, im Mai 2011
Einleitung
In den letzten Jahrzehnten ist es zu epochalen Veränderungen der Geschlechterrollen, des Verhältnisses der Geschlechter zueinander und der Wertehaltungen und Einstellungen gekommen, die das ganze Leben betreffen. Für die Bereiche der Lebensformen, der Erwerbsbiografien, die Einstellungen zum anderen Geschlecht, zu Familie, Kinder und Beruf gibt es keine eindeutigen Richtlinien mehr. Die Veränderungen sind gravierend. Sie machen auch vor der Kirche nicht halt. Insbesondere neue Frauenbiografien sind Anfrage und pastorale Herausforderung für die Kirche gleichermaßen. Frauen sind ein eigener pastoraler Ort. Im Rahmen der Habilitationsschrift kommt dieser pastorale Ort in den Blick. Die Wahrnehmungen und Positionen von Frauen zur Religionsgemeinschaft Kirche und zu ihrer religiösen und spirituellen Praxis werden erfragt und analysiert. Die Erfahrungen von Frauen, die oftmals am Rand der Kirche gemacht werden, stehen im Zentrum der Befassung und es wird