Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Metaanalyse von Shang et al. in Ausführung und Design zumindest problematisch war. Sie stützte sich zudem auf insgesamt nur acht Studien. Anhand dieser Daten forderte dennoch die Redaktion des Lancet das Ende der Homöopathie sowie das Ende weiterer Forschung zur Homöopathie und eine Aufklärung des Patienten über diese »Scheintherapie«. Was der Lancet aber verschwieg: Die Analyse wurde schon vorab im Rahmen des Schweizer PEK veröffentlicht, das fünf Jahre lang alternative Therapieverfahren getestet hatte. In deren Schlussbericht schnitt die Homöopathie durchaus positiv ab: Wirksamkeit, Sicherheit, Inanspruchnahme, Patientenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit seien zumindest eingeschränkt belegt. Dagegen fiel die Studie von Shang et al. und das Editorial des Lancet für die Homöopathie maximal rufschädigend aus. In diesem weltweit bekannten Fachblatt mit so starken redaktionellen Worten kommentiert, konnte man sich großer Verbreitung sicher sein. Und in der Tat griff die Presse »das Ende der Homöopathie« meist unkritisch auf und gab es weiter. War genau dies etwa beabsichtigt gewesen? War »der Tod der Homöopathie« weniger durch Fakten als durch Rufmord geplant gewesen? Doch wer zu solch drastischen Mitteln greift, hat oftmals Angst oder möchte etwas aus dem Weg räumen, was ihm zu unangenehm geworden ist.
So sei dann noch auf folgendes Paradoxon hingewiesen: Nur eine Woche nach der Veröffentlichung im Lancet stellten andere Forscher der Universität Bern, aus der ja auch die hier diskutierte Metaanalyse stammt, eine weitere, qualitativ hochwertige Studie vor, die zeigen konnte, dass bei hyperaktiven Kindern mit ADS (AufmerksamkeitsDefizit-Syndrom) die Homöopathie eindeutig hilft.9 Dies konnte nur bedeuten: Anders als für die Redakteure des Lancet ist für die Wissenschaftler der Universität Bern die Wirksamkeit der Homöopathie noch lange nicht ausgeschlossen! Und dann gab es in der Zwischenzeit auch noch die Studie der Berliner Charité, deren Professor Stefan Willich 2007 in der Berliner Zeitung schrieb: »Wir Schulmediziner müssen umdenken«. Eine Auswertung der Befunde von knapp 500 Patienten, die für ihre chronischen Beschwerden entweder homöopathisch oder schulmedizinisch behandelt wurden, deutet nämlich darauf hin, dass die Homöopathie bei vergleichbaren Kosten bessere Ergebnisse zeigt.10 Wobei dies nur eine von über 15 so genannten »Outcome«- oder Kohortenstudien war, die in den letzten Jahren alle eine deutliche Wirksamkeit der Homöopathie zeigen konnten.11 Und das Beste zum Schluss: 2008 kamen dann zwei Studien heraus12, die auf so deutliche Fehler der Metaanalyse von Shang et al. hinwiesen, dass selbst der Elsevier-Verlag, der das Journal The Lancet publiziert, in einer Pressemitteilung unter der Überschrift »Neue Beweise für die Homöopathie« mitteilte, die Metaanalyse, die behauptet hatte, die Homöopathie sei nur Placebo, wäre äußerst mangelhaft gewesen. Professor Egger, der federführend an der Lancet-Studie beteiligt war, habe es aber abgelehnt, zu diesen Ergebnissen Stellung zu nehmen.13
DIE WIRKUNG ULTRAHOHER VERDÜNNUNGEN BEI MENSCH UND TIER
Wirksamkeit homöopathischer Medikamente im Tierversuch – können das noch Placeboeffekte sein?
Wissenschaft auf dem Vormarsch
Auf den Gebieten der Biologie, Biochemie und Immunologie wurde in den letzten Jahren vermehrt untersucht, ob die ultrahohen Verdünnungen der homöopathischen Mittel wirksam sein könnten. In-vivo- und In-vitro-Studien und -Forschungsmodelle sind dabei für die moderne Wissenschaft von größter Bedeutung, da sie, losgelöst aus dem Kontext der Klassischen Homöopathie mit ihren methodischen und philosophischen Vorgaben, bei korrekter Durchführung in verschiedenen Laboratorien vergleichbare Ergebnisse hervorbringen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können dann nicht mehr einfach mit dem Argument abgetan werden, die Wirkung beruhe nur auf einem Placebo-effekt. Wie an den folgenden Studienergebnissen gezeigt werden soll, haben Wissenschaftler anhand von experimentellen Versuchen an Mensch und Tier erfolgreich nachgewiesen, dass homöopathisch zubereitete Substanzen in der Tat spezifische Wirkungen erzielen.
Studien an gesunden Menschen
Zuerst sei noch einmal an die Experimente an gesunden Testpersonen erinnert, die von Samuel Hahnemann in die Homöopathie eingeführt wurden und den Grundpfeiler dieser Heilweise darstellen: die Arzneimittelprüfungen, kurz AMP. Dabei wird einer Gruppe gesunder Testpersonen die zu prüfende Substanz so lange verabreicht, bis sich bestimmte Symptome ergeben. Auf diese Weise sind bis heute Hunderte von Substanzen homöopathisch untersucht worden. Viele dieser Mittel wurden mehrfach von unterschiedlichen Prüfern und verschiedenen Testgruppen mit ähnlichen Ergebnissen getestet. Auch drei moderne doppelverblindete homöopathische AMPs belegen, dass am Gesunden – im Vergleich zu den Placebogaben – spezifische Symptome hervorgerufen werden. Und dies nicht nur bei Tief-, sondern auch bei Hochpotenzen.1 Im Rahmen einer Studie brachten es die Forscher dann auf den Punkt: »Homöopathische Mittel produzieren andere Symptome als Placebos.« Selbst in der Schulmedizin sind solche »Prüfungen« bekannt, nur dass sie hier nicht mit derselben Akribie und Methodik durchgeführt worden sind. Meist waren es zufällige Erkenntnisse aus klinischen Studien.
1987 wurde beispielsweise bei gesunden Testpersonen eine paradoxe Wirkung von homöopathisch verabreichtem Aspirin® (Acetylsalicylsäure) beobachtet: Bekanntermaßen verlängert Aspirin in pharmakologischen Dosen von 50 bis 500 mg die Blutgerinnungszeit. Damit gehört es zu den »blutverdünnenden« Medikamenten. In diesem Versuch, der als ein Beweis für die Gültigkeit des homöopathischen Ähnlichkeitsgesetzes angesehen werden kann, verkürzte sich die Blutgerinnungszeit bei gesunden Testpersonen, denen Aspirin® in der homöopathischen Potenz C5 verabreicht wurde. Das Ergebnis war signifikant zur Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielt.2
Studien aus der Veterinärmedizin
Seit Langem wird die Homöopathie auch erfolgreich in der Tierheilkunde angewendet. Da es nicht recht möglich ist, die positive Wirkung eines Homöopathikums bei Tieren als Placeboeffekt zu interpretieren, wurden diese oftmals als Einbildung der Tierhalter abgetan. Deshalb folgen hier ein paar wissenschaftliche Studien: Bei Milchkühen konnte das homöopathische Mittel Sepia C200 deutlich die Zahl typischer Komplikationen nach der Geburt eines Kalbs reduzieren.3 Eine weitere Studie an Schweinen belegte eindrucksvoll, dass verschiedene Kombinationsmittel mit Mischungen aus Lachesis, Pulsatilla und Sabina oder Lachesis, Echinacea und Pyrogenium in Verbindung mit Caulophyllum (alle Einzelsubstanzen in tiefen Potenzen von D1 bis D6) bei Infektionen wie Metritis (Entzündung der Gebärmuttermuskulatur) und Mastitis (Brustdrüsenentzündung) an Säuen sowie bei Durchfall junger Schweine deutliche prophylaktische und therapeutische Wirkungen aufwiesen.4
Bei Vergiftungserscheinungen
Schon in den 1950er Jahren zeigten Studien, dass Arsen und Bismuth in der homöopathischen Potenz C7 die Entgiftung bei Tieren über die Nieren erhöhten, die mit diesen Metallen vergiftet worden waren.5
Neuere Studien an Mäusen konnten diese Ergebnisse im Falle einer Arsenvergiftung wiederholen. Dabei wurden unterschiedliche Potenzen von der C5 bis zur C31 getestet, wobei C7 und C17 die beste Wirkung aufwiesen. Da, wie gesagt, rein rechnerisch in homöopathischen Mitteln ab der Potenz C12 kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden ist, müssten – Kritikern zufolge – diesen Tieren bestimmte Potenzen von »nichts« geholfen haben. Ebenfalls von Interesse ist, dass die Verdünnungen ihre Wirkung verloren, wenn sie über 30 Minuten auf 120 Grad Fahrenheit (knapp 50 °C) erhitzt wurden.6 Dies verdeutlicht einerseits die Wirksamkeit, andererseits aber auch die Hitzeempfindlichkeit homöopathischer Mittel.
Es ist bekannt, dass Vergiftungen durch Phosphor und Carbontetrachlorid (CCl4) ganz ähnlich ablaufen. Eine Forschergruppe konnte nun eine deutliche Schutzfunktion homöopathischer Verdünnungen von Phosphorus (C7 und C15) und Carbontetrachlorid (C7) bei einer durch das Lebergift CCl4 ausgelösten Hepatitis nachweisen.7