Ehrenreich, Johann Eberhard Ludwig (1723 Ludwigsburg/Herzogtum Württemberg-8.1.1803 Gumbinnen/Ostpreußen), V Johannes Matteus Ehrenreich, ∞ 1747 Maria Eleonore Zelius (* 1719).
Johann Ehrenreich studierte1747 in Stockholm Medizin, Chemie und Naturwissenschaften. Frederik I. König von Schweden ernannte den gewinnenden und beredten, unternehmenden und vielseitig gebildeten Sanguiniker zu seinem Leibarzt und verlieh ihm den Titel Hofrat (22.12.1766). Ehrenreich gründete 1759 in Marieberg auf der Stockholmer Insel Kungsholm eine Fayencefabrik, die bis 1766 in seinem Besitz war, wonach er sich im selben Jahr in Schwedisch-Pommern in die Stralsunder, in der Tribseer Straße gelegene Fayencemanufaktur des schwedischen Armeelieferanten, Bankiers und Kammerrats Joachim Ulrich Giese (1719 Stralsund-1780) einkaufte. Giese hatte 1754 die Insel Hiddensee erworben, deren Tonvorkommen er für seine Manufaktur (Konzession des Stralsunder Stadtrats vom 19.9.1755) ausbeutete. Ehrenreich brachte 40 Dreher, Maler und andere Handwerker sowie einen Pastor mit und nahm Kapitalien bei den Klöstern Stralsunds und bei den Landständen auf. Die Manufaktur erlebte eine neue Blüte und entwickelte sich zu einer der größten Keramikmanufakturen im Ostseeraum. Sie beschäftigte 1769 77, indes mangelhaft entlohnte Arbeiter, unter ihnen viele zehn- bis zwölfjährige Kinder ― die damals höchste Beschäftigtenzahl in Stralsund. Die Manufaktur produzierte hochwertige Fayencen mit Rokokomalereien, von denen die Museen in Stralsund, Greifswald, Lübeck, Stockholm, Kopenhagen Einzelstücke besitzen. Absatzschwierigkeiten, die aufwendige Produktion, zudem am 12.12.1770 die Explosion des Köpkenturms am Tribseer Tor mit den Werkstätten, die einen Großteil der Manufaktur zerstörte, führten zum Konkurs. Die Zahl der Beschäftigten ging auf 22 zurück, welche der Unternehmer zeitweise statt mit Geld mit Produkten der Manufaktur entlohnte. Ehrenreich hielt sich zum Zeitpunkt des Unglücks im polnischen Danzig auf, wo er mit einem Schutzmittel gegen die Pest experimentierte. Er amtierte dort, sicher ein langjähriger und erfahrener Freimaurer im Meistergrad, als Meister der Loge Zu den drei Sternen; vermutlich ist er bereits in Schweden Freimaurer geworden. Der fallierte Unternehmer ging nach Königsberg, wo er am 4.8.1775 Grundstücke auf dem vorderen Roßgarten 5 für die Anlage einer Fayencefabrik kaufte. Ehrenreich trat der Loge Zum Totenkopf und 1776 der im Vorjahr gegründeten zweiten Königsberger Zinnendorf-Loge Phönix bei, die ihn am 9.11.1776 als Nachfolger des Logengründers Premierleutnant → Alexander Georg v. Bronsart zum Logenmeister wählte (bis 9.1.1778). Ehrenreich nahm in Königsberg Anleihen auf, unter anderen 10 000 Rtl bei dem 25-jährigen Königsberger Kaufmann Kade und bei dem Akzisedirektor Stockmar, beide Freimaurer.
Wilhelm Gustav Kade (etwa 1759-etwa 1789) erwarb nach dem Konkurs des Königsberger Unternehmers → Friedrich Franz Saturgas dessen Stammhaus,das die Witwe Kade 1789 an Robert Motherby (1736 Hull-1801), Teilhaber von Joseph Green in der Firma Green, Motherby & Co. und befreundet mit Immanuel Kant, verkaufte. Kade war spätestens 1771 und vermutlich bis zu seinem Tod Mitglied der Loge Zu den drei Kronen, für deren Logenhaus er 1771 ein Darlehen gab.
Karl Christoph Wilhelm Stockmar (um 1740-nach 1812) aus Pfalz-Zweibrücken, 1774 Akzise-, Lizent- und Zolldirektor in Königsberg, 1786 Provinzialdirektor und Kriegs- und Domänenrat (1789) mit dem Titel Geh. Kriegsrat, a. 1774 Königsberg von der Loge Zum Totenkopf (GLL), 1775 Mitgründer der Schwesterloge Phönix, abgeordneter Logenmeister, deckte 1801/02 die Loge.
Friedrich II. gewährte Ehrenreich 1776 einen staatlichen Zuschuß von 6000 Rtl. Der Unternehmer gab zudem im August 1777 Aktien im Gesamtwert von 50 000 Rtl aus, von denen aber nur 175 gezeichnet wurden. Die Manufaktur produzierte Zier- und Gebrauchsstücke für den Massenbedarf, Fayencen, Steingut, irdene Waren. Das Fabrikzeichen waren ein H (für Hofrat) und E (für Ehrenreich). Die finanziellen Verpflichtungen überschritten letztlich die Leistungskraft des Unternehmens. Der Bankrott 1787/88 zog mehrere Gläubiger in den Ruin, unter ihnen den Hauptgläubiger, den 20-jährigen
Friedrich Wilhelm Ernst v. Buddenbrock, Leutnant im Dragonerregiment Nr. 8 v. Bardeleben, 1799 Mitglied der Loge Zum preußischen Adler in Insterburg, III. 4.9.1800, 1802/1803 1. Steward.
Ehrenreich schrieb das Grundstück zum Verkauf aus, das schließlich de Buvry pachtete.
Louis Jacques Erhard de Buvry, 1789 in Tilsit Provinzialakzisekontrolleur a. D., 1778-1792 in Königsberg Mitglied der Loge Phönix (GLL).
Ehrenreichs Sohn Daniel, ein früherer schwedischer Leutnant, verkaufte am 6.11.1789 das Grundstück an den Königsberger Kaufmann
Friedrich Johann Anton Dornheim, a. 1782 in Königsberg von der Loge Zum Totenkopf (GLL), II. 1783, III. 1783/84, 24.3.1784-29.3.1785 Zeremonienmeister, 1785/19.3.1788 2. Aufseher, 1790-1794 Festungshaft, 1790 von der Loge wegen unmaur. Handlungen ausgeschlossen, zahlte am 21.11.1794 die von ihm geschenkten 1000 fl zurück, um ihn zu unterstützen.
Ehrenreich zog nach dem Bankrott 1792 nach Gumbinnen, blieb aber bis zu seinem Tod Mitglied der Königsberger Loge. Er schrieb Über die jetzt so gangbare Viehpest und Mittel zur Tilgung (1778). (Riesebieter: Die deutschen Fayencen; Stöhr: Deutsche Fayencen)
Eisenberg, Friedrich Philipp (25.11.1757 Treptow a. d. Rega/Hinterpommern-6.3.1804 Berlin), V Johann Albrecht Christian Eisenberg, Maître d’hôtel im württembergischen Mömpelgard (Montbéliard, 1769 Residenz Friedrich Eugens von Württemberg, des Vaters von → Eugen Friedrich Heinrich Herzog von Württemberg-Stuttgart), um 1800 in Frankfurt (Oder), M Sophie Dorothee geb. Haßlingen (1734?-April 1802 Frankfurt/Oder), ∞ N. N. Bettführ,
Tochter:
Dorothee Henriette Eisenberg (* 30.11.1787) ∞ um 1807 Hans Heinrich Arnold v. Beeren († 1812), Gutsherr in Großbeeren (Geist von Beeren, in: Fontane: Wanderungen, IV. Teil Spreeland).
Friedrich Philipp Eisenberg studierte Jura 1775 in Straßburg und 1776 in Halle, begann seine berufliche Karriere 1779 als Referendar am Berliner Stadtgericht, war 1780/81 geheimer Sekretär des → Prinzen Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg-Stuttgart, kehrte 1781 in den preußischen Staatsdienst als Referendar bei der neumärkischen Regierung in Küstrin zurück. Das erste bekannte maurerische Datum ist der 19.3.1781, als die Berliner Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) ihn zum Gesellen beförderte. Sie erteilte ihm am 20.3.1783 den Meistergrad. Er hatte 1784, nunmehr im Schottengrad, neben → Abel Marot das Redneramt. Eisenberg legte im selben Jahr erfolgreich das große Examen ab und wurde als Assessor cum voto bei der neumärkischen Regierung in Küstrin angesetzt, wo er Mitglied der Loge Friedrich Wilhelm zum gekrönten Zepter und 1787/88 deren deputierter Meister wurde. Er befreundete sich in der Loge mit dem Akzisesekretär → Hans v. Held. Eisenberg wurde am 22.12.1786 nach Berlin als Assistenzrat an das Kammergericht (Instruktionssenat) versetzt und am 10.5.1787 zum Kammergerichtsrat der 1. Klasse befördert. Er trat in seine frühere Loge Zur Verschwiegenheit zurück, die ihn am 8.10.1788 zum deputierten Meister wählte (bis 25.1.1796). 1801 ernannte ihn die Große National-Mutterloge zum Mitglied mit Sitz und Stimme. Der juristisch und literarisch hoch gebildete Eisenberg schrieb für die von → Ernst Ferdinand Klein ab 1788 herausgegebenen Annalen der Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit in den Preußischen Staaten (bei → Friedrich Nicolai: Berlin/Stettin) und für das von → Johann Wilhelm Bernhard v. Hymmen ab 1790 herausgegebene Repertorium über die Beiträge der juristischen Literatur in den preußischen Staaten. Er übersetzte das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten ins Lateinische, bestimmt für die Verbreitung in den neuen polnischen Provinzen, für die Friedrich Wilhelm II. ihm 1797 ein (nicht vererbbares) Gratialgut in Südpreußen schenkte. Er war von Mai 1792 bis 1804 Mitglied des Berliner Montagsklubs und ab 1793 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft in Königsberg. Friedrich Wilhelm II. bestallte Eisenberg am 29.10.1794 als Polizeidirektor und Stadtpräsident von Berlin,