Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karlheinz Gerlach
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783962851637
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Borchen, a. 3.8.1800 Pax inimica malis, II. 20.11.1800, III. 1801, Orden Pour le mérite, 1807 nach einem Unfall Abschied als Rittmeister, 1812 Militärdienst in die Grande Armée Napoleons, im Winter 1812 bei dem Übergang über die Beresina bei Ostrowo verwundet, gefangen genommen und getötet.

      Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (30.1.1745 Gotha-20.4.1804 Gotha), V Friedrich III. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1699-1772), M Luise Dorothea geb. von Sachsen-Meiningen (1710-1767), ∞ 1769 Maria Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen (1751-1827).

      Ernst, ein liberaler, aufgeklärter, künstlerisch und wissenschaftlich gebildeter Mann, trat 1772 die Herrschaft des Herzogtums an. Er erteilte 1783, vermittelt durch Goethe, dem Maler →Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, dem Goethe-Tischbein, ein Stipendium für dessen zweiten Rom-Aufenthalt. 1786 beauftragte er den österreichischen Astronomen und Geodäten Franz Xaver Zach (1754-1832), auf dem Seeberg bei Gotha ein Observatorium zu errichten, das dieser 1787-1806 zu einem europäischen Zentrum der Astronomie entwickelte. Die Royal Society in London ernannte Ernst II. 1787 zu ihrem Mitglied. Als die Seylersche Schauspielgesellschaft nach dem Theaterbrand in Weimar nach Gotha kam, gründete Konrad Ekhof (1720-1778) am 25.6.1774 die Loge Kosmopolit, die den Herzog aufnahm und zum Logenmeister wählte; die Berliner Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland erteilte ihr am 23.9.1774 ein Patent mit dem Namen Zum Rautenkranz. Johann Wilhelm Kellner v. Zinnendorf, der das Mitglied einer regierenden Familie, einen Mann von hoher Geburt und erhabenem Stand, für die Führung der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland gewinnen wollte, bot Herzog Ernst II. die Großmeisterschaft an, der zustimmte, wenn auch unter Vorbehalt. Die Große Landes-Loge bediene sich, meinte er später, bloß meines Profan-Ansehens, um desto glänzender durch denselben zu scheinen; ich mißgönne ihr denselben keineswegs, sonst so würde ich ja nicht mich haben bewegen lassen, die Würde eines Landes-Großmeisters anzunehmen. Die Große Loge wählte Herzog Ernst II. am 21.6.1775 zum Landesgroßmeister und v. Zinnendorf zum Deputierten, also zu seinem Stellvertreter. Ernst II. führte die Große Landesloge anderthalb Jahre, aber aus der Ferne. Er nahm an keiner ihrer Sitzungen in Berlin teil, beschwerte sich aber, daß die Große Loge ohne sein Wissen Beschlüsse fasse. So konnte keine gedeihliche Zusammenarbeit entstehen. Als er es ablehnte, zwei Schreiben (ein Antwortschreiben an Kaiser Joseph II., eine Verordnung über die Provinziallogen) zu vollziehen, fuhren Zinnendorf und → Karl Alexander Freiherr v. d. Goltz im August 1776 nach Gotha, um den Herzog zu sprechen und alle Mißhelligkeiten auszuräumen, trafen ihn aber nicht an, weil er zu dem Konvent der Strikten Observanz nach Wiesbaden gereist war, ohne die Große Loge über die Reise zu informieren. Er reiste vor Konventschluß ohne Abschied wieder ab, als er begriff, daß der markgräflich badensche Hofrat Gottlieb Franz Freiherr v. Gugomos (1742?-1816), der den Konvent einberufen hatte und behauptete, Abgesandter der unbekannten Obern mit deren Befehl zu sein, den Maurern Heil und Erleuchtung mitzuteilen, ein dummer, elender Betrüger war. Zinnendorf und Goltz kehrten noch vor der Rückkehr des Herzogs unverrichteter Dinge nach Berlin zurück. Der Ton der gegenseitigen Vorwürfe verschärfte sich. Ernst II. beklagte sich bei v. Zinnendorf über den gebieterischen, despotischen und mich dünkt, ganz unmaurerischen Ton. Er wäre keineswegs länger gesonnen ..., einen Schattenkönig vorzustellen. Er legte den ihm so wenig Ehre bringenden Hammer nieder, teilte seinen Rücktritt am 14.1.1777 in einem Rundschreiben allen mit der Großen Landesloge verbundenen Logen mit. Er sei, schrieb er, nicht länger gesonnen, despotischen Grundsätzen und Willkührlichen und Herrschsüchtigen Absichten durch das Ansehen welches mir mein Rang in der Profanen Welt gibt, einiges Gewicht zu geben, und riet den Logen in Gotha (Zum Rautenkranz), Altenburg (Zu den drei Reißbrettern) und Leipzig (Balduin), Konstitutionen und Akten nach Berlin zurückzuschicken. Der Rücktritt des Landesgroßmeisters und sein Aufruf zum Aufruhr stürzten die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in ihre bisher schwerste Krise. Ernst II. blieb Freimaurer, interessierte sich aber auch für andere Systeme. 1793 nahm ihn sein Hofrat Johann Joachim Christoph Bode (1731-1793), ein aufgeklärter Übersetzer und Verleger, als Novize in den Illuminatenorden auf mit dem Ordensnamen Quintus Severus (auch Timoleon). Er übernahm in dem Orden führende Ämter, so die eines Inspektors von Abessinien (Obersachsen) und eines Coadjutors des Nationaloberen. Als Kurbayern 1784 den Illuminatenorden verbot, gewährte er dem Ordensgründer Adam Weishaupt (1748-1830), Professor für Kirchenrecht in Ingolstadt, in Gotha Asyl. (Köhler, Klinger, Greiling: Ernst II.)

      Eschke, Ernst Adolf (17.12.1766 Meißen [oder Merzdorf/Sachsen?]-17.6.1811 Berlin, Grab auf dem Sophienkirchhof, Grabplatte nicht erhalten), luth., V Gottfried Ernst Eschke, ∞ Leipzig 1787 Juliane Karoline Tugendreich Heinicke (1763-1845),

      deren Vater

      Samuel Heinicke [10.4.1727 Nautschütz-30.4.1790 Leipzig], gründete 1760 in Leipzig das Kurfürstl. Institut für Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen, Direktor, vertrat Lautiermethode, entwickelte Methode der Gehörlosenpädagogik, ∞ 1. Dresden 1754 Johanna Maria Elisabeth Kracht [† 1775], 2. Hamburg 1778 Anna Katharina Elisabeth Kludt verw. Morin [1757-1840],

      Tochter aus 2. Ehe:

      Amalie Regina Heinicke ∞ Karl Gottlob Reich [1782-1852], Direktor des Taubstummeninstituts in Leipzig, ihre T Elisabeth Reich ∞ Gotthelf August Eichler [1821-1896], Direktor des Taubstummeninstituts in Leipzig)

      Tochter:

      Edolfine Wilhelmine Juliane Eschke ∞ Ludwig Graßhoff (1770-1861)

      Ernst Adolf Eschke besuchte die sächsische Landesschule Sankt Afra in Meißen, studierte 1782-1785 Jura und Philologie an der Universität Wittenberg und ab 1785 in Leipzig. Dort lernte er, nachdem er auf das Problem der Gehörlosen gestoßen war, Samuel Heinicke kennen und hospitierte in dessen 1778 gegründetem Taubstummeninstitut. Auch nahm er Verbindung auf mit dem philanthropischen Abbé Charles-Michel de l'Epée (1712-1789), der in Paris die Institution Nationale des Sourds-Muets de Paris, die erste Schule für Taube, gegründet hatte. Heinicke riet ihm, nach Berlin zu gehen. Das preußische Oberschulkollegium erteilte Eschke am 2.12.1788 die Approbation, in Berlin in dem Haus Ecke Friedrich- und Leipziger Straße drei taubstumme Kinder zu unterrichten und gewährte ihm ein Jahresgehalt von 150 Rtl. Er verlegte die private Schule 1792 nach Schönhausen bei Berlin (heute Niederschönhausen, Ortsteil von Berlin-Pankow), kehrte 1797 nach Berlin zurück, wo er Schule und Internat in der Linienstraße Nr. 110 (später Nr. 83-85) etablierte. Friedrich Wilhelm III. kaufte 1798 das Grundstück, überließ es aber Eschke zur kostenlosen Nutzung als Kgl. Taubstummeninstitut zu Berlin. Er erhielt, nunmehr Professor und Direktor einer staatlichen Schule, ein Jahresgehalt von 600 Rtl und 1808 den Titel Oberschulrat. Die Loge Zur Beständigkeit (GLL) nahm den 36-jährigen Eschke am 20.7.1802 auf, beförderte ihn am 29.4.1803 zum Gesellen und am 30.1.1804 zum Meister. Sie wählte ihn am 12.10.1804 zum Redner (bis 1809). Er wurde im selben Jahr Mitglied des Maurerischen Leseinstituts. Er blieb bis zu seinem Tod Mitglied der Loge. Eschke stellte 1805 den Berliner Gymnasialprofessor Ludwig Graßhoff (* 1770 Oschersleben) als 1. Lehrer und 1806 den nach einer Scharlacherkrankung völlig ertaubten Karl Habermaß (6.10.1783 Berlin-1806), seinen früheren Schüler, als zweiten Lehrer für Pantomime und Mathematik ein. Grashoff lehrte ab 1809 an der Berliner Universität und übernahm nach dem Tod seines Schwiegervaters 1811 die Direktion des Taubstummeninstituts. Die Schule unterrichtete nach dem ersten Lehrplan von 1810, dem Plan der Studien, Gebärdensprache als Muttersprache, Pantomime, Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichenkunst, Musik, Geographie, Naturkunde, Religion, Gewerbekenntnis und Verfassung des Vaterlandes. 1811 hatte die Schule 34 Schüler, die Kinder armer Eltern mit Freistellen, die meisten Kinder indes auf Kosten der Eltern. Das Schulkollegium bestand 1812 aus fünf Lehrkräften, dem Direktor Graßhoff, der Witwe Eschke als Ökonomin und Erzieherin, Habermaß als 1. Lehrer sowie einem Zeichenlehrer und einem Lehramtskandidaten. Eschke schrieb Über Stumme. Eine Beihülfe zur Seelenlehre und Sprachkunde (bei Ludwig Pauli & Co.: Berlin 1791), Galvanische Versuche (Berlin 1803), Das Taubstummen-Institut zu Berlin (bei → Friedrich Maurer, Berlin 1806, 2. Aufl. 1811), außerdem etwa 120 Aufsätze, u. a. 1795/1796 Kleine Beobachtungen über Taubstumme in der von → Johann Erich Biester