Einige Therapeuten, die von den frühen Arbeiten von Sigmund Freud und Joseph Breuer inspiriert waren (FREUD & BREUER 1936), untersuchten die Möglichkeit, LSD als Mittel zur Abreaktion einzusetzen; dies fand jedoch keine Akzeptanz als spezialisierte Form der LSD-Therapie (ROBINSON 1963). Die Abreaktion wurde im Zweiten Weltkrieg zur Behandlung von traumatischen Kriegsneurosen sehr populär, wurde aber bei der Therapie von Psychoneurosen für wirkungslos erklärt (FENICHEL 1945). LSD brachte die Abreaktion als wichtigen therapeutischen Mechanismus in die Therapie zurück, jedoch nicht als primäres Ziel oder als spezifische Behandlungsmethode.
Die Londoner Psychoanalytikerinnen Joyce Martin und Pauline McCririck entwickelten ein sehr interessantes Verfahren, das sie Fusionstherapie nannten. Es wurde für die Behandlung von Patienten entwickelt, die in ihrer Kindheit unter Verlassenheitsgefühlen und emotionaler Deprivation litten. Joyce und Pauline verabreichten ihren Klienten mittlere Dosen LSD und ließen sie mit einer Decke zugedeckt in einem halb abgedunkelten Raum auf einer Couch liegen. Anschließend legten sie sich neben die Klienten und hielten sie in einer engen Umarmung, wie es eine gute Mutter mit ihrem Kind tun würde.
Der Vortrag von Pauline und Joyce 1965 auf der Konferenz über LSD-Psychotherapie in Amityville führte effektiv zu einer Spaltung der Therapeuten im Publikum, die ihren Vortrag hörten und sich ihr Video anschauten. Einige unter ihnen betrachteten die Fusionstherapie als einen höchst logischen Ansatz für ein schwerwiegendes klinisches Problem, das außerhalb der Reichweite der verbalen Therapie liegt; anderen grauste vor der Gefahr, die ein derart enger Kontakt zwischen Therapeuten und Klienten für die Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung bedeuten würde. Die Fusionstherapie wurde nicht zum therapeutischen Trend und blieb ein einzigartiges Experiment zweier Frauen, das eng mit ihren außergewöhnlichen Persönlichkeiten verbunden war. Die Therapeuten, insbesondere die Männer, fühlten sich nicht wohl dabei, sich hinter den verschlossenen Türen ihrer privaten Praxen in dieses neue, riskante Gebiet vorzuwagen.
Ich hatte die Gelegenheit, eine Woche in London mit Pauline und Joyce in ihrer Klinik in der Welbeck Street zu verbringen und die Chance, zwei Sitzungen der Fusionstherapie mit Pauline zu erleben, eine in London, die andere in Amsterdam. Meine eigenen Erfahrungen und Interviews mit ihren Patienten überzeugten mich, dass dies ein sehr wirkungsvoller Weg zur Heilung des Traumas ist, das durch anaklitische Deprivation oder das, was ich als »Traumata durch Unterlassung« bezeichne, verursacht wird. Ich habe die Fusionstherapie in unsere Arbeit mit Psychedelika sowie in Workshops und Schulungen in Holotropem Atmen eingeführt und fand sie bemerkenswert effektiv und hilfreich. Meine Erfahrungen und Abenteuer mit Pauline sind im Kapitel »Die sterbende Königin« in meinem Buch Impossible – Wenn Unglaubliches passiert (GROF 2006) beschrieben.
Die anfänglichen Versuche, LSD in der Gruppentherapie einzusetzen, blieben ebenfalls erfolglos. Kleine Dosierungen, die den Patienten in der Transaktionsanalyse nach Eric Berne gegeben wurden, schienen die Gruppendynamik nicht signifikant zu verbessern. Wenn die Dosierungen erhöht wurden, neigten die Patienten dazu, sich auf ihre eigenen Erfahrungen zu fokussieren, sie verloren das Interesse an konzentrierter Gruppenarbeit, und viele von ihnen verschwanden in ihrer eigenen inneren Welt. Letztendlich entwickelte sich die Gruppentherapie mit Psychedelika in zwei Richtungen:
1. Aggregierte psychedelische Therapie, bei der eine größere Anzahl Menschen gemeinsam psychedelische Substanzen einnahm, aber es wurden während der Sitzungen keine Anstrengungen unternommen, mit der gesamten Gruppe zusammenzuarbeiten. Der hauptsächliche Vorteil dieses Ansatzes ist ökonomischer Natur, wenn man den Unterschied zwischen der Anzahl der Therapeuten oder Facilitatoren und der Anzahl der Gruppenteilnehmer berücksichtigt. Dieses Vorgehen ist besonders nützlich bei Gruppen mit erfahrenen Teilnehmern, die nicht viel Unterstützung benötigen und in der Lage sind, die Geräusche der anderen Teilnehmer zu tolerieren und sie in ihre eigene Erfahrung zu integrieren. Unter diesen Umständen konnten Teams aus zwei qualifizierten Facilitatoren mit Gruppen aus 14 bis 16 Personen arbeiten, insbesondere wenn diese Gruppen wiederholt zusammenkamen und ihre Mitglieder Gemeinschaftsgefühl und ein gegenseitiges Vertrauen entwickelt hatten. Die Effizienz dieser Art von Arbeit kann verbessert werden, wenn sie nach der Sitzung durch den Austausch und die Aufarbeitung in der Gruppe ergänzt wird.
Ein extremes Beispiel für eine aggregierte psychedelische Therapie war die Psychosynthese, der von dem mexikanischen Psychiater Salvador Roquet entwickelte marathonartige Gruppenpsychotherapieprozess (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen psychospirituellen System des italienischen Psychotherapeuten Roberto Assagioli). Unter Salvadors Leitung trafen sich große Gruppen von Menschen (bis zu 30) in nächtelangen Sitzungen (»Convivials«). Die Teilnehmer wurden sorgfältig ausgewählt, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Gruppe in Bezug auf Geschlecht, Alter, Krankheitsbild, die Dauer der vorangegangenen Behandlung und die verabreichte psychedelische Substanz so heterogen wie möglich zu gestalten (ROQUET 1971).
Der mexikanische Psychedelik-Pionier Salvador Roquet (1920–1995) und Stan Grof auf der Dritten Internationalen Transpersonalen Konferenz 1976 in Inari, Finnland.
Einige der Klienten erhielten Arzneipflanzen, zum Beispiel verschiedene psilocybinhaltige Pilze, Peyote sowie Datura ceratocaula, während andere psychedelische Substanzen wie LSD und Ketamin verabreicht bekamen. Der Zweck des Auswahlverfahrens bestand darin, ein breites Spektrum an Erfahrungen und Personen für Projektionen und imaginäre Rollen – Vaterfiguren, Ersatzgeschwister und sexuelle Objekte – verfügbar zu machen. Während der Sitzungen setzte Salvador die Teilnehmer einer emotionalen Überlastung aus, indem er verstörende, emotional aufwühlende Filme mit Bildern aus Nazideutschland sowie sexuellen, aggressiven und sadomasochistischen Szenen verwendete.
Salvadors Ziel war es, die Erfahrungen von Ego-Tod und Wiedergeburt zu ermöglichen. Er besaß eine exzentrische Persönlichkeit und war unter seinen Kollegen äußerst umstritten. Er lud eine Gruppe mexikanischer Psychiater und Psychologen zu einer Party in sein Haus ein und servierte ihnen ohne ihr Wissen Sandwiches mit psychedelischen Pilzen. Salvadors therapeutische Strategie war eng mit seiner Persönlichkeit verbunden und blieb eine Kuriosität in der Geschichte der Psychedelik.
Die Förderung der Projektion und die Verwendung äußerer Reize zur Durchsetzung einer bestimmten Art von Erfahrung lenkt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer von der fokussierten Innenschau ab, und dies beeinträchtigt die spontane Selbstheilungsintelligenz der Psyche. Das Unbewusste hat sicherlich die Fähigkeit, uns in die dunklen Tiefen unserer unterbewussten Seeleninhalte zu führen, einschließlich der Erfahrung von Vernichtung, Tod und Wiedergeburt, sofern dies ein natürlicher Verlauf des Heilungsprozesses ist. Versuche, einen »Bad Trip« zu erzeugen und die Selbstauflösung zu erleichtern, können jedoch abschreckend wirken und die Patienten von einer Fortsetzung der Therapie abhalten. Diese Strategie könnte auch den Verlauf einer Sitzung stören, die den Patienten andernfalls in eine zutiefst ekstatische und heilsame mystische Erfahrung führen würde (eher eine »neptunische« als eine »plutonische« Art transpersonaler Erfahrung).
Im Jahr 1974 wurde Roquet wegen Drogenhandels und Verbrechen gegen die Gesundheit seiner Patienten angeklagt. Die Anklagen wurden am 10. April 1975 nach einem Verfahren am Obersten Gerichtshof, in welchem er für nicht schuldig befunden wurde, fallen gelassen. Außerdem verbrachte er neun Monate im berüchtigten »Schwarzen Palast«, Palacio de Lecumberri, dem Gefängnis von Mexiko-Stadt, aus dem zu fliehen fast unmöglich war.
2. Psychedelische Rituale. Die zweite Möglichkeit, psychedelische Substanzen in Gruppen zu nutzen, besteht in der Form eines Rituals, wie es in vielen einheimischen Kulturen verwendet wird: die Verwendung von Peyote in der Native American Church und durch die Huichol-Indianer, die Verwendung von Psilocybe-Pilzen durch die Mazateken, von Ayahuasca durch Ayahuasqueros, Angehörige der Santo-Daime-Religion und der União do Vegetal in Brasilien oder von Iboga durch die Ureinwohner in Zentralafrika. Es handelt sich dabei in der Regel um strukturierte Rituale; sie können besondere Kleidung, die Aufrechterhaltung einer bestimmten Position, vorgeschriebene Verhaltensweisen, Gruppentanz oder Gesang usw. erfordern.
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