Der verschwundene Brief. Eckart zur Nieden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eckart zur Nieden
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865069580
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zweiten Block – und römisch acht. Oder überkreuz kombiniert: arabisch zwei und römisch acht oder arabisch sechs und römisch drei. Vier Möglichkeiten, einen einzigen Buchstaben des Klartextes zu schreiben.“

      Es dauert ein Weilchen, dann brummt Mats: „Ich glaube, ich hab’s. Mit zwanzig Buchstaben, jeweils als Paar, kann man fünfundzwanzig andere schreiben. Und niemand kommt drauf. Außer dir!“

      „Danke!“

      „Aber da gibt es noch einen sechsundzwanzigsten. Das Z.“

      „Vielleicht hat unser lieber Großonkel mit seinem Freund dafür einfach einen anderen Buchstaben eingesetzt. Es gibt ja noch sechs ungenutzte. Wie wäre es mit Y, direkt davor? Steht da ein Y?“

      „Äh … ja, zweimal. O … Moment!“

      „Was ist?“

      „Genial! Dieses kurze Textstück, wo die sonst geraden Buchstaben ungerade sind und umgekehrt, da stehen am Anfang und am Ende ein y.“

      „Ja! Eine Bestätigung! Alle stehen paarweise. Aber das Y, das für Z steht, steht allein. Also ist das mit der Zählung danach umgekehrt. Und nach dem zweiten Y ist es wieder richtig.“

      Mats grinst: „Du hast recht. Wir haben einen großen Schritt nach vorn getan.“

      „Und wir wissen, dass da zweimal Z steht.“

      „Aber noch haben wir nicht die Lösung gefunden!“ Hannah streicht mit den Fingern über die Brailleschrift und legt die Stirn in Falten. Auch Mats grübelt, den Blick fest auf das Papier vor ihm gerichtet. „Hm. Welche Buchstaben geben den Block an, und welche …“

      „Vermutlich gibt der erste eines Paares den Fünferblock an. Das ist das Naheliegende. Sie können es natürlich auch anders gemacht haben. Aber nehmen wir mal an …“

      Mia, die gerade noch mit ihren Bildern gespielt hat, sagt: „Ich kann auch zählen.“

      Sie streckt ihre Finger, was etwas dauert, bis sie sie sortiert hat.

      „Eins, zwei, drei.“

      Mats wendet sich ihr zu. „Ja. Eins ist der Daumen. Dann der Zeigefinger. Der heißt so, weil man damit zeigt. Den nennt man den Mittelfinger, weil er in der Mitte ist …“

      „Mats!“ Hannah richtet sich wieder aus der bequemen Haltung in ihrem Sessel auf.

      „Was ist? Du guckst so triumphierend wie Einstein, als er die Relativitätstheorie gefunden hat.“

      „Woher willst du wissen, wie der geguckt hat.“

      „Sag schon!“

      „Bei den ungeraden Buchstaben, eins, drei, fünf …“

      „Ich weiß, was ungerade Zahlen sind.“

      „Ist da ein D dabei? Und ein Z? Ein M?“

      „Ja.“

      „Die haben das an den Fingern abgezählt! D wie Daumen ist der erste Block, Z wie Zeigefinger der zweite, dann M für Mittelfinger, R für Ringfinger und K für kleiner Finger. Stimmt das?“

      Er sucht. „Stimmt absolut!“

      „Und jetzt dürfte es nicht schwer sein, von den zehn ungeraden die fünf übrig gebliebenen den entsprechenden Fingern zuzuordnen. Beim Daumen vielleicht noch … M geht nicht, brauchen wir für Mittelfinger. Vielleicht N? Und zum Zeigefinger außer Z noch ein G?“

      Mats schreibt und vergleicht. „So muss es sein. Man schreibt D oder N, Z oder G, M oder T, R oder F für Finger, sonst passt nichts. Und K oder L für klein.“

      Hannah schlägt beide Hände so triumphierend auf die Armlehne des Sessels, dass ihr fast ihr Schreibgerät für die Brailleschrift vom Schoß fällt. Mats grinst Mia an: „Du hast uns den entscheidenden Tipp gegeben, Mia! Durch dich sind wir auf die Finger gekommen!“ Die versteht zwar nichts, aber sie spürt das Lob und freut sich.

      „Jetzt müssen wir, nachdem wir die Fünferblocks wissen, noch rauskriegen, wie die Einzelbuchstaben im Block bezeichnet werden.“

      „Wahrscheinlich die fünf Vokale“, schlägt Hannah vor. „Ist auch naheliegend. In der richtigen Reihenfolge: A, E, I, O und U.“

      „Könnte passen. Sie hätten es natürlich auch komplizierter machen können, aber sie mussten ja auch selbst die Übersicht behalten.“

      „Und als Ausweich- oder Auswahlbuchstaben – welche sind denn noch übrig von den zwanzig?“ Ihre Finger gleiten über die Pünktchen. „B und dann gleich C.“

      „Alle, die noch nicht benutzt worden sind, vom Anfang des Alphabets an.“

      „Das wären dann noch H, J und P.“

      Mats vergleicht und notiert. Dann nickt er zufrieden.

      „Also“, lächelt Hannah, „dann lies mal vor! Den Brief.“

      „Das ist noch ziemlich viel Arbeit.“

      Ihre Mutter kommt und hat den letzten Satz gehört. „Erst wird gegessen! Kommt rüber!“

      „O ja!“, freut sich Mia und springt auf.

      Mats sagt: „Ich kann das jetzt nicht einfach liegen lassen! Dafür bin ich viel zu aufgeregt. Fangt ihr schon mal an! Ich decodiere wenigstens die ersten Sätze.“

      Hannah folgt ihrer Mutter und deren Enkelin in die Küche. Sie sind schon fast mit dem Essen fertig, da kommt Mats.

      „Es ist aufwändig. Aber ich kann euch wenigstens schon mal den ersten Satz vorlesen. Oder die ersten zwei: ‚Da ein unbefugter Leser, der dies zu entziffern versucht, am Anfang eines Briefes sicher Anrede und Name erwartet, erspare ich mir beides. Du weißt, wer dir schreibt.‘“

      Mutter staunt. „Sagt bloß, ihr habt die Geheimschrift schon entziffert!“

      Mats grinst. „Du weißt gar nicht, was du für intelligente Kinder hast.“

      Mia sagt: „Ich hab auch geholfen!“

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