how to get Gelassenheit. Patrick Lynen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patrick Lynen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783867287418
Скачать книгу

       Phase 1: Vorahnung und Sorge: Irgendwas stimmt hier nicht?!

      Ich komme immer wieder an persönliche Grenzen, drehe mich im Kreis. Möglicherweise bin ich verunsichert. Ich habe eine erste Vorahnung: Eigentlich sollte ich was ändern.

       Phase 2: Schock – Schreck: Ich bin verwirrt …

      Ich denke: Das kann nicht wahr sein. Was eigentlich bedeutet: Das soll nicht wahr sein. Ist es aber leider. Ich bin verunsichert, verwirrt oder erlebe eine gewisse Schreckstarre.

       Phase 3: Verneinung – Verdrängung – Abwehr: Die Welt ist gemein zu mir …

      Dem Schock folgt die Verdrängung. Oft gebe ich anderen die Schuld. Warum soll ausgerechnet ich mich ändern? Nein – das sollen besser mal die anderen tun. Ach was, die ganze Welt soll sich ändern. Je mehr Unsicherheit eine Veränderung mit sich zu bringen droht, umso stärker ist die Abwehr. Ich will die Situation irgendwie in den Griff bekommen und damit meine emotionale Stabilität wiederherstellen. Nicht selten versuche ich Hektik und Stress in dieser Phase künstlich zu erhalten, damit ich mich mit den wesentlichen Gedanken einer notwendigen Veränderung nicht beschäftigen muss.

       Phase 4: Rationale Näherung / Frustration: Ja, aber …

      Ich sehe die Notwendigkeit der Veränderung zwar faktisch ein, aber finde noch keine Lösung, die mich wirklich weiterbringt (»Früher war alles besser!«). Der Druck wird immer größer. Ich will, dass er aufhört, doch zaghafte Veränderungen an unbedeutenden Stellen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Mir kommen Gedanken wie: »Veränderung ist wichtig, aber…« oder »Ich will ja schon ganz gerne was Neues machen, allerdings …«.

      In dieser Phase bin ich noch nicht bereit, mich wirklich zu verändern. Ich orientiere mich nach wie vor an der Vergangenheit und will meine alten Rituale und Muster nicht loslassen. Anders gesagt: Ich versuche, mit alten Mustern eine neue Wirklichkeit zu formen. Das gelingt nur bedingt.

       Phase 5: Emotionale Akzeptanz: Ob ich das Alte wohl loslassen kann …?

      Diese Phase ist die schmerzlichste, gleichzeitig aber die wichtigste. Weil ich nun spüre, dass ich das Alte loslassen sollte, um frei zu sein für das Neue. Man nennt diese Phase auch das »Tal der Tränen«. Sie ist im Veränderungsprozess eine Art Reinigungsstufe oder Katharsis. Das Hirn säubert sich von alten Vorstellungen und Haltungen. Viele Menschen versuchen, genau diese Phase zu vermeiden, um Unsicherheit aus dem Weg zu gehen. Ohne diese fünfte Phase gibt es jedoch keine Veränderung. In Phase 5 löse ich ich mich über Schwellenemotionen wie Angst, Groll, Frust oder Trauer vom Vergangenen und wende mich dem Neuen zu. Drücke ich mich vor diesem notwendigen Schmerz, dauert die Veränderung unnötig lange.

       Phase 6: Öffnung, Neugier, Ausprobieren: Da geht’s lang …

      Hurra! Die Neugier erwacht. Ich klammere mich nicht mehr an Vergangenes und werde im Kopf frei für neue Lösungsansätze. Ich lerne wie ein Kleinkind bei den ersten Schritten: Ich stolpere noch etwas unsicher voran, doch dann geht es immer besser. Ich beginne, Neues auszuprobieren. Dabei mache ich natürlich Fehler. Daraus lerne ich. Denn genau diese Fehler helfen mir, eine geeignete Strategie für mein weiteres Leben zu entwickeln.

       Phase 7: Integration, Selbstvertrauen: Ja, so geht es!

      Ich empfinde Enthusiasmus und erlebe eine Phase des absoluten Hochgefühls. Der Weg ist frei für das Neue. Diese Phase kann durchaus euphorisch ausfallen. Das Tal ist durchschritten, ich habe etwas gelernt. Ich übernehme neue Verhaltensweisen in mein Handlungsrepertoire. Ich empfinde Zufriedenheit, da ich den entscheidenden »ersten Schritt« gemacht habe. Meine Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsweisen werden bewusster und gelassener. Ich spüre ein gesteigertes Selbstvertrauen und habe nun einen Bauplan für die Veränderung. Den kann ich jederzeit wieder rausholen und nutzen. Und ich stelle mich darauf ein, dass es in der Folgezeit Rückschläge geben wird. Die kommen – und sie sind wichtig.

      Lieber Patrick!

      Hast du einen Tipp für mich? Manchmal stehe ich mir ganz gehörig im Weg. Ich habe nämlich einen großen Wunsch, einen Traum, und ich verbiete es mir, diesem Wunsch nachzugehen, meinen Traum zu leben! Mein Kopf sagt mir, ich hätte das nicht verdient! Ich mache es mir unendlich schwer, einfach mein Inneres zu akzeptieren und endlich zu tun, was ich so lang schon wollte. Es fühlt sich doch seit Ewigkeiten so an, als wäre es meine Bestimmung! Und ich kriege es nicht hin. Ich steh mir im Weg. Wie schaffe ich es, mit einem Lächeln zur Seite zu treten, mich vorbei zu lassen und mit Wohlwollen und Liebe zuzuschauen, mit welcher Freude ich meinen größten Wunsch verwirkliche? Ich wäre doch glücklicher! Oder?

      Viele Grüße, Sabrina

      Liebe Sabrina!

      Vor einem Neubeginn gehen wir oft durch eine Zeit des Chaos. Es ist dann so, als habe jemand einen Teil der Brücke über den Fluss weggesprengt. In der Mitte des Wassers treffen wir auf Chaos und Schwebe. In diesen Momenten geraten wir leicht in Panik. Der Verstand kann nicht erkennen, wohin uns der Energiefluss des Lebens führen will, und misstraut allem Neuen, wo er sich nicht auskennt. Sich ganz fallen zu lassen erfordert Mut und einen liebevollen Umgang mit sich selbst. Vertrauen ist ein zentrales Element jeder Reise, weil das Neue erst in unser Leben treten kann, wenn das Alte von uns abgefallen ist.

      Ich rate dir: Halte die Dinge nicht fest, lass sie los. Vertraue. Lass deinen Kopf nicht um die Vergangenheit oder die Zukunft kreisen. Sei einfach bei den schönen Dingen von HEUTE, genieße sie, sei dankbar dafür. Klebe nicht am Vergangenen – und auch nicht am Zukünftigen. Vertraue. Löse dich davon, wenn sich etwas über längere Zeit nicht harmonisch anfühlt oder mit Freude verbunden ist. Vertraue. Denn wer krampfhaft an Dingen von gestern oder morgen festhält, hat die Hände nicht frei, um sein Leben im HEUTE zu genießen. Das Wesentliche ist JETZT. Wenn wir jede einzelne Begegnung als die eigentliche Aufgabe begreifen, hechten wir nicht mehr mit hängender Zunge künftigen Dingen hinterher. Dann ist das JETZT die eigentliche Aufgabe, die deinem Herzen Erfüllung gibt.

      Dieser Gedanke macht, so finde ich, sehr friedvoll. Der Kopf hängt dann nicht mehr dauerhaft in der Zukunft oder der Vergangenheit. Wenn Vertrauen in das Jetzt das eigentliche Ziel ist, werden Zeit und Raum plötzlich relativ. Dafür braucht es nicht mal eine Religion oder ein größeres Verständnis der Welt. Der Friede stellt sich dann sozusagen von selbst ein. Dann sind es plötzlich die Begegnungen mit Menschen, die das Leben wertvoll und lebenswert machen.

      Lass die Dinge einfach sein. Genieße deinen Weg, Schritt für Schritt. Versuche nicht, möglichst schnell am Ziel zu sein. Jedes sogenannte Ziel ist auch nur der Anfang eines neuen Weges. Der große Lyriker Rainer Maria Rilke hat es in seinen »Briefen an einen jungen Dichter« unnachahmlich schön in Worte gefasst:

      Man muss den Dingen die eigene stille ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt und beschleunigt werden kann.

      Alles ist auszutragen und dann zu gebären.

      Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht ohne Angst, dass dahinter kein Sommer