Ich war früher eher eine Vertreterin des halbleeren Glases. Doch irgendwann bemerkte ich, dass ich mir mein Leben und vor allem meine Partnerschaften dadurch systematisch schlecht redete. Damit machte ich es mir und meinem Partner oft unnötig schwer. Ich sah und schätzte auch des Anderen Bemühungen gar nicht so richtig, weil mein Fokus eher auf dem Negativem lag.
Die innere Bestandaufnahme hat mir geholfen, mit einem anderen Blick auf mein Leben zu schauen. Ich begann, mir wichtige Fragen zu stellen und vor allem mal zu schauen, was in meinem Leben schon alles gut ist. Dadurch stellte ich fest, dass gar nicht alle Bereiche meines Lebens Handlungsbedarf hatten und vieles schon auf einem guten Weg war. In den Bereichen, in denen noch Luft nach oben war und immer auch mal wieder ist, erkenne ich genau das durch dieses Tool sehr schnell.
Besonders wertvoll finde ich es, mir jeweils die Stärken und Schwächen bewusst zu machen. Ich habe dadurch erkannt, dass Walter und ich uns da in manchen Bereichen super ergänzen – des einen Stärke puffert des anderen Schwäche ab. Es bringt einfach so viel mehr Klarheit für mich selbst und für das miteinander, wenn wir genau wissen, wie wir sind, wie wir miteinander sein und welchen Weg wir gemeinsam einschlagen wollen. Der gemeinsame Austausch darüber, bringt Nähe und Vertrauen.
So ist mein Glas im Laufe der Jahre unmerklich halbvoll geworden und die Leichtigkeit, die in jedem von uns schlummert, ist zurückgekehrt. Wenn ich morgens aufwache, kann ich seit Jahren voller Freude sagen, dass ich dankbar bin, auf dieser Erde sein zu dürfen und mit diesem Mann gemeinsam in den Tag zu starten. Jeder Tag bringt viel Abwechslung und Freude mit sich, weil wir uns dafür öffnen, weil wir es für möglich halten und beide neugierig, interessiert und vor allem offen für die Geschenke des Lebens sind. Ich spüre ein Prickeln und eine Freude in meinem Bauch und Herzen, die sich anfühlt, als wäre ich verliebt. Damit meine ich nicht die rosarote Brille, mit der wir durchs Leben schweben, wenn wir gerade einen neuen Menschen in unser Leben gezogen haben, der uns Hoffnung auf mehr Glück und Freude macht. Ich meine vielmehr ein tiefes und beglückendes, warmes Gefühl in meinem Herzen, das für mich die Liebe ist.
Walters Sichtweise:
Meine Begeisterungsfähigkeit ist der stärkste Motor in meinem Leben. Ich bin schnell Feuer und Flamme für neue Projekte und Aufgaben, und bin mir sicher, dass ich sie zum Erfolg führen kann. In diesen kreativen Momenten spüre ich eine große Dankbarkeit für mein Leben und genau diese Energie fördert meine Projekte.
In meinen Beziehungen funktionierte diese Dynamik jedoch überhaupt nicht. Sobald die anfängliche Begeisterung dem Alltag wich, wanderte meine Aufmerksamkeit zu anderen Projekten. Mit der Aufmerksamkeit zog ich auch die Energie aus der Beziehung. Im Nachhinein ist mir klar, wie sehr genau das dazu beitrug, dass ich immer weniger Freude in unserem Miteinander empfand und unglücklicher wurde.
Christina und ich gehen einen anderen und neuen Weg miteinander. Wir nehmen uns Zeit für Kontakt mit Herz und Körper und fördern die Liebe. Wir haben uns viele hilfreiche Tools überlegt und kleine Rituale erschaffen, die uns immer wieder an das erinnern, was wir zwar wissen, aber schnell aus den Augen verlieren: Energie folgt der Aufmerksamkeit. Eine Beziehung hat so viel Energie, wie wir ihr Aufmerksamkeit schenken.
An dieser Stelle möchte ich besonders die in Beziehungen oft überforderten Männer motivieren, neue Wege zu finden, sich immer wieder neu auf ihre Partnerin einzulassen. Ich kann euch aus meiner Erfahrung nur sagen: Es ist manchmal nicht leicht, es kostet ein bisschen Einsatz und Überwindung der alt eingefahrenen Verhaltensmuster, aber es lohnt sich! Ich berichte in diesem Buch sehr offen über meine Erfahrungen und zeige mich mit meinen Macken und Fehlern, um euch ebenfalls zu Offenheit zu ermutigen, denn diese Ehrlichkeit mir selbst und Christina gegenüber war und ist die Tür in eine neue Tiefe von Beziehung.
Kraftquellen im Alltag I
02. Chance: Der ultimative Magnet: Dankbarkeit
Dankbarkeit ist nicht nur in Beziehungen eine der wirksamsten Kräfte, um etwas im Gang zu halten. Das, wofür ich dankbar bin, bekommt Energie von mir und wird genährt. Auf diese Weise kreiere ich mehr davon. Es ist, als würde ich eine Energie-Taschenlampe darauf richten und das Objekt meiner Dankbarkeit mit positiver Energie aufladen. Wertschätzung hat etwas Magisches, etwas Magnetisches. Das, wofür du dankbar bist, scheint dann viel lieber bei dir zu bleiben.
Natürlich gehst du auch achtsamer mit einem Menschen oder einer Sache um, wenn du dir ihres Wertes bewusst bist. Genauso ist es auch in der Partnerschaft. Wir alle wissen, wie gut es sich anfühlt, gesehen und geschätzt zu werden und halten uns gerne bei Menschen auf, die uns mit echter Dankbarkeit begegnen.
Warum ist Dankbarkeit und Wertschätzung dann so selten? Es liegt an unserem eingebauten Energiesparprogramm. Die menschliche Aufmerksamkeit ist darauf trainiert, das Besondere wahrzunehmen, denn das muss neu eingeschätzt werden. Was häufiger auftaucht, erscheint uns zunehmend als „normal“, wir meinen zu wissen, womit wir zu rechnen haben und achten nicht mehr so darauf. So schenken wir auch in Paarbeziehungen den Dingen, die die wir für einander tun, im Laufe der Zeit immer weniger Beachtung. Erst wenn etwas wegfällt und der Partner es nicht mehr tut, fällt es uns wieder auf.
Um den Werteverfall in deiner Beziehung zu vermeiden, richte deine Taschenlampe auf das, was dein Partner Gutes und Positives für dich macht. Dies tut nicht nur deinem Partner gut, sondern auch dir wird bewusster, wieviel er bereit ist, für dich zu geben. Auf diese Weise verändern wir den Fokus hin zum Positiven und kreieren alleine dadurch mehr davon.
Vielleicht geht er arbeiten und du kümmerst dich um die drei Kinder. Statt zu erwarten, dass er deinen Vollzeit Job als Mutter wertschätzt, könntest du ihm einfach auch mal sagen, wie gut du es findest, dass er jeden Tag in die Firma geht und das Rad finanziell am Laufen hält. Es ist gut möglich, dass er dann auch bemerkt, was du für ihn tust.
Beginne dich täglich für all das was dein Partner macht, zu bedanken, ohne zu erwarten, dass er gleiches tut. Schau auf die Dinge die er gut macht. Richte deinen Fokus auf das Gute. Vielleicht fällt dir das am Anfang schwer, weil du wie die meisten in unserer Kultur mit wenig Wertschätzung aufgewachsen bist. Doch heute hast du es in der Hand, auf das zu schauen, was gut läuft und dankbar euer beider Stärken wahrzunehmen.
Solo-Übung:
Bemerke, wenn deine Partnerin etwas für dich tut
Schreibe heute mal auf, was deine Partnerin an Aufgaben in eurer Beziehung übernommen hat. Was leistet sie am Tag, auch für euch? Schreibe auch die Dinge auf, die du für normal hältst. Es geht darum, weder beim anderen, noch bei sich selbst alles als üblich zu sehen, sondern zu bemerken, dass es noch immer etwas Besonderes ist und sich der andere nach bestem Vermögen bemüht.
✳ Was gefällt dir an den Eigenschaften deiner Partnerin?
✳ Was gefällt dir an ihrem Verhalten?
✳ Was schätzt du in eurem gemeinsamen Leben?
✳ Was davon möchtest du ihr mal sagen, wofür kannst du dich heute bei ihr bedanken? Beginne heute damit es zu tun!
Duo-Übung: Mit den Augen des Herzens anschauen
Nehmt euch heute Zeit, einander mit den Augen der Liebe und des Herzens zu sehen. Setzt euch dazu mit Papier und Stiften voreinander. Ihr könnt euch Absatz für Absatz die Anleitung vorlesen und dann das Buch hinlegen und die inneren Schritte nachvollziehen.
Den ersten Teil der Übung macht jeder für sich:
Schließe zunächst die Augen und komm ganz bei dir selbst an. Spüre deinen Atem.
Geh