Haben Sie sich mit dem Thema „Kraft der Gedanken“ auf Grund solcher Erlebnisse eingehender beschäftigt?
Rieder:
„Nein, nicht im allgemeinen, nur mit Aspekten, die in Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit stehen. Die Frage, warum jemand, der intensiv an eine Sechs im Lotto denkt, dann doch nicht gewinnt, ist für mich weniger interessant. Obwohl ich in dieser Richtung selbst eine interessante Erfahrung gemacht habe. Vor einigen Jahren ging mein Fernseher kaputt. Ein örtlicher Sportverein hatte gerade ein Fest organisiert, bei dem es eine Tombola gab. Auf dem Plakat las ich: 1. Hauptpreis: ein Flachbildfernseher. Und weil meiner gerade kaputt war, habe ich mir, vom Gefühl her felsenfest überzeugt, vorgenommen: Den ersten Preis werde ich gewinnen! „Der erste Preis!“ – der war für mich programmiert. Ich bin dann zur Verlosung gegangen, und habe tatsächlich den ersten Preis gewonnen. Allerdings war es nicht der Hauptpreis, sondern der erste Preis, der verlost wurde – ein Gutschein im Wert von 100 Schilling damals, gestiftet von einem Reifenhändler. Die Gedankenprogrammierung war offenbar nicht ganz richtig (lacht). Aber, wie gesagt, mit solchen Dingen beschäftige ich mich nur am Rande.“
Sie haben in Amstetten, Niederösterreich, eine neue Praxis eingerichtet. Welche Leistungen bieten Sie hier offiziell an?
Rieder:
„Ich habe einen Gewerbeschein als Energetiker, befasse mich mit Handauflegen und Interpretationen der Aura. Im Grunde schaue ich einen Menschen an, ohne dass er mir etwas von seiner Krankheitsgeschichte zu erzählen braucht, und ich sehe, was nicht richtig funktioniert oder was krankhaft ist. Ich sage ihm dann, was er hat und was er tun kann, auch, ob es zum Beispiel um Ursachen im Psychisch-Seelischen oder um karmisch bedingte Störungen geht. Ich schicke Patienten dann oft zu Ärzten, mit denen ich zusammenarbeite.“
Sie wollen also einfach im Sinne des Patienten Hilfestellungen geben – aber vermutlich nicht in Opposition zur Schulmedizin, sondern eher als Ergänzung.
Rieder:
„Es ist einfach so: Das was ich sehe, das sehe ich. Ich habe einmal in einem deutschen Institut für Parapsychologie 200 Testpersonen angeschaut und diagnostiziert, wovon 186 Einzeldiagnosen medizinisch bestätigt worden sind. Bei den 200 Leuten gab es nur fünf Fehldiagnosen, wovon sich in weiterer Folge drei doch wieder bestätigt haben. Demzufolge liegt meine Trefferquote bei 99 Prozent. Das ist, finde ich, gerade in Ordnung. 100 Prozent – das wäre unglaubwürdig.“
Ein erstes Resümee
Lassen wir diese Aussagen kommentarlos stehen – als möglichen Beleg dafür, dass es tatsächlich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit sich träumen oder unsere Interpretation der Naturgesetze derzeit als möglich erscheinen lässt.
Wir werden später noch anderen Phänomenen begegnen, die schwer einzuordnen sind, und es wird bei unserer Suche nach dem Wesen der Gedanken und auch des menschlichen Bewusstseins immer drängender die Frage im Raum stehen, ob ein Weltbild, das sich auf Materielles beschränkt, wirklich geeignet ist, um Phänomene der Wahrnehmung und der geistigen Innenwelt zu ergründen.
Klar ist zunächst: Gedanken zeigen sich in Gehirnströmen. Diese kann man vielfältig nützen. Man kann sie auch beeinflussen, um dadurch Erlebnisse zu provozieren. Doch damit ist lediglich ein physischer Aspekt umrissen. Dass Gedanken eine Entsprechung in Gehirnströmen finden, heißt nicht zwangsläufig, dass Gehirnströme mit gedanklicher Tätigkeit gleichgesetzt werden können.
Es gibt aber noch einen grundlegend anderen Ansatz, der im Hinblick auf das Wesen unserer Gedanken weiterführend sein könnte: psychologische Erkenntnisse nämlich, die ebenfalls aus der modernen Hirnforschung resultieren.
KAPITEL 2: Ich denke – bin ich also?
Existieren „reine Gedanken“ überhaupt?
Wer über René Descartes berühmte Daseins-Formel „Ich denke, also bin ich“ tiefer nachdenkt, steht vielleicht irgendwann vor der Frage: Um welches Denken geht es eigentlich? Was meinen wir ganz konkret, wenn wir von Gedanken sprechen? Die Bilder und Töne unserer Innenwelt? Die leisen Selbstgespräche, die man führt, um über irgendetwas zu grübeln oder mathematische Gleichungen zu lösen? Die persönlichen Erinnerungen? Die Lust- und Schmerzgefühle, die zum Ausdruck drängen? Oder etwa aufkeimende Vorstellungen, die wir in die Tat umsetzen wollen?
Solche Fragen zeigen, dass der Begriff „Gedanke“ im Grunde nichts fest Definiertes beschreibt, sondern eine ziemlich bunte Vielfalt. Er umfasst Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges, nüchterne Informationsverarbeitung ebenso wie empfindungsvolle Momente des Erlebens. Wobei unser Bewusstsein zweifellos vor allem jenen Regungen der Innenwelt verbunden ist, die uns bewegt, beeindruckt und begeistert haben. Erinnerungen an die erste Liebe bleiben gedanklich lebendig, ohne dass man viel dazutun müsste. Hingegen kostet es die meisten Menschen große Mühe, Ereignisse oder Fakten im Gedächtnis zu behalten, mit denen sie keine Erlebnisse verbinden.
Vielleicht sollte es „reine Gedanken“ ohne Verbindung zu Gefühlen und Empfindungen gar nicht geben. Vielleicht ist das Eintrichtern von Informationen nur ein zweifelhaftes Ergebnis des maschinenähnlichen Menschenbildes, das heute im Ausbildungsbereich gepflegt wird.
Kritische Gedanken in dieser Art äußert der bekannte Göttinger Gehirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther. Mit ihm habe ich das folgende Gespräch über grundlegende Begriffe geführt, die mit dem Denken in Zusammenhang stehen.
Einer allgemeinen Vorstellung zufolge sind zunächst die Gedanken da, erst dann folgen Handlungen. Aber inwiefern kann man Gedanken als etwas Eigenständiges betrachten? Wie entstehen die Vorstellungen, die uns prägen, aus der Sicht des Gehirnforschers?
Hüther:
„Damit man überhaupt irgendeine Handlung ausführen kann, muss man sie in seinem Inneren vorbereiten. Wir müssen Netzwerke aktivieren, die für diese Handlungen gebraucht werden. Wenn man handeln will, muss man ein Muster im Hirn aufbauen. Ich kann also nicht einfach den Daumen bewegen, ohne dass ich vorher in meinem Hirn das Areal, die Netzwerke aktiviere, die dafür nötig sind, dass er sich bewegt. Insofern können wir gar nichts nur denken, sondern es muss auch immer verbunden sein mit einer Handlung. Häufig ist das Denken auch noch mit einem Gefühl verbunden. Sobald wir in den Bereich der wirklichen Vorstellungen kommen, bemerken wir, dass an den Vorstellungen, die man von sich selbst oder von irgendetwas hat, oder davon, wie andere sein sollten, auch unglaublich viel Emotionalität hängt. Diese Emotionen bestimmen, wie man mit dem anderen umgeht.“
Meinen Sie also, dass es eine reine Gedankentätigkeit ohne Emotionen gar nicht gibt?
Hüther:
„Da bin ich mir ziemlich sicher, dass es das in Wirklichkeit gar nicht gibt. Man kann es aber lernen. Wir haben in unserem Kulturkreis so eine Vorstellung, dass man denken kann ohne zu fühlen oder dass man irgendetwas wahrnehmen kann in der Welt, ohne dass das eine Empfindung auslöst. Das ist hirntechnisch gar nicht richtig