Ein eindrucksvolles Denkmal des kretischen Künstlers Manolis Tsobanakis stellt hier symbolisch das Scheitern der „gebrochenen“ Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan dar. Dazu gibt es zwei Schrifttafeln, die auf Englisch und Griechisch an die Entführung erinnern. Immer wieder werden Kränze niedergelegt, in Erinnerung an die im Zusammenhang mit der Entführung Kreipes ermordeten Kreter.
Ein waghalsiges Unternehmen
26. April 1944, etwa 9 Uhr abends. General Kreipe, Kommandant der 22. deutschen Panzergrenadier-Division, befindet sich wie jeden Abend im nagelneuen Dienst-Opel auf dem Heimweg von seinem Hauptquartier in Archánes zur Villa Ariadne bei Knossós, wo die deutschen Offiziere Quartier bezogen haben. Es dunkelt bereits, außer Kreipe sitzt nur der Chauffeur im Wagen. An der Kreuzung, wo die Straße von Archánes auf die Hauptstraße nach Iráklion einbiegt, tauchen plötzlich deutsche Uniformen mit Stopplichtern auf. Der an häufige Kontrollen gewöhnte Fahrer hält an. Dann geht alles blitzschnell. Beide Insassen werden aus dem Wagen gerissen und entwaffnet. Zwei Engländer setzen sich auf die Vordersitze, in den Fond quetschen sich drei kretische Andártes (Partisanen), zusammen mit dem General, der im Fußbereich liegt. Der englische Beifahrer setzt sich den markanten Hut des Generals auf und schon geht es weiter in Richtung Iráklion. Im Lauf der Fahrt werden 22 deutsche Kontrollstellen (!) durchfahren. Das Auto Kreipes ist überall bekannt und darf bevorzugt passieren. Man fährt quer durch Iráklion und wendet sich an der Platia Eleftherias links. Eine letzte Straßensperre steht am Chaniá-Tor, auch diese wird überwunden und die Fahrt führt auf die Küstenstraße Richtung Réthimnon. Etwa auf der Höhe des Dorfes Síses verlassen die Entführer das Auto. Es wird zu einer der nächsten Buchten gefahren, um eine Evakuierung durch ein U-Boot vorzutäuschen. Man lässt einen Brief zurück, in dem der britische Kommandotrupp die Entführung ausdrücklich als sein eigenes Werk bezeichnet, das gänzlich ohne Mithilfe von Kretern durchgeführt wurde. Damit will man Repressalien an der Zivilbevölkerung verhindern. Dann geht der Marsch querfeldein zum Bergdorf Anógia, wobei Kreipe und der Chauffeur getrennte Wege nehmen. Der Chauffeur versucht unterwegs nach Aussage seiner Gruppe, eine deutsche Streife auf sich aufmerksam zu machen und wird dabei von einem der Entführer im Affekt getötet, was dieser später sehr bedauert.
In der Nähe Anógias trifft man sich mit weiteren Andártes und der lange Marsch quer über das Ída-Gebirge an die Südküste beginnt. In enger Zusammenarbeit britischer Agenten mit kretischen Partisanen werden der General und seine Entführer sicher durch die deutschen Linien geschleust. Über zwei Wochen dauert die Odyssee, bis die Briten mit ihrem Gefangenen vom abgelegenen Peristerés Beach (→ Link), einem der wenigen unbewachten Strände der Südküste, mit einem U-Boot nach Ägypten evakuiert werden können. Das Unternehmen ist ein voller Erfolg und bedeutet eine empfindliche Schlappe für die Besatzungsmacht, deren Selbstvertrauen untergraben wird und die sich lächerlich gemacht fühlt. Der kretische Widerstand, verstärkt durch britische Kommandotrupps, erhält durch das „Husarenstück“ neuen Auftrieb.
Im Frühherbst desselben Jahres werden die Bergdörfer Anógia und Gerakári (Amári-Becken) von den deutschen Truppen dem Erdboden gleichgemacht, u. a. deswegen, weil die Entführer Kreipes ihren Weg über diese Dörfer nahmen und hier Unterstützung fanden.
♦ Buchempfehlungen zu der Entführung Kreipes → Lesetipps.
Die Kirche der Panagía in Epáno Archánes
Epáno Archánes
Provinzstadt am Fuß des steilen Joúchtas, auf dem nach alten kretischen Legenden Zeus begraben liegt. Mit ihrer großen Winzergenossenschaft ist sie Mittelpunkt einer der drei großen PDO-Weinregionen Kretas. Das Zentrum mit seinen alten Gassen ist einen Bummel wert.
Neben dem Stadtbild sind es vor allem die minoischen und mykenischen Fundstätten im Ort und im näheren Umkreis, die das Interesse wecken. Sie haben Archánes zu einem der wichtigsten neueren Ausgrabungsorte Kretas gemacht, leider sind die Fundorte derzeit allesamt nicht zugänglich. Inzwischen ist ersichtlich, dass sich um den mythischen Berg Joúchtas ein bedeutendes Zentrum der Minoer (ähnlich denen in Knossós und Festós) samt Palast, Wohnstadt und Nekropole befunden hat, das später von den Mykenern als Siedlung weiterbenutzt wurde. Für Wanderer ist aber auch die Besteigung des Joúchtas ein Highlight.
Sehenswertes
Schon kurz nach der Ortseinfahrt erreicht man einen weitläufigen Platz. Rechter Hand kommt man am 1901 erbauten klassizistischen Gebäude der Volksschule (Didaktírio) vorbei, im Zweiten Weltkrieg Hauptquartier des Generals Kreipe. Rechter Hand geht es hier zur Ausgrabung von Fourní (→ Link).
Gleich danach trifft man auf die stilvolle Panagía-Kirche mit freistehendem Uhrenturm. Die dreischiffige Kirche besitzt einen eleganten Glockenstuhl und filigrane Durchbruchfenster in den Apsiden. Im Innenraum findet sich eine große Sammlung von Ikonen, darunter die verehrte Ikone der Panagía (Gottesmutter).
Geht man anschließend die Hauptgasse weiter nach Süden, so passiert man den Zugang zum minoischen Palast, kann dann links oberhalb der Hauptgasse durch die Agora bummeln und gelangt schließlich zur hübsch begrünten Platia am südlichen Ortsende.
Minoischer Palast: Er wurde bereits von Evans lokalisiert, aber erst in den sechziger Jahren vom Ehepaar Sakellarákis im ehemaligen türkischen Viertel Tourkogeitonía ausgegraben. Wegen der ungünstigen Lage mitten in der Stadt (Karte) legten sie nur einen kleinen Teil des Komplexes frei, der leider nicht zugänglich ist. Hinter versperrten Gittertoren erkennt man nicht viel mehr als die Grundmauern mehrerer Häuser. Die umgebende Siedlung, deren Anfänge in vorminoische Zeiten zurückreichen, kann nicht ausgegraben werden, da sie sich unter der heutigen Ortschaft erstreckt.
Spektakuläre Funde in Archánes
Die Entdeckungen von Archánes sind eng mit dem Namen des Archäologenehepaars Iánnis (1936-2010) und Efi Sapouna-Sakellarákis verbunden, die hier seit 1964 gegraben haben. Unmittelbar unter den Wohnhäusern der Stadt legten sie zunächst die Grundmauern eines minoischen Palastes frei, den schon Arthur Evans hier vermutet hatte, fanden kurz darauf auch die außerhalb liegende Nekropole Fourní. Der Höhepunkt aber kam 1979, als die beiden den Tempel von Anemospiliá etwa 3 km außerhalb von Archánes ausgruben und dort den ersten und bisher einzigen Beweis für Menschenopfer der Minoer fanden! Iánnis Sakellarákis wurde später zum Direktor des Archäologischen Nationalmuseums in Iráklion bestellt. Über die Ausgrabungen hat er ein informatives Buch geschrieben (→ Lesetipps). Begraben liegt Sakellarákis in der minoischen Ausgrabung Zóminthos am Weg zur Nída-Hochebene (→ Link).
Archäologisches Museum: Die modern konzipierte Sammlung liegt im Ortszentrum, seitlich der Hauptgasse. Hier ist ein kleiner Teil der