Du bist frei, alles laufen zu lassen – doch du solltest diese Freiheit bewusst dem ruhigeren Leben in ritualisierten Abläufen wie zum Beispiel in Hotels vorziehen, um mit dieser Form des Reisens glücklich zu werden.
Freiheit sieht für dich anders aus? Auch ein perfekt ausgeklügelter Routenplan kann unterwegs gut realisiert werden und für einen sehr entspannten Urlaub sorgen.
Ganz klar ist die völlige Unabhängigkeit der entscheidende Unterschied zum klassischen »Urlaubmachen«, denn Urlaub mit dem Camper heißt, nur dort zu bleiben, wo man wirklich sein möchte. Entscheidungen triffst du eher spontan und nicht vorab aufgrund von Werbefotos, wobei du aushalten musst, dass die Suche nach deinem Traumplatz manchmal länger dauert, als du gehofft hast …
Kein Tag ist wie der andere, immer kommt alles anders, als du gedacht hast, oder es stellen sich ständig Alltagsfragen: Wie komme ich an Frischwasser, wo kann ich das Abwasser und die Toilette umweltgerecht entsorgen, wie komme ich trotz fehlender Beschilderung an mein Ziel, wo hänge ich die Wäscheleine auf, wer kann mein Auto reparieren, wie komme ich an Strom für mein Handy, welche Route ist die beste, kann diese Straße befahren werden, wie drehe ich auf der steilen Strecke um?
Kleinigkeiten, die im vorab gebuchten Urlaub keinen Gedanken wert sind, beschäftigen dich jeden Tag, und du solltest dich an der Suche nach kreativen Lösungen erfreuen, um diesen Zustand zu genießen.
Alle interessanten Sehenswürdigkeiten kannst du direkt anfahren. Mit einem kleineren Mobil parkst du ganz in der Nähe, mit einem größeren nahe einer öffentlichen Bushaltestelle. Und wenn alle Tagestouristen gegangen sind, kannst du mit den Einheimischen die Ruhe des Ortes genießen.
Kaum eine Unterkunft ist so naturnah wie dein Womo, denn du bist auf Campingoder freiem Stellplatz quasi immer draußen, ganz nah an Wind, Wetter, Natur. Du lebst in und mit der Natur, und die Natur begleitet dich unausweichlich: Insekten, streunende Tiere, Sand und Dreck, Hitze und Kälte, sturmgerüttelte Nächte …
Du bist unterwegs und doch in deinem Zuhause, das du selbst gestaltet hast. Auch in einem gemieteten Mobil wirst du dich in kürzester Zeit wie in einem Nest fühlen, das dir Geborgenheit und Gemütlichkeit schenkt und das du nicht mehr missen möchtest – wenn du der Typ dafür bist, dich auf engem Raum wohlzufühlen und mit anderen Menschen für eine begrenzte Zeit sehr eng zusammenzuleben.
Ein eigenes Wohnmobil ist mit allen laufenden Kosten kein wirklich billiges Vergnügen, und die Mietpreise sind (vor allem in den Schulferien) knackig. Aber entgegen der »stationären« Unterbringung mit Anreise-, Restaurant-, Zimmer- und zusätzlichen Freizeitkosten (vor allem mit Kindern) sind die Ausgaben für Benzin und Straßengebühren, Campingplatz und lokale Einkäufe deutlich geringer.
Beide Varianten sind möglich, beides gibt es im Übermaß. Der Vorteil aber ist, dass du jederzeit den Platz wechseln kannst, wenn es dein Wohlgefühl erfordert. Du musst nicht den ganzen Urlaub schnarchende Zimmernachbarn oder Discomusik aushalten, und du kannst auch vor zu großer Stille fliehen ‒ ganz nach deinem Gefühl.
In vielen Ländern gibt es einen anderen, gedehnteren Begriff von Zeit. Überlass dich ganz entspannt den terminlichen Unwägbarkeiten und der dir vielleicht widerstrebenden bzw. ungewohnten Langsamkeit, denn du hast den großartigen Vorteil von nicht vorgeschriebenen Essenszeiten, keine streng einzuhaltenden Freizeitprogramm- oder Poolöffnungszeiten und in der Regel überhaupt keine festen Termine …
Bei keiner anderen Urlaubsform kannst du so viel Sportgerät, Freizeitzubehör, Lesestoff und sonstiges Equipment mitnehmen. Keine Schlepperei vom Hotel zum Strand, kein Kofferein- und -auspacken … Vom Lieblingsessen über die eigene Dusche bis zur Minireisebibliothek: Du hast alles überall dabei.
Du hast dein eigenes Bad an Bord, wirst aber (um Wassertanks und Toilettenmenge zu schonen) möglichst oft in öffentlichen Sanitärräumen zugange sein. Mit Duschlatschen, sauberem Handtuch und einer entspannten Einstellung ist das kein Problem – wenn du auch mal über Defizite hinwegsehen kannst.
Mit einem großen Camper hast du sogar eine Duschmöglichkeit an Bord. Bedenke aber, dass deine Wasserkapazität begrenzt ist. Auch mit einer (selbstwärmenden) Solar-Outdoor-Dusche kannst du dir nur behelfen, wenn du am Platz Wasser holen kannst. Da es aber an Freistehplätzen in der Regel keinen Süßwasseranschluss gibt, bedeutet das, dass du möglicherweise auch mal einige Tage ungeduscht bleibst, dass du tagelang ungestylt sein und die immer gleichen Klamotten anziehen wirst – ein Traum für die, die das mögen, ein Albtraum für alle anderen, die dann lieber auf einem Campingplatz stehen sollten, auf dem es alle Annehmlichkeiten (von gepflegten Sanitäranlagen über Waschmaschinen bis zu Wäscheleinen) gibt. Im Zweifel aber: einfach mal ausprobieren!
Im Wohnmobil mit der ganzen Familie
Wenig sonst bringt die Familie einander so nahe wie ein Urlaub im Camper: erfolgreich durchgestandene Nervattacken, gemeinsam gemeisterte Abenteuer, miteinander erlebte Glücksmomente. Es gibt kaum bessere Gelegenheiten, eine intensive Familienzeit zu erleben, als zusammen auf engem Raum zu reisen und trotzdem mit größtmöglicher Individualität zu leben.
Es ist natürlich mitunter kein leichtes Unterfangen, allen und jedem jederzeit gerecht zu werden – aber nach jedem