Die Autoren haben es auf den Punkt gebracht. Kinder werden unterfordert in Aufgaben und Pflichten. Strenge ist verpönt. Eltern sind großzügig und verstehen sich eher als Kumpel ihrer Kinder. Und Kinder erleben zu wenig, dass sie beharrlich arbeiten lernen müssen. Viele geben auf, wenn Forderungen gestellt werden, oder sie rebellieren mit Erfolg. Darum fehlen Konzentration und Kontinuität. Lust und Selbstverwirklichung geben den Ton an. Kinder, die Ordnung, Fleiß, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit nicht gelernt haben, reagieren später gestresster.
Wie sagte schon Alfred Adler: „Unterforderte Kinder sind gestresste Kinder.“
Stress und Störungen bei Scheidungskindern
Wie sich Stress auf Kinder aus geschiedenen Ehen auswirkt, zeigt eine Untersuchung der Tübinger Kinder- und Jugendpsychiatrie. Innerhalb einer Langzeitstudie von 14 Jahren wurden die Auffälligkeiten von Kindern aus geschiedenen Ehen mit Kindern aus nicht geschiedenen Ehen verglichen. Die Ergebnisse sind signifikant.
Aggressionen sind etwa viermal so häufig bei Kindern aus geschiedenen Ehen wie bei Kindern aus nicht geschiedenen Ehen.
Depressionen sind etwa doppelt so häufig. Amerikanische Studien gehen davon aus, dass Kinder und Jugendliche zu 25 - 30 % während und nach der Scheidung mit Depressionen reagieren.
Diebstahl ist etwa zehnmal so häufig. Kinder stehlen sich „Liebe“ oder was sie dafür halten. Diese enorm hohen Zahlen zeigen, wie enttäuscht Kinder den Zerbruch der Familie erleben.
Bettnässen ist etwa doppelt so häufig.
Suizidversuche liegen um das Dreifache höher. Kinder und Jugendliche sind extrem orientierungslos, fühlen sich verraten und allein gelassen.
Vor, während und nach einer Scheidung werden Kinder und Jugendliche einer schweren Stressbelastung ausgesetzt. Der ganze Mensch vom Scheitel bis zur Sohle kann belastet werden und Schäden fürs Leben davontragen.
Hyperaktive Kinder und Stress
Heute geht man davon aus, dass etwa 400 000 Kinder in Deutschland an ADHS leiden, also an dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom. Nicht wenige sind der Meinung, die Störung sei ein Symptom des modernen Lebens und keine Krankheit. Andere Fachleute sprechen von einer Begleiterscheinung der „Sucht nach Geschwindigkeit“. Nimmermüde Fernseher und flinke Computer, rasante Videos und mobile Telefone machten die Kinder zappelig und ihre Eltern ungeduldig. Nur wenn die Menschen die Balance zwischen Profitgier und emotionaler Zufriedenheit zurückgewinnen könnten, würde das Syndrom an Einfluss verlieren. Nicht die Kinder seien krank, sondern die Gesellschaft.
Andere Fachleute widersprechen heftig. Sie sehen auch den Einfluss der Gesellschaft, unterscheiden aber zwischen Auslöser und Ursache. 4 % der Kinder seien weltweit betroffen. Nicht nur in westlichen Kulturen, auch in China würden Kinder mit der Anlage geboren. Studien bei eineiigen Zwillingen hätten ergeben, dass beide Zwillinge mit hoher Wahrscheinlichkeit an diesem Syndrom litten. Bedingt durch die Fehlreaktion im Gehirn, hätten die jungen Menschen eine andere Wahrnehmung. Sie seien
reizoffen,
extrem sensitiv,
ständig auf neue Reize ansprechbar,
abgelenkt und vergesslich,
oberflächlich,
sprunghaft und fehlerhaft und
sehr unkonzentriert.
Die Nachfahren des Zappelphilipps leben mit Vollgas im Hier und Jetzt. Sie leben ein Leben ohne Bremse. Die Folge:
Sie sind ängstlich und bockig,
ecken überall an,
leiden unter Minderwertigkeitsgefühlen,
können Stressoren nur schlecht wegfiltern.
30 - 40 % der jungen Häftlinge sollen an ADHS leiden.
Was können Eltern und Erzieher tun, um ihren Stress zu verringern?
Was können sie unternehmen, um die Überforderung einzudämmen?
Wie können sie in der Kindererziehung gelassener werden?
Denkanstoß Nr. 1:
Wie helfen Sie ADHS-Kindern?
ADHS-Kinder benötigen einen freundlichen, aber klaren und direktiven Erziehungsstil. Diese Kinder brauchen mehr Halt als andere.
Geben Sie dem Kind beim Lernen Zeit und Raum. Üben Sie keinen Druck aus.
Beobachten Sie genau, wann das Kind sich gut fühlt, und bauen Sie diese Erfahrungen in die tägliche Routine ein.
Reagieren Sie auf Fehlverhalten sofort, da das Kind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis hat.
Verlieren Sie nicht die Kontrolle. Hyperaktive Kinder reagieren am besten auf eine sachliche Kommunikation.
Vermeiden Sie einen Machtkampf! Reden Sie mit dem Kind, wenn es sich beruhigt hat.
Helfen Sie dem Kind, dass es sich beruhigt. „Zeige mir, dass du Kontrolle über dich hast. Hörst du auf zu schimpfen, können wir miteinander reden.“
Denkanstoß Nr. 2:
Überprüfen Sie Ihre hohen Erwartungen
Wir alle haben Erwartungen, große und kleine, realistische und unrealistische.
Erwartungen sind Liebestöter.
Erwartungen sind schwerer Egoismus.
Erwartungen sind Selbstsucht.
Hohe Erwartungen, die verbal oder nichtverbal kommuniziert werden, sind stressfördernd.
Kinder wollen geliebt werden und es ihren Eltern recht machen. Stress-Eltern glauben, ihre Kinder kommen in Gesellschaft und Wirtschaft nicht zurecht, wenn die Noten nicht überdurchschnittlich sind.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung untersuchte mit Hilfe des Siegener Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung über 1000 Kinder und Jugendliche. Sie spricht von „Glückskindern“ und „Konfliktkindern“. Glückskinder sind Kinder aus Familien mit guten Beziehungen. Die Familien sind heil, das Gesamtklima ist positiv, und die Zufriedenheit des Nachwuchses mit Vater, Mutter und Geschwistern ist hoch. Der Erwartungsdruck der Eltern ist normal. Die Anfälligkeit für Drogen und Alltagsverfehlungen ist gering.
Dagegen sind die „Konfliktkinder“ schlechter dran. Sie stehen unter hohem Stress, das familiäre Klima ist getrübt, sie nehmen früh Drogen, sind öfter depressiv, lassen schneller „etwas mitgehen“, fahren häufiger schwarz und spüren einen enormen Erwartungsdruck.
Denkanstoß Nr. 3:
Was geschieht, wenn Sie Ihre Ziele nicht erreichen?
Was geschieht, wenn Sie das Hundertprozentige verfehlen?
Dann beginnt unter Umständen die Spirale für den Burnout. Je höher die Ziele, desto tiefer der Fall, wenn die hohen Erwartungen verfehlt werden. Der tiefe Fall widerfährt nur Menschen mit überhöhten Zielen.
Woran können Sie erkennen, ob die Ziele geistlich oder menschlich sind?
Wenn